Frankfurter Allgemeine Zeitung - 04.03.2020

(Darren Dugan) #1
FrankfurterZeitung
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A


nja Piel ziehtaus ihrer Handta-
sche ein Organigramm hervor.
Mit etlichenPfeilen undKästen
wirddarauf erklärt, werim
DeutschenGewerkschaftsbund (DGB)
wenentsenden oderwählendarf. Piel will
in die Mittedes hellroten Kastensganz
oben:„Geschäftsführender Bundesvor-
stand“, das Epizentrum gewerkschaftli-

cher Macht in Deutschland. Nachgegen-
wärtigem Stadthat Pielallerbeste Chan-
cen, an diesemMittwochzueinem der
vier Mitglieder dieses Gremiumsgewählt
zu werden. In dieserWocheführtdie nie-
dersächsische Grünen-Fraktionsvorsitzen-
de weiter eGespräche.Aufdas DGB-Orga-
nigramm hat sie sichdie Namen wichtiger
Personen notiert.
SolcheWechsel häufen sich inzwischen
bei den Grünen:Kürzlichwurde bekannt,
dass derKretschmann-VertrauteVolker
Ratzmann Cheflobbyistder Deutschen
Post wird.Die WirtschaftspolitikerinKers-
tin Andreae, RatzmannsEhefrau, führt
seit kurzem den Bundesverbandder Ener-
gie- undWasserwirtschaft. In dieserFunk-

tiontrifftsie wieder öfterauf ih re frühere
BundesvorsitzendeSimonePeter, die in-
zwischen denVerband ErneuerbareEner-
gien leitet.Der frühere hessische Landtags-
abgeordnete DanielMackarbeitet seit ein
paar Monatenals Lobbyist bei Daimler.
Auch früherwechselten Grüne schon
mal die Seiten. Der früheregrüneAußen-
ministerJoschkaFischergründete schon
vorJahre nseineeigene Beraterfirma„Fi-
scher and Company“,erstand auf den Ge-
haltslistenvon BMW, Siemens undRewe.
Dochdie Fälle der jüngerenZeit stehen in
einem neuenKontext. Untern ehmen und
Verbände habengroßesInteresse daran,
sichgrünesPersonal einzukaufen,um sich
so auf einemöglichegrüne Regierungszeit
einzustellen.Auch si esehendie Umfrage-
werte. Esgeht ihnen darum zuverstehen,
wie dieGrünen ticken, zum Beispielwie
innerhalb derParteiEntscheidungenvor-
bereitet werden. Undesgeht auchganz
praktisch um Zugang zu denentscheiden-
den Stellen. DieVerbände suchen also je-
manden, der sichimLauf der Jahrenicht
nur vieleMobiltelefonnummern in sein
Adressbuch eingepflegt hat,sondern über
echte, belastbareKontakteverfügt.Für
die Spitzenjobs suchen Verbände undUn-
ternehmenPolitikeraus der ersten Reihe.
Aber esgabauchschon Gesuche für die
Ebenendarunter,etwanachMitarbeitern
vongrünen Bundestagsabgeordneten, um
die politische oderstrategischeAbteilung
einesVerbands zuverstärken.
Die grüne Partei hat ihrerseitsein ei ge-
nes Interessedaran, dassihreLeutenicht
nur in Naturschutzorganisationen, son-
dernauchinUnternehmenund Verbän-
den sitzen. Hiergabesbislang nicht viele
Grüne.Wohl auchdeshalb sind die Grü-
nen,die Wechsel vonPolitikernanderer
Parteienindie Wirtschaftsehr kritischbe-
äugt hatten, bei den eigenen Leutengroß-
zügig.Nur vereinzelt gibt es unter den Grü-
nen Stimmen–wie etwa den Europaabge-
ordnetenDanie lFreund –, die eineKarenz-
zeit auchfür Abgeordnete fordern. Seit
2015gilt im Bund, dassMinister undParl a-
mentarische Staatssekretäreerstnachei-
ner Fristvon 18 Monaten in dieWirtschaft
wechseln dürfen.
In Niedersachsen wurde einesolche
Sperrfrist erst Ende desvergangenen Jah-
reseingeführt. Zu den Befürworterngehör-
te ausgerechnetauchAnja Piel. Alsvorei-

nem Jahr derniedersächsischeWirt-
schaftsministerOlafLies voreinemWech-
sel zum Bundesverband der Energie- und
Wasserwirtschaftstand, forderte sie vehe-
ment die EinführungvonKarenzzeiten,
bevorMinister die Seitenwechselnkön-
nen. PielsFraktionforderte eine ähnliche
Regelung auchfür Parlamentarier,zumin-
destsollt eeseine „Anzeigepflicht “bei Job-
angebotengeben. Piel hält diesweiter für
sinn voll, auchwenn sie „denpotentiellen
Konflikt nichtvollständig löst“. Den gutdo-
tier tenJob bei derWasserwirtschaftbe-
kamamEnde übrigens nicht der SPD-Poli-
tiker Lies, sondern PielsParteifreundin
Kerstin Andreae. DieFraktionsvorsitzen-
de im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt,
zeigtesich erfreut.Der BDEW habe die
„Zeichen derZeit er kannt“, sagtesie der
Zeitung„taz“. Ebenso wie Andreae,die
siebzehnJahreimBundestag saß und sie-
benJahreals stellvertretendeVorsitzende
derFraktion Einflussnahm, bringt auch

Piel das nötigeRüstzeug für ihreneue Tä-
tigkeitmit.NachdreiJahren als Grünen-
Landesvorsitzende und sieben Jahren als
Grünen-Fraktionsvorsitzende beherrscht
sie das gesamte Repertoire: Parteige-
schäft,Regierungsgeschäft, Oppositions-
geschäft, öffentlicheAuftr itte,Verhalten
in Sitzungen, Verhalten inTelefonschal-
ten, das OrganisierenvonMehrheitenhin-
terden Kulissen. SolcheFähigkeiten benö-
tigt manauchineinemVerband wie dem
DGB,wo die Spartengewerkschaftenun-
terschiedliche Interessenverfolgen.
Als Sozialpolitikerin hat Piel seit Jahren
engeKontaktezuden Gewerkschaften,
kennt die entscheidendenPersonen. Of-
fenbarwareine „Verdi-Schiene“vonent-
scheidender Bedeutung für die Anbah-
nung.Frank Bsirske, der langjährigeChef
der Dienstleistungsgewerkschaft, stammt
aus der politischen Szene Hannovers. Piel
warimHerbstauch beiBsirskesVerab-
schiedung in Berlin.Vonden Gedanken-
spielen in der DGB-Spitzebezüglichihrer
Person habe siewenig mitbekommen,sagt
Piel.„Gerüchteweise“ habe sie davonaber
gehört. Irgendwann,dawar die Sache
schon so gut wie sicher,erfuhrenauchihre
Fraktionskollegenvondem bevorstehen-
den Wechsel. Ausder Zeitung.„Das kam
für alle überraschend“, heißtes.

F


ür Beobachterkamder Weggang
Piels dagegen nichtgänzlich uner-
wartet.Esgibt,grobgesprochen,
zwei Artenvon Seitenwechseln.
Es gibtFälle wie Joschka Fischer,die nach
dem Höhepunkt ihrerKarrieredie Zeit ge-
kommen sehen,ihre„Adressbücher zuver-
golden“, wie es oftgeringschätzig heißt.
Zumanderen gibt es auchPolitiker,die er-
kennenmüssen,dassihnenSprungindie
allererste Reiheverwehrtbleibenwird.
Ein rascherWechsel ist dann oftbesser,
als zuzuschauen,wie nachrückende Kräfte
in derParteidamit beginnen, dieStuhlbei-
ne zu mustern,und allmählichdie Säge
hervorkramen. Anja Pielgehört in die
zwei te Gruppe. DieParteilinkehattesich
2018 als Bundesvorsitzende beworben,
scheiterte aberklar gegenAnnalena Baer-
bock. Schon damalswarklar,dass in der
Grünen-FraktioninHannover eingewis-
ses Überangebotherrscht. Nachdem Re-
gierungswechselimJahr 2017fanden sich
dortfrühere Landesminister der Grünen
als einfacheAbgeordnete wieder. Vorder
nächsten Landtagswahl muss sichalles

neu sortieren. Mit PielsAbgang entweicht
zumindestetwas Druckaus diesemKessel.
Das Gehalt habeeineuntergeordnete
Rolle gespielt,beteuertPiel. VonSummen
großerWirtschaftsverbände, dieGehälter
von500 000Euroanbieten, wirdPiel beim
DGB auchweit entfernt bleiben. Selbst
der obersteDGB-FunktionärReiner Hoff-
mannverdientwenigerals 200 000 Euro.
FürFraktionsvorsitzende in Hannover
lohntsich solchein Wechsel eigentlich
nicht–außer man istwie Pielbei den Grü-
nen, diedieses herausgehobene Amt ledig-
li ch miteine rmonatlichen Zulagevon
1000 Eurovergüten. Piel wirdsich finan-
ziellalso leichtverbessern, mussdafür
aber einen zweitenWohnsitz in Berlin un-
terhalten. „Doppelte Haushaltsführung –
das habe ichnochnie gemacht“, sagt die
verheiratete Muttervon zwei Kindern.
Mit demWechsel Volker Ratzmanns in
dieWirtschaftverliertder baden-württem-
bergischeMinis terpräsidentWinfried
Kretschmann seinen engen Vertrauten
und Bevollmächtigten der grün-schwar-
zen Landesregierung in der BerlinerLan-
desvertretung.Ratzmann wechseltals
Cheflobbyistzum Logistikunternehmen
DHL.FürKretschmannist das ein harter
Schlag.Sein Nachfolger ,der bisherigeUm-
weltstaatssekretär AndreBaumann,ein
Biologe, hattesichaufgrund seinerFach-
kenntnisse eigentlichschon alskünfti ger
Umweltminister warmgelaufen. Der 59
Jahrealte Ratzmann brachtejedenfalls
mehr Berlin-Erfahrung mit, erwareinmal
FraktionsvorsitzenderderGrünenimAb-
geordnetenhaus, die Bundesgeschäftsstel-
le der Grünenwarihm ebenfallsvertraut,
die Arbeit dergrünenBundestagsfraktion
kannteervom Küchentisch,vonseiner
Frau Kerstin Andreae. Ergalt in Berlinals
der große Strippenzieher imBundesrat.
DemVernehmennachlag esvorallem an
seinemVerhandlungsgeschick, dassdas
Klimapaketnochmal vollständig aufge-
schnürtwurde und derCO 2 -Preis, bei dem
die Länder an sichgar ni chtmitzureden ha-
ben, deutlicherhöht wurde.
Fürdie Wirtschaftist Ratzmanndaher
ein attraktiverKandidat.„Es warenschon
drei, vier Angebote, die ichhatte“,sagt
Ratzmann.„Dennviele Firmen undVer-
bändeerkennendie Relevanz derGrünen
und unserer Themen. Sie brauchen mehr
Personal,umdie Grünen zuverstehen“,
sagt Ratzmann. „Mit60Jahrenkann man
nocheinmaletwasNeues machen. Das

habeich eigentlichalle zehn Jahrege-
macht.Gut, jetztwarenesnur acht Jahre.“
Er habe sich auch für denWechselent-
schieden, weil er Kritikanmöglichen
Interessenverquickungen –nachdem
Wechsel seinerFrau zum Bundesverband
BDEW–habevermeidenwollen.
Als Staatssekretär in der Kretschmann-
Regierung wurdeRatzmann nachder Be-
soldungsgruppe B9 bezahlt, das sind
11 968 EuroimMonat.Über seinkünfti-
gesGehalt bei DHL willRatzmann nichts
sagen, es liegenicht wesentlichüber dem
alten. Kretschmannwähltefür Ratzmann
zunächsteine großzügigeLösung, erver-
setzt eihn in deneinstweiligenRuhestand,
waseingroßzügigesÜbergangsgeldvon
mehrals 30 000 Euromit sichbringt. Da-
gegengab esrec htliche Bedenken und
scharfenProtest,unter anderemvonder
oppositionellen SPD.Nunhat Ratzmann
nachträglichdochumEntlassunggebeten.
EndeApril soll sie wirksam werden. Für
Februar,Märzund April bekommt ernoch
ein Übergangsgeld involler Höheseines
Monatsgehalts.Mit der Entlassungver-
zichtet er allerdingsauf seinePensionsan-
sprüche und weiter eÜbergangsgelder.
Das Landwerdeihn jetzt, so ein Sprecher
der Landesregierung, in dergesetzlichen
Renten versicherung nachversichernund
damit viel Geld sparen.

W

ir Grüne merken, dassdas In-
teressevon Verbänden und
Unternehmen zuletzt noch
einmalextrem gewachsen
ist“, sagtauchDanyalBayaz, grüner Bun-
destagsabgeordneterund Vorsitzender des
Wirtschaftsbeirates seiner Bundestagsfrak-
tion.„Viele Entscheiderwollen wissen,
wie wir ticken und wie wirgemeinsam das
Riesenthema ökologische Modernisierung
der Industrie bewältigenkönnen. Deshalb
istdas Interesse an uns derzeit so im-
mens.“IneinerUmfragedes „Bundesver-
bands Deutsches Startups“ entschieden
sichdie meistenjungen Gründer für die
Grünen–und nicht mehr für die FDP.Die
Grünenwürden heute, sagt Bayaz, das ma-
chen, wasdie CDU früher bei Bauern,Un-
ternehmern undFörstern so perfekt be-
herrscht habe, nämlich„Brückenindie
Wirtschaftzuschlagen“.Natürlichgehe es
im Kern darum,gegenüber denVerbän-
den undUnternehmenErwartungshaltun-
genzuformulierenund Regulierungen an-
zubieten.
Einer,der vomInteresse derWirtschaft
an den Grünenschon bald profitieren
wird, istFranz Untersteller,grünerUm-
weltministerinKretschmannsKabinett.
Mit denVorstä ndengroßer Energiekonzer-
ne könne er jederzeitauf Augenhöhe über
Windkraftanlagen und Fernwärmenetze
reden, sagt er. Angebote habe es immer
mal wiedergegeben,Konkreteswill er
nicht sagen. Erverweistauf einen Brief,
den er Ende Januar an seineParteifreunde
im Stuttgarter Kreisverbandgeschrieben
hat:1983 sei er als parlamentarischer Bera-
terzur Landtagsfraktionder Grünenge-
kommen,das seien 40 JahreLandespoli-
tik.Erhabe alsUmweltministerviel errei-
chen können.„Mit dann 64 Jahrenbin ich
nochjung undfitgenug, beruflichnoch
einmaletwas Neues zu beginnen“, erwol-
le ein neues „beruflichesKapitel“ aufschla-
gen, schreibtder Minister. Angstvor gro-
ßer Nähe zur Industrie und zu denUnter-
nehmenhaben die Grünen schon lange
nicht mehr.SohatteUnterstellervorgut ei-
nem JahrwenigBedenken, Doppelinter-
views mit dem Vorstandsvorsitzenden
GerdChrzanowski vonder Schwarz-Grup-
pe (Lidl/Kaufland)verschiedenenMedien
anzubieten,umüber das sehr ernsthafte
Problem Plastikmüllzustreiten. Organi-
siertund sicher für ein gutes Honorar ange-
bahnt wurde dies ausgerechnetvon den
PR-Beraternder Firma„Fischer and Com-
pany“.

Gutvernetzt: Anja Piel, hier im Jahr 2017,wechselt zum Deutschen Gewerkschaftsbund. FotoChristian Burkert

Wenn Grüne rübermachen


VonReinhardBingener,
Helene Bubrowski und
Rüdiger Soldt

In letzterZeit haben


auffallend viele


Grüne die Seiten


gewechselt und bei


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Verbänden


angeheuert. Warum


die Partei darüber


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