Der Spiegel - 22.02.2020

(C. Jardin) #1
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a, es entspannt, wenn man unter Druck steht und sich
dann Schokolade gönnt. Der Körper schüttet weniger
vom Stresshormon Cortisol aus, der herrliche Ge-
schmack und das angenehme Gefühl im Mund lösen im
Gehirn Belohnungsreaktionen aus, es werden Opiate und
Dopamin freigesetzt. Man fühlt sich besser. Kurzfristig.
Denn langfristig ist das keine Lösung: Schokolade oder
auch Chips sind ungesund, sie enthalten zu viele Kalorien,
führen zu Gewichtsproblemen. Emotionales Essen ist antrai-
niert, oft schon seit der Kindheit: Ist das Knie aufgeschlagen
oder das Zeugnis gut, gibt es ein Eis. Ungünstig wirkt sich
auch aus, wenn Kinder beim Essen zu stark kontrolliert wer-
den, wenn es strenge Tischregeln gibt und Kinder nicht selbst
entscheiden dürfen, wann sie satt sind.
Was also macht man nun, wenn man den Impuls hat, so-
fort Schokolade zu essen? Man gewinnt Zeit, denn das starke
Verlangen hält oft nicht mal zwei bis drei Minuten an. Über
diesen Notfall kann man sich mit einer Entspannungsübung
weghangeln: Setzen Sie sich dafür in aufrechter Haltung auf
einen Stuhl, und stellen Sie die Füße bewusst auf dem Boden
auf. Schließen Sie die Augen, und achten Sie auf Ihre At-
mung. Vielen Menschen fällt die Übung leichter, wenn sie
sich vor allem auf die Ausatmung konzentrieren. Wenn
die Gedanken abschweifen oder Sie Emotionen spüren, ge-
ben Sie diesen einen Titel wie »Sorgen der unnützen Art«,


»Heißhunger« oder »Angst« und konzentrieren sich wieder
auf das Atmen. Nach drei Minuten öffnen Sie die Augen und
beenden die kurze Meditation.
Außerdem sollte man alternative Verhaltensmuster trainie-
ren: Wenn der Frusthunger kommt, geht man immer spazie-
ren oder ruft eine Freundin an, zum Beispiel. Das langfristige
Ziel aber ist es herauszufinden, was einen wirklich glücklich
und entspannt macht. Und genau das dann auch zu tun.

Was hilft gegen das


Frustfuttern?


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