Der Spiegel - 22.02.2020

(C. Jardin) #1
122 DER SPIEGEL Nr. 9 / 22. 2. 2020

SPIEGEL GESCHICHTE
SONNTAG, 23. 2., 21.45 – 23.15 UHR, SKY


Die Wutbürger – Woher
kommt die AfD?


12,6 Prozent der Wähler haben im
September 2017 bei der Bundestags-
wahl für die »Alternative für Deutsch-
land«gestimmt. Damit ist zum
ersten Mal seit Ende des Zweiten
Weltkriegs eine rechtspopulistische
Partei in das Abgeordnetenhaus
eingezogen. Die Dokumentation ver-
sucht, Antworten darauf zu finden,
wie weit rechts die Partei tatsächlich
ist, welche Verbindungen zu rechts-
extremen Gruppen bestehen und wer
in der AfD wirklich das Sagen hat.


ZDF-HISTORY


SONNTAG, 23. 2., 23.45 – 0.30 UHR, ZDF


Anarchie im Osten –
Die letzten Monate der DDR


Es war eines der turbulentesten
Jahre in der jüngeren deutschen Ge-
schichte: die Monate zwischen
dem Fall der Mauer am 9. November
1989 und der Wiedervereinigung
am 3. Oktober 1990. Ein Staat war
weg, der andere noch nicht da. Nach
mehr als 40 Jahren Teilung und
Leben in zwei völlig unterschied -
lichen Gesellschaftssystemen prall-
ten plötzlich zwei Welten auf -
einander. Der Film untersucht, was
in den Monaten zwischen Mauer-
fall und Wiedervereinigung geschah
und wie die Erfahrungen von
damals das Bewusstsein der Bürger
in Ost und West noch heute
prägen.


SPIEGEL TV
MONTAG, 24. 2., 23.15 – 0.00 UHR, RTL

Der Millionen-Coup
Drei Jahre Prozess gegen arabische
Clanmitglieder und keine Spur
von der fetten Beute: Urteil im Ber -
liner Goldmünzenprozess.

Klimaleugner mit Kalkül
Warum Teile der AfD den Klimawandel
infrage stellen und Greta
Thunberg zum Feindbild machen.

Das Flüchtlingsdrama
von Lesbos
Auf den griechischen Inseln erreicht
der Konflikt zwischen Flücht-
lingen und Einheimischen eine
neue Dimension.

SPIEGEL TV REPORTAGE
DIENSTAG, 25. 2., 23.10 – 0.15 UHR, SAT.1

Das Jahr der Verwandlung –
Endlich im richtigen Körper
Sven, Indira und Kornelia haben eines
gemeinsam: das Gefühl, im fal -
schen Körper geboren zu sein. Des-
halb lassen sie sich medizinisch
behandeln, um ihr Geschlecht ihrer ge -
fühlten Identität anzupassen. Repor -
terin Kathrin Sänger hat sie begleitet.

Programm


SPIEGEL TV

AfD-Demonstranten in Berlin 2018


SPIEGEL TV
Transsexuelle Svea

den. Sie hat sich, Zeichen einer fundamen-
talen Unsicherheit, widersprüchlich ent-
schieden. Der Kosovokrieg, den die Nato
im März 1999 begann, bildete den Auftakt.
Deutschland müsse Krieg führen, um einen
Völkermord zu verhindern, sagte die rot-
grüne Regierung von Gerhard Schröder
und Joschka Fischer. Der Einsatz war weder
durch ein Uno-Mandat noch durch den
Nato-Vertrag gedeckt, sondern allein durch
das Gebot der Nothilfe.
Nach dem schwarzen Tag der Terroran-
schläge vom 11. September 2001 folgten
zwei Kriege, in Afghanistan und im Irak.
Am ersten sollte sich Deutschland ohne Zö-
gern beteiligen, da die Nato zum ersten Mal
seit ihrem Bestehen den Bündnisfall ausge-
rufen hatte, am zweiten gegen Saddam Hus-
sein nicht – zu Recht, da die US-Regierung
die Welt mit Lügenpropaganda in die Irre
führte. Als die Vereinten Nationen 2011 mi-
litärische Maßnahmen gegen das Gaddafi-
Regime in Libyen ermächtigten, hielt sich
Deutschland, diesmal unter einer schwarz-
gelben Regierung, wieder heraus. In der
Ukrainekrise war Deutschland dann der
Mittler zwischen Sanktion und Verhandlung.
Mal so, mal so: Ein wirklich berechen-
barer Partner ist die Bundesrepublik da-
durch nicht geworden.
Seit der Wiedervereinigung hat die Bun-
desrepublik drei sehr unterschiedliche
Kanzler erlebt. Jedes Mal war der Wechsel
von einschneidender Bedeutung. Dass der
nächste Kanzler wohl wieder aus der
Union kommen wird, garantiert nicht un-
bedingt Kontinuität. Wolfrums Fragen har-
ren einer Antwort, Merkels Nachfolger
wird sie liefern und den Beweis dafür an-
treten müssen, dass nach der Bonner auch
die Berliner Republik eine »geglückte De-
mokratie« bleibt.
Trotz aller grundsätzlichen Veränderun-
gen konstatiert der Historiker nämlich eine
Konstante: Während der gesamten Le-
bensdauer der Bundesrepublik hatten die
Deutschen im Großen und Ganzen eine
glückliche Hand bei der Auswahl ihrer
Kanzler. »Immer spielte das politische
Personal die zentrale Rolle«, sosehr die
Parteien auch immer taten, als stünden In-
halte und nicht Personen im Vordergrund.
In der Abwehr der AfD, die einen
Kampf gegen die Institutionen der Bun-
desrepublik und die sie verkörpernden
Personen führt, geht es um die Bewahrung
eines kämpferischen demokratischen Pa-
triotismus. Die Selbsterhaltung schließt
das Bekenntnis des »Aufsteigers« zu sich
selbst ein. Dazu gehört auch die Fähigkeit,
jeden moralischen Angriff auf sich unmög-
lich zu machen. Das wäre die Lektion,
welche die sogenannten bürgerlichen Par-
teien CDU und FDP aus dem Thüringer
Debakel hoffentlich gelernt haben.
Romain Leick
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