Der Spiegel - 22.02.2020

(C. Jardin) #1
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Kettenraucher


aus Protest


Rauchen als Akt des Wider -
stands –David Hockney,
82, findet das eine nahelie-
gende Definition. Der bri -
tische Maler mit Wohnsitz in
Kalifornien ist seit Jahrzehn-
ten passionierter Raucher.
Und dass seine gute Freundin,
die von ihm häufig por trä -
tierte Celia Birtwell, eben-
falls raucht, wertet er in einem
Interview mit der »Sunday
Times« als eindeutig positiv
in einer Welt, in der Tabak-
konsum zunehmend verpönt
ist. Er denkt ganz offenbar
trotz eines Herzinfarkts vor
30 Jahren nicht ans Auf -
hören: »In den vergangenen
40 Jahren oder so hatte
ich drei Ärzte. Alle sagten
mir, ich solle auf hören,
und jetzt sind sie alle tot.«
In den späten Sechziger -
jahren habe er für eine Zeit
lang nicht geraucht, weil
sein damaliger Partner Peter
Schlesinger ihn darum ge -
beten habe, aber als der ihn
verließ, fing Hockney wieder

an. Der Künstler plädiert
nicht nur für mehr Toleranz
gegenüber Zigarettenkon-
sum, er ist auch ein großer
Befür worter der Legali -
sierung von Cannabis in
Kalifornien. Er habe immer
gedacht, dass die Droge
nur aus Rücksicht auf die
Alkohollobby nicht le -
galisiert werde. Weil diese
inzwischen an Macht ver -
loren habe, konnte der
Konsum 2016 legalisiert
werden, glaubt er. Er selbst
rauche auch Cannabis,
sagte Hockney der »Sunday
Times«, aber nur abends
zur Entspannung, nicht
wenn er arbeite. Während
des Interviews zündete
er sich eine Zigarette nach
der anderen an. KS

Abschied von


Beverly Hills


Der französische Filme -
macher Luc Besson, 60,
will ein Haus verkaufen –
für 14,9 Millionen US-Dollar.
Es ist nicht irgendein Haus,
sondern es war fast 50 Jah re
lang, bis zu dessen Tod
2008, das Heim des Holly-
woodstars Charlton Heston.
Regisseur Besson (»Léon –
Der Profi«) erwarb das
spektakuläre Anwesen in
den Bergen über Beverly
Hills vor vier Jahren. Es
bietet atemberaubende Aus-
blicke, fünf Schlafzimmer
und laut Anzeige sechsein-
halbBadezimmer. Allerdings

wohnte Besson dort offen-
bar nie. Seine Umbaupläne
blieben unausgeführt. Als
er Anfang 2016 das Ensem-
ble kaufte, sah die Welt
noch anders aus für ihn. Sein
großer kommerzieller Erfolg
mit »Lucy« hatte ihn 2014
zu einem reichen Mann ge -
macht. Die Produktionskos-
ten betrugen vergleichsweise
geringe 40 Millionen Dollar,
eingespielt hat der Science-
Fiction-Film mit Scarlett
Johansson und Morgan Free-
man in den Hauptrollen
mehr als 458 Millionen Dol-
lar. Mit seinem nächsten
Regieprojekt hatte Besson
weniger Glück, »Valerian«
spielte 2017 zwar 225 Millio-
nen Dol lar weltweit ein, kos-
tete aber satte 177 Millionen.
Im Mai 2019 musste Besson
seine Produktionsfirma
EuropaCorp für pleite erklä-
ren. Ihm werden sexuelle
Übergriffe vorgeworfen, Er -
mittlungen dazu laufen. Die
Verluste von EuropaCorp
sollen im zweistelligen Mil-
lionenbereich liegen. Ein
guter Immobiliendeal käme
da wohl gerade recht. KS

Rebellin wider


Willen


Die 18-jährige amerika -
nische Musikerin Billie Eilish
mischt nicht nur die Welt
des Pop auf – auch Mode- und
Filmbranche sind aus dem
Häuschen. Nachdem Eilish
fünf Grammys gewonnen hat-
te, die begehrtesten Trophäen
im Popbusiness, wurde be -
kannt, dass sie den Titelsong
zum neuen Bond-Film »Keine
Zeit zu sterben« geschrieben
und gesungen hat. Sie trat
bei der Oscarverleihung auf,
mit ihrem Gesang, aber
auch mit ihrem Outfit, einem
hochgeschlossenen Anzug
von Chanel, sorgte sie für
Aufsehen. Da ist es nur kon-
sequent, dass das Mode -
magazin »Vogue« Eilish aufs
Cover nimmt, und zwar
gleich dreimal. Die junge Frau
wird von der »Vogue« als
»Neu erfinderin des Pop ruhms«


gefeiert. Eilish reagiert irri-
tiert: »Ich bekomme die
ganze Zeit zu hören, ich sei
eine Regelbrecherin.« Sie
sei geschmeichelt, dass Leute
so etwas denken, wisse aber
nicht recht, was damit ge -
meint sei. Sie habe keines-
wegs das Gefühl, Regeln zu
brechen, etwa wenn sie sich
so kleide, wie sie es mag.
Eilish hüllt sich gern in weite
Kleidung, ihr Stil entspricht
nicht dem Klischee des Pop -
sternchens. An sie seien
nie bestimmte Erwartungen
gestellt worden, niemand
habe sie je zu etwas gezwun-
gen. Und vielleicht sei das
die Erklärung: Viele Leute
glaubten, sie müssten Regeln
gehorchen, und weil Eilish
sich anders verhält, wird ihr
Rebellentum unterstellt.
Davon fühlt sie sich aber weit
entfernt: »Niemand hat mir
solchen Schwachsinn erzählt,
also habe ich gemacht, was
ich wollte.«KS

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DAN MACMEDAN / REDUX / LAIF

PATRICK SEEGER / DPA

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