FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Medien DONNERSTAG, 5.MÄRZ 2020·NR.55·SEITE 13
D
ie gute Nach richt: Der Sender
„SyFy“ hat eine deutsche Sci-
ence-Fiction-Mystery-Seriepro-
duzier t. Dieschlechte:Sie ist
für den internationalen Marktkonzipiert
und spielt(daher?) in Berlin. Das soll man
zwar nicht hören–lustiger Meta-Gag, alle
sprechen Englisch–,abersehen. Woran?
An Männernmit Dutt oderBart, Tanzsze-
neninTechno-Clubs,schwarzoderinLatz-
hosengekleideten Frauen,Partydrogen-
dealern, der Oberbaumbrückeund den
orangefarbenen U-Bahnen, dieinfastje-
derEröffnungsszene durchs Bildrattern.
Neuist:Irgendwoineinem Betontrakt
unterhalb derHaupts tadt hat ein achtbei-
nigesInsektenwesenzweiungesundausse-
hendeKahlköpfeinh autfarbenen Schlüp-
fern an seine unheilbringendenTentakel
angeschlossen, um seineSchnarrlautein
menschlicheSprachbefehlezuübersetzen.
Ein finsterdreinblickender Professor im
Rollstuhl mitNamen Conrad Torsen (Har-
veyFriedman) und eine Ärztin,die nicht
nurzumLachenindenKellergeht(Susan-
ne Wuest), stehen in seinenDiensten.
Werjetzt denkt,das sei einganz normaler
TagimInnenministerium, liegt knapp da-
neben. Die beidenkümmernsichim„Tor-
sen-Institut“offiziellumschwereneurolo-
gischeFälle,habenesaberselbstfaustdick
hinter dem Lobus frontalis.
Gerade zu BesuchimInstitut istNora
(Rosabell Laurenti Sellers).Nach einer
ausdemRudergelaufenenNachtim„Rap-
ture“(einClub,guterkennbaraneinerab-
rissbirnengroßenDiskokugelvordemEin-
gang), erinnertsie sic hnicht mal mehr an
ihren Namen. Schuld isteine neue Droge
namens „Blis“, die in einer schwer nach
Abi-Ball in Charlottenburgaussehenden
Tanzszene unter denFeiernden ausgege-
ben wird. Man träufelt sie sichind ie Au-
gen, die dann lila aufleuchten.WerGlück
hat, tripptein Weilchen, siehttote Men-
schen, wirdvon einer Sicherheitsfirma in
Busseverladen und abtransportiert. We-
nig späterkommen die Psychonauten mit
veränderterPersönlichkeit zurückund
starrenauf Laptops mitvermeintlichen
„Meditationsvideos“, die aus brummend-
violetten Mandalas bestehen.
Undhier kommenDrogenfahnder Da-
vid Leonhart (Falk Hentschel)und die
KommissarinNique Navar(FlorenceKa-
sumba) ins Spiel; zudemder verdächtige
PflegerPeter(Lion-Russel Baumann), die
vermutlichlesbischeFreundin Marie
(Anna Bullard) mit derAnti-Drogen-Tee-
stube,und die komischen Elternvon
Nora,Helen (DésiréeNosbusch) undRon
(FrancisFulton-Smith).Und dann gibtes
nochden neunmalklugen kleinen Bruder
Finn (MathisWernecke), der sprechen
muss,alswäre JokoWinterscheidtimKör-
per einesZehnjährigengefangen.
Das Problem der Serie (BuchPeter
Hume, basierend auf einerVorlagevon
EckhardVollmar,Carola Lowitz und
MarkWachholz): Die Umsetzung der
apartenIdee einesvoninsektoidenKör-
perdiebengesteuertenBerlins wirkt, als
hätteein routinierterdeutscherFernseh-
redakteur jedes Element nocheinmal un-
terstrichen,kursiv gestellt, gefettet und
nachträglichlaminiert. A us demErzähl-
kniff„show, don’tte ll“(RegieRainer Mat-
sutani, JoernHeitmann) wirdhier „show
and tell –and showagain to be really
sure!“.Wenn Nora vonihren mutmaßli-
chen Elternein Fotobuchmit „sieben Bil-
dernaus deinem Leben“ bekommt, wird
darin noch einmal brav jedes erklärt.
Auchwenn dieFamilie nur mit Gläsern
am Tischsitzt:„Ja, da hatten wir Spaß.“
Falk Hentschelkönntewohl tr otzDutt
den grobkörnigenPolizistengeben, der er
seinsoll.MituntersinddieNeckereienzwi-
schen ihm und FlorenceKasumbawirk-
lichamüsant. Doch, damit es auchwirk-
lichjederversteht, müssen diegestiefelten
FüßeimBüroaufdemTischliegenundbe-
ginnter„wieder zu trinken“.
Kaumetwasverleiht dem Geschehen
Lebendigkeit, indem es beiläufig passiert.
Stetsdröhnt Figurenzeichnung aus allen
Dingen, blickenwir in die nächste aufge-
räumteSzenenschublade.Bei den Bergers
–Eröffnungsszenestetsmit Ar chitekten-
Villa –sitzt einsteinerner Buddha am
Pool, Muttersteht hinterweißemKüchen-
tresen,währendVatermit dem Laptop
amgroßenEsstischdavorsitzt.DiePolizis-
tenbesprechenstetsinderselbenBarFall-
relevantes. DieYoungstertauschen sich
überwiegend in derTeestube aus. Club-
AuthentizitätwirdFrauendurchWetlook-
Leggingsverliehen. Schlecht angezogene
Mafiosi-Söhnchen dürfendafür lässig Zi-
garetten im Mundwinkel halten, die nicht
angezündetsind. Berlin, respektive
Deutschland, bleibt hinter U-Bahn- und
Straßenzeilen-mit-Späti-Bildchiffren(Ka-
meraClemens Messow) und den deut-
schen Autosder Pr otagonistenverborgen.
Nurdie verzweifelt eHoffnung, dasses
sichamEndevielleichtum eineArtaußer-
irdischeWirklichkeitssimulation handeln
könnte–wasphantastischpasste–,s teigt
mit jeder Szene. AXEL WEIDEMANN
Spides,heuteum20.15 Uhr bei SyFy.
1963,alsdieFernsehquotenmessunginder
Bundesrepublikmit de manalogen„Tam-
mete r“ be gann, wardas Verfahreneinfach.
Das Gerät markierte einmal proMinute
auf einem Lochstreifen, welches Pro-
gramm gerade eingeschaltet war. Denn mit
dem Startdes ZDFgabeszum er sten Mal
Konkur renz zur ARD, mithinWettbewerb.
Erst mit demStartder Privatsenderaber
wurde die Quotenmessungzum wichtigen
InstrumentvonProgrammplanern, Marke-
tingstrategenund Werbezeitverkäufern.
1983übernahmdieGesellschaftfürKon-
sumforschung (GfK) die Datenerhebung,
1988 schlossen sich öffentlich-rechtliche
und privateSender zur„Arbeitsgemein-
schaf tFernsehforschung“ (AGF) zusam-
men. Grundlageder Datenerfassungsind
repräsentativ ausgewählt eHaushalte, das
„GfK-Panel“, seine Mitglieder müssen per
Fernbedienung aktiv Angaben übermit-
teln. 2017macht edie AGFden Schritt in
die digitaleWelt.Nun soll jeder Distributi-
onsweg erfasstwerden. Ziel sind„konver-
genteNutzungsdaten“.Das amerikanische
Marktforschungsunternehmen Nielsen,
seit 1950 Platzhirschder Ma rktforschung,
arbeitet bereits an derAuswertungvon
HirnströmenundderEmotionsanalysevon
AugenbewegungenvonNutzern.Zwarmes-
se man,soBrian Fuhrer vonNielsen, die
„Total Audience“ auchüber Tabletsund
Smartphones, doch lasse die Akzeptanz
derNutzerfürdieGefühlsmessung nochzu
wünschen übrig.
Nurein „Nachteil“ imriesigenGeschä ft
mit Nutzerda ten? Di einder 3sat-Reihe
„Wissenhoch2“gesendete Dokumen tation
„Die Wahrheit hinter der Quote“von
FrankAischmannund Gregor Streiber
stelltden Stand der Marktforschungauf
den erstenBlick nüchtern, informativ und
beobachtend dar.Auf de nzweiten aberer-
zeugtsie ein gemischtesUrteil. Erst einmal
berichtetderZDF/3sat-FilmauseinerFern-
sehwelt, in der es praktischnur ZDF-Sen-
dungengibt.AlsSerie,dieQuotemitQuali-
tätverknüpfe,taucht leitmotivischausge-
rechnet„SoKoLeipzig“auf.„BadBanksII“
gibt das Beispiel fürdie innovativeneue
Quotenmessung. Mehrfach wirdauf die
Marktführerschaftdes ZDF verwiesen.
Werbraucht da nochZahlen der ohnehin
verschwiegenen Netflix und Amazon
Prime? Breiten Raum bekommt Martin
Berthoud, Programmplaner des ZDF,um
zu erklären,warumdie Quote eigentlich
das Kriterium für Qualität sei.Patrick
Wincze wski,Regisseurder„SoKo Leipzig“,
erzählt,warumman eine Quotenmessung
garnicht brauche. Weil die Zuschauerbin-
dung hierstabil auf die„Tiefe“ des Erzähl-
tenverweise,darfder Social-Media-Beauf-
tragt eder Uf aFiction,die die Serie her-
stellt,über dieStrategie fürFacebookund
Co.reden.ManchesindiesemZDF-Werbe-
film is tdurchaus interessant. Nadine Bilke,
ChefinvonZDFneo,sprichtüberdieSchar-
nierstellenfunktionihres Sendersund die
Vermittlerpositionzwischen dem Jugend-
angebotder Öf fentlich-Rechtlichen „funk“
unddemZDF.EinkurzerAusflugzurQuo-
tenauswertung des Schweizer Marktes
wirkt überflüssig pflichtschuldig–schlich-
te 3sat-Programmauftragserfüllung.
Ein alter Hut istauchdie Recherchege-
kaufter Klickzahlenfür Youtube-Videos
undzur Influencer-Bekanntmachung, die
dem3sat-Publikum dieWelt der Beeinflus-
sungsökonomieplausibelmache nsoll.Mit
Hilfelegal gekaufte rKlicksbekommtein
dreißigminütiges,vonden Filmemachern
selbs taufYoutubehochgeladenesVideo,in
demman Farbe beimTrocknen zusehen
kann,indreiWochen über 100 000 Views.
Berichtetwirdaußerdem, wieBürohund
Henr iaus de rRedaktiondes Online-Maga-
zins „Vice“ mitgekaufte rAufmerksamkeit
zum Influencergepusht wird.Neben sol-
chen,zugegebenermaßennettenNutzerfor-
schungsexperimentensteht vielZahlenma-
terial, auf dessen kritische Einordnung
man vergeblic hwart et.Beantwortet wer-
denauchFragen, die imZusammenhang
derimTitel postulierten„Quote nwahr-
heit “wenig Sinnhaben. Warumkauftdas
ZDFquotenstarke,aberteureSportübertra-
gungsrechte?Weil sie wichtig sind, so die
Antwortdes Programmplaners.Wo aber
geht dieReise der Quotenmessung hin?
Welche Rolle wir dKünstlicheIntelligenz
bei der Planung spielen?WiewirdQualität
definiert?Wo gibtes Schutzmechanismen
gegenDatenausbeutung(Stichwort„Cam-
bridg eAnalytica“).Undvor allem:Woran
orientieren sich die Öffentlich-Rechtlichen
beiwachsendemLegitimationsdruck?Quo-
te zuer st,online zuerst,Mediatheken für
alle und alles? SolcheFragen stehenbei
denSendernauchinnerhalbderQuotende-
batt eauf derTagesordnung. In diesem
ZDF-Werbebeitragwerden sie nurgestreift
oder garnicht gestellt. HEIKE HUPERTZ
DieWahrheithinter derQuote,heuteum
20.15 Uhr bei 3sat.
Schwärmen fürdie Hauptstadt
Neuer Hauptstadttrend, Dauerwelle fürs Gehirn:Nora (RosabellLaurenti Sellers) nimmt ein unfreiwilliges „Blis“-Bad. FotoSyFy
&
% ) ")& #''
#! #
# # #&
#! !%#
#(! #
&
$! !# #
& # &
# # #
# #
&
UnterFolie: In der
neuendeutschen
SyF y-Produktion
„Spides“mischen
Insek tenwesenBerlin
auf.Leider wirkt das
alles wie laminiert.
Einer Studie der Cybersicherheitsfir-
ma Kaspersky zufolgeist Deutsch-
land das europäische Land mit den
meistenFällen vonCyberstalking.
Weltweit liegt Deutschland auf dem
drittenPlatz.DieGesamtzahlderglo-
bal aufgespürtenAttackenauf Nutzer
lag 2019 bei 67 000. Das bedeutet ei-
nen Anstiegvon77Prozent entdeck-
terStalker ware bei Mobil-Usern im
Vergleichzum Vorjahr.
Cyberstalking isteine Form von
Online-Spionage, bei der mit Hilfe
vonSoftwarepersönliche Daten wie
Nach richten,Fotos undStandortin-
formationen vonSmartphones ge-
stohlenwerden. Stalker ware dient,
andersals andereSpionage, nicht po-
litischen oderfinanziellen Zwecken,
sonderndazu, Menschenpersönlich
einzuschüchternund zukompromit-
tieren.Um die Softwarezuinstallie-
ren, brauchenTäterphysischenZu-
gang zum Smartphone ihres Opfers.
Da die SchadsoftwareimVerborge-
nen arbeitet,wissen Betroffene oft
nicht, dasssie ausspioniertwerden.
Laut Kasperskywerden vornehm-
lichFrauen Opfer digitalenStalkings.
Bei Stalker ware handele es sichum
keine eigenständigeFormvonBelästi-
gung. Als ergänzendesWerkzeug er-
möglichesieTät ern,digi talindiePri-
vatsphäreder Opfer einzudringen,
die sie bereits physischstalken: „Cy-
berstalkinggegenüber Frauen geht
häufig mindestens eineForm körper-
licher und/oder sexualisierterGewalt
in derPartnerschaftvoraus“, sagt
Christina Jankowski, Leiterin der Öf-
fentlichkeitsarbeit beiKaspersky.
Gemeinsam mit Unternehmen
undOpferanlaufstellenwie demWei-
ßen Ring hatKaspersky dieglobale
Initiative„CoalitionAgainstStalker-
ware“gegründet. Ihr Ansatz lautet:
PräventiondurchAufklärung.„Esist
unser Anliegen, ein gesellschaftli-
ches Bewusstsein für die Bedrohung
durch Stalker ware zu schaffenund
den Betroffenen Instrumente an die
Hand zugeben“, sagt Anne Mickler,
PressesprecherinvonKaspersky.Ih-
nen wirdgeraten, auf Hinweise wie
gesteiger tenDaten- und Akkuver-
brauc hdes Smartphones zu achten
undnacheiner Trennung allepersön-
lichen Passwörter zu ändern. Für
praktische Hilfesollten Betroffene
sichjedochanspezielle Hilfsstellen
wenden. EMELI GLASER
EsgehtdieAngstum,dassdie Demo-
kratie durch sogenannteFake News
bedroht ist. BesondersPopulisten
und Extremistenwirdnachgesagt,
dank FalschnachrichtenWahlergeb-
nisse zu beeinflussen.Acht Monate
vorderPräsidentenwahlindenVerei-
nigtenStaaten istdortdie Rede da-
von, dassRussland abermals den
Amtsinhaber DonaldTrumpund auf
der demokratischen Seiteden linken
Senator Bernie Sandersunter stützen
könnte.Dasschon2016erprobteMit-
telder Beeinflussung istdas der Des-
information. Gut dokumentiertist
die damaligeArbeitsweise der„Troll-
fabrik“ in SanktPetersburg.
Nunbesagt eine neueStudie, dass
man mit der Annahme,Wähler wür-
den durch Falschnachrichten „mani-
puliert“,gleichwohl vorsichtig sein
muss. DieReichweiteder Fake News
werdeinder öf fentlichen Diskussion
überschätzt, schreiben die dreiAuto-
reneines Aufsatzes, der jüngstinder
Fachzeitschrift„NatureHumanBeha-
viour“ erschien. DiePolitikwissen-
schaftlerAndrew Guess,BrendanNy-
han und JasonReifler untersuchten
das Verhalten amerikanischer Inter-
netnutzer im Oktober undNovember
2016, also in der heißen Phase des
vergangenen Präsidentschaftswahl-
kampfs.
Die Forscherhaben herausgefun-
den, dassindiesemZeitraum 44,
Prozent der Amerikaner eineWebsite
mit nichtvertrauenswürdigen Inhal-
tenbesucht haben. Insgesamt mach-
tenFalschnachrichten 5,9 Prozent al-
ler Nachrichtenartikel aus, die sie in
diesemZeitraumgelesen haben. Die
Studie zeigt, dassKonservativeund
Trump-Fans deutlichmehr Fake
News konsumiertenals Liberale und
Anhänger der damaligen demokrati-
schenPräsidentschaftskandidatinHil-
laryClinton.Außerdem habenvoral-
lem ältereMenschen häufig unseriö-
sen Websites besucht.Insbesondere
Menschen, die im CognitiveReflecti-
onTest(CRT)schlechtabschneiden,
konnten nicht zwischen zutreffenden
und falschenNachrichtenunterschei-
den.
Es sei aber nicht so, hält dieStudie
fest,dassMenschenmiteingeschränk-
tenkognitivenFähigkeiten in deut-
lichhöherem MaßeFalschnachrich-
tenlesen würden.Fake News konsu-
mieren überdurchschnittlich häufig
jene Nutzer,die generell vielZeit auf
Nach richtens eitenverbringen. Man
könne diese spezifische Klientel als
„NewsJunkies“ bezeichnen.
Für Matthias Schulze sind die Er-
kenntnisseder Forscher keine Über-
raschung.DerFachmann fürCybersi-
cherheit der Stiftung Wissenschaft
und Politik (SWP) sagt überFalsch-
nachrichten: „IhreWirkung is twohl
nicht sostark, wie wir annehmen.“
DassFakeNewsvor allem bei jenen
wirkten, die sowie schon eine be-
stimmteMeinung haben, hätten auch
schon andereStudiengezeigt.„Ich
schaue mir das an,wasinmein Welt-
bild passt“, beschreibt Schulze dieses
Nutzerverhalten. Man wisse aberwe-
nig über politische Auswirkungen
vonFalschnachrichten undkomme
indieserFragemiteine rreinenKlick-
zahlmessung nichtweiter.
Die Rahmenbedingungen in den
VereinigtenStaatenund inEuropabe-
zeichnetder Politikwissenschaftler
Schulze als sehr unterschiedlich. Das
Verhältniswahlrecht seiweniger at-
traktiv für dieVerbreitervonFalsch-
nachrichten, weil es in einzelnen
Wahlkreisen nicht um alles oder
nichts gehe. Zudem gibt es in
Deutschland laut Schulze generell
ein größeres Angebotanqualitativ
hochwertigen Medien—und weniger
Seiten, die nur ein sehr enggefasstes
Weltbild bedienten.
„Es gibtVersuche der Manipulati-
on“, sagt Schulze allerdings zurFra-
ge,obausländischeStaaten versuch-
ten,dieöffentliche MeinunginDemo-
kratien zu beeinflussen.AufMetho-
den wie die der SanktPetersburger
„Trollfabrik“ seienwestlicheGeheim-
dienste nun vorbereitet.Man wisse
aber nochnicht, welche Methoden
im laufendenamerikanischen Präsi-
dentschaftswahlkampf zum Tragen
kämen. Vorvier Jahren habe die hei-
ße Phase derFake News erst im Mai
begonnen. Schulze sagt, es könne
sein, dassneben Russ land auchStaa-
tenwie Iran, China undNordkorea
versuchten,die amerikanischenWäh-
ler zu be einflussen.
Während die amerikanisch-briti-
sche Studie sichgrundsätzlichgegen
AlarmismuswegenFalschnachrich-
tenausspricht,kommt einUnterneh-
men ganz schlechtweg. In demAuf-
satz heißt es: „Facebook spielt eine
wichtigeRolle darin,Nutzer zu nicht-
vertrauenswürdigenWebsites zu lei-
ten.“ Das sozialeNetzwer kstecktseit
dem Cambridge-Analytica-Skandal
in der Glaubwürdigkeitskrise. Es
scheint, dasssichFacebook auch
2020 nochfür einigeDingeerklären
muss.Zumal dieStudie sozialeNetz-
werkealsForschungsfeld fürkünftige
Untersuchungenüber Fake News be-
zeichnet. NIKLASZIMMERMANN
Wegender sic hausbreitenden Coro-
na-Epidemieverschiebt der Mittel-
deutsche Rundfunk die Sendung
„Schlagerlovestory.2020“ mit Florian
Silbereisen. Die Veranstaltung mit
mehr als fünftausend Zuschauern
warfür den 14. Märzgeplant, sie soll-
te liveimErstenProgramm gezeigt
werden. „Massenveranstaltungen
können zur schnellerenVerbreitung
des Virusbeitragen. Mit Blickauf un-
sereVerantwortung für die Gesund-
heitunsererBesucherinnenund Besu-
cher,aber auchmit Blic kauf unsere
gesellschaftlicheVerantwortung, ha-
ben wir schweren Herzens diese Ent-
scheidung treffenmüssen“, sagteder
MDR-Programmdirektor Wolf-Die-
terJacobi.DievomRobertKochInsti-
tut herausgegebenen Empfehlungen
für Großveranstaltungenkönne man
„so kurzfristig nicht umsetzen“. Die
Schlagerparty soll nun am 6. Juni
stattfinden. Schon erworbene Tick ets
behielten ihre Gültigkeit, teilt der
MDR mit. F.A.Z.
Vonder Zukunft des Fernsehens nichts Neues
3sat sucht „DieWahrheit hinter der Quote“und produziertnichts als peinliche Eigenwerbung für das ZDF
Virtuell
nachgestellt
Deutschlandliegt beim
Cyberstalkingganzvorn
Fake News
überschätzt
Neue Studie über
amerikanischeWähler
Coronastoppt
Florian Silbereisen