Die Welt - 14.03.2020

(coco) #1
OLYMPIA

Staffellauf


abgebrochen


Der Staffellauf des Olympischen
Feuers ist in Griechenland abge-
brochen worden. Trotz des Aufrufs,
wegen der Coronavirus-Epidemie zu
Hause zu bleiben, hatten sich Hun-
derte Einwohner der griechischen
Kleinstadt Sparta am Straßenrand
versammelt. Wie das griechische
Olympische Komitee weiter mit-
teilte, werde der Fackellauf nach
diesem Abbruch in Griechenland
endgültig nicht fortgesetzt. Die
Übergabe des Feuers an das japa-
nische Organisationskomitee werde
aber am 19. März wie geplant in
Athen stattfinden, hieß es.

Ministerpräsident


kontert Trump


Japans Ministerpräsident Shinzo
Abe hat den Vorschlag von US-
Präsident Donald Trump zu einer
Verlegung der Olympischen Spiele
in Tokio abgelehnt. Trotz der Coro-
navirus-Pandemie seien die Vor-
bereitungen weiter im Plan, sagte
Abe einem Sprecher zufolge Trump
in einem Telefonat. Trump hatte
zuvor zu den Olympischen Spielen
gesagt: „Vielleicht, aber das ist nur
meine Meinung, verschieben sie sie
um ein Jahr. Vielleicht ist das auch
nicht möglich.“

SKI ALPIN

Fritz Dopfer beendet


seine Karriere


Fritz Dopfer (32) hat seine Lauf-
bahn beendet. Der Rennfahrer vom
SC Garmisch entschloss sich nach 13
Jahren im Weltcup zu dem Schritt,
weil er nach den Folgen einer
schweren Beinverletzung im Herbst
2016 keine andere Wahl habe. Ihm
sei klar geworden, „dass mir mein
Körper es nicht mehr erlaubt, den
Sport mit der letzten Konsequenz
ausüben zu können“, sagte er. 2015
hatte er mit WM-Silber im Slalom
seinen größten Erfolg gefeiert.

SKISPRINGEN

Stefan Leyhe erleidet


Kreuzbandriss


Stephan Leyhe hat sich bei seinem
schweren Sturz in Trondheim einen
Kreuzbandriss im linken Knie zu-
gezogen und wird mehrere Monate
ausfallen. Der 28 Jahre alte Hesse
zog sich zudem Einrisse in beiden
Menisken im linken Knie zu. Er
wurde bereits am Freitag operiert
und soll noch einige Tage in der
Klinik bleiben, „ehe er mit ersten
Rehabilitationsmaßnahmen be-
ginnen kann“, teilte Kniespezialist
Manuel Köhne mit.

SNOWBOARD

Hofmeister gewinnt


den Gesamtweltcup


Nach ihrem famosen Winter hat
Ramona Hofmeister fernab der
Snowboardpiste die große Kristall-
kugel als Siegerin der Weltcup-
Gesamtwertung erhalten. Weil das
Saisonfinale in Winterberg an die-
sem Wochenende wegen Schnee-
mangels ausfallen musste, bekam
die Sportlerin aus Bischofswiesen
die Trophäe bei einer kleinen Zere-
monie auf dem Münchner Olympia-
turm überreicht. Nach Amelie Ko-
ber ist die 23-Jährige erst die zweite
deutsche Snowboarderin, die sich
die große Kugel holte.

HANDBALL

6 0 Zuschauer in Kiel


in Quarantäne


Die Stadt Kiel hat nach dem Spiel
zwischen dem THW Kiel und den
Rhein-Neckar Löwen am Sonntag
für 60 Besucher wegen des Corona-
virus häusliche Quarantäne an-
geordnet. Es handele sich um Kon-
taktpersonen einer Infizierten, so
Stadtsprecherin Kerstin Graupner.
Die Betroffenen seien in der Nacht
zum Freitag informiert worden und
sollen auf Covid-19 getestet werden.

KOMPAKT


23


14.03.20 Samstag,14.März2020DWBE-HP


  • Belichterfreigabe: ----Zeit:Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Zeit:-Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Zeit:-Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: ---Zeit:---Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe:
    Belichter: Farbe:Belichter: Farbe:Belichter:


DWBE-HP

DW_DirDW_DirDW_Dir/DW/DW/DW/DW/DWBE-HP/DWBE-HP
14.03.2014.03.2014.03.20/1/1/1/1/Spo1/Spo1 GVOLLBOR 5% 25% 50% 75% 95%

DIE WELT SAMSTAG,14.MÄRZ2020 SPORT 23


V


or dem Ausbruch des Coronavi-
rus-Chaos entwischten Sebasti-
an Vettel und Lewis Hamilton im
Eiltempo aus Melbourne. Nach einer
nächtlichen Krisensitzung infolge des
ersten Positivtests im Fahrerlager bei
einem McLaren-Mitarbeiter und dem
Rückzug des englischen Traditions-
teams rang sich die Formel-1-Führung
zur Absage des Auftaktrennens in Aust-
ralien durch. Da saßen die Superstars
Vettel und Hamilton längst im umge-
buchten Flieger. Mit stundenlangem
Schweigen handelten sich die Bosse Kri-
tik an ihrem Krisenmanagement ein
und stehen bei der Kalenderarchitektur
vor einem Rätsel. Selbst der Grand Prix
von Aserbaidschan am 7. Juni in Baku
als möglicher Saisonstart gilt nicht
mehr als ausgeschlossen.
„In den nächsten Tagen werden wir
uns natürlich mit den vor uns liegenden
Events befassen“, versicherte Formel-1-
Boss Chase Carey, der nach einem Gip-
feltreffen zur Rettung der Grand-Prix-
Premiere am 5. April in Hanoi aus Viet-
nam eingeflogen kam. Die Pandemie
lässt das Fernost-Rennen aber mittler-
weile genauso unwahrscheinlich er-
scheinen wie den Grand Prix von Bah-
rain am 22. März. Das Chinaevent am 19.
April wurde längst verschoben. Nach-
holtermin? Offen.
„Ich habe Finanzkrisen und Dramen
erlebt“, sagte Formel-1-Sportchef Ross
Brawn am Freitag, „dieses Ausmaß im

Moment ist aber immens.“ Nicht zu-
letzt die Beschränkung für Massenver-
anstaltungen auch in Europa schürt
auch Zweifel an den Grand Prix in den
Niederlanden, Spanien und Monaco.
Daher kommt Aserbaidschan ins Spiel.
„Wir haben Pläne, die Saison wieder
aufzubauen, und wir versuchen, so viele
der verlorenen Rennen wie wir nur kön-
nen unterzubringen“, erklärte Brawn,
der frühere Technikchef bei Michael
Schumachers Ferrari-Team.
Angesichts von Sperrzonen in Europa
war der Aufbruch der Formel 1 ans andere

Ende der Welt auch von Skepsis beglei-
tet. Der Expansionsdrang kollidierte spä-
testens mit dem ersten Coronavirus-Fall
in der Serie. Ein Angestellter im McLa-
ren-Rennstall des deutschen Teamchefs
Andreas Seidl hatte sich mit dem Virus
Sars-CoV-2 infiziert, das die Lungen-
krankheit Covid-19 verursachen kann.
Das Team aus Woking, das später 14 neue
VVVerdachtsfälle meldete, trat auf die Not-erdachtsfälle meldete, trat auf die Not-
bremse und zog sich als Vorsichtsmaß-
nahme vom Grand Prix zurück.
„Ich war die ganze Nacht wach. Wir
hatten so viele Angelegenheiten abzuar-

beiten“, bemerkte Brawn, der mit dem
Motorsport-Weltverband Fia, dem loka-
len Veranstalter, medizinischen Behör-
den und auch den Teamchefs diskutier-
te. Dauerweltmeister Mercedes, Red
Bull, Alpha Tauri und Racing Point woll-
ten bei einem ersten Meeting noch un-
bedingt ins Grand-Prix-Wochenende
mit den ersten Trainings am Freitag
starten. Vettels Ferrari, Alfa Romeo und
Renault – dazu noch das zurückgezoge-
ne McLaren – waren dagegen. Haas mit
vier Verdachtsfällen und Williams wa-
ren unentschieden.
Die Fronten waren verhärtet. Am
Freitagmorgen strömten die Fans
schon an den Albert Park Circuit, vor
den verschlossenen Toren bildeten
sich Schlangen. Nach langer Warterei
und Ungewissheit wurden die zuneh-
mend verärgerten Besucher mit Mega-
fonen über die Absage des Events in-
formiert. Im Fahrerlager packten der-
weil die ersten Teams zusammen, un-
ter anderen Vettel und auch Hamilton
reisten ab. Der Premier des Bundes-
staates Victoria, in dem Melbourne
liegt, Daniel Andrews, verkündete wäh-
renddessen, dass im Fall einer Austra-
gung des Saisonauftakts keine Fans er-
laubt wären.
In einem Brief bat Mercedes stellver-
tretend für die Teams Formel 1 und Re-
gelhüter um die Absage des Rennens, da
man sich um die Unversehrtheit seiner
Mitarbeiter sorge. „Eine Anhäufung von

Fakten hat zu der Entscheidung ge-
führt“, meinte Carey, der im weißen
Hemd und blauen Turnschuhen vor die
Medien trat. „Sehr schwierige, sich ste-
tig verändernde Situationen“ habe man
bewerten müssen.
Den Bundesstaat Victoria trifft die
Absage hart. Rund 60 Millionen austra-
lische Dollar, umgerechnet rund 35
Millionen Euro, überweist man For-
mel-1-Besitzer Liberty Media pro Jahr
für das Event. Nach den Buschfeuern
und Überschwemmungen ist nun die
Streichung infolge der Coronavirus-
Pandemie der nächste Tiefschlag für
den Tourismus.
„Wir alle wollen in unsere Autos und
Rennen fahren, aber wir müssen realis-
tisch sein und die Gesundheit sowie Si-
cherheit an erste Stelle setzen“, befand
Titelverteidiger Hamilton. „Die Realität
sieht so aus, dass es wirklich ernst ist,
wo doch Menschen jeden Tag sterben
und viele Menschen krank sind.“ Die
Formel 1 hat versucht, sich der Pande-
mie zu widersetzen, ist aber letztlich
gescheitert.
„Auto, Motor und Sport“ zufolge
dürften alle Teams mit ihren Renn-
mannschaften nach der Rückkehr in die
Heimat erst mal freiwillig in Quarantä-
ne gehen. Am 30. März sollen sie dann
wieder an die Arbeit gehen können.
Wann es wieder auf den Asphalt geht?
Ungewiss. „Das sind herausfordernde
Zeiten“, sagte Carey. DW/dpa

Saisonstart der Formel 1 erst im Juni?


In der Königsklasse des Motorsports herrscht nach der Absage des Auftaktrennens Chaos. „Das Ausmaß ist immens“, sagt Sportchef Brawn


Mitarbeiter des Ferrari-Rennstalls verlassen am Freitag den Albert Park Circuit
in Melbourne

AFP

/WILLIAM WEST

„Diese ganze Situation überlagert
mehr oder minder alles“, hatte Schal-
kes Cheftrainer David Wagner im Inter-
view mit den klubeigenen Medien ge-
sagt. Die Pressekonferenz, bei der er ei-
gentlich über das Derby sprechen soll-
te, war vorsichtshalber abgesagt wor-
den – genauso wie die Pressekonferenz
seines Dortmunder Kollegen Lucien
Favre. „Es wird ausschließlich darüber
gesprochen, wie der Umgang mit dem
Coronavirus ist“, so Wagner. Er und
seine Spieler seien Profis und sie hätten
auch gespielt. Doch wohl schien ihm
dabei nicht zu sein. „Sich damit nicht
auseinanderzusetzen – das geht einfach
nicht. Wir haben fast alle Kinder, Groß-
oder Schwiegereltern, die zu der am
meisten gefährdeten Gruppe gehören.
Das macht es ja so schwer“, erklärte
Wagner.
Ob es unter diesen Voraussetzungen
nicht besser gewesen wäre, die Erste
und Zweite Bundesliga nicht erst ab
dem kommenden Spieltag, sondern so-
fort auszusetzen, ließ Wagner offen.
Andere Fußballprofis wurden da deutli-
cher. „Es ist nicht der Zeitpunkt, um

U


m 16.12 Uhr gab es die
Kehrtwende, da zeigten
die Verantwortlichen der
Deutschen Fußball Liga
(DFL) doch noch Einsicht
und sagten den für dieses Wochenende
angesetzten Bundesliga-Spieltag ab:
Die Erste und Zweite Liga werden also
mit sofortiger Wirkung bis zum 2. April
pausieren.

VON OLIVER MÜLLER

Der Weg bis hin zu dieser überra-
schenden Eilentscheidung war ein
schwieriger Prozess – und ohne den
Druck der Öffentlichkeit, der Fans, ein-
zelner Vereine und Spieler wäre es wohl
nicht dahin gekommen. Denn noch am
Freitagvormittag hatte die Liga in einer
Telefonkonferenz festgelegt, den Spiel-
betrieb erst ab dem kommenden Spiel-
tag pausieren zu lassen. Geplant war, an
diesem Wochenende noch sogenannte
Geisterspiele – also ohne Publikum –
durchzuführen. Doch dafür hagelte es
dann den ganzen Tag über viel Kritik –
so viel Kritik, dass sich die DFL eines
Besseren besann.
Tatsächlich wäre ein nicht unerhebli-
cher Imageschaden für die Liga ent-
standen, wenn der ursprüngliche Plan
so in die Tat umgesetzt worden wäre.
Beispielhaft hatte sich das Unbehagen
der Fans auch in Bezug auf das Revier-
derby zwischen Borussia Dortmund
und Schalke 04 festgemacht. Das emo-
tionalste Spiel, das es in der Bundesliga
gibt, wäre zu einer sterilen Veranstal-
tung degradiert worden – denn nur die
beiden Mannschaften, ihre Betreuer-
stäbe, wenige Vereinsmitarbeiter, die
Schiedsrichter, Ordnungskräfte und ei-
nige handverlesene Journalisten hätten
Zutritt zum Signal-Iduna-Park in Dort-
mund gehabt.

noch Zeit zu verlieren!“, twitterte Pa-
derborns Abwehrchef Uwe Hünemeier:
„Priorität hat einzig und allein die Ge-
sundheit aller.“
Rafal Gikiewicz, der Torhüter von
Union Berlin, erklärte: „Fußballer wer-
den in dieser Situation wie Affen im
Zirkus behandelt!“ Und auch in der
Mannschaft des deutschen Meisters FC
Bayern gab es Unverständnis über die
erst spät korrigierte Entscheidung der
Deutschen Fußball Liga. „Unverant-
wortlich, unklug“, twitterte Thiago an
die Adresse der DFL: „Das ist verrückt.
Bitte hört auf, herumzualbern und lan-
det in der Realität.“ Es gebe wichtigere
Dinge als Sport.
Bei seinem Arbeitgeber schien diese
Auffassung zunächst jedoch nur be-
dingt geteilt zu werden. Das sei „Thia-
gos Meinung“, erklärte Bayerns Trainer
Hansi Flick. Karl-Heinz Rummenigge
hatte die Entscheidung der DFL, erst
beginnend mit dem kommenden Spiel-
tag bis zum 2. April zu pausieren, offen-
siv verteidigt. „Es geht am Ende des Ta-
ges auch im Profi-Fußball um Finan-
zen“, hatte der Vorstandschef der
Münchner erklärt. Es stehe eine hohe
Zahlung der Fernsehpartner der Liga
aus. „Wenn die ausbleiben sollte, wäre
zu erwarten, dass zumindest viele klei-
ne und mittlere Vereine Probleme krie-
gen werden“, so Rummenigge. Konkre-
te Zahlen nannte er nicht, aber es stehe
„ein hoher dreistelliger Millionenbe-
trag im Feuer“.
Deshalb sei es richtig, am Wochen-
ende noch zu spielen, so Rummenigge –
auch im Gegensatz zu den meisten an-
deren europäischen Ligen. Gestern
wurde der Spielbetrieb in der englische
Premier League und in der französi-
schen Ligue 1 mit sofortiger Wirkung
ausgesetzt. Auch die spanische Primera
División pausiert. Die italienische Se-

riaA und die Schweizer Fußball-Liga
waren bereits Anfang der Woche ausge-
setzt worden. Auch in den Niederlan-
den, Portugal, Österreich, Rumänien
und der Slowakei wird nicht mehr ge-
spielt. Die kommenden Spiele in der
Champions- und Europa League wur-
den ausgesetzt, zudem gibt es Überle-
gungen, die Europameisterschaft zu
verschieben. Nur die Bundesliga sah
gestern lange nicht ein, einen ähnlichen
Schritt zu vollziehen.
Dies rief mehr und mehr Unver-
ständnis hervor. „Es ist schon eine sehr
skurrile Situation. Wir sind mittlerwei-
le die einzige Liga europaweit, die noch
spielt“, hatte Wolfsburgs Trainer Oli-
ver Glasner gesagt. Am Freitagnach-
mittag forderte Fortuna Düsseldorfs
VVVorsitzender Thomas Röttgermannorsitzender Thomas Röttgermann
dann die DFL auf, das für den gleichen
AAAbend angesetzte Spiel gegen den SCbend angesetzte Spiel gegen den SC
Paderborn abzusagen. „Die Gesund-
heit und der Schutz gehen vor“, sagte
er der „Rheinischen Post“. Die Pader-
borner unterstützen seinen Antrag
ausdrücklich.
Doch diese Auffassung konnte sich
bei der Telefonkonferenz der Bundesli-
gavereine am Freitagvormittag zu-
nächst offenbar nicht durchsetzen. Die
Angst vor finanziellen Einbußen war
größer. Zudem gebe es in der Ersten Li-
ga auch noch keinen Fall, dass ein Spie-
ler positiv getestet wurde, hatte Rum-
menigge erklärt: „Das ist der Unter-
schied zu anderen Liegen oder Sportar-
ten.“ Er räumte ein, dass Geisterspiele
„skurril“ seien, aber so könne der Fuß-
ball „helfen, dass bei all dieser Panik
den Leuten etwas geboten wird, was sie
gewohnt sind.“ Schließlich sollten die
Spiele ja auch ausnahmsweise unver-
schlüsselt live übertragen werden. Der
Bayern-Chef betonte zudem, dass die
Bundesliga „verantwortungsvoll mit

den Empfehlungen und Vorgaben der
Politik“ umgehe.
Doch gerade dies wird von einigen
politischen Entscheidungsträgern be-
zweifelt. So wurde das für Montag-
abend angesetzte Spiel zwischen Wer-
der Bremen und Bayer Leverkusen vom
Bremer Senator Ulrich Mäurer trotz
zunächst gegenteiliger Entscheidung
der DFL abgesagt. „Es ist zu erwarten,
dass sich 2000 bis 3000 Menschen vor
dem Weserstadion einfinden. Deshalb
hat der Innensenator gesagt, dass das
Spiel nicht stattfinden kann“, hatte
Bremens Bürgermeister Andreas Bo-
venschulte die Maßnahme, mit der die
DFL vor vollendete Tatsachen gestellt
wurde, begründet.
Tatsächlich gab es Befürchtungen,
dass es vor mehreren Bundesliga-Sta-
dien zu Flashmobs kommen könnte –
speziell auch in Dortmund beim Revier-
derby. Deshalb hatten sowohl Schalker
als auch Dortmunder Fanverbände die
Anhänger dazu aufgefordert, zu Hause
zu bleiben. „Auch wenn bei uns natür-
lich der Wunsch besteht, der Mann-
schaft durch einen Busempfang die
größtmögliche Motivation für ein Der-
by vor leeren Rängen zu geben, werden
wir uns NICHT vor dem Westfalensta-
dion versammeln“, hieß es in einem
Aufruf der „Südtribüne Dortmund“, ei-
nem Zusammenschluss mehrerer Fan-
gruppierungen. Gleichzeitig hatten die
Fans kritisiert, dass der Spielbetrieb zu-
nächst nicht mit sofortiger Wirkung
ausgesetzt worden sei. Dies hätte
„nicht von Weitsicht und Verantwor-
tungsbewusstsein, insbesondere gegen-
über gefährdeten Teilen der Gesell-
schaft und Mitarbeitern in Kranken-
häusern und anderen Einrichtungen“
gezeugt.
Es hat gedauert, bis auch die Bundes-
liga dies tatsächlich eingesehen hat.

In der Dortmunder Arena hätte am Samstagnachmittag
eigentlich das Derby stattfinden sollen.
KKKnapp 23 Stunden vor dem Anpfiff wurde es abgesagtnapp 23 Stunden vor dem Anpfiff wurde es abgesagt

DPA

/ BERND THISSEN
„Wie AFFEN im Zirkus“

Nach einem


chaotischen Tag


beugt sich die


Deutsche Fußball


Liga dem


öffentlichen Druck


und beschließt eine


Spielpause bis zum



  1. April


© WELTN24 GmbH. Alle Rechte vorbehalten - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exclusiv über https://www.axelspringer-syndication.de/angebot/lizenzierung DIE WELT-2020-03-14-ip-5 d20602573016a96a04d0a42edfd578ea
Free download pdf