Die Welt - 14.03.2020

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14.03.20 Samstag,14.März2020DWBE-VP1


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DIE WELT SAMSTAG,14.MÄRZ2020 REISEN 39


VON MARTIN LEWICKI

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und vier Euro, 500 Rupien, kos-
tet die achtstündige Busfahrt von
Kathmandu nach Bhulbhule.
Hier beginnt mein Himalaja-Abenteuer:
gut zwei Wochen auf dem sogenannten
Annapurna Circuit. Es ist eine der
populärsten Wanderstrecken Nepals.
Sie führt um die Annapurna-Gebirgs-
kette herum, bei der verschiedene Kli-
ma- und Vegetationszonen die bis zu
8000 Meter hohen Gipfel umgeben. Ei-
ne Idylle mit Tücken, wie sich bald he-
rausstellen sollte.
Ich beginne sachte auf 840 Metern
Höhe und ziehe allein ohne Bergführer
und Gepäckträger los. Jeden Tag wur-
den sie mir penetrant in Kathmandu an-
geboten. Schon aus Trotz habe ich mich
dagegen entschieden. Wander-Equip-
ment habe ich mir in Kathmandu ausge-
liehen, die benötigten Genehmigungen
für die Annapurna-Region (kosten rund
40 Euro) beim Nepal Tourism Board be-
sorgt, Offline-Karten mit dem Stre-
ckenverlauf auf mein Smartphone gela-
den und zur Sicherheit die aktuellste
Landkarte gekauft.
Doch mit einem habe ich nicht ge-
rechnet: der Menschenleere vor Ort.

Die Touristensaison im Himalaja be-
ginnt erst im März und so ist der Febru-
ar ein Geheimtipp für Abenteurer. In
den ersten zwei Tagen treffe ich keinen
einzigen Backpacker. Es ist ein faszinie-
rendes Freiheitsgefühl, stundenlang al-

lein auf den Wanderpfaden unterwegs
zu sein. Die ganze Region ist im Winter-
schlaf, die traumhaft schöne Landschaft
noch frei vom Massentourismus.
Tagsüber verwöhnen Sonne und
strahlend-blauer Himmel. Ich lasse
mich von den Wegmarkierungen leiten
und erreiche alle paar Kilometer ein
Kleinod mit Essens- und Übernach-
tungsmöglichkeiten. So steige ich in
fünf Tagen auf 3300 Meter auf. Wäh-
renddessen werden die Nächte immer
kälter. In Upper Pisang sinken die Tem-
peraturen auf minus 16 Grad. Heizung?
Fehlanzeige. Meine Getränke im Zim-
mer gefrieren, die Luft wird fast zu kalt
zum Atmen, ich muss mich im Winter-
schlafsack einmummeln.
Ab jetzt wird täglich nach Sonnenun-
tergang gefroren. Kalte Hände, kalte Fü-
ße, spröde Lippen, laufende Nase. Du-
schen sind seltener Luxus. Dafür lerne
ich, mit einem Eimer warmen Wassers
zu „duschen“. Klappt gut, sorgt aber für
eine Erkältung hinterher.
In Manang verbringe ich einen Tag
zur Akklimatisierung auf gut 3500 Me-
tern. Hier kaufe ich mir ein überlebens-
wichtiges Utensil: Schuhkrallen. Denn

nun wird das Gelände gefährlich. Knie-
tiefer Schnee, Eisglätte oder wahlweise
rutschiger Matsch wechseln sich ab. Das
ist der Preis, den man hier im Winter
zahlen muss.
Einen Tag später steige ich von Ma-
nang nach Phedi um fast 1000 Meter
auf. Völlig erschöpft komme ich abends
an und stelle fest: ich bin der einzige
Tourist hier. Kein Strom, kein Internet,
kein Fließendwasser. Am nächsten Tag
kommen andere Backpacker dazu. Ich
schließe mich einem spanischen Paar

und ihrem Guide an, denn am folgenden
Tag steht der Höhepunkt an: Vom Tho-
rong High Camp (4800 Meter) geht es
über den Thorong-La-Pass (5416 Meter)
nach Muktinath (3760 Meter). Dauer:
etwa zehn Stunden.
Es ist ein leidvoller Tag für mich. Die
brandneuen Schuhkrallen geben schon
kurz nach dem Aufstieg den Geist auf.
Obwohl ich mich für das teurere Modell
entschieden hatte, leiert das Haltegum-
mi nach einem Tag aus. An einer
schneebedeckten Bergschräge passiert
es dann: Die Schuhkrallen gleiten von
den Schuhen, ich verliere den Grip, mei-
ne Füße rutschen ab in die dunkle
Schlucht. Der Zehn-Kilo-Rucksack zieht
mich gen Boden, ich kann mich nur
noch mit Händen halten. Weiterlaufen
ohne Krallen unmöglich. Zum Glück
kehrt mein spanischer Begleiter zurück
und hilft mir, die Schuhkrallen zu rich-
ten. Geschockt bringe ich die Berg-
schräge hinter mich. Seine Frau bricht
in Tränen aus.
Doch uns allen ist klar: wir wollen
nicht zurück. Hinter uns liegen zehn Ta-
ge Aufstieg, bis zum höchsten Punkt
sind es aber nur noch drei Stunden. Da

reißt man sich zusammen. Als wir den
Gipfel auf 5416 Metern erreichen, hält
sich meine Freude dennoch in Grenzen.
Eiskalter Wind peitscht mir um die Oh-
ren, selbst das obligatorische Selfie wird
zur Qual. Und mich plagt die Gewiss-
heit: Mit rutschigen Schuhen muss ich
1600 Meter absteigen. Mithilfe meiner
spanischen Freunde, die mir einen Wan-
derstock leihen, schaffe ich es irgend-
wie nach Muktinath.
Nach insgesamt 15 Tagen erreiche ich
den Ort Tatopani. Dort endet das Hima-
laja-Abenteuer mit einem Bad in heißen
Quellen. Hinter mir liegen gut 170 Kilo-
meter Bergwanderung mit wundgelau-
fenen Füßen, einer Erkältung und tägli-
chem Frieren. Die körperliche Anstren-
gung steckt mir noch tagelang in den
Knochen – noch mehr aber der Schreck-
moment am Berg. Er hat mir gezeigt:
Mit ein wenig Pech gerät man im Hima-
laja schnell in Lebensgefahr.
Auf diesen Kick kann ich in Zukunft
gerne verzichten und lasse es jetzt in
Birma etwas risikoärmer angehen.

TDie Kolumne One Way Ticket
erscheint alle zwei Wochen.

ONE WAY TICKET

Bergwanderung


mit


Schreckmoment


Erschöpft: der Autor auf dem
5 416 Meter hohen Thorang-La-Pass

MARTIN LEWICKI

V


iel Retro auf der Piste sah man in der ak-
tuellen Skisaison in den Alpen. Winter-
sporturlauber in knallfarbenen Jacken
mit Grafikmustern oder auch in engen
Slalompullis im Sixties-Schick, und das
auch noch von Modelabels, die Jahr-
zehnte ziemlich in Vergessenheit gera-
ten waren: Bogner etwa oder auch Jet Set. In den Skischu-
len wird auch wieder das „Schönskifahren“ gelehrt, also
klassisches Wedeln: in schnellen, kurzen Parallelschwün-
gen elegant die Pisten herunterkurven statt herumzu-
carven, das eher plump-technische
Auf-der-Kante-Fahren. Was auch in
die Jahre gekommene Ski-Nostalgi-
ker freut, denn Wedeln verlernt
man so wenig wie Radfahren.
Passend zum Retrotrend hat das
Alpine Museum der Schweiz in
Bern gerade ein „Fundbüro der Er-
innerung“ zur Skikultur eröffnet.
Vor gut 60 Jahren entwickelte sich Skifahren zur belieb-
ten Wintersportart. Gezeigt werden, als Fotos oder als
Objekte, kuriose Skianzüge, Mützen, Skibrillen, Stiefel
und jede Menge Skiausrüstung im Wandel der Zeit. Wie
zwei Meter lange hölzerne Bretter und geschnürte Leder-
schuhe aus den 60ern. Rotschwarze enganliegende Over-
alls, fast wie Raumanzüge aus „Star Trek“, und Steghosen
aus den 70ern. Neonschrille Daunenjacken, Stirnbänder
und Jeans mit Stulpen aus den 80ern. Sporttrikots und
Baggy Pants der 90er-Jahre. Kamerahelme und Voll-
stretchskihosen Anfang des 21. Jahrhunderts.
Die meisten Objekte wurden von Schweizer Winter-
sportlern gespendet – als ganz persönliche Fundstücke
zur Skikultur. Manche von ihnen kommentieren ihr Ski-
material. Wie Nadia über ihren quietschgelben Skianzug:

„Heute der letzte Schrei, damals eine Schmach: Wer in
den 1990ern in Zeiten von Baggyhosen und Boarder-Style
im hautengen Skidress vereiste Pisten hinunterwedelte,
brauchte ein Quäntchen Selbstironie.“ Oder Ueli schreibt
über sein Lieblingsoutfit von 1972, so rot wie der Skian-
zug des Schweizer Skirennfahrers Bernhard Russi, der da-
mit Olympiagold holte: „Ich trug den Anzug..., bis man
mir zu verstehen gab, dass er aus der Mode geraten sei
und ich möglicherweise etwas zu alt dafür sei.“
Auch viele Fotoshootings aus den Schweizer Alpen
werden gezeigt – und die kuriosesten sind nun in dem
nostalgischen Büchlein „Schnee
von gestern“ versammelt. Es illus-
triert auf heitere Weise die Ent-
wicklung des Skisports als Postkar-
tenbuch – herrlich retro! Mit 40 An-
sichten zum Heraustrennen und
Verschicken an Skifans. Wie eine
60er-Jahre-Bikini-Session in Crans-
Montana, 1965. Wie die Pose eine
Skibobfahrerin mit Häkelmütze und scharlachrotem An-
zug mit Bügelfalten und Goldknöpfen, 1970. Oder eine
schmalzige Après-Ski-Party im „Abba“-Feeling, 1980 auf
der Rigi. Alle diese Aufnahmen waren damals als Werbe-
und Auftragsfotografien gedacht, um den Wintersport-
tourismus in den Alpen anzukurbeln. Aus heutiger Sicht
wirken sie zum Schmunzeln schön.
Mehrere Begleittexte ordnen die Bedeutung der Ski-
kultur ein. So schreibt etwa der Historiker Christian
Rohr: „Skifahren war schon immer ein Feel-Good-Sport“.
Also Sonnenschein überall. Und: „Schneekanonen, unbe-
queme Skischuhe, überfüllte oder gesperrte Pisten wer-
den in der Regel nicht verewigt.“ Die neue Fundstück-
Ausstellung im Alpinen Museum läuft noch bis zum
28.Februar 2021. KIRA HANSER

Après-Ski im Bikini, Bobfahren mit


Häkelmütze und Bügelfalten: Vor gut


6 0 Jahren entwickelte sich Skifahren zum


beliebtesten Wintersport. Ein Schweizer


Museum zeigt herrliche Vintage-Objekte


Mit Luftmatratze im Schnee: Posieren in Bikini und Shorts mit Skistöcken. Ein Fotoshooting um 1965 auf der Piste in Crans-Montana im Wallis

Alpines Museum
(Hrsg.): Schnee von
gestern.Scheideg-
ger & Spiess, 64
Seiten, 24 Euro

UUUnberührt: Rast eines Tourengängers am verschneiten Gornergrat vor demnberührt: Rast eines Tourengängers am verschneiten Gornergrat vor dem
Monte Rosa in den Walliser Alpen. Die Aufnahme stammt aus den 1940ern

RETRO


auf der Piste


Schick: Scharlachrotes Skidress und
Häkelmütze einer Skibobfahrerin, 1970
(o.). Eingemummelt in Decken fährt ein
Paar im Sessellift auf den Grindelwald-
First, 1965. Unten: Partylook, 1980

ALPINES MUSEUM DER SCHWEIZ , AUS „SCHNEE VON GESTERN“, KUNSTANSTALT BRÜGGER, MEININGEN; SCHEIDEGGER & SPIESS(6)

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