Die Welt - 14.03.2020

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14.03.20 Samstag,14.März2020DWBE-HP


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4 POLITIK DIE WELT SAMSTAG,14.MÄRZ


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hristian Lindner fand am
Freitag klare Worte zur
Corona-Krise: „Wir stehen
vor einer Wahl“, sagte der
FDP-Chef in der Plenarde-
batte des Bundestags zu den wirtschaft-
lichen Folgen der Epidemie – um so-
gleich die beiden Möglichkeiten heraus-
zustellen, zwischen denen es sich nun
zu entscheiden gelte: „Entweder wir zö-
gern. Dann ist die weitere Ausbreitung
des Virus nicht einzudämmen.“ Dann
sei eine Chaotisierung des Gesund-
heitswesens nicht ausgeschlossen.
„Oder wir handeln entschlossen, fahren
das öffentliche Leben kontrolliert und
drastisch zurück.“ Dramatische Worte
angesichts einer dramatischen Lage.

VON GELI TANGERMANN

Umso überraschender waren vor die-
sem Hintergrund die Bilder der Abge-
ordneten in den Sitzreihen, die die Ka-
meras an diesem Freitagvormittag ein-
fingen: Bundestagsabgeordnete in ange-
regter Unterhaltung waren da zu sehen,
die während der Debatte die Köpfe zu-
sammensteckten.
Während ein Bundesland nach dem
nächsten die Schließung von Schulen
und Kitas ankündigte und Bundeskanz-
lerin Angela Merkel (CDU) anmahnte,
„wo immer möglich“ auf soziale Kon-
takte zu verzichten, schienen die Emp-
fehlungen des Robert-Koch-Instituts
zur Eindämmung der Corona-Pandemie
im Deutschen Bundestag noch nicht
ganz angekommen zu sein. In den Kan-
tinen wurde mittags gemeinsam geges-
sen, im Plenarsaal Schulter an Schulter
diskutiert und gearbeitet, auch die Be-
suchertribüne war noch gut gefüllt.
Dabei war mit dem FDP-Politiker Ha-
gen Reinhold bereits Anfang der Woche
der erste Bundestagsabgeordnete posi-
tiv auf das Virus getestet worden – meh-
rere Abgeordnete, darunter auch der
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauter-

bach, befinden sich in Quarantäne. Am
Freitagnachmittag wurde dann be-
kannt, dass ein weiteres FDP-Fraktions-
mitglied erkrankt ist – Alexander Graf
Lambsdorff ist nun ebenfalls in Quaran-
täne. Noch am Montag hatte er an der
Sitzung des Fraktionsvorstands teilge-
nommen. Nach WELT-Informationen
sollen nun auch die anderen Vorstands-
mitglieder getestet werden, zu denen
auch Parteichef Lindner gehört.
Die Bundestagsfraktionen haben in
diesen Tagen eine Gratwanderung zu
bewältigen: Zum einen müssen sie ver-
hindern, dass der Reichstag zur Corona-
Hochburg wird – hier, wo in den Sit-
zungswochen so viele Menschen aus
ganz Deutschland zusammenkommen.
709 Abgeordnete gibt es, hinzu kom-
men mehr als 6000 Mitarbeiter. Gleich-
zeitig gilt es, den Politikbetrieb best-
möglich am Laufen zu halten. Und über
allem steht die Frage: Was passiert,
wenn der Krankenstand so hoch wird,
dass das Parlament nicht mehr hand-
lungsfähig ist?
So schrieb Bundestagspräsident
Wolfgang Schäuble (CDU) am Donners-
tag einen Brief an alle Abgeordneten, in
dem er den Spagat zusammenfasste:
„Als Abgeordnete stehen wir in beson-
derer Pflicht zum verantwortungsvol-
len Umgang mit der Krise und zu beson-
nenem Handeln.“ Einerseits. Anderer-
seits betonte Schäuble: „Neben den not-
wendigen Maßnahmen zum Gesund-
heitsschutz ist oberstes Gebot, die
Handlungsfähigkeit des Verfassungsor-
gans zu erhalten.“
Wie sehr die Zeit drängt, zeigte sich
anhand eines Gesetzes zum Kurzarbei-
tergeld, das der Bundestag am Freitag
zur Abfederung der wirtschaftlichen
Folgen der Corona-Krise in Höchstge-
schwindigkeit verabschiedete: Die Ab-
geordneten absolvierten die erste, zwei-
te und dritte Lesung unmittelbar nach-
einander. Normalweise beraten nach
der ersten Lesung zunächst die zustän-

digen Ausschüsse den jeweiligen Ent-
wurf. So schnell wie am Freitag ging es
nicht einmal bei den Schnellverfahren
der Gesetze zur Eindämmung der Fi-
nanzkrise 2008 und 2009.
Zur Bewertung der rasanten Entwick-
lungen stehen die parlamentarischen
Geschäftsführer der Fraktionen nach ei-
genen Angaben in engem Austausch.
Bereits in der laufenden Sitzungswoche
seien verschiedene Maßnahmen ergrif-
fen worden, um die Ansteckungsgefahr
zu minimieren, heißt es. So seien zum
Beispiel Abstimmungsurnen in großem
Abstand voneinander aufgestellt und
die Abstimmungsfristen ausgedehnt
worden, damit sich die Abgeordneten
bei der Stimmabgabe nicht unnötig
drängen müssen.
Besuchergruppen wurden ausgela-
den, die Abgeordneten dürfen Dienst-
und Delegationsreisen nur noch dann
antreten, wenn diese unbedingt nötig
sind. Einzelne Besucher dürfen sich die
Plenarsitzungen allerdings noch an-
schauen – während am Freitag im Ple-
narsaal die wirtschaftlichen Folgen der
Corona-Krise debattiert wurden, saß
auf den Besucherrängen gleich eine gan-
ze Gruppe von Zuschauern. Eine beson-
dere Sitzordnung mit Sicherheitsab-
ständen gibt es bis dato nicht.
„Wir stehen im laufenden Kontakt
mit dem Gesundheitsamt, Kolleginnen
und Kollegen, die sich unwohl fühlen,
werden aufgerufen, zu Hause zu blei-
ben“, sagt Marco Buschmann, parla-
mentarischer Geschäftsführer der FDP-
Fraktion WELT. Fast alle Fraktionsmit-
arbeiter seien inzwischen im Homeof-
fice. „Momentan können wir unsere Ar-
beit so weitestgehend normal weiter-
führen, fast jedes Meeting kann auch di-
gital abgehalten werden.“
Auch die SPD sorgt vor: „Die SPD-
Fraktion hat schon zur Wochenmitte al-
le eigenen Veranstaltungen mit exter-
nen Gästen im Bundestag und außer-
halb abgesagt. Die Beschäftigten der

Fraktion werden überwiegend in Heim-
arbeit ihre Aufgaben erledigen“, sagte
der parlamentarische Geschäftsführer
Carsten Schneider WELT. Die Arbeits-
und Handlungsfähigkeit der Fraktion
und ihrer Entscheidungsträger sei si-
chergestellt.
Michael Grosse-Brömer (CDU), par-
lamentarischer Geschäftsführer der
Unionsfraktion, empfiehlt seinen Kolle-
gen in einem Rundschreiben, „ihren
Dienst nicht in den Liegenschaften des
Bundestags zu verrichten“. Nach WELT-
Informationen wollen Abgeordnete und
Mitarbeiter die kommende sitzungsfreie
Woche nutzen, um einen Testlauf fürs
mobile Arbeiten zu machen.
Die nächste Sitzungswoche des Bun-
destags vom 23. bis 27. März soll statt-
finden – zumindest nach aktuellem
Stand. Jeden Tag wird die Lage neu be-
wertet – Prognosen wagt keiner so recht
abzugeben. Buschmann und seine Kol-
legen gehen allerdings fest davon aus,
dass sich in den kommenden Tagen
auch unter den Abgeordneten noch wei-
tere Corona-Verdachtsfälle bestätigen
werden.
Sollten sich die Reihen im Plenum
drastisch ausdünnen, soll eine Regelung
greifen, die sich „Pairing“ nennt: Fehlen
Abgeordnete einer Fraktion, stimmen
Mitglieder anderer Fraktionen nicht ab,
um die Mehrheitsverhältnisse nicht zu
verzerren. Nach WELT-Informationen
spielen Juristen allerdings bereits ganz
andere Szenarien durch: Was passiert
zum Beispiel, wenn mehr als die Hälfte
der Abgeordneten fehlt? Laut Ge-
schäftsordnung ist das Parlament nur
so lange beschlussfähig, wie die Hälfte
anwesend ist. Und was wird unternom-
men, wenn eine ganze Fraktion ge-
schlossen in Quarantäne muss?
Bisher fehlen auf diese Fragen die
Antworten. Es sei alles im Fluss, sagte
ein Bundestagssprecher auf WELT-
Nachfrage. „Für die aktuelle Situation
gibt es keine Blaupause.“

Soll künftig vermieden werden:
Gedränge an der Wahlurne im Bundestag

PICTURE ALLIANCE/ DPA

/ KAY NIETFELD

So stemmt sich


der Bundestag


gegen den


Corona-Kollaps


In der FDP-Fraktion gibt es den zweiten


Corona-Infizierten, im Bundestag tummeln


sich die Abgeordneten trotzdem fast so,


als wäre nichts gewesen. Für den


Katastrophenfall gibt es bisher keinen


konkreten Plan. Droht dem Parlament die


Handlungsunfähigkeit?


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