Die Welt - 14.03.2020

(coco) #1
Michel Gibert. Foto unverbindlich. Editions Zulma / Skulptur: http://www.marcmirakian.com

BERLIN – DÜSSELDORF – FRANKFURT – HAMBURG – MÜNCHEN – NÜRNBERG – STUTTGART

Mah Jong Outdoor. Design Hans Hopfer.

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14.03.20 Samstag,14.März2020DWBE-HP


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DIE WELT SAMSTAG,14.MÄRZ2020 POLITIK 5


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ie Hotline 116117 der Kas-
senärztlichen Bundesver-
einigung war ursprüng-
lich dafür gedacht, Termi-
ne für den ärztlichen Be-
reitschaftsdienst zu vermitteln. Mittler-
weile ist sie jedoch zur ersten Anlauf-
stelle für Fragen rund um das Corona-
virus geworden. An einigen Tagen ge-
hen bis zu 90.000 Anrufe ein.

VON KAJA KLAPSA

WELT:Herr von Specht, wer ruft am
häufigsten in der Hotline an?
MARKUS VON SPECHT:Viele Anrufer
sind Lehrer, Eltern und Schüler. In ei-
nem Gymnasium bei mir in der Nähe
hat sich kürzlich ein Kind mit dem Co-
ronavirus infiziert. Daraufhin haben
mich mindestens 50 Eltern angerufen
und gefragt, ob sie ihr Kind und sich
selbst jetzt auch testen sollen.

Was haben Sie gesagt?
Dass es reicht, wenn diejenigen einen
Abstrich machen, die einen relevanten
Kontakt zu dem Infizierten hatten. Also
in der Regel nur die jeweiligen Klassen-
kameraden und nicht alle 800 Schüler.

Wer meldet sich sonst bei der Hotline?
Viele Leute, die im Ausland unterwegs
waren, sei es in Ägypten, England, Spa-
nien oder anderswo. Es gibt offenbar
das Missverständnis, dass ein Aus-
landsaufenthalt prinzipiell ein Risiko
für das Coronavirus sei. Das hängt
wohl mit den Berichten über Quarantä-
nen auf Kreuzfahrtschiffen und dem
Hotel auf Teneriffa zusammen. Dabei
sind nur Länder wie Italien und China
tatsächlich ein Risikogebiet. Ansonsten
muss ich sagen, dass die Menschen
wirklich gut aufgeklärt sind. Ich kann
mich nicht erinnern, dass es in den ver-
gangenen 23 Jahren, in denen ich als
niedergelassener Arzt arbeite, bei einer
Krankheit so einen fundierten Kennt-
nisstand gab wie jetzt.

Warum rufen dann mitunter 1500 Per-
sonen gleichzeitig an? Das deutet
doch eher auf Panik hin.
Das Problem sind die Arbeitgeber. Vie-
le sagen ihren Mitarbeitern, dass sie
bei einer Erkältung erst dann wieder
mit der Arbeit anfangen dürfen, wenn
sie einen negativen Test vorlegen.
AAAber eine Erkältung allein rechtfertigtber eine Erkältung allein rechtfertigt
einen Abstrich nicht. Das sehen die
Kriterien des Robert-Koch-Instituts
nicht vor, und das ist schon allein von
der Kapazität her gar nicht möglich.
Viele Anrufer bitten mich dann instän-
dig, trotzdem zu testen, weil sie wie-
der arbeiten gehen wollen.

Wie reagieren Sie darauf?
Wir können dem Arbeitgeber bestäti-
gen, dass die Person bei uns angerufen
und sich beraten lassen hat. Häufig han-
deln die Unternehmen ja auch einfach
aus Angst und Halbwissen heraus und
kennen die Kriterien gar nicht. Wenn
wir dann erklären: Ein Corona-Test ist
keine Wunschleistung, und die Ressour-
cen sind angespannt, dann regelt es sich
meistens.

Was sind typische Fragen, die Sie häu-
fig zu hören bekommen?
Eine relativ häufige Frage ist, ob der
Arzt bei den Hausbesuchen in Schutz-
kleidung kommt. Von vielen Patienten
heißt es, dass das ungünstig wäre, weil
der Arzt ja durch den Hof oder das
Treppenhaus geht und das ganz viele
Leute sehen würden. Die würden dann
denken, dass etwas Schlimmes passiert
sei. Es gibt bei den Leuten also offenbar
die Befürchtung, als eine Art Pestkran-
ker stigmatisiert zu werden. Meistens
erkläre ich dann, dass es absolut not-
wendig ist, dass die Ärzte sich schützen.
Eine andere typische Frage der Anrufer
dreht sich um Tiere. Einige haben mehr
Angst um ihre Hunde als um sich selbst.
Zum Beispiel erzählten mir zwei ältere
Damen, dass sie im Fernsehen gesehen
hätten, dass in China bei dem Hund ei-
nes Infizierten das Virus im Speichel
nachgewiesen wurde. Das hat den bei-
den furchtbare Angst gemacht.

All diese Telefonate kosten viel Zeit.
Können Sie und Ihre Kollegen das
personell überhaupt stemmen?

Die Nummer ist sehr überlastet. Viele
Patienten wählen sich drei, vier Stun-
den die Finger wund. Im ersten Schritt
geht dann medizinisch geschultes Per-
sonal ans Telefon, das die Anrufer vor-
sortiert. Etwas schwierigere Fälle wer-
den dann an Ärzte wie mich weitergelei-
tet. Das sind im Moment allerdings so
viele, dass es ein bis zwei Tage dauern
kann, bis ich zurückrufe.

Wie ist die Stimmung bei den Gesprä-
chen?
Die Leute sind häufig genervt. Das wä-
re ich auch, wenn ich erst mal vier
Stunden in der Warteschleife hänge
und es noch mal zwei Tage dauert, bis
der Arzt sich meldet. Dann hätte auch
ich einen Blutdruck von 180. Aber ent-
gegen meinen Befürchtungen muss ich
nicht viel rumdiskutieren, ob ein Ab-
strich notwendig ist oder nicht. Ich
merke überraschenderweise eine große
Erleichterung, wenn ich sage, dass
nicht getestet werden muss. Wenn ein
Test hingegen notwendig ist, kontak-
tiere ich Kollegen von der Verwaltung,
die dann mit dem Patienten einen
Hausbesuch vereinbaren.

Warum rufen die Menschen nicht di-
rekt bei ihrem Hausarzt an, sondern
bei der Hotline?
Also hier in München kenne ich nur
ganz wenige Praxen, die noch testen.
Der häufigste Grund ist, dass Atem-
schutzmasken und Schutzausrüstung
fehlen. Ich hatte mich zum Glück ganz
am Anfang dieser Epidemie noch bei
Medizinhändlern ein bisschen einge-
deckt. Aber auch das hält nicht mehr
lange. Im Moment wird bei mir in der
Praxis noch drei- bis fünfmal täglich ge-
testet. Wenn das so weitergeht, bin ich
in zwei Wochen blank.

Bundesgesundheitsminister Jens
Spahn (CDU) hat verkündet, Schutz-
materialien zentral beschaffen und
verteilen zu wollen. Hat Sie schon et-
was erreicht?
Ich warte täglich darauf. Soweit ich
weiß, gibt es noch keine konkreten An-
gaben darüber, wie die Verteilung gere-
gelt wird. Und ich muss sagen: Für uns
wird es dann auch einfach zu spät.
Spahn hätte sich früher kümmern müs-
sen. Und ich finde das wahnsinnig
schade, weil es das System sehr entlas-
ten würde. Es ist teuer, Ärzte den gan-

schade, weil es das System sehr entlas-
ten würde. Es ist teuer, Ärzte den gan-

schade, weil es das System sehr entlas-

zen Tag mit dem Auto durch die Ge-
gend fahren zu lassen und alle Patien-
ten zu Hause zu besuchen. Es wäre viel
besser, wenn man das im ambulanten
Bereich in der Praxis machen könnte.
Mir hat kürzlich ein Dienstbereichslei-
ter der Kassenärztlichen Vereinigung
gesagt, die hätten auf dem Bildschirm
eine Karte, auf der zum Überblick jeder
noch offene Hausbesuch mit einem
schwarzen Punkt markiert ist. Im Mo-
ment bestehe München wohl nur aus
schwarzen Punkten. Das führt dazu,
dass Testungen zum Teil nicht mehr
am gleichen Tag erfolgen können, son-
dern erst am Folgetag.

Wie schnell ist nach der Testung das
Ergebnis da?

Es gibt zwar Schnelltests, allerdings
kommen die Labore nicht hinterher. Ei-
nige sind so überlastet, dass sie keine
neuen Proben mehr annehmen und sie
an ein anderes Labor weiterleiten müs-
sen. Es kann bis zu vier Tage dauern, bis
das Ergebnis da ist. Viele Patienten sind
enttäuscht, weil sie glaubten, nach ein
paar Stunden schon Bescheid zu wissen.

Warum arbeiten Sie eigentlich bei der
Hotline? Sie haben mit Ihrer Praxis
allein wahrscheinlich schon viel zu
tun.
In der Praxis ist weniger los als sonst,
weil sich die Leute vor Infektionen
fürchten. Ich will auch nicht verleug-
nen, dass die Arbeit ganz gut honoriert
ist. Wir hatten außerdem kürzlich eine

Teambesprechung mit meinen Arzthel-
ferinnen und Assistenten – und das sage
ich jetzt nicht, um bei Ihnen einen tol-
len Eindruck zu machen – und haben
gemeinschaftlich beschlossen: Wir
müssen das jetzt stemmen. Das ist eine
Herausforderung für die Gesundheit
vieler Menschen und irgendwie auch für
unsere gesamte Gesellschaft.

AFP

/ ODD ANDERSEN

Münchner Hausarzt
Markus von Specht

VIA MARKUS VON SPECHT

Hausarzt Markus


von Specht betreut


die Hotline 116117,


bei der sich melden


kann, wer glaubt,


am Coronavirus


erkrankt zu sein.


Doch die Nummer


ist komplett


überlastet.


Eine Gruppe ruft


besonders


häufig an


„Spahn hätte sich früher


KÜMMERN müssen“


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