Unterhaltungsindustrie genutzt werden.“ Der
Trainer Oikawa sagt dagegen, dass Menschen,
die die Tierethik der Shows kritisierten, Japans
Sarumawashi-Kultur nicht verstehen würden.
„Wir lieben Affen – wir sind auf ihrer Seite“, sagt
er. „Wir gebrauchen keine gewalttätigen Trai-
ningsmethoden.“
SATOSHI HARADA arbeitete als Dompteur bei
Affenauftritten, ehe er Direktor und leitender
Tiertrainer einer Affenschau namens Sen-zu
No Sarumawashi wurde, die auf Straßenfes-
ten, in Schulen und auf Partys auftritt. Als ich
ihn im Büro des Unternehmens in Kawasaki
traf, sagte er, dass er belastende Trainings-
methoden vermeiden wolle, indem er eher auf
positive Verstärkung und Zuneigung setze.
Das schließe sogar mit ein, bei den Tieren zu
Auftrittsort gereinigt. Springt ein Affe durch
zwei Reifen, verteilt er Gesundheit und ein lan-
ges Leben. Affen auf Stelzen erweitern Wünsche
nach Wohlergehen und Glück für die Kinder.
Es sei nicht einfach, die Tiere für die kom-
plizierten Kunststücke auszubilden, sagt Shuji
Murasaki. Selbst elementare Sarumawashi-
Tricks können über ein Jahr Lernzeit bean-
spruchen. In einem ersten Schritt lerne der Affe,
sich auf einen kleinen Schemel zu setzen. Der
Trainer zeigt den Schemel und klopft, damit
der Affe Platz nimmt. Ist er willig, überschüt-
tet der Trainer ihn mit Lob und Anerkennung.
Als Nächstes kommt das zweibeinige Laufen.
„Sehr unnatürlich für Affen“, betont Murasaki,
weshalb es Monate dauern könne, in denen der
Trainer einen Affen an der Hand führe, bis das
Tier beginne, dies auf Befehl zu tun.
Allmählich arbeiten sich Trainer und Affe zu
aufwendigeren Bewegungen und Turnübun-
gen vor. Das Tier bewältigt kurze Stelzen, dann
höhere. Murasaki und sein Sohn erlauben den
Affen, das Tempo zu bestimmen, sagt er, weil
die Alternative – Geschrei oder Schläge – Ver-
trauen kosten würden.
Die Trainingsmethoden sind jedoch unter-
schiedlich. Bei meinem Besuch im Nikko Saru
Gundan sagte mir Tsuyoshi Oikawa, der seit
20 Jahren dort Trainer ist, dass Tierbetreuer
traditionell Dominanz anwendeten, um den
Affen beizubringen, dass Menschen höherran-
gig seien. Um eine Hackordnung festzulegen,
würden sie brüllen und die Affen sogar beißen.
Er sagte, er arbeite mit Lob und verbaler Maß-
regelung. „Wir behandeln sie wie unsere Kinder.
Wenn sie gute Leistungen bringen, sagen wir:
Gut gemacht. Wenn nicht, schimpfen wir sie.“
Weltweit stoßen Attraktionen wie das Nikko
Saru Gundan auf wachsende Kritik von Men-
schen, die aus moralischen Gründen dagegen
sind, wilde Tiere für Unterhaltungszwecke
zu instrumentalisieren. „Die Welt ist empört
über reißerische Tierdarbietungen, weshalb
Zirkusse schließen und viele Länder sie ver-
bieten“, sagte Jason Baker, Vizepräsident der
Tierschutzorganisation Peta in Asien. „Leider
hat die Geschichte uns gezeigt, dass wir uns
nicht darauf verlassen können, dass Länder
Tiere schützen, vor allem Japan, wo Tierschutz-
gesetze kraftlos sind. Niemand überwacht
Lebensbedingungen, vorbereitendes Training,
Trennung von der Mutter oder was mit den
Tieren geschieht, wenn sie nicht mehr von der
In traditionellen Saru-
mawashiAufführungen
betreut ein Dompteur
den Affen bei akroba
tischen Kunststücken.
Im Freizeitpark Nikko
Saru Gundan werden
glitzernde Produktio
nen mit bis zu sechs
Affen, einem Drehbuch,
aufwendigen Bühnen
bildern und mehreren
Kostümwechseln auf
geführt. Aus Sorge um
das Tierwohl stehen
solche Shows immer
mehr in der Kritik.
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