National Geographic Germany - 03.2020

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JG. 22, NR. 3

NATIONAL GEOGRAPHIC

WAS WIR IM FERNSEHEN ZEIGEN

INSIDER


WORAN WIR FORSCHEN

Nobuyuki Miyazaki aus
Japan studiert die Robben
seit 1988. Schon als Kind
faszinierten ihn Lebe-
wesen im Wasser wie die
Baikalrobbe (o.). Er hofft,
dass die Forschung mehr
Wissen über die einzige
Säugetierart des Sees und
ihren Schutz liefern kann.

DIE ROBBE AUS DEM BAIKALSEE


A


n einzigartigen Orten leben ein-
zigartige Tiere, und nur wenige
Lebensräume sind so besonders
wie der Baikalsee. Das Gewässer in
Sibirien, das vor 30 Millionen Jahren
durch das Auseinanderdriften der
Eurasischen Platte und der Amur-
platte im Baikalgraben entstanden
ist, gilt als ältester und tiefster Süß-
wassersee der Welt. Er enthält ein
Fünftel der flüssigen Süßwasser-
reserven der Erde und könnte damit
480 Mal den Bodensee füllen. Die
meisten der im See vorkommenden
Arten gibt es nirgendwo sonst.
Zu ihnen gehört die Baikalrobbe
(Pusa sibirica), die einzige Robben-
art, die ausschließlich im Süßwasser
lebt. Ihre Vorfahren kamen einst

aus dem Salzwasser des Arktischen
Ozeans. Im Baikalsee entwickelte
die Robbe größere Augen, um im
klaren, tiefen Süßwasser zu jagen.
Der japanische Biologe Nobuyuki
Miyazaki stattet die Baikalrobben
zusammen mit russischen Kolle-
gen für kurze Zeit mit Sensoren und
Kameras aus, um herauszufinden,
wie tief sie tauchen, wie schnell und
wohin sie sich bewegen. Geschätzte
80 000 bis 100 000 Robben leben
derzeit noch im See. Ihnen machen
vor allem Industriechemikalien,
Pestizide und radioaktive Ver-
seuchung zu schaffen. Durch die
Schadstoffe werden sie anfälliger
für Viren. So tötete Staupe 1987/88
rund 8000 Baikalrobben.

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