2020-02-28 trend

(Jacob Rumans) #1

Als Siemens-General ist WOLFGANG HESOUN


ein Frontrunner in Sachen Nachhaltigkeit.


Er genießt die Weingärten, klassische Musik


und outet sich als Passivsportler.


K


ommende Woche zeigt Sie-
mens auf der Energiesparmes-
se in Wels, wie man mit seinen
Produkten, Services und Lö-
sungen Gebäude nachhaltig im
Gleichgewicht hält. Ein Thema, das der
Technologiekonzern ernst nimmt. „Wir
sind auch einer der großen Wind-
energieerzeuger, gestalten Smart-City-
Projekte und unterstützen unsere Kunden
etwa dabei, ihre Energieversorgung zu op-
timieren“, so Wolfgang Hesoun, 60, Gene-
raldirektor von Siemens Österreich.
Siemens half auch jüngst bei der Be-
wältigung des Coronavirus in der chinesi-
schen Millionenstadt Wuhan und lieferte
binnen 24 Stunden zwei Ultraschall-
Systeme und einen Computertomografen
zur Untersuchung von Lungenkrankhei-
ten. Geräte für zwei Millionen Euro habe
der Konzern dabei gespendet.
Umso mehr ist Hesoun über-
rascht, dass die Umweltschützer
gerade Siemens „aufs Korn neh-
men“, weil der Konzern beschloss,
Signalisierungssysteme für eine aus-
tralische Eisenbahnlinie zu liefern, die
„zufällig auch Kohle transportiert“. Das
sei so ähnlich, wie wenn man den Messer-
hersteller für den Mord verantwortlich
macht, obwohl eine Million Leute norma-
lerweise ihre Butterbrot mit dem Messer
schmieren: „Wir nehmen das Thema
Nachhaltigkeit sehr erst, aber manchmal
hast eben ein Pech.“ Sicher keine leeren
Worthülsen, denn Hesoun war schon
1989 beim Porr-Konzern federführend in
Sachen Umwelttechnik.
Überhaupt ist Hesoun ein Mensch zum
Angreifen. Er lebt mit seiner Familie in
Brunn am Gebirge bei Wien, genießt in
seiner Freizeit die umliegenden Weingär-
ten. Bewegung ist nicht ganz das Seine,
verrät der Passivsportler. „Würde ich mich
mal verletzen, wäre die Wahrscheinlich-
keit, dass es eine Sportverletzung ist, rela-
tiv gering“, sagt er lachend.

Umso lieber nützt der Manager das
kulturelle Angebot in der nahegelegenen
Bundeshauptstadt, insbesondere klassi-
sche Musik. Das war aber nicht immer so.
Als Jugendlicher war er eher ein „Opern-
abonnement Erleidender“. Erst Mitte sei-
ner 30er, nicht zuletzt durch das Engage-
ment der Porr beim Musikverein, hat sich
der Manager wieder der Klassik genähert.
„Ich bin freilich noch immer kein Spezia-
list, vielmehr ein interessierter Laie, mag
Tschaikowski, Mozart oder Beethoven.
Diese Musik hilft mir beim Abschalten
und bringt mich in eine angenehme, ent-
spannte Form.“
Als Generaldirektor von Siemens sieht
es Hesoun auch als einen gesellschaftspoli-
tischen Auftrag, Kultur einer breiten Be-
völkerung zugänglich zu machen. So zählt
Siemens seit mehr als Jahrzehnten zu den
Hauptsponsoren der Salzburger Fest-
spiele sowie der Festspielnächte un-
ter freiem Himmel für Jedermann,
fördert die Ausgrabungen der anti-
ken Stadt Ephesos, unterstützt aber
auch das Wiener Konzerthaus mit fi-
nanziellen Mitteln. „An der Spitze unseres
Kulturengagements steht natürlich Salz-
burg. Ich persönlich habe aber eine sehr
enge Verbindung zum Musikverein, des-
sen Säle in den Untergeschoßen wir noch
während meiner Zeit als Manager bei der
Porr umgebaut haben.“ Vor allem der glä-
serne Saal ist so gestaltet, dass er die glei-
che Akustik hat wie der große goldene
Saal, und ist deshalb auch gut für Kunden-
veranstaltungen geeignet.
Seinen 60er, den Hesoun vor ein paar
Tagen feierte, verbrachte er jedenfalls
nicht im Musikverein sondern in einer
kleinen, feinen Runde. Ein Alter, das auch
beruflich ein Ablaufdatum hat. „Ich habe
einen Vertrag bis 63 plus eine Option auf
weitere zwei Jahre. Das lasse ich mir aber
offen. Sicher ist jedenfalls, dass ich nicht
in eine Pension gehen werde, die Nichts-
tun heißt.“

V O N
GABRIELA
SCHNABEL

09/2020 | TREND 105

FOTO: SEBASTIAN REICH

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