2020-02-28 trend

(Jacob Rumans) #1
SPRECHEN SIE
WIRTSCHAFT?

„Es gilt, den Moment zu zelebrieren“


TREND

PRIVAT

TREND: In Ihrem aktuellen Solopro-
gramm „Goldfisch“ werfen Sie einen
Blick auf die eigenen Schwächen von
extremer Ordnungsliebe bis zur Pro-
krastination. Wie gut können Sie mit
Geld umgehen?
MANUEL RUBEY: Ganz gut, weil ich schon
sehr früh mein eigenes Geld verdient
habe. Ich war zu Schulzeiten schon kell-
nern und hatte ab Mitte zwanzig und bis
heute das Privileg, von meinem Beruf le-
ben zu können.


Lesen Sie auch die Wirtschaftsseiten?
Das nehme ich mir immer wieder vor. Es
interessiert mich dann aber recht schnell
nicht mehr so richtig.


Wie viel Humor haben Sie privat im Um-
gang mit den Wirtschaftsverhältnissen?
Was ärgert Sie am meisten? Dass diese
vielzitierte Arm-reich-Schere tatsächlich
immer größer zu werden scheint und
dass bei Geschlechtergleichstellung
nichts weitergeht. Ich kenne mich zwar
nicht besonders gut aus, aber das müsste
doch zu schaffen sein!


Bleibt für einen freiberuflichen Künstler
auch in erfolgreichen Zeiten finanzielle
Vorsorge ein Thema? Es wäre mir schon
daran gelegen, vorzusorgen. Aber ich
kenne ich mich zu wenig aus. Mit Aktien
habe ich schlechte Erfahrungen gemacht.
Meine Frau hat das aber jetzt zur Chefin-
nensache erklärt. Als ersten Schritt pro-
bieren wir es mit Immobilien. Oder ein-
mal mit einer.


Wer hat denn Ihrem Haushalt die
Finanzhoheit? Es gibt ein Familienkonto,
auf das ein Prozentsatz des Gehalts ein-
gezahlt wird. Der Zugriff ist gleichbe-
rechtigt.


Was haben Sie von zu Hause aus im
Umgang mit Geld mitbe-
kommen? Es war die schö-
ne, nicht ganz einfache Mi-
schung, dass immer wieder
recht wenig Geld da war,
mit diesem aber sehr groß-
zügig umgegangen wurde.


Was geben Sie diesbezüglich Ihren Kin-
dern weiter? Da richten wir uns ganz
nach den Meinungen von Experten,
welches Taschengeld für welches Alter an-
gemessen ist. Punktuell können sie sich
durch Anpacken im Haushalt etwas dazu-
verdienen. Und unsere große Tochter bäckt
leidenschaftlich gerne und sehr gut und
hat vor einiger Zeit begonnen, dies auch
im Bekanntenkreis feilzubieten. Da bes-
sert sie sich ihr Taschengeld gehörig auf.

Und wie bereiten Sie Ihre Töchter auf
die bereits angesprochene genderbe-
dingte Einkommensschere vor? Sie sind
in Kampfstimmung und glücklicherwei-

se nicht bereit, diese Tatsache noch lange
hinzunehmen. Viva La Feminista!

Was würden Sie als Künstler auch für
viel Geld nicht machen? Ich fürchte, es
gibt für alles einen Preis. Aber mich von
einer Partei bezahlen zu lassen, kann ich
ausschließen.

Was halten Sie heute noch für ein sinnvol-
les Investment? Auf Ö1 war letztens ein
Bericht über nachhaltiges und ökosoziales
Investieren. Dem wollte ich nachgehen.

Gute Brille, lässiges Styling – Ihr Auftritt
zeugt von extrem modischem Gefühl. Wie
viel dürfen gute Stücke kosten? Ich finde,
dass wir für Essen und Kleidung ruhig
einen Großteil des Gehalts ausgeben kön-
nen. Gerade in diesen flüchtigen Zeiten
gilt es ja, den Moment zu zelebrieren.

Und wie viel ist gutes Aussehen wert?
Schwere Frage. Ich denke aber, wenn es
nicht mit Witz oder Intelligenz gepaart
ist, recht wenig.

Wofür geben Sie sonst noch gerne Geld
aus? Kunst, Bücher und gute Hotels.
Meine Töchter bestehen auf Zugfahren.

Was war das Verrückteste, das Sie sich je
geleistet haben? Ich habe mit dem Rau-
chen aufgehört und mir am Anfang das
Geld gespart und eine Flasche Wein um
ein paar Hundert Euro gekauft.

Wie viel sind Ihnen nachhaltige Produk-
te wert? Wenn es sich finanziell irgend-
wie ausgeht, finde ich, dass man auf
Nachhaltigkeit setzen muss. Es ist aber
heikel, weil das schnell etwas Elitäres
bekommt und mir durchaus bewusst ist,
dass sich für viele Menschen die Frage
nicht stellt.

Wie viel darf denn gutes Essen kosten?
Ich gehe lieber zu „Mraz und Sohn“, als
eine Woche in den Urlaub zu fahren.

Was ist Luxus für Sie? Mit Freunden
ein paar richtig gute Flaschen Wein
aufreißen.

INTERVIEW: MICHAELA KNAPP

MANUEL RUBEY, 40, Der Wiener Schauspieler, Kabarettist und
Sänger ist aus der deutschsprachigen Film- und TV-Szene kaum weg-
zudenken („Gruber geht“, „Altes Geld“). Demnächst ist er als Mozart
im Historien-Biopic „Louis van Beethoven“ zu sehen. Nach Kabarett-
programmen mit Thomas Stipsits („Triest“, „Gott und Söhne“) steht er
nun mit seinem ersten Solo, „Goldfisch“, auf der Bühne (7. 3., Stadtsaal)
und tourt auch mit der Band. „Familie Lässig“, 6. 3., Tischlerei Melk.

MANUEL


RUBEY


Im neuen Programm setzt sich der Schauspieler und Kabarettist mit seinem „Katastrophen-Ich“
auseinander. Hier erzählt er, warum er lieber in gutes Essen investiert, als in Urlaub zu fahren.

106 TREND | 09/2020


FOTO: MANFRED BAUMANN
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