2020-02-28 trend

Semperit-Aktie in Euro

QUELLE: FINANZEN.AT

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Rund 5.500 Mitarbeiter arbeiten in

den drei Kernbeteiligungen der B&C

Holding. An der Börse waren sie zuletzt

nur noch 1,516 Mrd. Euro wert.

Nach Angriffen auf die B&C-Stiftung

wurden 2019 zwei Stiftungen (Mega

Bildungsstiftung, Commitment Stiftung)

gegründet, die Begünstigtenstatus haben.

Die Mega-Stiftung ist mit 5 Mio. € dotiert.

B&C-Kernbeteiligungen: Drei magere Jahre an der Börse

EX-PALFINGER-CEO Herbert

Ortner fungiert seit Anfang

2019 als Vorstand der B&C

Privatstiftung, die über die

B&C Industrieholding an Len-

zing, der AMAG und Semperit

beteiligt ist. Dort lief es auch

schon einmal besser.

„Sind die transparente A

TREND: Wie soll man sich Ihr Leben als

Vorstand der B&C-Stiftung vorstellen,

sind Sie jetzt so etwas wie ein Früh-

stücksdirektor?

HERBERT ORTNER: Wäre das der Job

eines Frühstücksdirektors, würde ich ihn

gar nicht machen. Als ich nach 20 Jah-

ren bei Palfinger weggegangen bin, war

es mein Ziel, nicht gleich wieder irgend-

wo als CEO anzufangen. Ich wollte mein

Leben bewusst ändern und mehr Zeit

mit meiner Familie und für meine Hob-

bys – Mountainbiken und Skitouren –

haben. Hier kann ich außerdem meine

Expertise als Industriemann gut einbrin-

gen. Wenn man in der österreichischen

Industrie etwas bewegen will, kommt

man an der B&C Industrieholding nicht

vorbei. Kurz: Für mich gibt es aktuell

keinen besseren Job.

Wollen Sie mit Ihren 51 Jahren über-

haupt nie mehr operativ tätig sein? Ich

schließe das nicht aus. Aber das, was ich

jetzt mache, ist eine sehr spannende Auf-

gabe und kommt auch den Bedürfnissen

meiner Familie entgegen.

Wie erleben Sie aktuell die Stimmung in

der heimischen Industrie? Ich finde,

man sollte die Situation nicht zu negativ

sehen. Die Industrie hat zehn sehr posi-

tive Jahre hinter sich und ist sehr stark

positioniert. Aber es stimmt, das Wirt-

schaftswachstum schwächt sich gerade

ab. Ich sehe das aber generell als gesunde

Bereinigung an, mit der jedes Unterneh-

men umgehen können muss. Eine Aus-

nahme ist sicher die Automobilindustrie,

die in einer massiven Krise steckt.

Ändert das Coronavirus etwas an Ihrer

Einschätzung einer „normalen Abschwä-

chung“? Aktuell ist die Industrie da-

durch stark beeinträchtigt. Wenn dieser

Zustand noch mehrere Monate anhält,

dann kommt zur normalen Abschwä-

chung noch dieser negative „Corona-Ef-

fekt“ hinzu. Das kann dann schon zu ei-

ner relativ starken Krise führen. Dauert

das aber nicht länger als zwei bis drei

Monate, werden wir wieder eine Stabili-

sierung sehen. Sollte es länger anhalten,

können die Lieferketten vermutlich nicht

mehr aufrechterhalten werden.

Wie sind Ihre Kernbeteiligungen –

AMAG, Lenzing, Semperit – vom

Corona virus betroffen? Lenzing hat be-

kanntlich Betriebsstätten in China, wo

aktuell viele Arbeiter nicht zur Arbeit

kommen. Man kann also nur einge-

schränkt produzieren. Auch Semperit

und die AMAG stehen im globalen Wett-

bewerb und brauchen Rohstoffe aus

China. Aktuell gibt es zwar noch keine

Probleme, aber auch hier könnte es in

einigen Monaten zu Lieferengpässen

kommen.

Überdenkt Lenzing seine China-Stand-

orte? Das geht aktuell zu weit. Für der-

artige Entscheidungen ist es viel zu früh,

aber natürlich machen sich die Beteili-

gungsvorstände Gedanken über Alterna-

tiven und hinterfragen ständig, wie stabil

ihre Wertschöpfungskette eigentlich ist.

Ist Kurzarbeit in Ihren Beteiligungen ein

Thema? Aktuell nicht.

Was halten Sie denn von den Plänen der

Regierung für den Wirtschafts- bzw. In-

dustriestandort Österreich? Mich hat

vor allem gewundert, dass das Thema

Verstaatlichung auf einmal wieder ein

Thema in Österreich ist. Speziell von der

ÖVP, die jahrzehntelang Privatisierung

gepredigt hat. Dass die ÖBAG angeblich

eine Liste von 100 Unternehmen hat, wo

der Staat einsteigen könnte, hat mich

schon verwundert. Ob das den Standort

Österreich speziell für ausländische

Die Angriffe von Michael

Tojner haben der B&C

Privatstiftung massiv

geschadet, sagt deren

Vorstand HERBERT

ORTNER. Auch die sich

eintrübende Wirtschaft

und das Coronavirus

machen den B&C-Betei-

ligungen zu schaffen.

INTERVIEW: ANGELIKA KRAMER

30 TREND | 09/2020

TREND

WIRTSCHAFT

ÖSTERREICH

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