2020-02-28 trend

(Jacob Rumans) #1
Lenzing-Aktie in Euro

QUELLE: FINANZEN.AT
2017 2018 2019 2020

180

60

100

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AMAG-Aktie in Euro

QUELLE: FINANZEN.AT

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ansparente Alternative zur ÖBAG“


Investoren unbedingt interessanter
macht, weiß ich nicht. Wir als B&C Hol-
ding sehen uns im Gegensatz dazu als
unabhängige, transparente Alternative.
Wenn jemand ein Unternehmen in die
Hand der Politik geben will, dann soll er
es an die ÖBAG verkaufen, will er es an
einen unabhängigen, langfristig interes-
sierten, für Österreich arbeitenden Ei-
gentümer geben, spricht er die B&C an.

Die B&C-Stiftung setzt ja sehr stark auf
das Thema Bildung. Haben Sie das Ge-
fühl, wenn Sie das Regierungsprogramm
lesen, die Regierung hat die Wichtigkeit
des Themas erkannt? Ich glaube, man
geht da generell in die richtige Richtung,
aber allein auf die Regierung darf man
sich nicht verlassen.

Was kommt in Sachen Klimaschutz auf
die Industrie zu? Es ist gut, dass man
sich mit dem Thema beschäftigt, ich
sehe nur die Gefahr, dass man den Hebel
zu radikal umlegt. Bestes Beispiel ist die
Automobilindustrie in Deutschland, die

plötzlich alles elektrisch machen soll. Ich
kann aber eine Industrie, die sich über
Jahrzehnte entwickelt hat, nicht von
heute auf morgen komplett verändern.
Ich hoffe, dass die Politik einen vernünf-
tigen Fahrplan ausarbeitet.

Wie steht es um die Erweiterung des Port-
folios der B &C Industrieholding? Neben
unseren Kernbeteiligungen haben wir noch
sechs Minderheitsbeteiligungen an inno-
vativen, technologisch führenden Unter-
nehmen. Wenn es Optionen gibt, die dem
Stiftungszweck entsprechen und die wirt-
schaftlich machbar sind, sind wir jeden-
falls interessiert. Aber eine geheime Liste,
wie die ÖBAG sie hat, haben wir nicht.

Sind Sie aktuell an Unternehmen dran?
Im Moment gibt es nichts Konkretes. Wir
sind auch nicht in Verhandlungen mit
der Erber-Gruppe, als deren möglicher
Käufer wir kürzlich genannt wurden.

Ihr Stiftungszweck lautet ja Förderung
des österreichischen Unternehmertums.

Wie passt das damit zusammen, dass die
B &C bei Semperit gerade eine Tochter
mit 100 Mitarbeitern loswerden will?
Wir wollen ja unsere Unternehmen lang-
fristig begleiten, und ein Unternehmen
kann langfristig nur bestehen, wenn es
wirtschaftlich gesund ist. In unserem
Portfolio wird es immer auch Teile ge-
ben, die nicht so gut laufen, wie eben die
Sempermed. Unser Stiftungszweck lau-
tet ja nicht, dass wir auf Gedeih und
Verderb alles halten müssen.

Die Aktienkurse Ihrer drei Kernbeteili-
gungen performten, gelinde gesagt, über
die letzten drei Jahre bescheiden.
Warum? Auf einen längeren Zeitraum
betrachtet, wurde massiv Wert geschaf-
fen. Und auch andere Industrieunterneh-
men wie Voest oder Palfinger haben die
letzten zwei Jahre an der Börse verloren.

Die B &C-Stiftung wurde ja letztes Jahr
von Investor Michael Tojner massiv ange-
griffen: Sie soll den Stiftungszweck nicht
erfüllen beziehungsweise als Selbstbedie-
nungsladen missbraucht worden sein.
Was ist davon geblieben? Zunächst ein-
mal das Positive: Die Mitarbeiter und
Betriebsräte haben sich aktiv für die B&C
starkgemacht – das hat uns sehr gut ge-
tan. Aber bis zu zwei Jahre waren die
B&C, deren Mitarbeiter und unsere
Kernbeteiligungen nur mit diesem The-
ma beschäftigt. Dass das ein immenser
Schaden ist und die Mitarbeiter dadurch
verunsichert werden, liegt auf der Hand.
Ich bin froh, dass das jetzt vorbei ist.

Floss von der B&C dennoch Geld an
Tojner? Dazu kann ich nichts sagen.

Ein Vorwurf von Herrn Tojner war ja im-
mer die mangelnde Kostentransparenz
in der B&C. Wie wird diese Transparenz
nun gewährleistet? Verglichen mit vielen
anderen Stiftungen sind wir viel trans-
parenter. Man kann die Zahl der Mitar-
beiter nachlesen, und ich versichere
Ihnen, die Holdingstruktur ist für die
Beteiligungen sicher nicht zu groß. Jeder
kann davon ausgehen, dass hier sauber
gewirtschaftet wird.

Martin Ohneberg, ein Freund von Michael
Tojner, gilt als Kandidat für die Wahl zum
Präsidenten der Industriellenvereinigung.
Scheidet er für Sie aus? Nein, überhaupt
nicht. Wolfgang Eder kenne ich aber per-
sönlich und er ist ein Topkandidat, der
sicher viel bewegen könnte.

09/2020 | TREND 31

FOTOS: WOLFGANG WOLAK

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