2020-02-28 trend

(Jacob Rumans) #1

Reklamationen und unzufriedene Kunden kosten viel Geld. Modernes


QUALITÄTSMANAGEMENT hilft, Prozesse zu strukturieren und dank


Checklisten Fehler zu vermeiden. Und lässt auch Raum für Innovationen.


Genau hinschauen


spart Ärger und Geld


VON ARNE JOHANNSEN

TREND
WIRTSCHAFT

QUALITÄTS-
MANAGEMENT

D

er Mann ganz am Ende
war der Anfang: Er nahm
jedes Produkt noch einmal
in die Hand, prüfte, ob alle
Teile vorhanden und am
richtigen Platz, alle Schrauben festgezo-
gen waren. Mit der simplen Kontrolle
am Ende des Fließbandes rückte in den
1970er-Jahren die Qualität erstmals in
den Fokus.
Einige Jahrzehnte weiter haben sich
Qualitätskontrolle und -sicherheit zu ei-
nem umfassenden Qualitätsmanage-
ment weiter entwickelt. „Ohne Qualitäts-
management würde ein Unternehmen
wie unseres gar nicht funktionieren“,
sagt Jochen Matitz, Qualitätsmanager
beim Softwarehaus PCS.
Das Klagenfurter Unternehmen ist
Spezialist für Krankenhaus-Software.
Ob das Villacher Spital oder das St.
Anna Kinderspital in Wien, von der Auf-
nahme über die Laborbefunde bis zur
Kassenabrechnung läuft alles über das
in Kärnten entwickelte Informations-
system.
Aber welche Rolle spielt dabei Quali-
tätsmanagement? „Aus der vielfältigen
Projektarbeit bei uns ist irgendwann der
Wunsch entstanden, die Dinge struktu-
riert anzugehen“, schildert Matitz die
Anfänge. Das war vor 20 Jahren. Mitt-
lerweile gibt es bei PCS ein internes
ERP-System, dass durch die einzelnen
Arbeitsschritte leitet und zum Beispiel
die rechtzeitige Einbindung von Ent-
scheidungsträgern sicherstellt.

Auch organisatorische Abläufe wer-
den durch das Qualitätsmanage-
ment-System strukturiert. Scheidet ein
Mitarbeiter aus dem Unternehmen aus,
stellt eine Checkliste sicher, dass dessen
sämtliche personenbezogenen Daten
gelöscht werden – der Mitarbeiter das
Unternehmen also auch virtuell kom-
plett verlassen hat.

WISSEN FÜR ALLE. „Früher gab es viel
Wissen in einzelnen Köpfen, jetzt ist
dieses Wissen dokumentiert für alle zu-
gänglich“, nennt Matitz einen wesentli-
chen Vorteil. Außerdem: „Ohne eine
entsprechende ISO-Zertifizierung könn-
ten wir an internationalen Ausschrei-
bungen gar nicht teilnehmen.“

Einer der großen Treiber des Quali-
tätsdenkens in Österreich ist Quality
Austriaa. Von vier Qualitätsinitiativen
gemeinsam gegründet, hat das Unter-
nehmen mittlerweile rund 170.000
Qualitätsmanager aus- und weitergebil-
det. Geschäftsführer Konrad Scheiber
sieht steigenden Bedarf: „Angesichts
von Digitalisierung und Disruption
müssen sich Unternehmen auf eine Rei-
se mit ungewissem Ausgang begeben.
Dafür ist Vertrauen eine entscheidende
Voraussetzung. Und Vertrauen entsteht,
wenn Entscheidungen transparent und
nachvollziehbar sind, wofür entspre-
chende Dokumentationen eine wichtige
Basis sind“ (siehe auch Interview über-
nächste Seite).

ANERKENNUNG.
Für 20 Jahre
Qualitätsmanage-
ment wurde PCS-
Manager Jochen
Matitz (l.) jetzt von
Manfred Haselbacher
(Quality Austria)
ausgezeichnet.

48 TREND | 09/2020

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