2020-02-28 trend

(Jacob Rumans) #1
IN KOOPERATION MIT

Allerdings: Qualitätsmanagement
bedeutet auch Aufwand. Lohnt sich die-
ser? „Absolut“, betont Scheiber, „denn in
vielen Unternehmen gehen fünf bis zehn
Prozent des Umsatzes für das Ausbügeln
von Fehlern drauf. Das durch Qualitäts-
management einzusparen, ist ein echter
Gewinn.“

KAUM BESCHWERDEN. Dass Qualitäts-
management positive Effekte bringt, be-
stätigt auch Wolfgang Mayrhauser. Der
Oberarzt des Dornbirner Krankenhau-
ses, das gerade nach ISO-Normen zerti-
fiziert wurde, ist dort der „Mister Qua-
lity“. Die Transparenz der Abläufe stei-
gern, Fehlerquote und damit Kosten
senken, das sind auch auf den Kranken-
hausfluren die großen Themen. „Die
ganze interne Kommunikation hat sich
komplett verändert, die Mitarbeiter-
Fluktuation ist sehr gering“, schildert
der Intensivmediziner.
Vor allem: Bei jährlich rund 24.000
stationären Patienten und fast 100.000
ambulanten Behandlungen gibt es gera-

de Mal 100 bis 120 Beschwerden – eine
Spitzenquote.
Auch bei den regelmäßigen Patien-
tenbefragungen gibt es für die Dorn-
birner gute Noten. „Wie wurden Sie auf
Ihre Entlassung vorbereitet?“, lautet
eine der vielen Fragen. 97 Prozent der
Befragten beantworteten das mit „gut“
oder sogar „sehr gut“.
Das Qualitätsprojekt hat Ärzte, Pfle-
ger und Verwaltung an einen Tisch ge-
bracht. Die Erkenntnis: „Alle haben
ähnliche Probleme“, so Mayrhauser. Re-
gelmäßige Mitarbeitergespräche und
Fortbildungen sind jetzt fixer Bestand-
teil des Klinik-Alltages – auch das ein
Ergebnis des neuen Qualitätsmanage-
ments.
Schwächen beim Einkauf und der
IT-Sicherheit wurden identifiziert, ein
neues Risikomanagement aufgebaut
und ein internes Kontrollsystem instal-
liert. Schlüsselbereiche wie Kranken-
hausleitung, Technik und Einkauf wer-
den jährlich auditiert, die andere Berei-
che einmal innerhalb von drei Jahren.

Doch von selbst geht das nicht, Quali-
tätsmanagement ist konsequente Arbeit.
Am Dornbirner Krankenhaus beschäf-
tigt man sich seit 15 Jahren damit. Mehr
als 60 Qualitätsbeauftrage wurden in-
stalliert, Oberarzt Mayrhauser investiert
rund 20 Prozent seiner Arbeitszeit in die
verschiedenen Qualitätsthemen.

SOFTWARE HILFT. Immerhin erleich-
tern modernen Softwareprogramme die
notwendige Dokumentation. Vorbei die
Zeiten, als Mitarbeiter den Nachmittag
damit verbrachten, in Listen einzutra-
gen, was sie am Vormittag gemacht hat-
ten. Zudem orientieren sich diese Syste-
me auch am modernen Projektmanage-
ment, sind also flexibel gegenüber
wechselnden Aufgaben. Und sie stehen
auch Innovationen nicht im Weg: „Wer
Innovationen fördern will, muss inno-
vative Mitarbeiter vom Tagesgeschäft
freispielen“, weiß Quality-Austria-Chef
Scheiber, „und auch das können Quali-
tätsmanagement-Systeme ganz hervor-
ragend.“

„Qualitäts-
management bringt
geringe Fluktuation
und weniger
Beschwerden.“
WOLFGANG
MAYRHAUSER
KRANKENHAUS DORNBIRN

09/2020 | TREND 49

FOTOS: MARKUS S. HOHENWARTER, ISTOCKPHOTO, STUDIO22.AT/MARCEL HAGEN

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