2020-02-28 trend

(Jacob Rumans) #1
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Fotos: Getty Images/Digital Vision, A1 / Renee Del Missier


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Aufholbedarf in Österreich
Noch entspricht dieses altbekannte Modell dem
mehrheitlichen Sittenbild der österreichischen
Unternehmen: Der Frauenanteil in den Ge-
schäftsführungen der heimischen Top-200-Un-
ternehmen liegt bei 18,8 Prozent, unter den Auf-
sichtsratsmitgliedern sind überhaupt nur 8,4 Pro-
zent weiblich. Damit hinkt Österreich ganz deut-
lich den meisten anderen EU-Ländern hinterher.
Nur zum Vergleich: In Deutschland sind rund 30
Prozent der Führungspositionen von Frauen be-
setzt, im Vorzeigeland Lettland gar 45 Prozent.
Das Schlusslicht bildet übrigens Zypern mit 18
Prozent.
Doch wie gesagt: Die Trendkurve zeigt nach
oben. Längst haben die meisten börsennotierten
Unternehmen eigene Diversitätsbeauftragte, de-
ren Aufgabe unter anderem darin besteht, für
eine bessere Durchmischung der Geschlechter zu
sorgen. Und zwar auf allen Ebenen, nicht nur
dort, wo es nicht wehtut. Warum gleich zu einem
Negativbild greifen? Weil Frauen ein Störfaktor
sind. Allein durch ihre Anwesenheit bringen sie
Irritation in die gut eingespielten Boy-Groups  –
sprich: männlichen Vorstandsebenen –, weil sie
anders denken, anders sprechen, andere Verhal-
tensweisen an den Tag legen.

Frauen sind besser ausgebildet
Innovative Unternehmen zeichnen sich eben
auch dadurch aus, dass sie mutiger agieren als an-
dere – dazu gehört, Klischees zu durchbrechen.
Das Fundament für eine berufliche Gleichstel-
lung von Frauen und Männern wäre ja vorhan-
den: Schon jetzt gelten Frauen als besser ausbildet
als Männer. Sie haben häufiger ein Abitur als
Jungs und machen bereits das Gros der Akademi-
ker im Lande aus. Fürs Jahr 2035 prognostiziert
die Statistik Austria sogar, dass 59 Prozent aller
Maturanten weiblich, jedoch nur 43 Prozent Bur-
schen sein werden, dementsprechend werden die
Auswirkungen bei den Uni-Abschlüssen sein.

Gastkommentar


Frauen in


der Technik


sind nichts bahnbrechend
Neues: Ohne Margaret
Hamilton wäre das
Apollo-Programm der NASA
zum Beispiel nicht
erfolgreich gewesen. Sie
war die Chefprogrammie-
rerin für diese anspruchs-
volle Mission. Wenn man
Mädchen nach ihren
Berufswünschen fragt,
bekommt man oftmals
immer noch die klassi-
schen Antworten zu hören.
Das ist eine Frage der
Erziehung und Bildung,
aber vor allem auch der
Vorbilder. Aber da gäbe es
sehr viele: Marie Curie oder
die Österreicherin Hedy
Lamarr, ohne die es weder
Bluetooth noch WLAN
gäbe. Frauen in technische
Berufe zu bringen, ist für
Unternehmen immens
wichtig: Denn durch
diverse Teams werden
bessere Ergebnisse erzielt,
auch in der Technik. Wenn
wir also Frauen nicht für
technische Berufe begeis-
tern können, lassen wir
sehr viel Potenzial
ungenützt, und wichtige
Innovationen, die für
unsere gemeinsame
Zukunft wichtig sind,
bleiben unentdeckt.

Gender-Pay-Gap klafft weiter
Umso erschütternder ist der Blick auf den „Wo-
men in Work Index“. Dieser analysiert jährlich
das Wohlergehen und die Präsenz von Frauen in
der Arbeitswelt. Österreich landet nur auf Platz
25 von 33 analysierten Ländern. Grund dafür ist
die fehlende Verbesserung des Gender-Pay-Gaps,
denn Österreich weist nach wie vor ein beachtli-
ches Lohngefälle zwischen Männern und Frauen
auf. Laut Messungen liegt der geschlechterspezi-
fische Lohnunterschied bei 19,9 Prozent (2017).
Nur zum Vergleich: In derselben Zeit betrug der
EU-Durchschnittswert 16 Prozent.
Man braucht es also gar nicht kleinzureden:
In Österreich herrscht auch hier erheblicher Auf-
holbedarf. Eine der Ursachen für dieses Gefälle
liegt in der Tatsache begründet, dass der Anteil
der Frauen in Teilzeitbeschäftigung 47,4 Prozent
beträgt, während jener der Männer 11,2 Prozent
ausmacht. Dies ist in erster Linie auf die fehlen-
den Möglichkeiten einer Ganztagsbetreuung für
Kinder zurückzuführen. Ein echter Mangel –
denn 86 Prozent der jungen Österreicherinnen
könnten Kinder und Karriere gern besser mitein-
ander verbinden, so eine Umfrage des Anke van
Beekhuis Instituts für Jugendforschung.
Hier ist die Politik gefragt, endlich deutliche
Signale zu setzen. Doch sie allein bildet nicht den
einzigen Schwachpunkt. Auch die gesellschaftli-
che Erwartung, dass eine Mutter ihre beruflichen
Ambitionen hintanzustellen habe, sehen 68 Pro-
zent als Hindernis. Somit tragen auch fehlende
positive Vorbilder Schuld am Missstand zurück-
gesetzter Frauen. Laut Beekhuis würden 83 Pro-
zent eher eine Führungsrolle anstreben, wenn es
mehr öffentliche Beispiele im Topmanagement
gäbe.

Frauen vor den Vorhang!
Also auf zur Übung! Frauen dürften ihr Können
und ihre Leistungen nicht länger unter den Schef-
fel stellen. Sie müssen lauter an die Öffentlichkeit
gehen, sich besser vernetzen, öfter aufzeigen,
wenn es um die Vergabe von Topjobs geht. Traut
euch, Frauen! Und traut euch was zu – denn wie
es so schön heißt: „Bescheidenheit ist eine Zier,
doch weiter kommt man ohne ihr!“
Frieda Buchmann

Sonja Wallner
CFO bei „A1“
http://www.a1.net
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