In Österreich ist es nicht üblich, dass
sich das Management direkt beteiligt – in
den USA schon. Sollte das Beispiel von
UBM Development Schule machen? Ich
habe das Gefühl, dass der Kapitalmarkt
in Österreich vom Image her noch immer
nicht richtig positioniert ist – die Wiener
Börse sehen viele als Casino und sind
aufgrund von Unkenntnis und Phobie
bei Aktien extrem untergewichtet.Das soll sich nun unter Finanzminister
Gernot Blümel ändern ... Hoffentlich!
Denn das Eigenkapital kommt nun mal
von der Börse. Dass sehr viele österreichi-
sche Topmanager bei deutschen Konzer-
nen arbeiten, ist nicht die Folge einer Un-
zufriedenheit mit dem Vergütungssystem
in Österreich. Aber wenn man eine Un-
ternehmenskultur fährt, die nicht meri-
tokratisch auf Performance ausgerichtet
ist, tut man sich schwer im internatio-
nalen Wettbewerb mit Unternehmen, wo
es diese Incentives gibt. Der Film „Wall
Street“ war gestern – heute gibt es hohe
Boni erst nach mehrjährigen Vesting
Periods. In Österreich glauben viele junge
Menschen, sie können nur als Start-up
etwas verdienen und groß herauskom-
men. Das muss auch bei etablierten Un-
ternehmen gehen, denn von 100 Start-
ups schaffen es vielleicht zwei.Nach vier Jahren an der Spitze von UBM
Development drängt sich die Frage auf:
Wo sehen Sie das Unternehmen in weite-
ren vier Jahren? Wir sind in die Cham-
pions League der europäischen Immobi-
lienentwickler aufge-
stiegen, spielen aber
noch nicht ganz vorne
mit. Meine Vision ist
daher, die Wahrnehm-
barkeit zu steigern und
Pläne umzusetzen, die
neue Möglichkeiten er-
öffnen. Auch in Öster-
reich wird einiges kom-
men – denn wir sind
heute der ideale Partner
für jeden, der ein gro-
ßes Immobilienprojekt
mit einem Nutzungs-
mix aus Büro, Hotel und Wohnen ver-
wirklichen möchte. Solche wird es geben,
denn die Nachfrage nach Immobilien
bleibt – in Ermangelung risikoärmerer
Alternativen – auch in den kommenden
Jahren hoch.09/2020 | TREND 71Thomas G. Winkler, 5 7,
ist seit 2016 Vorstandsvorsit-
zender der UBM Development
AG. Der gebürtige Salzburger
hat Jus studiert und gilt als
ausgewiesener Kenner des
Kapitalmarktes. Seine interna-
tionale Karriere umfasst Füh-
rungspositionen im Deutsche-
Telekom-Konzern, bei Maculan,
Magna und Lenzing.
ZUR PERSON