Der Standard - 24.02.2020

(C. Jardin) #1

DERSTANDARD Wirtschaft MONTAG, 24.FEBRUAR2020 | 11


Europa im

Diskurs.

Eine Kooperation des Instituts für die Wissenschaften vom Menschen(IWM), der ERSTE Stiftung, des Burgtheaters und des STANDARD.


  1. März 2020, 11.00 Uhr
    Burgtheater, Universitätsring 2, 1010 Wien


Karten-Info:www.burgtheater.at
Tel.:01 513 15-
in deutscher Sprache
Eintritt:EUR 7,–
mitAbovorteil:EUR 5,–
derStandard.at/Events

Paul Zulehner
Theologe und
Religionssoziologe

Foto: F.-J. Rupprecht

Kenan Güngör
Soziologe und
Politikberater,
think difference

Foto: privat

Maria Windhager
Juristin, mit
Schwerpunkt
Medienrecht

Foto: Röggla Foto: Cremer

Kathrin Röggla
Schriftstellerin

Moderation:
Petra Stuiber
DER STANDARD

Foto: Cremer

Warum wir am Frauentag auch über Männer reden sollten ...

ABO

VORTEIL

Kaufstdunoch, oder wohnstduschon?


Mietenstattkaufen, das will der schwedischeMöbelriese den heimischen
Konsumenten künftig schmackhaft machen. DieKonkurrenz schaut
gespannt zu, ob daraus ein Geschäftsmodellwerden kann.

reich? Und wo wird gekauft? Im
Internet oder im Geschäft? Fragen,
diealleAnbieterbeschäftigen.Der
heimische Möbelmarkt ist stabil.
Der Einzelhandel erwirtschafte-
te 2019 laut KMU-Forschung rund
5,8 Milliarden Euro. Die Großen
der Branche, die Lutz-Gruppe,
Ikea und Kika/Leiner, vereinen 65
Prozent des Marktes auf sich. Die
Produktivität je Quadratmeter ist
bei den Schweden allerdings vier-
mal so groß wie bei der Konkur-
renz. Mit sieben Standorten er-
wirtschafteten sie 2018/19 einen
Umsatz von 800 Mio. Euro. Die
Lutzgruppe mit XXXLutz, Möbe-
lix und Mömax kam 2019 auf 4,
Mrd. Euro, rund 1,5 davon in Ös-
terreich–anüber 100 Standorten.
Der Umsatz von Kika und Leiner
wird auf etwa 700 Mio. geschätzt.
Den Rest teilen sich mittelgroße
Möbelhäuser und Einrichtungs-
partnerschaften wie VME-Union,
Garant, Europa-Möbel auf. Aber

D

ie Fortschritte auf der Bau-
stelle beim Westbahnhof in
Wien können interessierte
Journalisten in Kürze begutach-
ten.Der neue Ikea-Österreich-Chef
Alpaslan Deliloglu wird da erklä-
ren, welche Pläne das schwedi-
sche Möbelhaus mit dem neuen
City-Ikea verfolgt. Vor allem jün-
gere Menschen im urbanen Raum
verzichten zunehmend auf das
eigene Auto. Mit innerstädtischen
Standorten–gut mit Öffis, zu Fuß
oder per Fahrrad erreichbar–will
ihnen Ikea entgegenkommen.
Beim Westbahnhof entsteht auf
3800 Quadratmetern bis 2021 die
erste Ikea-Filiale dieser Art. Klei-
ne Artikel nimmt der Kunde
gleich mit, alles andere begutach-
tet er vor Ort–und lässt liefern.
Doch der neue Ikea-Chef ließ auch
mit einer Idee aufhorchen, die im
Möbelhandel zumindest im ganz
normalen Eigenheim noch nicht
gebräuchlich ist: mieten statt kau-
fen. Was andere Unternehmen
bereits als Service etwa im Ge-
schäftskundenbereich für Events
oder für Privatkunden im Elektro-
und Elektronikbereich anbieten
und Ikea-Kunden in der Schweiz
schon nutzen können, soll besten-


falls ab Ende 2021 auch für
Ikea-Kunden in Österreich mög-
lich sein. Argumente, warum
das funktionieren könnte, hat der
45-jährige Manager an der Hand.
Er übersiedelte vor einigen Mona-
ten von der Schweiz nach Wien.
Mit Kind und Kegel. Anstrengend
sei das gewesen, so Deliloglu.

Lebensabschnittspartner
Gedacht sei das Service für klei-
nere Firmen, Studenten, Expats
und Menschen, die oft umziehen.
Ganz überraschend kommt der
Vorstoß nicht. Ikea ist erfolgsver-
wöhnt, doch derzeit gelten viele
Unbekannte, die auch die Kon-
kurrenz bewegen. Wie wollen die
Menschen künftig leben? Wie
werden sie sich einrichten? Bleibt
Kaufen die bevorzugte Methode,
will man Langlebiges, um die
Umwelt weniger zu belasten, oder
sucht man Lebensabschnitts-
partnerschaftenauchimMöbelbe-

die Flächen schmelzen auch
im Möbelhandel: „2,7 Millionen
Quadratmeter waren es 2018,
2019 hatten wir zwei bis drei Pro-
zent weniger. Es scheppert und
knirscht im Gebälk“, sagt Stand-
ortberater Wolfgang Richter.
Das Geschäft wächst vorwie-
gend online. Bei den deutschen
Nachbarn liegt der Online-Anteil
am Möbelmarkt bei 12,5 Prozent.
In Österreich schätzt der deutsche
Wirtschaftswissenschafter Gerrit
Heinemann die Lage ähnlich ein.
In den nächsten fünf Jahren kann
er sich eine Verdoppelung gut vor-
stellen. Viele in der Branche wür-
dendie Augenvor derRealität ver-
schließen, so der Handelsexperte.
Dabei stehe ihr bevor, was Buch-
händler und Elektrobranche auf
dem falschen Fuß erwischte. Man
verliere die onlineaffinen Kunden
aninternationaleRiesenwieAma-
zon und Ebay, aber auch an reine
Online-Anbieter wie etwa die

deutsche Otto Group. Heinemann
geht davon aus, dass der ehemali-
ge Versandhändler in Deutsch-
land 1,5 Milliarden mit Möbeln
erwirtschaftet. Auch hierzulande
ist die Otto-Tochter Unito bei
Online-MöbelnMarktführer. Wäh-
rend Lutz und Kika/Leiner sich in
Sachen Online-Geschäft nicht in
die Karten schauen lassen, gibt
Ikea an, zehn Prozent des Umsat-
zes via Internet zu erwirtschaften.

Logistik als Herausforderung
Und das, obwohl man lange ver-
sucht habe, das Online-Geschäft
mit „abstrusen Versandkosten
auszubremsen“, sagt Handels-
experte Heinemann. Das Online-
Geschäft sei eine echte Herausfor-
derung, denn der Kunde erwarte
die Lieferung quasi sofort. Beim
Thema Möbelvermieten winken
Lutz und Leiner fürs Erste ab.
Unito-Österreich-Chef Harald
Gutschi sagt, dass man höchstge-
spannt sei, ob die Sache bei Ikea
funktioniert: „Es gibt dafür einen
Markt. Aber es braucht Riesenin-
vestitionen in die Logistik.“ Profi-
tabel sei das am Anfang kaum zu
machen. „Es ist eine Investition in
die Zukunft.

Regina Bruckner

Mahrergegen
35-Stunden-Woche

Wien–Wirtschaftskammer-Präsi-
dent Harald Mahrer (ÖVP) sprach
sich in der ORF- Pressestunde
gegen eine 35-Stunden-Woche
sowohl in der Pflege als allgemein
in der Wirtschaft aus. Aus seiner
Sicht wäre dies eine „Jobvernich-
tungsmaschine“. (APA)


KURZ GEMELDET


Pass fürfair hergestellte
Batterien
Berlin–Die deutsche Industrie
macht beim geplanten Pass für fair
hergestellte Batterien Tempo. Bis
Jahresende soll ein Prototyp ent-
stehen, 2021 dann eine erste Ver-
sion, wie der Dax-Konzern BASF
als Mitglied der Global Battery
Alliance(GBA) erklärt. (dpa)

Konzernefinanzieren
Klimawandel-Skeptiker
London–Konzerne wie der Ölrie-
se Shell oder die niederländische
Fluggesellschaft KLM haben laut
der Plattform für authentischen
Journalismus (PAJ) jahrelang den
niederländischen Klimawandel-
Skeptiker Frits Böttcher finanziell
unterstützt. (APA)

Verzichtauf höhere
Gebühren im Bund
Wien–Finanzminister Gernot Blü-
mel (ÖVP) wird 2020, wie seine
Amtskollegen in den vergangenen
Jahren auch, auf die gesetzlich
vorgesehene Gebührenerhöhung
verzichten. Betroffen wären: Per-
sonalausweis, Zulassungsschein,
Reisepass, Führerschein. (APA)

RodungfürTesla-Fabrik
kommtvoran
Berlin–Der erste Teil der Rodung
für die geplante Fabrik von US-
Elektroautobauer Tesla in Grün-
heide nahe Berlin ist nahezu ab-
geschlossen. Nur einzelne Bäume
standen am Sonntag nach Polizei-
angaben noch. Am Sonntag waren
keine Arbeiten geplant. (dpa)

Wie wir leben wollen, hat auch mit Angeboten zu tun. Möbel soll man künftig auch mieten können.

Foto: iStock
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