Der Standard - 24.02.2020

(C. Jardin) #1

4 |MONTAG,24.FEBRUAR 2020 International DER STANDARD


Quentin Taranti-
no(56) ist zum
ersten Mal Va-
ter geworden.
Seine israeli-
sche FrauDa-
niella Pick
(36) hat laut
israelischen Medienberichten
einen Sohn zur Welt gebracht.
Der Filmregisseur und die Sänge-
rin sind seit November 2018 mit-
einander verheiratet. Foto: AFP
Die japanische KaiserinMasako
hat ihre psychische Erkrankung
noch nicht überwunden. „Ihr
Zustand hat seine Höhen und
Tiefen“, sagte Ehemann und Kai-
serNaruhitobei einer Pressekon-
ferenz anlässlich seines 60. Ge-
burtstags. Seine vier Jahre jünge-
re Frau sei „noch auf dem Weg
der Genesung“. Masako litt sehr
unter den strengen Vorgaben des
Königshauses und den Erwartun-
gen, einen Sohn als Thronfolger
zur Welt zu bringen. 2004 wurde
bekannt, dass sie sich wegen
einer stressbedingten Anpas-
sungsstörung in Behandlung be-
geben habe. Das Kaiserpaar hat
eine Tochter.
Nun ist offiziell, was schon län-
ger erwartet wurde:Herzogin
MeghanundPrinzHarrymüssen
auf ihren Markennamen „Sussex
Royal“ verzichten, erklärte eine
Sprecherin des Paars. Grund
dafür ist, dass sich die beiden
ab 31. März offiziell von ihren
königlichen Pflichten zurück-
ziehen. (red)

LEUTE


Kosovo-Serbien:Lajčak
neuer EU-Beauftragter
Brüssel–Der slowakische Außen-
minister Miroslav Lajčak wurde
zum EU-Sondergesandten für den
Dialog zwischen Kosovo und Ser-
bien ernannt, weil der EU-Außen-
beauftragte Josep Borrell Unter-
stützung braucht. Die EU hat vor
allem die Sorge, dass der für
Kosovo und Serbien zuständige
US-Diplomat Richard Grenell un-
überlegte und gefährliche Schrit-
te unternehmen könnte. (awö)

GeringeBeteiligung bei
Parlamentswahl desIran
Teheran –Nur 42 Prozent der
Wahlberechtigten sind laut den
offiziellen Zahlen vom Sonntag
zu den Urnen gegangen, um am
vergangenen Freitag an der Parla-
mentswahl im Iran teilzunehmen.
Das Feld war schon vor dem Vo-
tum vom Wächterrat dezimiert
worden, moderate Kandidaten
wurden gestrichen. Wenig über-
raschend siegten die Konservati-
ven, Anhänger der Gemäßigten
blieben daheim. Im Iran zu Gast
war derweil, ebenfalls am Sonn-
tag, Österreichs Außenminister
Alexander Schallenberg (ÖVP). Er
berichtete danach von „offenen
und ehrlichen“ Gesprächen mit
Außenminister Mohammed Javad
Zarif und Präsident Hassan Roha-
ni „über das Atomprogramm, die
Rhetorik gegen Israel, die Leug-
nung des Holocaust und die Rolle
des Iran in der Region“. (red, APA)

Designer Raf Simons
geht zu Prada
Mailand–Der belgische Designer
Raf Simons heuert bei Prada an.
Das gab das italienische Mode-
haus am Sonntag bei einer Presse-
konferenz im Prada-Hauptquar-
tier am letzten Tag der Mailänder
Modewoche bekannt. Der 52-Jäh-
rige wird gemeinsam mit Miuccia
Prada als Co-Creative Director ab


  1. April für Prada tätig sein. Ihre
    erste gemeinsame Kollektion wird
    jene für Frühling/Sommer 2021
    sein. Simons hatte im Herbst 2018
    das Label Calvin Klein verlassen
    und sich auf seine eigene Mode-
    marke konzentriert. (red)


KURZ GEMELDET


Wenn dieUnabhängigkeit der Gerichte in
einem EU-Landgefährdetist,dann istdas
ein Problem für diegesamteUnion,sagt
Justizkommissar Didier Reynders.

dass mit zweierlei Maß gemessen
werde, dass man etwa immer nur
Polen und Ungarn ins Visier neh-
me. Der zweite Grund ist, dass wir
im Bereich der Rechtsstaatlichkeit
eine neue Diskussionskultur
brauchen. Wir müssen den Bürge-
rinnen und Bürgern erklären, dass
unabhängige Gerichte und der
Kampf gegen Korruption für sie
von zentraler Bedeutung sind.

STANDARD: Was versprechen Sie
sich von der Europäischen Staats-
anwaltschaft, die derzeit aufgebaut
wird?
Reynders:Ein wichtiger Punkt ist
der Kampf gegen den Missbrauch
von EU-Geldern. Die designierte
Chefin Laura Kövesi wird Ermitt-
lungen auf europäischer Ebene
organisieren können. Dass Polen
und Ungarn die Teilnahme ver-
weigert haben, hat übrigens die
Diskussion über die Junkti-
mierung von Rechtsstaatlichkeit
und EU-Geldern überhaupt erst
ausgelöst. Vor allem Nettozahler
wie Österreich klagen ja häufig
über Betrügereien mit Geld aus
dem gemeinsamen EU-Budget.

STANDARD: Nicht nur Polen und
Ungarn verweigern die Teilnahme.
Auch Schweden macht nicht mit.
Reynders:In Schweden und eini-
gen anderen Ländern kann man
eine traditionell zögerliche Hal-
tung zu manchen Themen beob-

„Wir haben bei der Rechtsstaatlichkeit eine Krise“


B

ei mehreren Herausforde-
rungen, denen sich die neue
EU-Kommission stellen
muss, laufen die Fäden im Büro
des Justizkommissars zusammen.
Sorge um die Rechtsstaatlichkeit
in Polen und Ungarn gehört eben-
so dazu wie Konsumentenschutz
im Zeitalter der Digitalisierung.


STANDARD: DasThema Rechts-
staatlichkeit ist derzeit in aller
Munde. Warum ist das so?

Reynders:Wir haben auf dem Ge-
biet eine Krise. Innerhalb weniger
Jahre gab es in einigen Mitglieds-
staaten Entwicklungen, bei denen
die Unabhängigkeit der Justiz, der
Kampf gegen Korruption oder das
Bekenntnis zum Medienpluralis-
mus zu wenig Beachtung fanden.
Die Situation in Polen etwa berei-
tet mir mehr und mehr Sorgen.
Wir müssen zeigen, dass das kein
nationales Problem ist, sondern
ein europäisches. Und dass ein
Richter in einem EU-Land immer
auch ein europäischer Richter ist.


STANDARD: Es gibt Pläne, die Aus-
zahlung von EU-Geldern an die


Einhaltung rechtlicher Standards
zu knüpfen. Wie soll das gehen?
Reynders:Es gibt einen Vorschlag
der Europäischen Kommission,
der besagt: Es muss möglich sein,
Zahlungen zu stoppen, wenn in
einem Mitgliedsstaat die Prinzipi-
en der Rechtsstaatlichkeit grob
verletzt werden. Die Frage ist, mit
welcher Art von Mehrheit man
das im Einzelfall beschließen
kann. Die Kommission ist für eine
umgekehrte qualifizierte Mehr-
heit. Das heißt, dass ein entspre-
chender Vorschlag nur dann ab-
gelehnt werden kann, wenn eine
qualifizierte Mehrheit der Mit-
gliedsstaaten dagegen ist.

STANDARD: Warum reichen aber
normale Verfahren am Europäi-
schen Gerichtshof nicht aus?
Reynders:Wir müssen zusätzliche
Instrumente schaffen, insbeson-
dere einen neuen Rechtsstaatsme-
chanismus. Die Kommission wird
einen jährlichen Bericht über
Rechtsstaatlichkeit in allen Mit-
gliedsländern erstellen, nach klar
definierten Regeln. Das ist erstens
eine Antwort auf den Vorwurf,

achten–etwa auch bezüglich des
Beitritts zur Währungsunion. Was
die Europäische Staatsanwalt-
schaft betrifft, so gibt es in Schwe-
den derzeit aber den Versuch, die
Gesetzgebungzuändernunddoch
beizutreten.

STANDARD: Siesind auch für Kon-
sumentenschutz zuständig. Spielt
hier die fortschreitende Digitalisie-
rung mit hinein?
Reynders: Nehmen wir das Pro-
blem der künstlichen Intelligenz:
Wenn ein selbstfahrendes Auto in
einen Unfall verwickelt wird –
schütztseinAlgorithmusdanndie
Menschen im Auto oder die Men-
schen draußen? Und wenn es kei-
nen Fahrer gibt, wer ist dann ver-
antwortlich? Der Autobesitzer?
Der Hersteller? Der Programmie-
rer des Algorithmus? Diesen Fra-
gen müssen wir uns stellen. Letzt-
lich geht es immer um Vertrauen:
Ohne Vertrauen zwischen den
Mitgliedsstaaten gibt es keine
Union. Ohne Vertrauen zwischen
Bürgern und Verwaltung können
wir die Gesellschaft nicht organi-
sieren. Und wenn es zwischen
Konsumenten und Produzenten
kein Vertrauen gibt, dann ist das
ein Problem für beide.

DIDIER REYNDERS(61) warFinanz- und
AußenministerBelgiens.InderneuenEU-
Kommissionist ervera ntwortlich für Jus-
tiz u nd Rechtsstaatlichkeit. Foto: AFP/Marin

INTERVIEW: Gera ld Schubert

Mit einem eindeutigen SieginNevada hat der linksgerichtete Senator ausVermont
dieTürzur demokratischenNominierunggegenDonaldTrumpweit aufgestoßen.

den Zuschlag, womit er hinter Joe
Biden lag, der als Vizepräsident
Barack Obamas gerade bei ihnen
hohes Ansehen genießt. Buttigieg,
der sich als moderne Alternative
zu Sanders und Biden empfiehlt,
halb so alt wie beide und dabei
politisch gemäßigt, offenbarte da-
gegen eklatante Schwächen. In
Nevada erhielt er die Stimmen
eines Zehntels der Latinos, wäh-

I

nder Stunde des Triumphs
war Bernie Sanders mit seinen
Gedanken schon beim Wahlfi-
nale im November. Vor ausgelas-
senen Anhängern prophezeite er
nach der Vorwahl in Nevada nicht
nur einen Sieg über seine inner-
parteilichen Kontrahenten, son-
dern auch einen Wahlsieg gegen
Donald Trump. Mit seinem Team
habe er eine mehrere Generatio-
nen umfassende, multikulturelle
Koalition gezimmert, die nicht
nur in Nevada gewinne, sondern
über ganz Amerika hinwegfege.
„Wir werden im ganzen Land sie-
gen, weil es das amerikanische
Volk leid ist, einen Präsidenten zu
haben, der die ganze Zeit lügt.“
Als er das sagte, war der 78-Jäh-
rige schon weitergereist nach San
Antonio, in die zweitgrößte Stadt
von Texas. Dort wird am 3. März
gewählt,amSuper Tuesday,wenn
die Basis der Demokraten in 14
Staaten über ihre Präsident-
schaftskandidaten befindet und
das Rennen vielleicht schon ent-
scheidet. In Nevada gewann San-
ders am Samstag noch klarer, als
es die Demoskopen vorhergesagt
hatten. Nach Auszählung von
zwei Dritteln der Stimmen kam er
auf 46 Prozent der Staatsdelegier-
ten, vor Joe Biden (19,6 Prozent),
Pete Buttigieg (15,3 Prozent),
Elizabeth Warren (zehn Prozent)
und Amy Klobuchar (4,8 Prozent).
Das Endresultat gibt es wegen des
komplizierten Caucus-Verfahrens
erst in den nächsten Tagen.
Aber die Richtung ist klar. Das
Votum galt schon deshalb als auf-
schlussreicher Test, weil die Be-
völkerung Nevadas zu nahezu
einem Drittel aus Latinos besteht
und zu jeweils einem knappen
Zehntel aus schwarzen Amerika-
nern und solchen asiatischer Ab-
stammung. Damit bildet der Wüs-
tenstaat die Demografie der USA
viel repräsentativer ab als Iowa
und New Hampshire, Staaten mit
rund 90-prozentiger weißer Mehr-
heit, die bei den Vorwahlen den


Anfang machten. Und da sich His-
panics wie schwarze Amerikaner
eher mit den Demokraten identifi-
zieren, weniger mit den Republi-
kanern, bilden beide Gruppen
zentrale Stützen der Partei.
Von den Stimmen der Latinos
also entfielen nach Erhebungen
des Senders NBC 53 Prozent auf
Sanders. Afroamerikaner gaben
dem linken Senator zu 25 Prozent

rend ihm gerade einmal ein Fünf-
zigstel der Schwarzen den Zu-
schlag gab. In South Carolina, wo
am kommenden Samstag gewählt
wird, könnte ihn der nächste
Rückschlag erwarten, denn dort
bilden Afroamerikaner an der Ba-
sis der Demokraten die Mehrheit.
Auch für den Super Tuesday sieht
es schlecht aus. Mit Kalifornien,
Texas und Colorado sind dann
Bundesstaaten an der Reihe, de-
ren Demografie gewisse Parallelen
zu Nevada aufweist.

„Unflexible Revolution“
Kein Wunder, dass Buttigieg,
der Sanders auf den beiden ersten
Etappen noch Paroli geboten hat-
te, nun seine Felle davonschwim-
men sieht, in den Angriffsmodus
wechselt. Bevor die Partei den Se-
nator aus Vermont „überstürzt“
nominiere bei dem einzigen Ver-
such, den Richtigen gegen Trump
aufzustellen, sollte sie sich über-
legen, worum es gehe. „Senator
Sanders glaubt an eine unflexible,
ideologische Revolution, die die
meisten Demokraten ausspart.“
Biden wiederum hofft darauf,
den ernüchterten Shootingstar als
Bannerträger der Moderaten ablö-
sen zu können. Die Medien seien
schnell dabei, Leute für tot zu er-
klären, „nun, wir sind am Leben“,
frohlockte er. In South Carolina,
wo seine Loyalität gegenüber Oba-
ma womöglich belohnt wird, will
er ein großes Comeback feiern.
Bliebe noch Michael Bloomberg,
der Multimilliardär, dessen Name
erst am Super Tuesday auf Wahl-
zetteln steht: Auch er spekuliert
darauf, den Flügel der Pragmati-
ker demnächst anzuführen. Wie
Sanders das Duell sieht, hat sein
Wahlkampfchef Faiz Shakir am
Tag nach dem Triumph in Neva-
da in einer E-Mail an seine Anhän-
ger so formuliert: „Das politische
EstablishmentunddieFinanzelite
des Landes werden den Motor auf
Hochtouren bringen, uns zu
schlagen“. KommentarSeite

BernieSandersist nun der Favorit


Frank Herrmann aus Washington

Bernie Sanders war schon nicht mehr in Nevada, sondern in
SanAntonio, Texas, als ihn die Nachricht über seinen Sieg erreichte.

Foto: APA

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