Der Standard - 24.02.2020

(C. Jardin) #1

DERSTANDARD Inland MONTAG,24.FEBRUAR 2020 | 7


Diee rsten


Schritte zur


Kindergarten-


pädagogIn


Kindergärtensind die ersten
Bildungseinrichtungen für unsere
Kinder.Daherliegt uns die beste
Qualität in derAusbildung für unsere
KindergartenpädagogInnen am Herzen.
Die StadtWien bietet dieAusbildung
zur KindergartenpädagogIn oder zur
AssistenzpädagogIn fürPersonenüber
18 Jahrean. Besuche den Infotag an der
bafep21in21., Patrizigasse 2!

BezahlteAnzeige

AlleInfosauf wien.gv.at/bafep21-infotag

bafep21–Infotag


28.Februar2020, 14–18Uhr


Dasklimabewusste


Klassenzimmer


Seit einemJahrstreikenJugendliche im RahmenvonFridays forFuture
fürdas Ökosystem.Das hatFolgen für denUnterricht:Die Klimaforscherin
HelgaKomp-KolbüberSchulen, die Bewusstseinfür die Klimakriseschaffen.

wolle man „zwei Fliegen mit einer
Klappe schlagen“.
Für motivierte Schulleitungen
im Angebot: das Erstellen einer
CO 2 -Bilanz, deren Umsetzung
Schülerinnen und Schüler koor-
dinieren sollen. Oder Unterrichts-
projekte, die sich mit Artenviel-
falt,Mobilitätskonzepten,oderAl-
ternativen zum Konsumzwang be-
schäftigen. Auch „Klimawochen“
und Exkursionen sind angedacht.
„Gerade in Wien haben viele kei-
nen Bezug zur Natur mehr. Es
wäre gut zu sehen, wie eigentlich
ein Apfel entsteht oder wie Land-
wirtschaft nachhaltig sein kann“,
sagt auch Vincent S..
Kromp-Kolb will auf diese Wei-
se in Sachen Klimaschutz breiten-
wirksam werden: „Das soll kein
reines Schulprojekt sein, das soll
auch in der Gemeinde greifen“ –
etwa durch Druck auf die Lokal-
politik oder das Einbeziehen re-
gionaler Betriebe bei der Transfor-
mation des Schulalltags. Mit Pro-
jekten soll es nicht getan sein:
„Wir wollen messen, wie wirksam
das ist, was wir da machen, also:
HatsichamLebensstilderJugend-
lichen und ihrer Familien etwas
geändert?“ Weil die Selbstein-
schätzung hier oft trügerisch ist,
sind die Forscher noch am Adap-
tieren geeigneter Evaluationsver-
fahren. Für Kromp-Kolb steht fest:
„Wir haben keine Zeit, etwas In-
effizientes zu machen.“ Wichtig
für den Projekterfolg sei die Vor-
bildwirkung der Schulleitungen.
Wer starten will, kann bereits
beginnen: Zwei Tage dauert die
Einschulung der Jugendlichen,
damitsieanihrerSchuleeineCO 2 -
Bilanz erstellen zu können. Wirk-
lich losgehen soll es dann ab
Herbst. Schulen, die bis dahin be-
reits den Ist-Zustand erhoben ha-
ben, können gleich konkrete Pro-
jekte zur Verbesserung ihrer Kli-
masituation umsetzen.
Wirtschaft&Recht Seite 12
Kommentarder anderen Seite

D

er Frühling lacht die Schü-
lerinnen und Schüler mit-
ten im Klassenzimmer an:
Pflanzen aller Art finden sich hier
an einer Wand in Form eines ver-
tikalen Beetes. Hier geht es nicht
um Behübschung, vielmehr han-
delt es sich bei der Pflanzenwand
um ein Ökoprojekt, das gemein-
sam mit der Technischen Univer-
sität und der Universität für Bo-
denkultur entwickelt wurde. Das
Gymnasium in der Kandlgasse in
Wien-Neubauergrüntauchinnen.
Vor fünf Jahren habe man mit
derKooperationbegonnen,erzählt
DirektorGeorg Waschulin. Die
Aula ist nun ein kleines Biotop,
um das sich sogar ein Gärtner
kümmern muss, eine weitere Gar-
tenwand findet sich im Biologie-
saal. Drei kleinere stehen schon
zur Montage bereit. Demnächst
wird auch anderenorts das Klas-
senklima gut–und zwar im wahrs-
ten Sinne. Der Sauerstoffgehalt sei
viel besser, wie die ständigen Mes-
sungender Forscher ergebenhät-
ten, sagt Waschulin. Die Wände
würden sich auch als Lärmdäm-
mung bewähren. Was im Haus
geht, funktioniert auch auf einer
Außenwand. Hier erhoffen die Ex-
perten unter anderem, Daten für
die Wärmedämmung zu erhalten.
Dass eine Photovoltaik-Anlage auf
dem Turnsaalsteht, die für den
Strom der Pflanzenbeleuchtung
sorgt, verstehtsich fast von selbst.
Wichtig ist für den Schuldirek-
tor, dass das Forschungsprojekt
auch im Unterricht eingebaut
wird. Es gibt „Ökolog-Tage“, an
denen Messungen mit den Schü-
lern besprochen und erklärt wer-
den. Und: Sie sind auch mitver-
antwortlich dafür, dass die Pflan-
zen in den Klassen gedeihen.
In Wien gibt es Projekte wie die-
ses schon seit einigen Jahren, al-
lerdings gehen sie immer von en-
gagierten Schulen aus und werden
von der Wiener Bildungsdirektion
nicht zentral erfasst. Seit Herbst


2019 kooperiert die Schulaufsicht
mit Fridays for Future (FFF). Die
Schüler fordern, dass Lehrkräfte
als Klimabeauftragte fungieren
sollen, wie Vincent S. von FFF
sagt. Es gebe viele, die etwas tun
wollen, aber keine Anreize haben.
Zudem wollen die Aktivistinnen
und Aktivisten Klimaschutz ver-
stärkt im Unterricht behandelt se-
hen –fächerübergreifend. Interes-
se gibt es aber nicht nur am Lernen
von Fakten, sagt der niederöster-
reichische Schüler. Im Unterricht
solleesauch darum gehen, was
Politik, Wirtschaft und jeder Ein-
zelne tun kann, um die Umwelt so
wenigwie möglich zu belasten.
Klimaforscherin Helga Kromp-
Kolb hätte genau das passende An-
gebot für motivierte Schüler wie
Vincent. Gemeinsam mit Kollegin-
nen und Kollegen hat sie das Pro-
gramm „MakingaChange“ ins Le-
ben gerufen. Das Bildungsministe-
rium lässt sich das für drei Jahre
750.000 Euro kosten–die Projekt-
beteiligten, die über das Climate
Chance Center Austria mitma-
chen,arbeiten ehrenamtlich.

Zwei Fliegen, eine Klappe
Worum geht’s? Die Sensibilisie-
rungfürdieKlimakrisesollbereits
in den Klassen beginnen–konkret
in jenen ab der Sekundarstufe
eins. Die Wissenschafter gehen
davon aus, dass sie bei Jugendli-
chen die größten und nachhaltigs-
ten Effekte erzielen. Für die Al-
tersstufen darunter hat man der-
zeit schlicht und einfach zu wenig
Kapazitäten. Deshalb fußt das
ganze Vorhaben auch auf einer
Peer-to-peer-Methode. Studieren-
de werden in Vorlesungen–etwa
an den Unis für Bodenkultur–für
ihre Vermittlungsarbeit an den
Schulen vorbereitet. Dort beglei-
ten sie die Klassen über einen län-
geren Zeitraum bei allen Fragen,
die sich im Lauf eines Klimapro-
jekts ergeben. Kromp-Kolb sagt,
vielleicht nicht ganz passend, so

Oona Kroisleitner, Peter Mayr, Karin Riss

Im Wiener Gymnasium in der Kandlgasse lernen die Schülerinnen
undSchüler im Grünen–obwohl sie im Klassenzimmer sitzen.

Foto: Regine Hendrich
Free download pdf