Der Standard - 24.02.2020

(C. Jardin) #1

Wirtschaft


Erfahren sie mehr auf natürlich-mit-gas.at


NATÜRLICH MITGAS


ImSommerhat die Produktion vonStromausSonne,


Wind undWasser Hochsaison.Als Erneuerbares Gas


können wir diese Energie aus dem Sommer fürden


Winter lagern–inunserenriesigen Gasspeichern.


Eurasisches
Eichhörnchen
(Sciurus vulgaris)

ReifeFrüch te
der Haselnuss
(Corylus avellana)

Abb. 1a

Energie für den


Winter bunkern


Wa schmaschinenkann man schon mieten. Ikea will das PrinzipMiete


als Erster auchbeiMöbelnsalonfähig machen.


SCHWEDISCHES MÖBELHAUS

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Wirtschaft


Foto: iStock


Esgehtum

Ihre Einstellung.
jobs.derStandard.at

Wiedramatischwerden die Bremsspuren durch das Coronavirus? Die
großenWirtschaftsmächte sind uneins.HeimischeForscher erwarten
sowohl durch die Epidemie als auch durch den Handelsdeal zwischen
China und denUSAbeträchtlicheAuswirkungen auf Österreich.

Ansteckungsgefahr


D


as beherrschende Thema an diesem
Wochenende in Riad lautete wieder
einmal, dass in großen Fragen wenig
weitergeht. Dabei ist manch einer mit gro-
ßen Hoffnungen zu den Verhandlungen der
G20-Finanzminister und Notenbankchefs
gereist. Auf nichts weniger als den Durch-
bruch für die Jahrhundert-Steuerreform
hatte etwa der deutsche Finanzminister
Olaf Scholz (SPD) gehofft.
Mindestbesteuerung, Einführung einer
globalen Digitalsteuer, Klimafragen: Bei
dem von der OECD organisierten Treffen la-
gen schwer verdauliche Brocken auf dem
Tisch. Wo liegen die Risiken, wo die Chan-
cen? Die Meinungen gingen wie immer,
wenn es um Fragen von solcher Tragweite
geht, weit auseinander. Immerhin: Der Kli-
mawandelwirdalsRisikofürdieWirtschaft
gesehen.ChinashochrangigeVertreterblie-
ben wegen des Coronavirus dem Treffen
fern. Präsident Xi Jinping rechnet aber mit
deutlichen Auswirkungen auf die Wirt-
schaft seines Landes. Die Regierung werde
ihre Konjunkturhilfen verstärken, wird er
vom staatlichen Fernsehen zitiert.

Virus als Risiko
Die ohnehin schwächelnde Weltwirt-
schaft dürfte vom Virus weiter eingebremst
werden. In welchem Ausmaß? Die endgül-
tigen Folgen seien noch nicht abzuschät-
zen, erklärte Kristalina Georgiewa, Chefin
des Internationalen Währungsfonds (IWF)
in Riad. Georgiewa geht 2019 von einem
WachstumderchinesischenWirtschaftvon
5,6 Prozent aus. Das wären 0,4 Punkte we-
niger als noch im Jänner prognostiziert.
„Das globale Wachstum wäre rund 0,1 Pro-
zentpunkte niedriger.“
Viele Firmen in China produzieren weni-
ger oder sind überhaupt zu einem Produk-
tionsstopp verdammt. Damit werden die
weltweiten Lieferketten immer öfter unter-
brochen, das trifft Unternehmen weltweit.
Zuletzt hatte der IWF eine Beschleunigung
des globalen Wachstums um 0,4 Punkte auf
3,3 Prozent für heuer prognostiziert. Seit-
dem sorge das Virus für Unsicherheit, so
Georgiewa.

Die Auswirkungen spüren–wie berich-
tet –auch heimische Unternehmen wie der
Industriekonzern AT&S, Faserhersteller
Lenzing, Autozulieferer Miba, Voestalpine.
Ökonomen tun sich schwer, die Folgekos-
ten solcher Ereignisse für die Volkswirt-
schaft zu erfassen.
Ein Forscherteam aus Wien hat den
Werkzeugkasten der Wirtschaftswissen-
schaft erweitert, weil die Standardökono-
mie Netzwerke ignoriere. Stefan Thurner,
Chef des Complexity Science Hub Vienna
(CSH) hat zusammen mit Kollegen ein Mo-
dell ausgearbeitet, das mit Ansätzen aus der
Physik volkswirtschaftliche Prozesse als
komplexe Netzwerke erfasst und sich unter
diesen Vorzeichen auch die Auswirkungen
des Coronavirus auf die heimische Wirt-
schaft angesehen. Demnach müssen sich
vor allem Betriebe auf Rückgänge einstel-
len, die elektronische und optische Produk-
te, Maschinen und Maschinenteile, Kraft-
fahrzeuge und Kraftfahrzeugteile herstel-
len. Die Ausfälle könnten sich auf 1,1 Mil-
liarden Euro belaufen. Geht es nach Thur-
ner, brauen sich über der heimischen Wirt-
schaft aber weitere Wolken zusammen. Der
im Jänner zwischen China und den USA
unterzeichnete Handelsvertrag–China will
über die nächsten zwei Jahre Importe aus
den USA um 200 Mrd. US-Dollar steigern –
könnte demnach auch weitreichende Fol-
gen für Österreich haben.
Laut dem CSH-Modell werden Export-
rückgänge in Europa durch indirekte Effek-
te teilweise abgefedert, teilweise verstärkt.
Am meisten von Exportrückgängen betrof-
fen sei Deutschland–mit jährlich bis zu 7,
Milliarden Euro durch direkte Effekte und
insgesamt 8,7 Mrd. Euro nach Berücksich-
tigung zusätzlicher indirekter Effekte.
Weil Österreichs Unternehmen stark in
deutsche Zulieferketten eingebunden sind,
könnte dies bis zu 1,5 Milliarden Euro jähr-
lich kosten–weit mehr als die durch das
Abkommen direkt verursachten Rückgänge
um bis zu 0,3 Mrd. Euro. In Österreich da-
von am stärksten betroffen: Automobil-
industrie, Maschinenbau sowie Elektronik-
hersteller.

Regina Bruckner

Fessenheimgeht vomNetz


Frankreichs dienstältester Atommeiler istzur Hälftestillgelegt


Paris–Essei ein „sehr emotioneller“ Mo-
ment gewesen, erzählte ein Mitarbeiter von
Électricité de France (EDF). In der Nacht
auf Samstag stellte die Betreiberin von 58
Atomkraftwerken den Reaktor Nummer
eins für immer ab. Der zweite 900-Mega-
watt-Reaktor soll Ende Juni folgen. Präsi-
dent Emmanuel Macron löst mit der Still-
legung des dienstältesten Atommeilers in
Frankreich ein Wahlversprechen ein. Er
will den nuklearen Anteil an der Strompro-
duktion von heute 72 Prozent bis 2035 auf
50 Prozent senken.
In Fessenheim demonstrierten am Sams-
tag rund 100 Kernkraftbefürworter und An-
wohner gegen die Schließung, die sie für
eine politische Konzession an die Grünen
halten. Der Bürgermeister des elsässischen
Dorfes Fessenheim, Claude Brenner, erklär-
te, die CO 2 -Belastung werde nur noch zu-
nehmen, da als Ersatz für die beiden Reak-
toren in erster Linie ein Gaskraftwerk her-
halten müsse. Energieministerin Elisabeth
Borne entgegnete mit anderen Regierungs-
vertreten in Le Monde, die Schließung sei

im Gegenteil ein „historisches Ereignis“,
das in Frankreich eine „Revolution der
Stromproduktion“ einleite. Gegen die Kri-
tik von AKW-Gegnern hielt sie fest, Frank-
reich könne sich nicht mehr fast zur Gänze
auf eine einzige Energiequelle stützen.
Indirekt räumt die Ministerin ein, dass
erneuerbare Energien in Frankreich zu we-
nig gefördert würden. „Binnen zehn Jahren
werden wir die Produktion von Windener-
gie verdoppeln und die der Sonnenenergie
verfünffachen“, verspricht sie nun. „Das
wird den stufenweisen Stopp der vier letz-
ten Kohlekraftwerke und von vierzehn
Atomkraftwerken ermöglichen.“
Was Borne nicht sagt: Macron hat EDF
2019 diskret mit dem Bau von sechs neuen
Atomkraftwerken beauftragt. In Flamanvil-
le wird zudem ein neuer EPR-Reaktor fer-
tiggestellt. Die französischen Grünen glau-
ben deshalb nicht, dass der bis 2035 ver-
sprochene Rückbau der Atomkraft wirklich
vom Fleck komme, solange kein genauer
Fahrplan für die Schließung von vierzehn
Reaktoren vorliege. (brae)

Der Handelsdeal zwischen China und den USA hat zur Folge,
dasschinesische Importe aus anderen Ländern zurückgehen werden.

Foto: APA

/A

FP

/W

ang Zhao
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