Handelsblatt - 24.02.2020

(Martin Jones) #1
Alexander Demling San Francisco

D


ie polnische Computer-
spielefirma CD Projekt
war den meisten Men-
schen außerhalb ihrer
Fangemeinde bis vor
Kurzem völlig unbekannt – bis kurz
vor Weihnachten die Serie „The Wit-
cher“ auf der Startseite von Millionen
Netflix-Nutzern auftauchte. Die Fan-
tasyserie um einen Monsterjäger mit
Zauberkräften, die auf einem Spiel
von CD Projekt basiert, avancierte in
nur vier Wochen zur meistgesehenen
in der Geschichte des Streaming-
dienstes: 76 Millionen Nutzer schau-
ten zumindest einen Teil der ersten
„Witcher“-Staffel.
An der Börse macht CD Projekt
schon länger Furore: Zwischen 2015
und 2019 hat die Aktie des Unterneh-
mens aus Warschau ihren Anlegern
im Durchschnitt 76,4 Prozent Wert-
steigerung pro Jahr gebracht. Damit
war sie ein fast viermal so lohnendes
Investment wie etwa die Google-Mut-
ter Alphabet, die kürzlich den Wert
von einer Billion übersprungen hat.
Das hat die Studie „TMT Value Crea-
tors“ des Beratungsunternehmens
Boston Consulting Group (BCG) erge-
ben, die dem Handelsblatt exklusiv
vorliegt.
BCG hat die Technologie-, Medien-
und die Telekommunikationsbran-
che untersucht und jeweils die Unter-
nehmen identifiziert, die dort den
größten Wert für Anleger geschaffen
haben. Alle drei Branchen wurden
durch das Internet transformiert. Ge-
meinhin gelten Unternehmen, deren
Geschäftsmodell durch das Internet
erst möglich gemacht wurde, als die
größten Gewinner dieser Revolution:
Amazon, Alphabet oder Facebook in
den USA oder Alibaba und Tencent
in China.

Kräftige Kursgewinne
Doch der Mediensektor, der Produ-
zenten von journalistischen oder Un-
terhaltungsinhalten umfasst, schnitt
seit 2015 fast so gut ab wie die Tech-
nologiebranche, die neben Internet-
unternehmen auch Softwareentwick-
ler und Halbleiterhersteller ein-
schließt: Medienunternehmen legten
in den fünf Jahren im Durchschnitt 16
Prozent zu, Technologieunterneh-
men 18 Prozent. Telekommunikati-
ons-Unternehmen lagen mit einer
Durchschnittsrendite von sechs Pro-
zent weit dahinter.
Nicht nur CD Projekt stellte den
Wertzuwachs von Alphabet oder Fa-
cebook in den Schatten. Auch andere
Spielehersteller wie Take Two (der
Entwickler der GTA-Serie), Netflix
oder die „New York Times“ lagen
mindestens auf demselben Niveau
oder darüber. Von 30 untersuchten
Branchen lag die Medienbranche auf
Platz 4, nur einen Platz hinter der
Technologiebranche.
Das ist bemerkenswert, hat das Ge-
schäftsmodell von Medienunterneh-
men gegenüber den großen Internet-
plattformen doch eine Reihe von
Nachteilen: Netflix etwa muss seine
Serien und Filme auf eigene Kosten
und eigenes Risiko produzieren oder
lizenzieren, während YouTube prak-
tisch keines der Videos auf seiner
Plattform in Auftrag gibt oder direkt
bezahlen muss.
Medienunternehmen haben hohe
Fixkosten, die Plattformen vor allem
variable: Wäre „The Witcher“ ein
Flop gewesen, hätte Netflix damit
Verlust gemacht. Verliert ein YouTu-
ber Fans, zahlt ihm YouTube automa-
tisch weniger Geld aus. Die Google-
Tochter teilt ihren, von den jeweili-
gen Views abhängigen Werbeumsatz

mit den Künstlern auf der Plattform.
Daher gilt YouTube bei ähnlichem
Umsatz als deutlich profitabler als
der Inhalteproduzent Netflix.
Zudem sind Inhalteproduzenten
oft stärker auf die Plattformen ange-
wiesen als umgekehrt – und wirken

dabei oft wie die Bauern, die das Feld
ihres Herrn bestellen und dessen
Launen ausgeliefert sind. Zynga, der
Entwickler des um 2010 erfolgrei-
chen Facebook-Spiels „Farmville“, er-
holte sich nie mehr davon, dass Face-
book seine Spieleplattform wegen

Privatsphäre-Bedenken einschränkte.
Zehn Jahre später kämpfen Netflix
und der Musikdienst Spotify dage-
gen, 30 Prozent ihres Umsatzes an
Apple zahlen zu müssen, wenn Nut-
zer ihr Abo über ein Apple-Gerät ab-
schließen – immerhin konkurriert
Apple mit eigenen Diensten sowohl
mit Netflix als auch mit Spotify.
Keine Apps mehr für Apples App
Store zu entwickeln, ist für Spotify
und Netflix aber auch undenkbar –
schließlich müssten sie dann auf Mil-
lionen Apple-Nutzer als Kunden ver-
zichten. Der Plattformbetreiber ge-
winnt immer.
Doch viele Inhalteproduzenten
haben seit „Farmville“ dazugelernt
und suchen Wege, sich nicht mehr
einzelnen Plattformen auszuliefern:
„Erfolgreiche Medienunternehmen
haben zunehmend direkten Zugang
zu ihren Kunden und binden sie
mit Abo-Modellen an sich“, sagt Si-
mon Bamberger, BCG-Partner in
Los Angeles und einer der Studien-
autoren.
Netflix ist ein ideales Beispiel da-
für: „Zentral für den Erfolg sind In-
vestitionen in Eigenproduktionen mit
hoher Qualität“, meint Bamberger.

Internet-Plattformen


Unterschätzte Medien


Eine neue Analyse zeigt: Inhalte-Produzenten legen an der Börse fast so


kräftig zu wie Technologieunternehmen.


Erfolgreiche


Medien -


firmen haben


zunehmend


direkten


Zugang zu den


Kunden und


binden sie mit


Abomodellen


an sich.


Simon Bamberger
Partner BCG

Charakter aus „The Witcher“: Das Videospiel beschert dem
Hersteller CD Projekt enorme Wertzuwächse.

CD Projekt
Der Film zum Spiel: 76 Millionen Menschen sahen zumindest
eine Staffel der Netflix-Serie.

ddp/INTERTOPICS/Photoshot

Potenzial für Anleger
Inhaltehersteller nach größter Steigerung des Börsenwertes
Rang Unternehmen Sitz Segment
+76,4
+46,0
+41,9
+34,3
+33,1
+32,3
+30,5
+30,4
+30,0
+26,6

% % % % % % % % % %

Jährliche Steigerung1

HANDELSBLATT • 1) Durchschnitt 5 Jahre, Jan. 2015 bis 31. Dez. 2019 Quelle: BCG

1 2 3 4 5 6 7 8 9

10

Polen
USA
USA
USA
USA
Frankreich
China
Japan
China
China

Videospiele
Digitale Medien
Unterhaltung
Videospiele
Digitale Medien
Videospiele
Digitale Medien
Videospiele
Videospiele
Digitale Medien

CD Projekt
Netflix
WWE
Take-Two
IAC
Ubisoft
Tencent
Nintendo
NetEase
Weibo

Unternehmen & Märkte
MONTAG, 24. FEBRUAR 2020, NR. 38
22

Elektroflugzeug

Wie Tesla in der Luftfahrt


Der Amerikaner Jeff Engler
will elektrische Flugzeuge
bauen. Vor allem auf
Kurzstrecken sieht der
Start-up-Gründer Potenzial.

Kerstin Leitel London

N


ein, mit Elon Musk könne
man ihn nicht vergleichen,
schüttelt Jeff Engler den Kopf,
schließlich zähle Musk zu den welt-
besten Unternehmern. Aber wie der
Tesla-Gründer versucht der Amerika-
ner auch, eine Branche zu revolutio-
nieren: Das von ihm gegründete Un-
ternehmen arbeitet an elektrischen
Flugzeugen für den kommerziellen
Flugverkehr. 2030 soll die „Wright 1“
abheben. Und in zwanzig Jahren,
hofft Engler, „werden auf allen Kurz-
strecken Flugzeuge mit Elektro- oder
Hybridantrieb eingesetzt“.
Engler ist nicht der Einzige mit
derartigen Plänen. Weltweit arbei-
ten Großkonzerne wie Airbus, Boe-
ing oder Rolls-Royce sowie Start-ups
an Konzepten zur Elektrifizierung
der Luftfahrt. Auch Airlines nehmen
an solchen Projekten teil, nicht zu-
letzt bei Englers Unternehmen
Wright Electric: Es wird von der
Fluggesellschaft Easyjet unterstützt.
Zwar nicht finanziell, wie Easyjet-
Entwicklungschef Gary Smith klar-
stellt, sondern vor allem mit Infor-
mationen „aus Kundensicht“, wie

ein kommerziell einsetzbares Flug-
zeug aussehen sollte.
Das große Interesse am Umwelt-
schutz in der Airline-Branche kommt
nicht von ungefähr: Nachdem ihr der
Vorwurf gemacht wird, ein Klimakil-
ler zu sein, sieht sich die Branche ge-
zwungen, neue Wege einzuschlagen.
„Wenn die Airline-Industrie nicht das
Vertrauen der Bevölkerung verlieren
und weiterhin als attraktiv wahrge-
nommen werden will, muss sie grü-
ner werden“, warnten die Analysten
der UBS im vergangenen Sommer.
In einer von der Investmentbank
durchgeführten Umfrage hätten sich
vor allem jüngere Teilnehmer be-
sorgt über die Auswirkungen der
Luftfahrt auf das Klima gezeigt, „und
das wird die größte Nutzergruppe in
den kommenden zehn bis zwanzig
Jahren sein“. 2000 Menschen in den
USA und Deutschland hatte UBS zu
dem Thema befragt. Und fast die
Hälfte derjenigen Umfrageteilneh-
mer, die in den vorangegangenen
zwölf Monaten geflogen waren, hat
darüber nachgedacht, der Umwelt
zuliebe weniger zu fliegen oder den
Flug auszugleichen.
Das Argument mancher Airline-
Manager, dass der Luftverkehr ledig-
lich zwischen zwei und drei Prozent
der Emissionen ausmacht und die
Emissionen durch den Einsatz mo-
derner Maschinen immer geringer
werden, zieht nicht mehr – zumal je-
des Jahr mehr Flugzeuge in der Luft
sind und damit Einsparungen konter-
karieren. Das Deutsche Zentrum für
Luft- und Raumfahrt (DLR) geht da-
von aus, dass der weltweite Luftver-
kehr bis 2040 um jährlich rund 3,7
Prozent wächst.
Nachdem 2016 rund vier Milliarden
Passagiere weltweit unterwegs wa-
ren, dürften es 2040 über 9,4 Milliar-
den sein. Die Zahl der Flüge werde
von 36 Millionen auf 53 Millionen zu-
nehmen. Der Druck auf die Branche,
drastischere Schritte zu unterneh-
men, steigt, zumal Flugzeuge mit
Elektroantrieb nicht nur weniger
Emissionen verursachen: Die Kosten
für den Treibstoff würden auch sin-
ken, ebenso die Lärmbelastung.
Dass andere seiner „Wright 1“ Kon-
kurrenz machen und womöglich so-

gar schneller sind, stört Engler nicht,
wie er bei einem Besuch in London
dem Handelsblatt erzählt: Gäbe es
nur einen Anbieter, wäre es für die-
sen schwieriger, Kunden zu überzeu-
gen, meint er. „Es wäre besser, wenn
es zwei oder drei Anbieter gibt und
wir ein wettbewerbsfähiges Produkt
auf dem Markt haben.“
Zudem zielt er mit seiner „Wright 1“
auf ein anderes Marktsegment. Zwar
hatte auch er nach der Gründung vor
vier Jahren zunächst mit der Entwick-
lung kleinerer Maschinen mit Elektro-
antrieb begonnen. Gerade wurden
erste Entwicklungsphasen mit einem
Neunsitzer-Flugzeug abgeschlossen.
Aber die „Wright 1“ soll eines Tages
186 Personen transportieren. Es gehe
ihm nicht nur um Nachhaltigkeit, son-
dern auch um wirtschaftlichen Erfolg,
sagt Engler. Bei 45 Prozent aller Flüge
weltweit wird eine Strecke von unter
500 Meilen zurückgelegt, 2016 befan-
den sich an Bord einer Maschine im
Schnitt 111 Passagiere.

Speicherkapazität ist
größtes Problem
Deswegen könnte die Wright 1 gut in
das Portfolio von Easyjet passen – die
Airline fliegt vornehmlich Kurzstre-
cken innerhalb Europas. Easyjet plant
den Einsatz des Elektroflugzeugs, das
nach derzeitigem Stand mit mindes-
tens einem Dutzend 1,5-MW-Elektro-
motoren unter den Flügeln und ei-
nem Wechselrichter mit drei Kilovolt
ausgestattet sein soll, auf Routen wie
etwa Amsterdam-London.
Dass Experten vor allem die Spei-
cherkapazitäten als Problem für den
elektronischen Flugverkehr sehen,
bringt Engler nicht von seinen Plä-
nen ab. In den vergangenen zehn
Jahren habe die Entwicklung in der
Batterietechnologie immense Fort-
schritte gemacht, das werde so wei-
tergehen.
2021 sollen die ersten Tests am Bo-
den durchgeführt werden, 2023 soll
sich die Maschine in der Luft bewäh-
ren. Bisher kann Engler nur Videos
seiner Vision zeigen. „Wir wissen,
dass noch viel Arbeit vor uns liegt“,
sagt Engler, „aber ich glaube an die
Zukunft der emissionsarmen Luft-
fahrt.“

Jeffrey Engler: Der
Start-up-Gründer
glaubt an den E-Jet.

Bloomberg

Facebook

Sprechen und Geld verdienen


Facebook beteiligt Nutzer an
der Entwicklung seines
Sprachassistenten – und
reagiert damit auf die Kritik,
User belauscht zu haben.

Roman Tyborski Düsseldorf

F


acebook will die Software sei-
nes Sprachassistenten „Portal“
verbessern und Nutzer dafür
bezahlen, wenn sie das Unterneh-
men dabei unterstützen. Über Face-
books Marktforschungs-App
„Viewpoint“ können sich User daran
beteiligen.
Dort können sie an Umfragen teil-
nehmen und kleine Aufgaben lösen.
Auf diese Weise sammeln Facebook-
Nutzer Punkte bei Viewpoint. Ab ei-
nem bestimmten Punktewert wird ih-

nen per Paypal eine Vergütung gutge-
schrieben. Für die Sprachaufnahmen
hat Facebook eine neue Aufgabe mit
der Bezeichnung „Pronunciations“ in
Viewpoint eingerichtet. Die Aufgabe
ist einfach: Zunächst muss ein Face-
book-Nutzer „Hey Portal“ einspre-
chen, dann den Vornamen eines
Freundes aus dessen Freundesliste.
Jede Ansage muss zweimal wieder-
holt werden. Die Aufgabe gilt als er-
füllt, wenn zehn Personen aus der ei-
genen Freundesliste eingesprochen
werden.
Sprachassistenten wie der von Fa-
cebook sind auf solche Aufnahmen
angewiesen. Sie sind eine Art Trai-
ningsmaterial für die Spracherken-
nungssoftware, über die der Algorith-
mus stetig verbessert wird.
Mit der Spracherkennungs-Aufgabe
reagiert das digitale Netzwerk auf die

Kritik, dass das Unternehmen Nutzer
heimlich belauscht haben soll, um
seinen Sprachassistenten zu verbes-
sern. Auch andere Tech-Konzerne
wie Google oder Amazon haben über
ihre Sprachassistenten Aufnahmen
angefertigt und anschließend tran-
skribieren lassen, ohne ihre Nutzer
darüber zu informieren.
Viel Geld können Facebook-User
mit der Spracherkennungsaufgabe
bei Viewpoint allerdings nicht verdie-
nen. Eine Aufnahmereihe mit zehn
eingesprochenen Namen bringt 200
Punkte bei Viewpoint. Ab 1 000
Punkten schüttet Facebook Geld aus


  • und zwar umgerechnet fünf Euro.
    Bislang beschränkt sich der Face-
    book-Datenhandelsmarkt zudem auf
    die USA. In Deutschland wird
    Viewpoint erst im Laufe des Jahres
    eingeführt.


Aufwendige und teure Filme wie
Martin Scorseses Oscar-Kandidat
„The Irishman“ sind exklusiv auf Net-
flix oder sollen die Treue der Fans ga-
rantieren. „Wenn sie ihre Kunden
nicht mit maßgeschneiderten Inhal-
ten überzeugen, sind sie schnell
weg“, sagt Bamberger.
Auch das ist ein Unterschied zu
Plattformen, die mit Netzwerk- und
Lock-in-Effekten auch unzufriedene
Kunden und App-Entwickler an sich
binden können – siehe Apples App
Store. Wenn ein Netflix-Kunde dage-
gen keine interessanten Inhalte mehr
findet, kann er sich zum nächsten
Monat ab- und bei einem anderen
Streamingdienst anmelden.
Die überdurchschnittlich erfolg-
reichen Medienunternehmen bieten
aber nicht nur gute Inhalte, sondern
werden punktuell selbst zu Techno-
logie-Unternehmen: „Sinnvoll sind
Investitionen in Technologie da, wo
sie eine Differenzierung ermögli-
chen“, sagt Bamberger. So nutze
Netflix zwar die Cloud des Konkur-
renten Amazon, entwickle aber eige-
ne Vorschlagsalgorithmen für Inhal-
te: „Die Netflix-Startseite ist hoch-
personalisiert, was nur mit
Investitionen in Künstliche Intelli-
genz möglich ist.“
Den Erfolg vieler Medienunterneh-
men versuchen inzwischen sogar die
Betreiber von Technologieplattfor-
men nachzuahmen – trotz aller Nach-
teile des Geschäftsmodells. So hat
Apple nach seinem 2015 gestarteten
Musikdienst im vergangenen Jahr ei-
nen Video-Streamingdienst mit ei-
gens produzierten Serien, ein Abon-
nement für Handyspiele und ein Abo
für Nachrichten an den Start ge-
bracht, allerdings mit bisher nur
durchwachsenem Erfolg.

Neue Herausforderungen
Ob das sinnvoll ist, will Bamberger
noch nicht endgültig bewerten.
„Manche haben aber schon wieder
aufgegeben, weil ihnen die Differen-
zierung nicht gelang“, sagt er. Play-
station-Entwickler Sony etwa hat den
Internetfernsehdienst „Playstation
Vue“ nach fünf erfolglosen Jahren
Ende Januar eingestellt.
In den vergangenen fünf Jahren
konnten Anleger also sowohl mit Me-
dien- als auch mit Technologie-Ak-
tien eine gute Rendite verdienen. In
den kommenden Jahren stehen bei-
de Branchen jedoch vor Herausfor-
derungen. „Tech-Unternehmen müs-
sen sich immer wieder erfinden“,
sagt Bamberger. Sich auf der Unaus-
weichlichkeit ihrer Plattformen aus-
ruhen ist riskant, nicht nur weil Poli-
tiker und Wettbewerbsbehörden die
Macht der großen Tech-Unterneh-
men kritisch beäugen.
Das zeigt sich auch an der Lebens-
dauer der Unternehmen als öffent-
lich gelistete, unabhängige Firmen.
Wie die BCG-Autoren ermittelten, lie-
gen dabei die Vertreter der Tech-
Branche mit durchschnittlich rund
20 Jahren weit hinten, hinter Finanz-
instituten, Chemie- und auch Me-
dienunternehmen. Die Disruptoren
von heute sind häufig die Disrupti-
onsopfer von morgen.
Die Medienunternehmen stehen
dagegen vor der Herausforderung,
dass sie sich dem Punkt der „Peak At-
tention“ nähern, wie es der britische
Medienanalyst Mark Mulligan nennt.
Die Freizeit, die Nutzer mit Strea-
ming-, Musik-, Nachrichten- oder
Spielekonsum füllen können, ist end-
lich – und bei Nutzern in Europa und
den USA nahezu ausgeschöpft. Denn
dass ein Tag nur 24 Stunden hat, ist
bislang weder mit Technologie noch
mit besseren Inhalten zu ändern.

Unternehmen & Märkte
MONTAG, 24. FEBRUAR 2020, NR. 38
23
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