Handelsblatt - 24.02.2020

(Martin Jones) #1

Hasso Plattner: Seine Stiftung kaufte Monets
„Meules“. Hier steht er vor „Der Seerosenteich“.


dpa

Hasso Plattner


SAP-Gründer kaufte


Monet-Gemälde


POTSDAM In der gro-
ßen Monet-Ausstel-
lung des Museums
Barberini in Potsdam
wird das bisher teuers-
te je ersteigerte Ge-
mälde des französi-
schen Impressionisten
hängen. Das Gemälde
„Meules“ (deutsch:
Getreideschober) von
1890 von Claude Mo-
net war im Mai 2019
beim Auktionshaus
Sotheby’s in New York
für den Rekordpreis
von 110,7 Millionen
Dollar versteigert wor-
den. SAP-Mitgründer
Hasso Plattner bestä-
tigte nun, dass seine
Stiftung der Käufer
des Bildes war, das
Heuhaufen in der Son-
ne zeigt.
Besucher können sich
das Werk ab jetzt in


dem von Plattner ge-
stifteten Museum an-
sehen. Das Bild wird
nach Angaben des Mu-
seums erstmals seit
1945 öffentlich ausge-
stellt. „Mit Monets ‚Ge-
treideschober‘ hat die
Hasso Plattner Foun-
dation eine Ikone des
Impressionismus für
den Museumsbetrieb
erworben. Meister-
werke wie diese gehö-
ren nicht weggeschlos-
sen, sondern sollten
öffentlich gezeigt wer-
den“, so Plattner. „Im
Museum Barberini
wird das Bild für je-
dermann zu sehen
sein.“ Nach Angaben
von Sotheby’s handelt
es sich um das wert-
vollste jemals verstei-
gerte Gemälde von
Claude Monet. dpa

Stephan Scheuer Bonn

E


iner der größten Erfolge kommt
Freitagnacht um 1.09 Uhr per Ad-
hoc-Mitteilung. Die Deutsche Te-
lekom steht nach zwei Jahren
nicht nur vor einer der größten
Fusionen eines deutschen Unternehmens in
den USA. Ihr ist es auch noch gelungen, im
letzten Moment die Konditionen zu verbes-
sern. Das ist ein großer Sieg für die Telekom.
Und es ist ein großer Sieg für einen Beteilig-
ten: Thorsten Langheim.
Der 53-Jährige und sein Team hatten ein
riskantes Vorgehen angestoßen. Denn jede
Nachverhandlung konnte den Zeitplan für
die Fusion der Telekom-Tochter T-Mobile US
mit dem Rivalen Sprint gefährden. Dennoch
hatte sich Langheim darauf eingelassen.
Schließlich konnte er einen gewaltigen finan-
ziellen Erfolg verkünden: Um umgerechnet
rund fünf Milliarden Dollar verbesserte er die
Fusion für die Telekom. Der Zusammen-
schluss der beiden Unternehmen wird nun
über einen 26 Milliarden Dollar schweren Ak-
tientausch abgewickelt.
Langheim wusste genau, wann und wie er
ansetzen musste. Beispielsweise wusste er,
dass der Sprint-Eigner Softbank dringend auf
den Deal angewiesen war. Das Geschäft von
Sprint läuft schleppend, T-Mobile fährt hinge-
gen Rekorde bei den Kundenzahlen ein. So
ging Softbank im letzten Moment auf die
Nachforderung der Bonner ein.
Der Durchbruch von Freitag ist nur die
jüngste Leistung in einer langen Liste von Er-
folgen für Thorsten Langheim.
Er kam über die Beteiligungsgesellschaft
Blackstone zu dem Dax-Konzern, die damals
einen Anteil an der Telekom hielt. Diese Er-
fahrung hat ihn geprägt, genauso wie seine
Zeit bei der Investmentbank JP Morgan und
bei der West LB.

Für alle Fälle vorgesorgt
Langheim ist stark leistungsorientiert. In sei-
ner Jungend spielte er Fußball – nicht bei
Amateuren, sondern in der Zweiten Bundesli-
ga. Seit mehr als einer Dekade ist er bei der
Deutschen Telekom und war in dieser Zeit der
Architekt großer Erfolge für den Konzern. Da-
zu zählt auch eine vermeintliche Niederlage.
Die Telekom wollte sich 2011 vom Geschäft in
den USA trennen. Doch der Verkauf an AT&T
scheiterte an den Wettbewerbsbehörden.
Langheim hatte jedoch vorgesorgt. Denn in
den Verträgen stand eine Klausel, die vorsah,
dass AT&T eine Vertragsstrafe von drei Milli-
arden Dollar zahlen und der US-Tochter der
Telekom ein wichtiges Spektrum zur Verfü-
gung stellen musste. Diese Klausel bildete die
Grundlage für die Aufholjagd von T-Mobile.
Langheim hat seitdem die Erfolgsgeschichte
der Telekom in den USA eng begleitet – und
auch die Details der Fusion mit Sprint ausge-
handelt.
Lange hielt er sich im Hintergrund. Er war
direkt dem Vorstandschef Timotheus Höttges
unterstellt und kümmerte sich um Fusionen
und Übernahmen sowie die Unternehmens-
entwicklung. „Ich habe ihn fast nie im Anzug
gesehen. Er will nicht im Rampenlicht ste-

hen“, sagt einer, der seit Jahren eng mit Lang-
heim zusammenarbeitet.
In einem seiner seltenen Auftritte sagte
Langheim beim Kapitalmarkttag 2018: „Als
ich 2010 dem Konzern beigetreten bin, habe
ich mit Tim und dem Vorstand ausgemacht,
dass ich niemals auf der Bühne stehen muss.
Aber jetzt stehe ich trotzdem hier.“
Seit dem vergangenen Jahr kann er sich je-
doch nicht mehr komplett mit seinem Team
in Hamburg fernab der Konzernzentrale in
Bonn verstecken. Er ist zum 1. Januar in den
Vorstand eingezogen und formell zuständig
für „USA und Unternehmensentwicklung“.
Dazu gehört neben dem US-Geschäft unter
anderem die einst strauchelnde Landesgesell-
schaft der Telekom in den Niederlanden.
Auch dort hat Langheim die Übernahme ei-
nes Rivalen vorangetrieben und das Geschäft
ausgebaut. Heute ist das Netz der Telekom in
den Niederlanden das beste in Europa.
Es gibt Mitglieder des Aufsichtsrats, die
Langheim als geeigneten Nachfolger für Ti-
motheus Höttges auf dem CEO-Posten sehen.
Dessen Vertrag läuft noch bis Ende 2023.
Aber ein Insider sagt über Langheim: „Das ist
nicht sein Ziel.“

Thorsten Langheim


Erfolgreicher

Stratege

Das Vorstandsmitglied kümmert sich bei der Deutschen Telekom


um die härtesten Fälle. Der Deal in den USA ist sein Meisterwerk.


Thorsten Langheim:
Der 53-Jährige arbeitet
seit mehr als zehn
Jahren bei der Telekom.

imago/Sven Simon

Thorsten


Langheim


hat hier


große


Verdienste.


Timotheus Höttges
Telekom-CEO

Raf Simons


Neuer Designer,


aber kein Nachfolger


DÜSSELDORF Der
Modekonzern Prada
hat Raf Simons zu sei-
nem neuen Vizekrea-
tivchef ernannt, wie
die Nachrichtenagen-
tur Bloomberg berich-
tet. Der Belgier Si-
mons hat zuvor als
Chefdesigner bei Cal-
vin Klein gearbeitet so-
wie bei Christian Dior,
das zum Branchenfüh-
rer LVMH gehört. Da-
mit hat sich das Mai-
länder Modeunterneh-
men einen Experten
der Modebranche ge-
holt, um die eigenen
Reihen stärker aufzu-
stellen. Simons wird
eng mit der Topdesig-
nerin und Prada-Co-
Chefin Miuccia Prada


zusammenarbeiten.
„Ich bin überzeugt
und aufgeregt“, sagte
Prada auf einer Pres-
sekonferenz in Mai-
land zu dem Schritt.
Allerdings sei dieser
kein Signal, dass die
70-Jährige zurücktre-
ten wolle. „Das ist kei-
ne Nachfolgeplanung,
das ist ein Weg, um
unsere Kreativität zu
fördern.“ Simons
selbst sagte, er hoffe,
die Zusammenarbeit
sei eine Nachricht an
die Welt, „dass wir
nicht vergessen soll-
ten, kreativ zu sein“.
Vor Kurzem ist Prada
das erste Mal seit meh-
reren Jahren wieder
gewachsen. mfr

Namen


des Tages


MONTAG, 24. FEBRUAR 2020, NR. 38
46


Julian Assange

Freiheit oder Isolierhaft?


Kerstin Leitel London

F


ür die einen ist er ein Verräter, für
die anderen ein Journalist. Aber für
John Shipton ist Julian Assange noch
immer sein Sohn. „Er war herzensgut, char-
mant, fast kindlich – das ist jetzt anders“,
sagt der 75-Jährige mit leiser Stimme auf die
Frage, wie sich Assange verändert hat.
Seit einem Jahr sitzt der Gründer der Ent-
hüllungsplattform Wikileaks in einem Hoch-
sicherheitsgefängnis im Süden Londons.
Zwischenzeitlich war der Zustand des ge-
bürtigen Australiers so schlecht, dass er in
die Krankenabteilung verlegt wurde, wie
sein Vater sagt.
Rund 15 Kilogramm habe Assange abge-
nommen. Aber nachdem sich Mitinsassen
für ihn eingesetzt hätten und er nicht mehr
vollständig isoliert werde, gehe es ihm nun
etwas besser, sagt Shipton. Er kämpft dafür,
dass sein Sohn bald wieder freikommt – und
nicht an die USA ausgeliefert wird, „was ei-
ner Todesstrafe gleichkäme“.
Die US-Regierung wirft Assange vor, mit
der Veröffentlichung von Geheiminforma-
tionen in den Jahren 2010 und 2011 gegen
das Spionagegesetz der USA verstoßen zu
haben und sich zudem die Informationen
mithilfe von Hacking beschafft zu haben.
Würde ihn ein US-Gericht schuldig spre-
chen, droht ihm lebenslange Isolationshaft –
formal bis zu 175 Jahre.
Ob Assange an die USA ausgeliefert wird
oder nicht, soll der Londoner Woolwich
Crown Court entscheiden, dessen Richter
ab diesem Montag den Fall verhandeln. Eine
Entscheidung wird nicht vor dem Sommer
erwartet – aber selbst dann ist damit zu
rechnen, dass der Fall in die nächste Instanz
geht, weil mit Sicherheit eine der beiden
Parteien Einspruch einlegen wird.
So lange wollen die Unterstützer von As-
sange, zu denen unter anderem auch Promi-
nente wie die britische Designerin Vivienne
Westwood oder die US-Schauspielerin Pa-
mela Anderson gehören, weiterkämpfen.
„Er hat sich nichts zuschulden kommen
lassen, er ist unschuldig“, sagt etwa der
australische Politiker Andrew Wilkie, der
vor Beginn des Gerichtsverfahrens nach
London gereist ist und dort um Unterstüt-
zung wirbt. Würde man Assange ausliefern,
sagt er, würde das ein Exempel statuieren.
Es stehe „nicht nur das Leben von Julian As-

sange auf dem Spiel. Es geht um die Zukunft
des Journalismus“.
Assange habe nicht nur Beweise für syste-
matische Folter durch die USA erbracht, er
sei selbst Opfer physischer Folter und müsse
befürchten, dass seine Menschenrechte bei
einer Auslieferung in den USA verletzt wür-
den, warnte der UN-Sonderberichterstatter
für Folter Nils Melzer.

Aufklärung durch Whistleblower
Assange hatte 2006 die Internetplattform
Wikileaks gegründet, mit dem Ziel, geheime
Informationen von Whistleblowern zu veröf-
fentlichen. 2010 erhielt Wikileaks so ein Vi-
deo, das zeigt, wie US-Soldaten im Irak aus
einem Helikopter heraus auf Menschen
schießen – darunter zwei Journalisten der
Nachrichtenagentur Reuters.
Zudem veröffentlichte Wikileaks kurze Zeit
später Unterlagen, in denen Informanten des
amerikanischen Militärs in Afghanistan na-
mentlich genannt werden. Diese Informatio-
nen belegen nach Ansicht der Anwältin von
Assange, dass die USA Kriegsverbrechen be-
gangen haben.
Dass die USA den 48-Jährigen dafür belan-
gen wollen, sei falsch, meint Assanges An-
wältin Jennifer Robinson von der Kanzlei
Doughty Street Chambers, in Australien sei
Assange dafür als Journalist ausgezeichnet
worden.
Assanges Probleme hatten begonnen, als
er 2010 aus Großbritannien kurz nach
Schweden reiste. Dort wurde er von zwei
Frauen der Vergewaltigung beschuldigt. As-
sange befürchtete, von Skandinavien aus an
die USA ausgeliefert zu werden; er stellte
sich in Großbritannien der Polizei und kam
auf Kaution frei.
Als ein britischer Richter dann seine Aus-
weisung nach Schweden anordnete, flüchte-
te Assange 2012 für sieben Jahre in die ecua-
dorianische Botschaft. Als die ecuadoriani-
sche Regierung ihm die Unterstützung
entzog, wurde Assange festgenommen.
Die Ermittlungen in Schweden waren
2019 eingestellt worden. Aber wegen Verlet-
zung seiner Kautionsauflagen wurde er zu
einer Haftstrafe von 50 Wochen verurteilt,
die im vergangenen September auslief.
Doch ein britischer Richter entschied, dass
er in dem Gefängnis bleiben muss – bis zur
Entscheidung des nächsten Gerichts.
Wenn sein Sohn freikomme, wollen sie
zusammen den Jakobsweg in Spanien zu-
rücklegen, sagt Vater Shipton. Aber wie zer-
brechlich dieser Traum ist, weiß er ganz ge-
nau. Assange jedenfalls hat nach Erzählung
seines Vaters schon mal angefangen, in sei-
ner Zelle die Entfernung abzuschreiten.

Julian Assange:
Der Wikileaks-
Gründer sitzt
seit einem Jahr
in Haft.
AFP

Er war


herzensgut,


charmant,


fast kindlich –


das ist jetzt


anders.


John Shipton
Vater von Julian
Assange

BusinessLounge


Trauer um Opfer: Der australische Premierminis-
ter Scott Morrison spricht im Bundesstaat New
South Wales bei einer Gedenkfeier für die Opfer
der verheerenden Waldbrände. 25 Menschen
wurden dort durch die Feuer getötet. Kritiker
hatten Morrison fehlendes Krisenmanagement
vorgeworfen.

Stern des Abends: In
seinem Alltag organi-
siert der Vertriebsdi-
rektor von Merce-
des-Benz in Berlin,
Hans-Bahne Hansen,
oft Veranstaltungen,
bei denen promi-
nente Sportler oder
Schauspieler auftre-
ten. Beim Ball des
Vereins Berliner
Kaufleute und In-
dustrieller (VBKI)
im Hotel Interconti-
nental ist Hansen
mit seiner Frau
Jutta Hansen mal
selbst eingeladen.

S s s r d H o b n S t V K d

im
n
m
J
s

Ausgezeichnet: Die Sängerin Rihanna erhält den
„President’s Award“ von der amerikanischen Bür-
gerrechtsorganisation NAACP für ihre Karriere
und ihr philanthropisches Engagement. Hinter
der Bühne posiert sie mit NAACP-Chef Derrick
Johnson.

A ih tDi Sä i Rih hältd

Nationalfeiertag: Anlässlich des „Tages des Ver-
teidigers des Vaterlandes“ nehmen der russische
Präsident Wladimir Putin (r.) und der russische
Premierminister Michail Mischustin an einer
Kranzniederlegung teil.

Nationalfeiertag:Anlässlichdes TagesdesVer

AFP, REUTERS (2), BrauerPhotos / J.Reetz

In London beginnt ein zentrales
Kapitel im Drama um den
Wikileaks-Gründer. Es geht um
seine Auslieferung an die USA.

Namen des Tages


MONTAG, 24. FEBRUAR 2020, NR. 38
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