Frankfurter Allgemeine Zeitung - 10.03.2020

(Marcin) #1

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Unternehmen DIENSTAG, 10.MÄRZ 2020·NR.59·SEITE 19


HerrFuchs, in derRaumfahrt herrscht
neueAufbruchstimmung. Wäre es nicht
toll ,wennauchDeutschland endlich ei-
neneigenen Weltraumbahnhof hätte?
Das wäre sicherlichreizvoll.Für deutsche
HerstellerwäreeineeigeneStartbasis
hierzulande natürlichlogistischviel be-
quemer.Aber aus einem anderen Grund
halteich das für nochbedeutender.


Aus welchem?
Viel wichtiger istmeiner Meinung nach
die Symbolkraft: EineRakete startenzu
sehen istextrem emotional. Das hatte
schon der amerikanische PräsidentKen-
nedy erkannt, als er seine Leuteinden
sechziger Jahren aufdas Wettrennen
zum Mond eingeschworen hatte.


Mit der Folge, dass weniger als eine
Handvoll Astronautenden Mond wirk-
licherreichte, aber dafür Millionen
Menschen nicht nur in Amerika für
Weltraumforschung begeisterte.
Das hat eine enorme Aufbruchstim-
mung erzeugt. In Deutschlandkönnten
wir eine neue Generation für dieRaum-
fahrtbegeistern und gleichzeitig unsere
Ambitionals Hochtechnologie-Standort
untermauern.


Sie selbst habenals Alternativeauch
schon eine mobile Plattform in der
Nordseevorgeschlagen. Wie sindSie da-
mit denn angekommen?
Vorallem die Industrie an derKüste
siehtgroße Chancen für neues Geschäft.
Ichhabe zum Beispiel Briefeaus der ma-
ritimen Industrie bekommen, die mirver-
sicherten, dassder Aufbau einerStartba-
sis, etwaauf einem Schiffoder einer mo-
bilen Hubinsel,technisch kein Problem
ist. Die Fragenwerden sicheher um Si-
cherheit undUmweltschutz drehen. Das
Bundeswirtschaftsministerium hat nach
meinerKenntnis eine Prüfung beauf-
tragt, ob eine deutscheStartbasis mög-
lichist,darinwerden sicher auchdiese
Aspekteanalysiert.


Wir sehen die Umweltschützer schon
Sturm laufen, und da sindwir beim
komplizierten deutschenPlanungs-
recht noch garnicht angekommen.
Die Deutschenwerden in solchen The-
men nichtvorneweg gehen–soschei-
nen wir einfachnicht zu sein.Vielleicht
startenwir zunächstininternationalen
Gewässern. Oder wir schauen,wie sich
ähnliche ProjekteimAusland entwi-
ckeln, und nehmen dann hierzulande ei-
nen neuen Anlauf. ImNorden Schwe-
dens und inNorwegen sind Spaceports
vorhanden undwerde nausgebaut.Groß-
brit annien hat in Schottland und auf den
Shetland Islands ebenfalls Initiativenge-
startet. Da wirdaucheine neue Arbeits-
teilung erkennbar,die wie in derkom-
merziellenLuftfahrtaussehenkönnte:
Analog zu Airlines und Flughafenbetrei-
bernwird es mehrWeltraumbahnhöfe
geben, dieverschiedeneRaumfahrtun-
ternehmen fürStarts nutzen.


OHBsoll künftig neben Satelliten auch
kleine Raketenineiner „Rocket Facto-
ry“ fertigen. Wieweit sind Siedamit?
Wirwaren immer schon, auchals meine
Elterndas Unternehmenvornunmehr
bald 40 Jahrengründeten, ein System-
haus, das sichüber alle Aspekteder
RaumfahrtGedankengemacht hat.Tat-
sächlichsind wir nun eher wieder zurück
zu unserenWurzeln –nun aber nicht als
Start-up, sonderneben alsetablierterMil-
liardenladen.Wirwollen dieganze Wert-
schöpfungskette desRaumfahrtgeschäfts
abbilden, und dazugehören neben Satelli-
tenauchRaketen, Dienste und Bodenan-
lagen.Wirwollen neben dem sehr domi-
nanten, prominenten und erfolgreichen
SatellitengeschäftinZukunftauch
Kleinstraketen bauen. Künftig wollen
wir uns auchverstärkt an Missionen be-
teiligen, in denen wir die Bodenanlagen
bauen und am sogenannten Down-
stream-Geschäftmitmischen, also der
Wertschöpfung mit den Daten am Bo-
den.


Wann startet Ihre erste Rakete?
Ende des nächstenJahres soll das sein,
das bedeutet:Wir sind momentan mit-
tendrin im Entwickeln undTesten. Wir
arbeiten an denTriebwerken und an den
Stufen, nochist keine Rakete fertig.


Auf dem Markt für Raketen gibt es mit
dem Amazon-Gründer JeffBezosoder
dem Tesla-Chef Elon Musk Unterneh-
mer,die viel mehrGeld einsetzenkön-
nen als Sie und schonlänger an eigenen
Raketenarbeiten.Wie wollen Sie mit
denen eigentlichmithalten?
Werspät kommt, sieht natürlich,wasdie
anderen schongemacht haben, die dann


aber wiederum erst mal voraus sind–es
gibt also nicht nur einenNachteil da-
durch.Wowir,denkeich,nicht zu spät
kommen,das isteben der Bereichder
kleinenRaketen. JeffBezosmit BlueOri-
ginund Elon Muskmit SpaceX habenna-
türlichviel größerePläne–sie wollen
Menschen zum Mondoderzum Marsbe-
fördern. Deren ganze Missionsausle-
gung spielt sichinanderen Dimensio-
nen ab.

Die beiden sind dochauchinder An-
triebstechnik weiter als Sie.
Sie sind mit Sicherheit in derTriebwerks-
technik sehr gut unterwegs. Gerade
SpaceX istsicherlichauchmit demKon-
zeptsehr erfolgreich, die ersteStufeei-
ner Rakete wiederverwenden zukön-
nen. DiegroßenTriebwerke, die SpaceX
schon einsetzt und die innerhalb von
Blue Origingerade entstehen, sind heu-
te das Maß der Dinge.Fürdie kleinen
Triebwerkehoffe ichhingegen auchauf
uns.

Wieso eigentlich?
Ichglaube, dakann man nochweiterge-
hen. Das mussalles noch viel billiger
werden. Es werden kleineTriebwerke
kommen,eswirdaucheine anderePro-
duktionstechnologiekommen, wir pla-
nen das im 3D-Druck, in einer nochviel
weiter gehenden Industrialisierung. Die
Systeme, die SpaceX und Blue Origin
auslegen, sind, wiegesagt, letztlichdafür
konzipiert,Menschen zu transportieren.
Sie befinden sichineiner anderen Sicher-
heitsliga–sowohl wenn es um die Sicher-
heit desganzen Systemsgeht als auch
mit Blickauf dieFrage: Waskann ichei-
gentlichmit den Menschen in derKapsel
oben tun,wenn es Probleme gibt? Da
mussesRettungssystemegeben.

Worauf wollenSie hinaus?
DieRaketenvon SpaceX sind schlicht
und einfacheine andereProduktkatego-
rieals das,woranwir arbeiten.Wirwol-
len keine Menschentransportieren, aber
wir wollen einekonsequenteIndustriali-
sierung des SystemsRakete.Ich hoffe
darauf, dassdas eine interessanteNische
ist, aber natürlichist das, waswir da un-
ternehmen, auchein riskantesAbenteu-
er –obdas erfolgreich sein wirdoder
nicht,kann ichIhnen nichtvorhersagen.
Dassviele andereInitiativen nun eben-
falls in diesem Bereichaktiv werden und
Wettbewerb ausbricht, bestätigt michin
meiner Markteinschätzung.

Wie wichtigist eigentlich,dass eine Ra-
kete wiederverwendbar ist? Die euro-

päischen Ariane-Raketen sinddas
nicht–haben die Europäer mal wieder
einen wichtigen Trendverschlafen?
Langfristig wirdsichdas in derRaum-
fahrtsicher durchsetzen, davonbin ich
überzeugt.Die Frageist aber immer:Was
meint man eigentlich mit Wiederver-
wendbarkeitgenau? ErinnernSie sich
mal an das Spaceshuttle, das wiederver-
wendetwerdenkonnte–damit unter-
nahm dieNasa seinerzeit 135 Einsätze,
und esstelltesichheraus: Dadurch spar-
tensie mit Sicherheitkein Geld. Jetzt hat
SpaceXgezeigt, dassdas mit der ersten
Stufeeiner Rakete gut funktioniert.Aber
auchdawürde ichsagen: Es gibt einen
Unterschied, ob Sie dieKomplexität ei-
nes Systems für Menschen haben oder ei-
nes Systems nur für Satelliten.Wenn es
um Menschengeht, müssen Sie immer
mehr inRedundanzen und Sicherheit in-
vestieren–indiesem Bereichwirdesim-
mer einenhöherenAnreizgeben fürWie-
derverwendbarkeit.

Im All streben große Staatennach
Macht–Amerika, China, Russland,In-
dien. HilftIhnen dieseRivalität,weil
nun auch dieEuropäer merken, dass
die Raumfahrt strategischwichtig ist?
Natürlich. DieRelevanz derRaumfahrt
istauf allen Ebenengestiegen.VorJahr-
zehnten hattenwir einenstaatlichenNut-
zer,das Forschungsministerium, das
Raumfahrtgemacht hat.Heutegibtesal-
lein in Deutschland ein halbes Dutzend
Ministerien, dieregelmäßigRaumfahrt
machen oder nutzen.

Welche?
Das Wirtschaftsministerium, das Ver-
kehrsministerium, dasVerteidigungsmi-
nisterium, Nutzer sind auchdas Außen-
ministerium, dasKanzleramt und viele
andereBehörden.

Sie setzen auf mehr als 100Zulieferer.
Kommenderen Teile auchvon außer-
halbEuropas?
Fast ausschließlichaus Europa. Europa
hat eine sehr leistungsfähigeZulieferin-
dustrie für dieRaumfahrt. Die istübri-
gensauchimweltweitenExportsehrer-
folgreich.

Die Esa hatauf ihrer Ministerratskon-
ferenz vor wenigen Monaten einRe-
kordbudget beschlossen–auch weil
Deutschland deutlich mehrGeld bei-
steuerte. Ist für OHB dadurch das Auf-
tragsvolumen dernächsten Jahregesi-
chert?
Es stimmt, dassdie Staaten,die am meis-
tenzum Budget beitragen, in derRegel

auchdas größteStückvomAuftragsku-
chen für ihre Industrie abbekommen.
Aber das heißt nicht, dassOHB jetztAuf-
trägesicher hätte, im Gegenteil:Wirste-
hen im hartenWettbewerb mit anderen
Rivalen in Deutschland und Europa. Im
Kampfumdie nächste Generation der
Galileo-Satelliten oder um das Coperni-
cus-Projekt sind wir in einem sehr har-
tenWettbewerb.

Im Copernicus-Programm derEUund
derEsa geht es um Erdbeobachtungssa-
telliten, dieauch neue Erkenntnisse
überden Klimawandel liefernsollen.
Wie ist der aktuelle Stand?
Wirhaben unsereAngebote für das Co-
pernicus-Programm kürzlichabgegeben.
Ichbin zuversichtlich, dasswir zwei der
Copernicus-Missionen führen können,
aber das entscheidetnatürlichder Wett-
bewerb. Im Projekt Hera, in dem es um
die Abwehr vonAsteroidengeht, sind
wir schonweiter :Dahaben wir dieAus-
schreibung schon 2018gewonnen und
sind nun mitten in derVorbereitung der
Realisierungsphase.

Innerhalb vonMTAerospaceinAugs-
burgmüssenSie indes Stellen abbauen.
Das istinder Tatbitter .Wir müssen
dortauf den Programmwechsel von
Ariane5auf Ariane6reagieren, derfür
uns alsZulieferer so nichtvorhersehbar
war.DieAriane5wirdnunfrühervom
Marktverschwinden als ursprünglichge-
plant.Der verschärfteWettbewerb mit
Unternehmen wie SpaceX hatfür enor-
menKostendruckgesorgt.Bis zumvol-
len Markteintrittdes Nachfolgemodells,
der Ariane6,habenwir daherweniger
Arbeit.Außerdem wirddie Ariane6des-
halbauchdeutlichgünstiger, weshalb
weniger Auftragsvolumen abfällt. Im
schlimmstenFall könntenbis zu 100der
insgesamt500 Stellen inAugsburgweg-
fallen.

Prominente Ideen, weit in den Welt-
raum vorzustoßen,gibt es viele. Aber
jetztmal Hand aufs Herz als Weltraum-
unternehmer:Sollten wir wirklich dort-
hin?Schön ist es für Menschen auf dem
Marsja nicht gerade.
Sie können immer nachdem Sinn fra-
gen. Eines zeichnetuns Menschen aber
eben aus:Wirprobieren immer alles,
wasmöglichist. Wirhabengezeigt, dass
Menschen ins All und zum Mondfliegen
können.Wirhabengezeigt, dassMen-
schen wiederverwendbare Raumfahrzeu-
ge herstellen können wie das Space-
shuttle und eineRaumstation wie die
ISS. Jetztkommen die nächstenSchritte
und Ziele. Klar scheint mir dieReihenfol-
ge:Erstzurückzum Mond, dann zum
Mars–danachkommt aber erst einmal
wenig, in unserem Sonnensystemgibt es
vielleicht dieVenus und einigeJupiter-
und Saturnmonde.Aber die sind einfach
deutlichweiterweg.

Welchen Science-Fiction-Filmhaben
Sie zuletzt angesehen?
Ad Astr aund davorden Marsianer.Das
istschon einerealistische Darstellung,
wie die Entdeckungen und das Arbeiten
im Weltraum aussehenkönnten. Was
mir daran nicht sogefällt, ist, dassdas
Emotionale nicht mehr so begeisternd
ist. Als Jugendlicher habe ichRaum-
schiffEnterprisegesehen, dasfand ich
eine schöne Utopie. In den neuerenFil-
menkommt hingegen eher eine mühsa-
me Erschließung des Alls zum Aus-
druc k, das positiveVersprechenfehlt,
dassesdadraußenGroßartiges und
Nützliches zu entdecken gibt.

Das GesprächführtenAlexander
ArmbrusterundChristian Müßgens.

Das in Bremenansässige börsenno-
tier te RaumfahrtunternehmenOHB
istvor allem bekanntdurch die dort
gefertigtenSatelliten für daseuropäi-
sche Galileo-Navigationssystem.
Doch die Produktpaletteist deutlich
breiter –sie reichtvonWettersatelli-
ten(MTG) über Satellitenzur Tele-
kommunikation bis hin zur auchmili-
tärischrelevanten Aufklärung. Der
Vorstandsvorsitzende Marco Fuchs,
dessen Familie die Mehrheit an der
OHBhältund dessen Elterndas Un-
ternehmen einst gründeten, strebt in-
desan, weitere Geschäftsfelder zu er-
schließen: Einerseits entwickelt er
Kleinstraketen in Augsburg, anderer-
seits sollen Datenkünftiges Geschäft
ausmachen.

kön. MÜNCHEN.Zahlreiche der insge-
samt 36 000 Arbeitsplätze des Lastwagen-
und BusherstellersMAN Truck&Bus
(MTB) sindgefährde t. Daskündigtedie
Tochtergesellschaftdes börsennotierten
NutzfahrzeugkonzernsTraton, mehrheit-
lichimBesitzvonVW, am Montagabend
an. Zahlen wurden nichtgenannt.Die Plä-
ne sind sokonkret,dassschonVerhandlun-
genmit den Betriebsräten laufen.
Joachim Drees,Vorstandsvorsitzender
vonMTB, sprachvon einem „signifikan-
tenStellenabbau,vor allem in den indirek-
tenBereichen“. Damit istinsbesondere
die Verwaltung betroffen. „Wir wollen
einzelne Bereichegezieltstärken, andere
Aktivitätenverringernoder ganz einstel-
len.“ Es bestehe bei derKostenstruktur

ganz klar Handlungsbedarf.„Wir müssen
unsereProfitabilität deutlichsteigern.“
DasUnternehmen reagiertdamit auch
auf den empfindlichen Nachfragerück-
gang vonerwarteten10bis 20 Prozent in
diesem Jahr.Die gesamteBranche leidet
derzeitwegender konjunkturellenUnsi-
cherheiten unter einerwachsendenAb-
satzflaute,wasden Wettbewerb nochver-
schärft.
Hauptsächlichbetroffen dürften dieVer-
waltungsstandortevonMAN in Bayern
sein. Dortsind 21 000 Mitarbeitertätig, al-
lein 9100 in München. Zuletztwarenvor
fünf Jahren 1400 Mitarbeiter inVerwal-
tungsfunktionen, aberauch400 in der Pro-
duktionvoneinemAbbau betroffen. Das
Prog ramm wurde 2017 abgeschlossen.

 
 
  
  
  
 
 






 



    

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In Augsburgarbeitetnicht nur die OHB-Tochterg esellschaftMTAerospaceanRake tenteilen. Fotodpa

joja.DÜSSELDORF. Es braucht nicht
immergleicheine Diskussion zur Miet-
preisbremse in der Hauptstadt, um zu mer-
ken, wie wichtig den Menschen ihreWoh-
nung ist. Larsvon Lackummerkt das
etwadaran, wie starkfrequentiertdie
frischeingerichteten 18 Mieterbüroswer-
den oder wie häufig seineKunden den
Rückrufservice benutzen, wenn sie
Schwierigkeiten in ihren vier Wänden ha-
ben. DerVorstandsvorsitzende der Immo-
bili engesellschaftLEG istseit seiner Er-
nennungvoretwas mehr als einem hal-
ben Jahr viel unterwegs gewesen bei den
Mietern,umsichihreSorgenanzuhören.
Das kann auchdurchaus malkonfrontativ
werden, etwawenn es zum Hausbesuch
bei den älteren Bewohnerngeht, deren
Aufzug ausgefallen ist.
Grundsätzlich hilfteine deeskalieren-
de Kommunikationsstrategie abergerade
bei einem so sensiblenThema wieWoh-
nen weiter .Wenn vonLackum den Mie-
tern erklärt,waseine Investition in mehr
barrierefreien Wohnraum im Umkehr-
schlussfür Mieterhöhungen bedeuten
würde, wirdsomanche Forderung
schnell deutlichleiser.Für energetische
Sanierung hat die Bundesregierung An-
fang 2019 die Summe begrenzt, die Immo-
bilienkonzerne auf Mieterumlegenkön-
nen,von11auf 8Prozent derKosten.
„Wir legen im Durchschnitt aberweniger
als einen Euroum“, sagtvonLackum. Im
vergangenen Jahr hat dasUnternehmen
gut 4100 der insgesamt 134 000 Einhei-
tenenergieeffizient saniert, für jedes Jahr
nimmt sichder DüsseldorferKonzerngut
3Prozent seinesBestands vor. FürModer-
nisierungen hat die LEG imvergangenen
Jahr insgesamt gut 16 Prozent mehr ausge-
geben als ein Jahr zuvor,was gleichzeitig
zum Mietanstieg beigetragenhat.Auf ver-
gleichbarer Fläche istdie Miete um 2,

Prozent auf durchschnittlich 5,82 Euroje
Quadratmetergestiegen. Bei der LEG
macht gut einVierteldes Portfolios preis-
gebundeneWohnungen aus,rechnetman
dieheraus,stiegendieMietenimSchnitt
um 3,6 Prozent auf 6,21 Euro. Der operati-
ve Gewinn aus dem laufenden Geschäft
(FFO1) is tdadurch im Vergleichzum Vor-
jahr um 7,1 Prozent auf 341,3 Millionen
Eurogestiegen,wasinder Mitteder ange-
peilten Prognose lag. Dazu haben auch
die Verkäufevon Wohnungen beigetra-
gen. Unterm Strich hat LEG aber mehrge-
kauftals verkauft. A uchimlaufenden
Jahr will dasUnternehmenrund 7000
Wohnungenkaufen, gut 60 Prozent sollen
davoninNordrhein-Westfalen stehen.
Die LEG istnachVonovia und Deut-
scheWohnen der drittgrößteVermieter
in Deutschland, dasUnternehmen legt ei-
nen starkenFokus aufNordrhein-Westfa-
len. In dem Bundeslandkann dasUnter-
nehmen praktisch jede neu zugekaufte
Wohnung ohne zusätzlichesPersonal inte-
grieren.Aber auchinden umliegenden
Bundesländernwie Niedersachsen oder
Rheinland-Pfalz schaut sichder Immobi-
lienkonzernum. Fürdas laufende Jahr
peilt LEG einen operativen Gewinn aus
dem laufenden Geschäftzwischen 370
und 380 Millionen Euroan. Dabei soll
das Mietwachstum aufvergleichbarer Flä-
che2,8 Prozent betragen, die Spanne hat-
te vonLackumimHerbstvon zuvorge-
planten 3,2 bis 3,4 Prozentgesenkt. „Das
hat nicht zu einhelliger Begeisterung bei
unseren Investorengeführt“, sagt von
Lackum, „aber auchdasetzt sichein tie-
fesVerständnis für bezahlbarenWohn-
raum durch.“ In einem insgesamt schwa-
chen M-Dax lag derKurs des Immobilien-
unternehmens mit einem Minusvongut
1,7 ProzentamDonnerstag nochunter
den stärkstenWerten.(Kommentar Seite
22.)

MANkündigtStellenabbauan


Lastwagenherstellerreagiertauf Nachfrage-Einbruch


„Ein Weltraumbahnhofwäregut“


Marco Fuchs Fotodpa

che. SINGAPUR.AustraliensAufseher,
nicht zurückhaltend,wenn es um den
SchutzvonVerbraucherngeht, knöpfen
sichden amerikanischen Datenriesen
Facebookvor:Die Datenschutzbehörde
des LandesverklagtFacebook aufgrund
des Skandals um die Analysefirma Cam-
bridgeAnalytica.Voreinem Gericht im
Bundesstaat NewSouthWales reichten
die Beamten Klagewegen derVerletzung
der Privatsphärevon 311 127Australiern
ein. Sie seien alle in den Skandal hineinge-
zogenworden, als ihreDaten ohne ihr
Wissen oder ihreZustimmungvonFace-
bookmit einer AppvonCambridgeAnaly-
tica geteilt worden seien. CambridgeAna-
lytica nutzte sie, umvorden amerikani-
schen Präsidentenwahlen 2016 und dem
Brexit den Markt zu auszuforschen.
Das Gericht musszunächstentschei-
den, ob es jeden Betroffenen als Einzel-
fall oder die gut 300 000Fälle als einen
möglichenVerstoßbetrachtet.Für jede
Verletzung der Privatsphärekönnten die
Richter bis zu 1,7 Millionen australische
Dollar (knapp eine Million Euro)Strafe
verhängen–theoretisch führte dies zu ei-

ner Gesamtsummevonmehr als 500 Milli-
arden Dollarfür Facebook inAustralien.
Auch jede Summe zwischen den beiden
Beträgensteht den Richternoffen, falls
sie Facebook als Schuldigenausmachen.
Die Amerikanerverteidigen sichange-
sichts der drohendenStra fen: „InAbspra-
chemit internationalenRegulierernha-
ben wir tiefgreifende Änderungen an unse-
renPlattformenvorgenommen, um die In-
formationen, die App-Entwicklernzu-
gänglich gemachtwerden, einzuschrän-
ken.“ DerKonzernwurdewegendes Cam-
brid ge-Analytica-Skandals schonvonder
amerikanischen Handelskommission zu
einerStrafevon 5Milliarden Dollarverur-
teilt.Erhatteden britischen Beraterndie
Datenvonrund 87 MillionenFacebook-
Nutzernzugänglichgemacht.Die australi-
schenAufseher sprechen in ihrer Klageda-
von, dassFacebook „sensible Informatio-
nen“ seinerKunden Dritten zurVerfü-
gunggestellt habe: „Damitstanden deren
Daten zumVerkauf, ohne dasssie dies nur
geahnt hatten.“ Denn die meistender Be-
trof fenen hatten die AppvonCambridge
Analytica nicht einmal heruntergeladen.

LEG profitiertvon Zukäufen


und steigenden Mieten


ImmobilienkonzernspürtstarkeWohnraum-Debatte
Marco Fuchs führtdas


Raumfahrtunternehmen


OHB. Er erklärtseine


Strategie imWettstreit


mit Elon Musk und Jeff


Bezos,wasDeutschland


fehlt –und warumihm


Star Trek bessergefällt


als mancher moderne


Science-Fiction-Film.


Mehr als Galileo-Satelliten


Australien verklagt Facebook


Die Höchststrafekönnte311 Milliarden Eurobetragen

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