Frankfurter Allgemeine Zeitung - 10.03.2020

(Marcin) #1

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Finanzen DIENSTAG, 10.MÄRZ 2020·NR.59·SEITE 23


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Kursrückgängegehören an


der Börse dazu. Daher sollte


man jetztRuhe bewahren.


Die Renditen zahlreicher


Staatsanleihenfallen auf


neueRekordtiefs.


Robin Gosens über Bergamo


und denitalienischen Alltagin


Zeiten des Coronavirus.


Filip Jicha hat in Kiel einen


Handball-Geistgeformt, der an


die bestenJahreerinnert.


KEINEANGSTVORVERLUSTEN

Dax
in Punkten

6.3.209.3.20
F.A.Z.-Index 2107,42 1947,31
Dax 30 11541,87 10625,02
M-Dax 24750,77 23091,71
Tec-Dax 2824,54 2636,50
Euro Stoxx 50 3232,07 2959,07
F.A.Z.-Euro-Index 119,01 109,00
Dow Jones 25864,78 23907,78a
Nasdaq Index 8575,62 8015,36a
Bund-Future 176,28 178,55b
Tagesgeld Frankfurt -0,47%-0,51 %
Bundesanl.-Rendite 10 J. -0,71%-0,87 %
F.A.Z.-Renten-Rend. 10 J. -0,50%-0,54 %
US-Staatsanl.-Rend. 10 J. 0,77%0,50 %a
Gold, Spot ($/Unze) 1698,26 1673,62
Rohöl (London $/Barrel) 45,50 35,53b
1Euro in Dollar 1,1336 1,1456
1Euro in Pfund 0,8717 0,8738
1Euro in Schweizer Franken 1,0589 1,0594
1Euro in Yen 119,08 117,12
a) Ortszeit 13 Uhr, b) Ortszeit 19 Uhr

Bundesanleihe
Rendite 10 Jahre

10.12.19 9.3.20 10.12.1 99 .3.20

ANLEIHEN UNTER DRUCK„BRENZLIGELAGE“

D


en Renditeverfall an den An-
leih emärkten überschattet
zwar das Beben an den Ak-
tienbörsen. Dochstellen die neuen
Rekordtief sfür deutsche undamerika-
nischeStaatsanleihen die Investoren
rund um den Erdballvorgroße Her-
ausforderungen. Schon im Eurogibt
es für dieStaatsanleihen erstklassiger
Schuldner,insbesonderedes deut-
schenStaats, nur negativeZinsen.
Das droht nun auchinden Vereinig-
tenStaaten,wo die Renditeder zehn-
jährigenStaatsanleihe inkürzester
Zeit vonmehr als1Prozent aufweni-
gerals 0,5 Prozentgeschrumpftist.
Dabei hattedie amerikanischeNoten-
bankFedvor fünf Jahren denVer-
suchgestartet,die Zinsen wieder an-
zuheben. Dochnun erwarten Markt-
teilnehmer,dassdie Fednachweite-
renZinssenkungen bis Sommerzum
Nullzinsregimezurückkehren wird.
Das wirdbegleitet voneinem drama-
tischen Anstieg der Risikoaufschläge
amerikanischer Ölproduzenten, die
als finanzschwachgelten. Riskante
Unternehmensanleihensind in den
vergangenen Jahren deutlichgewach-
sen, weil zu viele Investorenverzwei-
felt nachRenditegesucht haben. Das
kann sich nunrächen,wenn der Coro-
na-Crash dieNotenbanken überfor-
dert. Ihnenfehlt dieFeuerkraft.

DIE GUTEN NEUEN ZEITEN

Ohne Feuerkraft


VonMarkusFrühauf

Die Börse


S


ostark istder Ölpreis langenicht
mehr gefallen. Schwankungen
um bis zu3Prozentgelten am Öl-
markt als normal, das Geschäft
gilt als schwankungsanfällig. Am Montag-
morgenaber ging es um immerhin um bis
zu 31,5 Prozent bergabmit dem Preis der
Nordseesorte Brent auf gut 31 Dollar je
Barrel(Fass zu 159 Liter)–das warder
stärkste prozentuale Preisverfall seit dem
Jahr 1991. Damals im Golfkriegwarder
Ölpreis zwar anfangsstarkgestiegen, als
sichdann aberwenig Auswirkungen auf
die Ölversorgung zeigten,warerdeutlich
zurückgegangen.
Für Unternehmen undVerbraucher ist
das günstigereÖleigentlicheine gute
Nachricht. Benzinund Heizöl dürften bil-
ligerwerden. Schon in denvergangenen
Tagenwaren die Benzinpreise nachAnga-
ben desAutoklubs ADAC auf Stände wie
voreinem Jahrgefallen. Jetztstellteder
Mineralölwirtschaftsverband sogar mögli-
cheweiter ePreissenkungen inAussicht.
Auch der Heizölpreis in Deutschlandfiel
am Montag nachZahlen des Internetpor-
tals Heizoel24 um 10,14 Prozent auf

46,86 Eurofür 100 Liter.Die Ökonomen
der Commerzbank meinten sogar,die In-
flationkönnteauf 0Prozent sinken.
Hintergrund desstarkenPreisverfalls
istdie weiter eAusbreitung des Coronavi-
rus, die zu einemRückgang der Ölnach-
frageführen dürfte–aber auchdas Schei-
tern der Verhandlungen zwischen der Or-
ganisation erdölexportierender Länder
(Opec)und Russland übereine Förderkür-
zung.Während die Opec in dervergange-
nenWocheeine Kürzung der Ölförde-
rung um 1,5 Millionen BarreljeTag vorge-
schlagen hatte,wollteRussland allenfalls
die bestehenden Förderbegrenzungen
über den 1. April hinausverlängern. Man
einigtesichnicht, die Gespräche wurden
für gescheiterterklärt. Saudi-Arabien
kündigtesogar an, seine Fördermenge
ausweiten zuwollen und senkteseine
Preise, insbesondereinEuropa. „Derrus-
sische EnergieministerNovak meinte am
Freitag beimVerlassen des Opec-Gebäu-
des, dassvon April an alle Länder so viel
produzierenkönnen, wie siewollen“, be-
richtetGiovanni Staunovo,Ölanalystder
Schweizer Großbank UBS.
Jetzt istvon einem „Preiskrieg“ die
Rede. Die Investmentbank Goldman
Sachs hält es sogar für möglich, dassder
Ölpreis in diesemZuge weiter sinkt bis
auf 20 Dollar.Dabeigeht eswohl auch
um einen Dritten: DieVereinigtenStaa-
tenhatten zuletzt davonprofitiert, dass
sichOpec undRussland mit der Ölförde-
rung zurückhielten, um den Preis zustabi-
lisieren, und entsprechend ihreeigene
Förderungvorallem mit derunkonventio-
nellenFördermethode desFracking aus-
geweitet.Die amerikanische Ölindustrie
habe ihreProduktion auf Kosten der
Opec-Plus-Gruppe bis auf 12 Millionen
BarreljeTag erhöht, sagt Cyrus de laRu-
bia, Chefvolkswirtder HamburgCommer-
cial Bank.Seit Anfang 2017–Ende 2016
wurde Opec Plusgegründet–hätten die

Amerikaner ihre Ölförderung um 3,3 Mil-
lionen BarreljeTag erhöht,während
Russland seine Produktion lediglichum
0,32 Millionen BarreljeTag habestei-
gern können. Die Opec habe zuletzt sogar
0,46 Millionen BarreljeTag weniger pro-
duziertals Anfang 2017.
InsbesondereRussland scheint jetzt
den Amerikanerndas Geschäftschwieri-
germachen zuwollen. „Kartelle sindinhä-
rent instabil, und das zeigt sichbei Preis-
einbrüchen besondersdeutlich“, sagt de
la Rubia. Russland habe jetzt einigeJahre
das Spiel Saudi-Arabiens mitgespielt und
habe sichvon Sitzung zu Sitzung überre-
den lassen, Förderdisziplin zugunsten
vonhöheren Ölpreisewalten zu lassen.
„NatürlichmachteRussland das in der
Hoffnung, als wichtiger geopolitischer
Spielerstärkerwahrgenommen zuwer-

den, undgleichzeitig auchinder Erwar-
tung, dassman hier Preisdisziplin sät, um
später imAufschwung ohne Mengenbe-
schränkungen ernten zukönnen“, meint
der Ökonom. Nachdem sichnunmehr
aber dieAussicht auf eine baldigeErho-
lung der schwächelndenWeltwirtschaft
zerschlagen habe,sei Russland offensicht-
lichder Geduldsfadengerissen.
Warumaber fallen dann die Aktienkur-
se sostark, wenn Verbraucher undUnter-
nehmen eigentlichvom günstigen Öl pro-
fitieren? Dabei spielen offenbar zweiFak-
toreneine Rolle: Zumeinen wirdder Öl-
preisverfall als Signal für eine schlechtere
Weltkonjunkturgesehen, und das in einer
Zeit, in derwegender Ausbreitung des
Coronavirus die Unsicherheit überall
groß ist. Frank Schallenberger, Ölanalyst
der Landesbank Baden-Württemberg,
sprichtvon„Panik-Verkäufen“ an den Ak-

tienmärkten.Wenn dieFinanzmärkteder-
maßen inUnruhe sind wie jetzt, meiden
viele Investoren sogenannte Risikoanla-
genwie Aktien undwollen lieber alsver-
gleichsweise sichergeltende Anlagen.
Zumanderen gibt es offenbar Sorgen,
die rechtstark über Schuldenfinanzier-
tenamerikanischen Ölunternehmen
könnten auchihre Geldgeber und Banken
mitreißen. „Natürlichist der Ölpreisein-
bruc hfür die hochgeleveragte Fracking-
Industrie ein Problem“, sagt Ökonom de
la Rubia. „Leverage“ meint dabei dasVer-
hältnis des EinsatzesvonFremd- und Ei-
genkapital in einemUnternehmen, viel
Fremdkapital gilttendenziell alsriskan-
ter. AmerikasFracking-Branche aber ar-
beitet mit sehr vielFremdkapital, aufge-
nommen oftmals über Hochzinsanleihen.
„Sollten die Ölpreise im Bereichvon 30
DollarjeBarrelbleiben,dannwerden vie-
le Unternehmen aus diesem Sektor in
Schwierigkeitengeraten“, prognostiziert
de laRubia. „Insolvenzen undRatinghe-
rabstufungen dürften dieStimmunginan-
deren Marktsegmenten des amerikani-
schenUnternehmenssektorserheblichbe-
lasten, dessenVerschuldung mit 75 Pro-
zent des Bruttoinlandsprodukts auf dem
höchstenStand seit dem Beginn derSta-
tistik im Jahr 1952 liegt.“
Auch Banken sind zumTeil erheblich
im Ölsektor engagiert, und zwar nicht nur
amerikanische, sondernauchbeispiels-
weise kanadische. ExakteZahlen lägen
ihm nichtvor, sagt Rohstoffanalyst Schal-
lenberger. Es lasse sichaber tendenziell
sagen, dassdie kanadischen Banken Sco-
tiabank,TorontoDominion undRoyal
Bank of Canada einvergleichsweise ho-
hes Engagement in den Sektoren Öl, Gas
undKohle hätten, sagteSchallenberger.
„Sie liegen abervermutlichdeutlichnied-
rigerals JP Morgan, Citi und Bank of
America.“ Das alles macht den Anlegern
an denFinanzmärkten offenbargrößere
Sorgen, als sie das günstigeÖlals Kosten-
vorteil fürUnternehmen hoffenlässt.

mho.FRANKFURT. Die internationa-
len Börsenturbulenzen haben am Montag
an derNewYorkerWall Street kurz nach
Handelsaufnahme zu einer Unterbre-
chung des Handelsgeführt. Nachder Er-
öffnungwarder marktbreiteS&P-500-In-
dexummehr als7Prozentgefallen. Dies
hatteeinen „Marketwide Circuit Breaker“
(MWCB) ausgelöst. Dieser sieht seit 2013
vor, den Handel in außergewöhnlichen
Zeiten in dreiStufen zu unterbrechen.
Die ersteStufewirddabei ausgelöst,
wenn der S&P-500 um mehr als7Prozent
fällt.IndiesemFall wirdder Handel wie
am Montag für 15 Minuten unterbrochen.
Es wardas ersteMal seit Einführung,
dassein „Circuit Breaker“ in dieserForm
ausgelöstwurde.
Mit dem Schritt soll eineKettenreak-
tion unterbrochenwerden –vor allem
wenn eine FlutvonVerkaufaufträgenwei-
tere Aufträge nach sichzieht und es an Li-
quiditätfehlt.Die Märktesollenwährend
der Unterbrechung wieder aufnahmefähi-
gerwerden. Sollte der Marktweiter abrut-
schen und bis um 15.25 UhrNewYorker
Zeit um 13 Prozentgefallen sein,sehen
die Regeln eineweitereUnterbrechung
für 15 Minutenvor.Sollteder Markt um
20 Prozentfallen, endetder Handel auto-
matisch für denRest des Tages.
Die Sinnhaftigkeit der „Circuit Brea-
ker“ wirdfür vorübergehende Liquiditäts-
probleme nicht in Zweifelgezogen. Ob
sie jedocheinen Markt auf Dauerstabili-
sieren können, der unter dem Druck
schlechterNachrichten steht, gilt als frag-
lich. Am Montagwardas derFall, aller-
dings ging dierapideTalfahrtnachder

frühen Handelsunterbrechung zunächst
nicht in derselben Artund Weise weiter.
Wieschon amVormittag in Europastabi-
lisiertensichauchander Wall Street die
Kurse, in diesemFall mitVerlustenzwi-
schen6und 7Prozent im Bereichvon
2770 Punkten. Die guteNachricht daran
warnicht nur,dassdie Verluste die Marke
von7Prozent nicht abermals übertrafen,
sondernauch, dasssichder Indexober-
halb desvoreinem Jahr bei 2744 Punkten
erreichtenTiefsstabilisierte.
Derzeit istder S&P-500 nochnicht so
weit gefallen, dassdie aktuelle Marktpha-
se als Bärenmarkt gilt.Mit einem Minus
vonrund 17 Prozentfehlen dazu noch
drei Prozentpunkte. Sollte der Indexaber
diese 20 Prozent nochimMärzvollenden,
wäre dies der schnellste Absturzvon ei-
nemRekordhochander amerikanischen
Börse. Die bisherigeRekordmarke von42
Tagenstammt nochaus derWeltwirt-
schaftskrise 1929.
Die Geschwindigkeit derStimmungs-
wende überrascht dennochviele Marktbe-
obachter.Man sei nahtlosvomStadium
der Euphorie in denPessimismus überge-
gangen, meintetwaKevin Caron,Portfo-
liomanager bei Washington Crossing.
Das verlangeeine rasche Anpassung. Ein
Kurssturzdes S&P-500-Indexvon mehr
als 7Prozent an einemTagwäreaktuell
mindestens der siebtgrößteRückgang des
Indexseit 1950.Vonden sechs höheren
Kursverlustenereignetensichvier wäh-
rend derFinanzkrise 2008 und zwei im le-
gendären Oktober 1987, so auchein Ver-
lustvon mehr als 20 Prozent, den es heute
nicht mehrgeben könnte.

kann. FRANKFURT. Fürdie Deutsche
Bankund andere europäische Großban-
kenwirddie Corona-Krise undder nun
nochbefürchtete Ölpreiskrieg zu einem
ernsthaftenProblem.Die Aktienkurse
zeigen, wiegroß die Sorge der Anleger
schon jetzt ist: Allein am Montag sackte
der Kurs der Deutschen Bank im frühen
Handel um mehr als 17 Prozent nachun-
tenund erreichte bei 5,61 Euroden tiefs-
tenStand in der Geschichteder Bank.
Die Aktie der Commerzbankverbilligte
sichinder Spitze um 12,5 Prozentauf
3,71 Euro–ebenfallseine Rekordmarke.
Die Sorge um die Banken istdeshalb
so groß, weil eineweiter eAusbreitung
des Coronavirus dieInstitutevon mehre-
renSeiten treffenkönnte. Solltenver-
mehrtUnternehmen inZahlungsschwie-
rigkeiten odergarindie Insolvenz ge-
hen, so hättedas fatale Folgen für die
Kreditbücher der Banken. Esgäbe mehr
Ausfälle, und die Institute müssten die
Risikovorsorge,die in denvergangenen
Jahren auf äußerst niedrigen Niveaus
lag, deutlichaufstocken. Das wiederum
mindertdie finanziellen Spielräume.
SolltenUnternehmen Mitarbeiter entlas-
sen oder auchnur inKurzarbeit schi-
cken, wirkt sichdas wiederum bei den
Bau- undKonsumentenkrediten aus.
Der lahmende Handel insbesondere
mit Asien drückt schon jetzt auf das Ge-
schäftmit de rHandelsfinanzierung.Vor
allemdie Deutsche Bank hatgroße Hoff-
nungen in Asiengesteckt–und macht
viel Geschäftimeuropäischen Corona-

Zentrum Norditalien. Es leiden aber
nicht nur die Deutsche und die Com-
merzbank,soziemlichalle europäischen
Großbanken erlebengerade den perfek-
tenSturm.Unterden größtenVerlierern
im Auswahlindexder Eurozone, dem
EuroStoxx 50, fanden sichamMontag
auchdie holländischeING Groep (mi-
nus12,8 Prozent), diefranzösische Socié-
té Générale (minus 16 Prozent)und die
spanische BBVA (minus 12 Prozent).
Die italienische BankengruppeUnicre-
dit, zu derinDeutschland die Hypover-
einsbankgehört, hat seit MitteFebruar
gut 40 Prozent ihres Börsenwertsverlo-
ren.
Zu den übrigenVerlierernimDax
zählten am Montag dieAutokonzerne
wie Daimler,Volkswagen und BMW,de-
renKurse ebenfalls zwischen9und 12
Prozent abgaben, sowie die Chemiekon-
zerne Covestro, BASF und Bayer. Im Fo-
kusstanden also Aktien deren Geschäft
einerseitsstarkvon derKonjunktur ab-
hängt, die zum andereaber auchbeson-
dersstark auf globale Lieferketten ange-
wiesen sind. Im Nebenwerteindex
M-Dax istder Aktienkursdes Konzertti-
cketverkäufersCTS Eventim in denver-
gangenenWochen vonknapp 60 auf
rund 40 Euroabgestürzt,weil einVerbot
größererVeranstaltungen immerwahr-
scheinlicher wird.
Portfolio-Manager Thomas Altmann
vonQCPartnerssprac hvon einem „re-
gelrechten Blutbad. Die Anlegerfliehen
aus allem,wasRisikohat.“ MarijaVeit-
mane, Multi-Asset-Strategin beim ame-

rikanischenFinanzkonzernState Street
gibt zu bedenken, dassder geld- undfis-
kalpolitische Spielraum zurUnterstüt-
zung der MärkteinEuropa sehr vielge-
ringer sei als in Amerikaund China.
Auch sei die europäische Wirtschaft
durch den Handelskrieg der beiden
Großmächteschon geschwächt.Sie rät
daher zum Untergewichten europäi-
scher Aktien. Fürdie Banken würde
eineweiter eLockerung der Geldpolitik
seitens der EuropäischenZentralbank
die Lageeher verschärfen. Sie leiden
schließlich schon seit Jahren unter den
Niedrig- undNegativzinsen. Ihnenwäre
mit einerweiteren Zinssenkung–wie
sie die amerikanischeNotenbankFede-
ralReserve schonvorgemacht hat–also
keineswegsgeholfen.
Für kaum einUnternehmenkommt
der Börsenkrachaber so unpassend wie
für die Deutsche Bank.Gerade erst hat-
tender Vorstandsvorsitzende Christian
Sewing und seineKollegen die Investo-
reneinigermaßen davonüberzeugt, dass
es mit Deutschlandsgrößter Bank wie-
der aufwärtsgehen könnte.NachJahren
der Krise zählte die Aktie in den ersten
zwei Monaten des Jahres zu denTopwer-
tenmit einemKursplusvonbis zu 40
Prozent.Die sind nun innerhalbweniger
Tage wiederverpufft.Anden Märkten
geht schon die Sorge um, dassSewing
für seinengroß angelegtenUmbau der
Bank,andersals MitteFebruarverkün-
det, nun dochnocheinmal frischesKapi-
talaufnehmen müsste–wasinder aktu-
ellen Lageallerdings schwierigwäre.

Banken werden zu Sorgenkindern


Deutsche Bank aufRek ordt ief /„Anlegerfliehen aus allem,wasRisikohat“


maf. FRANKFURT. Der Libanon
steht voreinerStaatspleite. Der Mit-
telmeerst aat imNahen Ostenhat am
Montag einefälligeAnleihevon1,2
Milliarden Dollar nicht bedienenkön-
nen. Das hatte MinisterpräsidentHas-
san Diab am Samstagabend in einer
Fernsehansprache angekündigt. Die
Entscheidung sei nicht leichtgewe-
sen, sagteer. Die Verschuldung sei je-
dochmit 170 Prozent des Bruttoin-
landsproduktes größer,als es das
Landverkraften könne.Nunstrebt
die Regierung des Libanons Gesprä-
chean, um in ausländischer Wäh-
rung begebene Anleihen imVolumen
von30Milliarden Dollar neu zuver-
handeln. DieRegierungstrebt nach
eigenen Angaben eineUmschuldung
an. Insgesamt hat der LibanonStaats-
schuldenvon mehr als 90 Milliarden
Dollar angehäuft. Am Marktwerden
die Staatsanleihen des Libanons nur
nochzu30Prozent desNennbetrags
gehandelt. Das bedeutet,die In vesto-
renhaben schon einenZahlungsaus-
fall von70Prozent eingepreist.
Regierungschef Diabräumteinsei-
ner Ansprache ein, dassdie Devisen-
reservenein beunruhigendes Niveau
erreicht hätten. Der erst im Januar
ins Amtgekommene Diab hat imver-
gangenen MonatKontakt mit dem In-
ternationalen Währungsfonds (IWF)
aufgenommen. Einen offiziellen An-
trag aufUnterstützung hat der Liba-
non bislang nochnichtgestellt.Der
IWF dürfteReformen und Sparmaß-
nahmenfordern. Das wirdindem
über langeJahrevon einemBürger-
krieg heimgesuchten Land nicht
leicht sein. Denn seit Monaten ent-
lädt sichdie Wutder Bevölkerung auf
die politischeFührung ingewalttäti-
genDemonstrationen.

Panik an der Wall Street


Handel zum Börsenstart ausgesetzt


Ölpreiskollaps schockt die Märkte


DerÖlpreis is tamMontag außerge-
wöhnlichstark gefallen.Zeitweise
betrug derRückgang 31,5 Prozent
auf31,02 Dollar je Barrel (Fasszu
159 Liter)für die Nordseesorte
Brent.Das warder stärkste Rück-
gang seit 1991, derZeit desZweiten
Golfkriegs. DemTerminkontrakt auf
die amerikanischeSorte West Texas
Intermediate (WTI) drohtemit ei-
nemRückgangvon biszu33,8 Pro-
zent sogar dasgrößte Minus seiner
fast vierzigjährigen Geschichte. Bis
zumNachmittagfing sich derBrent-
Preis da nn etwasund standzeitweise
bei35,25 Dollar.
Hintergrundwaren die Sorgean
den Ölmärkte numeinenRückgang
der Nachfrag enachÖlaufgrund der

Ausbreitung des Coronavirus und
das Scheiternder Verhandlungen
zwischen der Organisationerdölex-
portierender Länder (Opec) und
Russland über eineKürzungder Öl-
förderung in dervergangenenWo-
che. Das Bündnis zwischen Opec
und Nicht-Opec-Ländern,„Opec
plus“ genannt, gilt damit alsge-
sprengt.ImSog des Ölpreis-Stru-
delsfielen die Aktien europäischer
Ölkonzerne wie BP,Shell oderTotal
um jeweils mehr als zehnProzent.
Der Indexfür die europäischen Öl-
und Gaswerte fiel daraufhin um gut
15 Prozent auf ein 23-Jahres-Tief
von208,62Punkten und steuerte
auf den größtenTagesverlustseit
1986 zu. sibi.

Libanonvor


Staatspleite


Öl wird mit einem


Schlagdeutlichbilliger.


Davonprofitieren


Verbraucher und


Unternehmen.Warum


fallen danndie


Aktienkurse sostark?


VonChristian


Siedenbiedel,Frankfurt


Ölpreis bricht um 31,5Prozent ein


Ölpreis

1) Ein Fass: rund159 Liter.
Quelle:Bloomberg/Foto Getty/F.A.Z.-GrafikBrocker

SorteBrent,
in Dollar je Fass1)

Tankerwird
mit Öl beladen.

1990199520002005 2010 20202015

60
55

45

50

40
35
30

Ölpreisseit
dem24.2.2020

0

20

40

60

80

100

120

140
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