Frankfurter Allgemeine Zeitung - 10.03.2020

(Marcin) #1

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Sport DIENSTAG, 10.MÄRZ 2020·NR.59·SEITE 27


E


ine dergroßenFragenvordieser
Handball-Saisonwarja, obFilip
Jich asichnicht verheben würde
an seinem ersten Cheftrainer-
Posten, der nichtetwaLemgo oder Min-
den heißt, sondernTHW Kiel.Kann das
gutgehen für den unerfahrenen Coach
beimgrößten deutschen Klub, der nach
vier Jahren ohne Meisterschaftdas Ende
der Dürre herbeisehnt?WürdeJicha die
Mittel mitbringen oder entwickeln, die
Mannschafttaktisch voranzubringen?
Würde er dieStarsbei Launehalten? Es
warein Risiko, als die Kielervor acht Mo-

naten Jicha zu Alfred GislasonsNachfol-
germachten. Ein Jahr langwarJicha bei
Gislason als dessen Assistent mitVerant-
wortung für dieAbwehr in die Lehrege-
gangen. Da habe sichraschherausge-
stellt, dassJichafähig sei, THW-Trainer
zu sein, heißt es aus dem KielerUmfeld.
Aber es istetwas anderes, in erster Reihe
zu stehen und allein die Entscheidungen
tref fenzumüssen.Acht Spieltagevor
Ende der Saison mussman sagen: Jicha
hat es mit Eifer,Willen undKönnen sehr
schnellvomLehrling zum Chefgebracht.
Nachdem letztlichüberzeugenden 27:21
gegendie Rhein-NeckarLöwen am Sonn-
taghaben die Kielerweiter vier Minus-
punkteweniger als der ersteVerfolger aus
Flensburg.
Jicha coacht, als habe er nieetwasande-
resgetan, und er blästsichdabeikein biss-
chen auf.Stetsrespektvoll dem Gegnerge-
genüber,leitet der 37 JahrealteTscheche
die Geschicke des THW,nutzt die Breite
des Kaders, hat Spieler wieder hervorge-
holt, die Gislasonweitgehend unberück-
sichtigt ließ, und lässt zumindestteilwei-
se schnellen,fließenden Handball spie-
len. Austrainiertwaren die Kieler Profis
immer.
Etwazehn Millionen Eurogibt der
THW für seine Handballspieler proJahr
aus, deutlich mehr als dieKonkurrenz. In-
sofern isteine Kieler Meisterschaftder
Normalfall,wasdie üppigeAusbeuteder

Jahrebis 2015 auchverdeutlicht.Aber in
der Champions League gibtesdeutli ch di-
ckereFische. Deswegen istesbemerkens-
wert,wie dominant Jichas Sieben die
Gruppenphase der Meisterklassegestal-
tethat. Als erster deutscher Klub über-
hauptübersprangen die Kieler alsStaffel-
Sieger dasAchtelfinale–und bekommen
zur Belohnung in derRunde der letzten
acht Ende April und Anfang Mai einen
vergleichsweise leichten Gegner,Porto
oderAalborg. Die heiß ersehnteChampi-
ons-League-Endrunde inKöln istnicht
mehrweit entfernt. UndauchimDHB-Po-
kalscheint mit dem Halbfinalgegner TBV
Lemgo am 4. April vieles möglich, be-
denkt man, dassdarüber hinaus noch
Hannoverund Melsungen imTopf sind.
Das Triple für Kiel? „Halt!“, sagt Jicha:
„Wir dürfenuns nicht so viele Gedanken
machen.Wirmüssen einfachweiterma-
chen. Das haben wir schon dieganze Sai-
son sogehalten.“ Jichaverneint stets, auf
die Ergebnisse der Bundesliga-Konkur-
renz zu gucken. Dagabeszuletzt Erfreuli-
ches aus Göppingen,wo Flensburgverlor,
und auchnachBerlin hat man am Sonn-
tagnachmittag aus Kielgeschaut, doch
dortgewann die SG. Jicha sagt dazu: „Ich
werdeimmer wieder auf Ergebnisse ande-
rerKlubs angesprochen.Aber dieinteres-
sieren michnicht .Wir müssen unseren
Job erledigen, das zählt.“ Längstarbeitet
er daran, dem THW wieder eine Sieger-

mentalität zuverleihen, die Kiel zuletzt in
der Saison 2011/12 unter Gislason so
starkmachte, dasssie alle dreiTitelge-
wannen–und in der Ligakeinen einzigen
Punkt liegen ließen.
Das istinder Handballgegenwart un-
möglich: engesTableau, häufigeÜberra-
schungen.Auchder THW hatteknappe
Spiele und unerwarteteNiederlagen wie
gegendie HSGWetzlar.Und mit Spielen
in Leipzig, Flensburgund Melsungen,ge-
genMagdeburgund Berlin sind Punktver-
luste möglich. Dochdie Flensburgerleis-
tensichselbstAusrutscher,und Kiel
wirkt mit seinemkomplettenKader wehr-
haftund fokussiert. Die Verletzungspro-
bleme früherer Jahresind in dieser Saison
nichtfort,aber wenigergravierend. Ni-
klas Landin,Patric kWiencek,Domagoj
Duvnjakund SteffenWeinhold fielen
schon aus. HendrikPekeler beißt auf die
Zähne. Der breiteKader hat aufgefangen,
wasAusfälle an Löcherngerissen haben.
Sogar derAbwehr-OldiePavelHorak hat
seinen Anteilgehabt.
Vieles in Kiel fügt sichgerade wie in
den guten altenZeiten.Trainer Jicha und
SportchefViktor Szilagyiziehen an ei-
nemStrang. Das neueTrainingszentrum
in Altenholz funktioniert als THW-Hei-
mat hervorragend. Es hat dazu beigetra-
gen, zuletztverschüttetes Wir-Gefühl wie-
der freizulegen.

Drei auf einenStreich?Für Trainer Fili pJicha und den THW Kiel läuftesderzeit bestens. FotoImago

Flamme später entzünden
Der Bürgermeisterder griechischen
Stadt Olympia hatgefordert, dassdie
für den 12. Märzgeplante traditionel-
le Zeremonie zur Entzündung des
olympischenFeuersverschobenwird.
„Es wäregut,wenn dies im Maistatt-
findet, damit allegeladenenGäste te il-
nehmenkönnen“, sagte Bürgermeis-
terGiorgos Georgiopoulos grie-
chischenFernsehsendernamMontag.
Das Griechische OlympischeKomitee
reagierte zunächstnicht .Eshatte im
Februar mitgeteilt, das Zeremoniell
wegender Ausbreitung des neuartigen
Coronavirus mit deutlichwenigerTeil-
nehmernals üblich stattfinden zu las-
sen. Das OlympischeFeuer wirdtradi-
tionell im antikengriechischen Olym-
pia entzündet. Nach einem Staffellauf
durch Griechenland erreicht es das
alteOlympiastadionvonAthen. Dort
wird dasFeuerdannandas Organisati-
onskomitee derkommenden Sommer-
spiele inTokio übergeben. DiesesZe-
remoniell sollam19. Märzstattfin-
den. dpa

WM-Qualifikationverschob en
Aufgrund der Ausbreitung des Corona-
viruswerde ninAsiendie anstehenden
Qualifikationsspiele zurFußball-WM
aufspätereTermineverschoben. Das
teilte derWeltverband(Fifa)amMon-
tagmit.„Sofern die Sicherheit allerbe-
teiligtenPersonengemäß denvorgege-
benenStandardsgeschützt ist“ und alle
Beteiligtenzustimmen, dürfendie be-
trof fenenFifa-Mitgliedsverbände aber
dennochumeine Spielerlaubnis im
März (23. bis 31.) undJuni (1.bis 9.)
bitten. An derQualifikation der asiati-

schenKonföderation (AFC) nahmen
ursprünglich46Teamsteil, in der lau-
fenden zweitenRunde sind noch40Na-
tionenim Rennen.Dieanstehenden
Qualifikationsspiele fürdas olympi-
scheFußballturnier findenwie geplant
statt. dpa

Zwangspause für Skisportler
Der Italienische SkiverbandFisi hatwe-
gendes massivenAusbruchsdes Coro-
navirus in Italienabsofor talle Aktivi-
täte nausgesetzt.Abgesagt wurdene-
ben Wettkämpfen undReisenvonAth-
letenauch dasTraining–und dasauf
jedemWettkampfniveau. Dasteilteder
VerbandamMontag mit.Athleten,die
sichbereitsan Wettkampfstätten befin-
den oder nochumdie Gesamtwertung
oder Spezialwertungen mitkämpfen,
dürfendiesenochbestreiten. dpa

Saibenemuss gehen
Aufstiegsanwärter FC Ingolstadt hat
Konsequenzen aus derunbefriedigen-
den sportlichen Lageinder dritten
Fußball-Ligagezogen undTraine rJeff
SaibenevonseinenAufgaben entbun-
den.Auch dessen Assistent Carsten
Rump mussgehen.Nachzuletzt fünf
Spielen mit vier Niederlagen und ei-
nemRemis hatten die „Schanzer“ laut
Direktor Sport Michael Henke„die
Überzeugunggewonnen,dasswir eine
Veränderung herbeiführenmüssen,
um das maximaleFeuer insTeam zu
brin gen“. Der frühereErstlig averein
liegt nach 27 Spieltagenauf Rang fünf
mit fünf PunktenRückstand aufTabel-
lenführer MSVDuisburgund hat im
Rennen um denAufstieg in die Zweite
Bundesliganochalle Chancen. sid

Ole Gunnar Solskjaerkonnte seineGenug-
tuung nur schwerverbergen. ImFernseh-
interviewwenigeMinuten nachdem
durchaus verdienten 2:0-Derbysieg von
Manchester United gegenManchester
City am Sonntagabend sah derUnited-
Trainer so aus, als würde er sichmit Mühe
ein breites Grinsenverkneifen, um nur ja
die gebotene Sachlichkeit zuwahren. Es
sei ein „Privileg“,mit seiner Mannschaft
zusammenarbeiten zu dürfen, sagteder
Norweger .Über SolskjaersTauglichkeit
für denTrainerjob bei Englands früherer
Fußballmacht wirddiskutiert, seit er nach
demRauswurfseines zuletzt oftmiesepet-
rigenVorgänger sJosé Mourinhovormehr
als einem Jahr zunächstnur als gutgelaun-
te Übergangslösung vorgestellt worden
war. Einer,der dieFans wieder hinter die
Mannschaftbringen sollte, bevorder
nächste erfahrene Trainer übernimmt.
Aber Solskjaer blieb.UndlangeZeit sah
es während dieser Saison so aus, als müss-
te sichUnited tatsächlichmit einemweite-
renmittelmäßigenAbschneideninder Pre-
mier League arrangieren.Nach einer Rei-
he guter Ergebnisse und dem Derbysieg
könnteesnun aber dochanderskommen.
FürdiejenigenFans vonManchester
United, die demStadtrivalen besonders
feindseliggesinnt sind, istesohnehin
schon jetzt ein gutes Jahr.Denn in der
Ligahat United Hin- undRückspielgegen
Citygewonnen–zum ersten Mal seit der
Saison 2009/10, damals saß nochSir Alex
Ferguson auf der Trainerbank. Hinzu
kommt einweiterer Derbysieg im Halbfi-
nale des Ligapokals, aus demUnited we-
gen einer NiederlageimHinspiel jedoch
ausschied. ImFA Cupsteht United dage-
genimViertelfinale,wo mit dem Premier-
League-LetztenNorwichCity ein über-
windbarer Gegnerwartet.Und in der Eu-
ropa League spieltUnited an diesemDon-
nerstag imAchtelfinal-Hinspielgegenden

LASK Linz. EinTitelgewinn istalso drin
für ManchesterUnited, auchwenn weder
FA Cup nochEuropa League dem Selbst-
bild des Klubs sowie den hohen Ansprü-
chen desUmfelds entsprechen,wonach
United selbstverständlichindie Champi-
ons Leaguegehört.
Immerhin:Neun Spielevordem Ende
derPremier-League-Saisonhat United
einerealistische Chance, sichwiederfür
Europas prestigeträchtigstenVereins-
wettbewerb zuqualifizieren. Durch eine
Serie vondreiSiegen und zweiUnent-
schieden hat sich die Mannschaftinder
Tabelle auf Platz fünfgeschoben; der FC
Chelsea auf Platz vier hatnur drei Punk-
te mehr.Sollteesdabeibleiben, dass
ManchesterCity,das derzeit aufPlatz
zwei liegt,wegenschwerenVerstoßesge-
gendas FinancialFairplayder Uefa in
dernächs tenSaison nichtander Champi-

ons Leagueteilnehmendarf, könnte so-
garPlatz fünf für die Qualifikation rei-
chen. „Siegebenabsolut alles. Sie wissen
alle,dasssie guteSpieler sind, aber sie
wollen auch lernen“,sagteSolskjaer der
BBC über seinTeam, das er auf demrich-
tigenWegsieht:„Aber wir sind immer
nochFünfter. Wirbrauchen Punkte,um
Chelseaund Leicester einzuholen,also
müssen wir unsweiter abrackern.“
Die guten Leistungen dervergangenen
Wochen sind aber auchdas Verdienst
zweier Neuverpflichtungen. Vorallem
der zentrale offensiveMittelfeldspieler
BrunoFernandes, derkurz vorEnde der
Wintertransferperiode für 55 Millionen
Eurovon Sporting Lissabongeholtwor-
den ist, erweistsichimmer mehr als ein
starkerNeuzugang. Solskjaerstellteden
Portugiesen nachdessen AnkunftinEng-
land umgehend auf, Fernandes fand

schnell seinen Platz imTeam, nachfünf
Premier-League-Spielensteht er schon
bei zweiTorenund dreiVorlagen. Seit sei-
nem Debüt in Englandwarligaweit kein
Spieleranmehr Torendirekt beteiligt.Sei-
ne Ablösesumme kann durch Boni je
nachsportlichemAbschneidennochein-
mal deutlichsteigen. Der „Guardian“
schrieb über den 25-Jährigen, er sei
„nicht nur einteurer ,talentierterSpieler,
sondernder teure, talentierte Spieler, den
United gebraucht hat“.Außerdem entwi-
ckelt sichder jungeRechtsverteidigerAa-
ronWan-Bissaka, dervorder Saisonvon
CrystalPalace zu ManchesterUnitedge-
wechselt ist, immer mehr zu einerStütze.
Auch er soll gut 50 Millionen Eurogekos-
tethaben. Beim DerbyamSonntag hatte
er NationalstürmerRaheemSterlingfest
im Griff, bei eigenen Angriff en warerauf
der rechten Außenbahnsehr engagiert.
Die Defensivescheint sichjedenfalls zu
finden. In allenWettbewerben istMan-
chesterUnited seit zehn Spielen unbe-
siegt–bei sieben Siegen und dreiUnent-
schieden –, achtmal blieb die Mannschaft
dabei ohne Gegentor.
Solskjaer sprachangesichts dieser Ent-
wicklung nachdem Derbyvon einem „ers-
tenSchritt“, den seine Mannschaftgerade
gehe. Viele seinerSpieler seien jung und
müsstennochvieleslernen; inUniteds
Startformation gegenManchester City
warnur Nemanja Matic mehr als 30 Jahre
alt.Die Chancenverwertunggehörte zu
den Dingen, die Solskjaer–früher selbst
Stürmer beiUnited –nicht ganz so gutge-
fiel. UmnachJahren des Dümpelns im
Mittelfeld wieder als Titelkandidatwahr-
genommen zuwerden, fehle es an Erfah-
rung und auf der einen oder anderenPosi-
tion nochanTopspielern. Sein Blickgeht
mittelfristig aber klar nachoben. „Ein
Team wie ManchesterCity zu besiegen ist
für unsereSpieler phantastisch“, sagte
Solskjaer.

Foto AFP

InKürze


Applaus, Applaus:Unter Trainer Solskjaergeht es mit Unitedweiter aufwärts. FotoAP

dpa.MÜNCHEN.Der FCAugsburg
hat sichüberraschendvonTrainer Mar-
tin Schmidtgetrennt.Wieder Fußball-
Bundesligaverein am Montag mitteilte,
wurde der Schweizer amTagnachdem
0:2 beim FC Bayern München freige-
stellt.Auchsein AssistenztrainerSte-
fanSartori wurdevonseinenAufgaben
entbunden. „Diese Entscheidung ist
uns nicht leichtgefallen,aber aufgrund
der Bilanzvonlediglichvier Punkten
aus neun Begegnungen sind wir zu der
Überzeugunggekommen,auf derTrai-
nerposition eineVeränderungvorzu-
nehmen“, sagteManagerStefanReuter.
„Es wirdimmer wieder schwierigePha-
sen geben, die es zu überstehen gilt.In
der aktuellen Situationsehen wir unser
Ziel Klassenerhalt jedochals gefährdet
an, so dasswir zu diesem Entschlussge-
kommen sind.“
Der 52 JahrealteSchmidt hattedie
Schwaben im April 2019 übernommen
und warNachfolgervonManuel Baum.
Der Schweizer freutesichinder Vorsai-
son über den Klassenverbleib mit dem
FCA. In der aktuellenTabelle sind die
AugsburgerVierzehnter und haben nur
nochfünf PunkteVorsprungvordem
Relegationsplatz. „Ichakzeptieredie
Entscheidung derVereinsführung und
bedanke michfür dasVertrauen und

die Chance, die ichhier bekommen
habe. Ichhoffe,dassich ein paar Spu-
renhinterlassenkonnte, auchwenn die
Punkteauf dem Platz letztlichfehlten“,
sagteSchmidt.„Der Verein steht immer
über jedem Einzelnen. Daherwünsche
ichdem FCAund demTeam alles Gute
und hoffe,dassmit einem neuen Im-
puls dieWende gelingt.“Werdie Ver-
antwortung nun übernimmt,teilteder
Verein nicht mit.
Schmidt hatte
schonvordem Spiel
beim FC Bayern
München gesagt,
dasssichdie Verant-
wortlichen bei Miss-
erfolgen unliebsa-
menFragenstellen
müssen.„Wir brau-
chen uns nicht anzu-
lügen.Wenn du sie-
ben Spiele hastund fünfverlierst und
denTrend nichtstoppen und positive
Resultatebringenkannst, isteslegitim,
dassder,der in der Verantwortung
steht, Fragen beantwortenmuss“, hatte
Martin Schmidt nochamFreitagge-
sagt.Dassessoschnell zu einerTren-
nungkommen würde, hatteder Schwei-
zer Fußballlehrer sicherlichnicht erwar-
tet.

dpa.BELLINZONA. Dererste Ver-
handlungstagimSchweizer Sommer-
märchen-Verfahren hat nur ein paar Mi-
nutengedauertund lief für die ange-
klagten früherendeutschen Fußball-
Funktionäre nicht nachPlan. Richterin
Sylvia Frei vertagte den Prozessumdu-
biose MillionenzahlungenimZugeder
deutschen WM-Kandidatur 2006 vor
dem Bundesstrafgericht in Bellinzona
in Abwesenheit der drei deutschen Be-
schuldigten auf Mittwoch. Die ur-
sprünglichfür diesen Dienstaganbe-
raumtezweiteSitzung wurdegestri-
chen. Die früherenDFB-Präsidenten
Theo Zwanziger (74 Jahre alt) und
Wolfgang Niersbach(69) sowie der
78-jährige ehemaligeGeneralsekretär
HorstR.Schmidthatten ausgesundheit-
lichen Gründen ihreTeilnahmeabge-
sagt.RichterinFrei bewertetedas Feh-
len als „unentschuldigt“.Zuvorhatte
sie schon diverse Anträgeder Angeklag-
tenzur Prozessaussetzung abgelehnt.
Der ehemalige Generalsekretär des
Fußball-WeltverbandesFifa,der 70-jäh-
rige UrsLinsi, erschienvorGericht in
seinem Heimatland.
Zwanziger erneuerte seine Kritik an
der Schweizer Justiz. Die Entscheidung
der Richterin, dasFehlen der Angeklag-
tenimGerichtssaal nicht zu entschuldi-
gen, habe ihn „nicht überrascht“, sagte
er.Eshabe sichdie „jahrelangeFehlbe-
urteilung wichtiger Sachverhalte“fort-
gesetzt .„Ichbin nicht zufrieden,son-
dernimGegenteilkonsterniert,weil
das Gericht zum Beispiel über diverse
ärztlicheZeugnisse einfachhinwegge-
gangen ist. Es macht den Eindruck,
dass das Gerichtrechtsstaatliche Prinzi-

pien über Bordwirft für ein Schnellver-
fahren“, sagteSchmidts Anwalt Nathan
Landshut.Niersbachwolltesichauf An-
fragenicht äußern. Die früheren DFB-
Funktionäre und Linsi sindwegenunge-
treuer Geschäftsbesorgung angeklagt.
Sie sollen dieZahlungvon6,7 Millio-
nen Eurovom DFB an dieFifa im Jahr
2005 wissentlichfalschdeklariertha-
ben. DasVerfahrengegenden ehemali-
genWM-OrganisationschefFranz Be-
ckenbauer als Schlüsselfigur des Skan-
dals wurde imVorjahr wegendessen
Gesundheitszustands abgetrennt. Alle
Angeklagtenweisen jede Schuld von
sich.
RichterinFrei hattedie Verhandlung
mit rund zweistündigerVerspätunger-
öffnet. Alle Anträge, darunter ein Ge-
suchNiersbachs, dieVerhandlungwe-
gendes Ausschlusses der Öffentlichkeit
auszusetzen,wurden sofortabgelehnt.
Auch ein AntragwegenBefangenheit
der Staatsanwältewurde abgewiesen.
Die umstritteneÜberweisung diente
angeblichder Rückzahlung eines Privat-
kredits durch den UnternehmerRobert
Louis-Dreyfus an Beckenbauer aus
dem Jahre2002. Dieses Geld landete
später auf einemKontoeiner Firmades
mittlerweile lebenslanggesperrten frü-
herenFifa-Vizepräsidenten Mohamed
bin Hammam, der in dem aktuellen Pro-
zess weder beschuldigt istnoch als Zeu-
ge vernommenwerden soll.Unklar ist
weiterhin, zuwelchem Zweckbin Ham-
mam, ein einflussreicher Wahlmann
bei der WM-Vergabe im Jahr 2000, das
Geld erhielt.Die beanstandete Tat–die
Überweisung–verjährtam27. April
2020.Wenn bis dahinkein Urteil gefällt
ist, wirddas Verfahren eingestellt.

Die guten neuen Zeiten


Die Champions League im Blick


Nach dem Derbysieg gegenCity schaut ManchesterUnited wieder nachoben /VonMarcusErberich,Brighton


DFB-Funktionäre


fehlen „unentschuldigt“


Prozessvertagt /Alle Anträgeabgelehnt


Filip Jichahat als


Traine rnovize in Kiel


einen Handball-Geist


geformt, de randie


besten Jahredes THW


erin nert. Mancher


sprichtschon vom


Triple.


VonFrank Heike, Kiel


FCAtrennt sichvon Schmidt


Bundesligatrainer nach0:2 in München entlassen


MartinSchmidt
Free download pdf