Frankfurter Allgemeine Zeitung - 22.02.2020

(C. Jardin) #1

SEITE 14·SAMSTAG, 22.FEBRUAR2020·NR. 45 Medien FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


DerKameramannJostVacanohateinenei-
genen Stil geprägt.Erhat den Deutschen
Filmpreis errungen ,erhat einenSternauf
demBoulevardder StarsinBerlin, er ist
Gründungsmitglied der DeutschenFilm-
akademie.Und er hat vordem Bundesge-
richtshof ein Grundsatzurteil er rungen,
daszunächst wieeineNiederlage aussieht,
für Urheberaber imPositivenvon großer
Bedeutungist.WasdiesfürVacanopersön-
lich bedeutet, istnochungewiss. Der BGH
hatnämlich festgestellt, dassdie ARD dem
Kameramann deslegendären Kinofilms
„DasBoot“vonWolfgangPetersenWieder-
holungshonorarezahlen muss.Nursind
die Richter derAuffassung ,das Oberlan-
desgerichtStuttgar thabe diese Honorar-
pflich tfalsc hberechnet. Somit entsprach
derBGH derBeschwerdeder ARD und
gabdie Entscheidu ng an dasOLG zurü ck
(Az.: IZR176/18).
Das OberlandesgerichthatteVacano
eine Nachzahlungvon315 000 Europlus
Umsatzsteuer zugesprochen. Sein ur-
sprünglichesHonorarfürde n1981gedreh-
tenFilm betrug umgerechnetrund
100 000 Euro. An den Kinokassen spielte
der vonder ARD-Tocht erfirmaBavaria
produzierte Film etliche Millionen ein, er
wurde imFernsehen, auchineiner Serien-
fassung, mehrmalsgezeigt.JostVacano
kämpft seit mehrals zehn JahrenvorGe-
richtumeine Beteiligung, derenRechts-
grundlage im Jahre2002 imUrheberrecht
mit dem sogenannten „Fairnessparagra-
phen“geschaf fenwurde. Paragraph 32a
Absatz 2Satz 1halte fest,schreibt der
BGH in seinemUrteil, das seinem Urhe-
ber eineNachzahlung zustehe, „wenn die
Vergütung,die er mit der Produktionsge-
sellschaftvereinbarthat, ineinem auffälli-
genMissverhältnis zu denVorteilen steht,
die die Beklagten mit derAusstrahlung
des Films erzielt haben“.
Das sei bei JostVacano derFall, nur
habe das Oberlandesgericht bei seiner
EntscheidungaufdievollePauschalverg ü-
tung vom100 000 Euroabges tellt, es hät-
te sichaber nur auf dieFernsehausstrah-
lungen beziehen dürfen. Mit denWieder-
holungen desFilms, sodie Argumentati-
on, füllten die Sender Programmplätze
und spartensomit Geld für eineNeupro-
duktion.Wolle man dies einschätzen,
müsse man dieVergütungsregeln heran-
ziehen,welche die Sender inTarifverträ-
genfür ihr eeigenen Mitarbeiterverein-
barthaben.

Deswegengeht dasVerfahren nunre-
tour.AmEnde dürfteVacanowahrschein-
licheinegeringereSummeinsHausste-
hen, als er sie inStuttgart erstritten hatte.
Dem Kameramann aber,der inzwischen
85 Jahrealt ist, geht es ums Prinzip. Er
streitet gegenachtARD-Anstalten für ein
Beteiligungsrecht,aufdassichKameraleu-
te,Regisseure, Drehbuchautoren und viel-
leicht auchCutter berufenkönnenund das
Fernsehsenderkünftig in ihreKalkulation
miteinbeziehen müssen.
DerSWRgabalsprozessführenderSen-
der der ARD die Entscheidung des BGH
in einerrecht verschwurbelten Mitteilung
als Er folg für die Sender aus undverwies
darauf, man habe sichinder Zwischen-
zeit mit den Drehbuchverbänden aufge-
meinsameVergütungsregelnfürAuftrags-
produktionengeeinigt undmitdemRegie-
verband einengleichlautenden Schieds-
spruc herzielt.
Vonder Produktionsfirma Bavariahat-
te sichJostVacano unterdessen in einem
weiteren Verfahren rund 588 000 Euroer-
stritten.Gegendiese Entscheidung,gegen
die keine Revision zugelassen wurde, hat
die Ba variabeim BGH Beschwerde einge-
legt.Der Kampfdes Kameramanns ist
nochlangenicht vorbei. miha.

E


ssollte misstra uisch machen,
wenn Josef Mengele, derTodes-
arzt aus Auschwitz, alsnicht
grausamgenuggilt .Serienschöp-
ferund AutorDavid Weil jedenfalls sah
sich dazuheraus gefordert, einenLager-
arzt namens Oskar Hauptman zu erfin-
den, „sosadistisch, dasssogar Mengele er-
zitter te“. DasKalkül is tklar: Werkönnte
etwasdagegen haben, wenn diesem
Schlä chterimNamen derOpfer derGar-
ausgemacht wird? In einem solchenFall
(undvielen ähnlichen) wirdman doc hauf
klein kariert eKritikanTodesstra fe und
Selb stjusti zpfeifen, unterstelltdie bedrü-
ckendbeschwingteAmazon-Serie „Hun-
ters“. Da sKalkül abergeht nicht auf:Man
fühlt sichvielmehr in einenwürdelosen
Überbietungswettbewerb hineingezogen,
denn „Hunters“ sollganz of fenbar so erz-
cool gewalttätig, humorvoll abrechnend
undnostalgisc hsein,mitanderenWorten:
sotarantinomäßig,dassselbstQuentinTa-
rantino,dermit„InglouriousBasterds“er-
kennbar dieVorlagefür die Geschichte
vomdreckigen Halbdutzend zumeistjüdi-
scher Nazijägergeliefert hat, davorerzit-
tern muss.
Wasder vonJordan Peele mit ganz gro-
ßerKriegskasse produziertenPulp-Se rie
im B-Movie-Stil aberfehlt, is tTarantinos
überbordende Phantasieund die Obsessi-
onfü rdaszitatgetrage neVerschrän kensei-
nerAntimärchen mi tder Filmgeschichte.
Die selbstreflexiveMetafiktio nin„ Hun-
ters“ist so unsubtilwie allesÜbrige.So
ironisiertsichdie Serie inWerbeclips als
trashiger Hollywoodstreifen .Auchwenn
es sic hdabei nurumTagträumedes von
Superheldencomicsfaszinierten jugendli-
chen Helden Jonah(LoganLerman)han-
delt,wirkteswieeineselbs tausges tellteLi-
zenz fürstundenlangesSuhlenimbilligs-
tenNazifilm-Kitsch. Man mussessohart
sagen: „Hunters“ is tnicht nur eineder
bestaussehenden Serien dieserTage,esist
auch eineder dümmsten.Dassdie Verei-
nigtenStaatennachdemKriegnationalso-
zialistisch belasteteWissenschaftler ins

Land lockten, istbekann t. DassdortTau-
send evonsadistischenNazis–nichtweni-
ge davonmit „Sieg Heil“-Tourette –inden
siebziger Jahrendas VierteReichhätten
ausrufenwollen, istselbstals B-Movie-
Plotseltenidiotisc h.
DerAufmarschanOskars, Karls, Wil-
helms,HansundHeinzließesichaberhin-
nehmen, desgleichen alldie De r-Krieg-
ist-nicht-vorbei-Ansprachenoderdasgen-
retypis ch mitschweremamerikanischen
Akzentgesprochene Deutsch. Schließlich
istdas bi sins kleinsteDetail liebevolle
Siebziger-Jahre-Dekorein wahrer Hingu-
cker.AuchTempo,MusikundKamerafüh-
rung sind eineWucht .Zudem istesf rag-
losein Coup, den übergroßen, mitfast
achtzig Jahren immer nochwie ein junger
Pate spielenden Darstell ergott AlPacino
fürdie Hauptrolle des reichenMeyer Of-
ferman gewonnen zu haben. Geschenkt
seidadiedu rchwegeindimensionaleFigu-
renzeichnungoder die platte Ideemit der
vonOfferman ,einem Auschwitz-Überle-
benden(druntergingesnicht),nach„Oce-
an’s Eleven“-Rezeptzusammengestellten

Nazijä ger-TruppevonbrillantenIndividua-
listen, de renBuntheit fürKurzweil sor gen
soll: Da sindder auf BruceLee getrimmte
Vietnam-Veteran Joe(Louis Ozawa), die
eiskalt eNonne Harriet (Kat eMulvani),
derlustig erfolglose SchauspielerLon ny
Flash (JoshRadnor),die emanzipierte
Schwarze im Glam-Afro-Look (Tiffany
Boone),das kuriose Rentnerpärchen (Ca-
rolKane, SaulRubinek) und neuerdings
eben Jonah,dem diegeliebt eGroßmut ter
–undwi eerjetzter st erfäh rt:dasgeheime
Zentrum dieserwohlgesinntenTerrorzel-
le–voneinem Nazi erschossen worden
ist. Noch die nuanciertesteFigur is teine
FBI- Agentin (Jerrika Hinton), die der
Spur derRächer folgt.
Wasschwererwiegtals die Plotschwä-
chen, die mitSpannung,Witz und Action
ganz gut aufgewogen werden können, ist
die Exploitation-Dimension. Selbstver-
ständlic hkannman„Nazi“alsChiffrever-
stehen undkontrafaktische Plots ersin-
nen, siehe„The Ma ninthe HighCastle“,
aber das ebengeschieh thier nicht. So
schießbudenhaftdie Ha kenkreuz-Rassis-

tendargestellt werden, beharrt die Serie
darauf ,sie in der Historiezuveran kern,
um der Produktionden richtigen Kickzu
verpassen. Leitmotivischgeradezusind
die vielen Rückblicke zu Auschwitz und
Buchenwald, die aber zum Hollywood-
Spektakelverkommen,wennzynischeBe-
fehlshaber einen Chor singenlassen, um
den„Buchenwald-Star“ zu ermitteln –der
Einzige,der das Singen überlebt –, oder
Schac hsospielen,dassHäftling e(dieHälf-
tenackt)dieFigurendarstellenundeinan-
der,wenngeschla gen, die Kehle aufschlit-
zen müssen.Lager -Voyeurismus, der nur
derMelodramatik dient,istimmerproble-
matisch;inVerbindung mit einerglamou-
rösen „Ghostbusters“-Erzählhaltung wird
es ab geschmackt.
Der wohl schlimmste Fauxpas aber ist
es, die Opfer denTätern anzugleichen,
weil es in dieser Showumnichts anderes
geht als um dasAusleben atavistischer
Rachephantasien, diegarnicht exzessiv
genug seinkönnen. Genüsslichund aus-
giebigfolter ndie Nazijäger,schlagen,
schlitzen und spießen auf, lassenTrom-
melfelle platzen und fütternKollabora-
teuren tellerweise Exkremente, bevor
sie ihr eOpfer kaltblütigtöte n. Nicht ein-
mal vordem Vergasen in derverriegel-
tenDusche machen sie halt.Meistgeht
ein Tribunalvoraus, in dem die Ange-
klagtenkein Rechtauf Verteidigung ha-
ben;dieJustiz„indiesemLand“seinäm-
lichtaub für jüdisches Leid. Jonah hat
als Einziger Bedenken, aber die lassen
mit derZeit nach. Offerman konnteihn
wohl überzeugen mit seiner Entde-
ckung, dassdie Tora falschliege: Nicht
ein gutes Leben sei die beste Rache, son-
dern: „Rache istdie bes te Rache.“ Da
sind wir also wieder: beim Fluchder bö-
sen Tat. Jahrzehnte an Aufarbeitung des
Faschismus werden der Unterhaltung
willen schmutziger Gewaltpornographie
geopfer t. Wasuns Amazon präsentiert,
isteine Zumutung. OLIVERJUNGEN

Huntersistauf Amazon Prime abrufbar.

Werwolf-Strategie
WarumRechts terroris tenwahllos
morden

W

ie gut die Gebührenkom-
mission KefihreArbeit
macht,kann man allein
schon daran erkennen,weralles et-
waszumeckern hat, wenn dieRech-
nungsprüfer ihren Befund zu ARD,
ZDF und Deutschlandradiovorlegen
und empfehlen, wie hochder Rund-
funkbeitrag sein soll.Auf18,36 Euro
proMonat haben sie ihnvom1.J anu-
ar 2021 antaxiert. Den Intendanten
istdas selbstverständlichzu wenig,
der Deutsche Journalisten-Verband
jault auf und meint, die Sender wür-
den einer „Schrumpfkur“ unterzo-
gen. Dassdas Nonsens ist, zeigt
schoneinflüchtigerBlickaufdie Zah-
len. 38,7 Milliarden Euro„Finanzbe-
darf“ hat dieKefden Anstalten für
die Jahre2021 bis 2024 zugebilligt,
das sind 1,8 Milliarden mehr als in
den vier Jahren davor, in denen die
Einnahmen der Sender schongestie-
gensind. Dem Privatsenderverband
Vaunetist das natürlichviel zu viel,
er ruft,kaum dassdie Kef-Zahlen
draußen sind, nacheiner „externen
Kommission“, welche die Struktur
der Öffentlich-Rechtlichen evaluie-
rensolle. Die eigentlichzuständigen
Bundesländerkommen seitewigen
Zeiten nichtvomFleck, auchweil sie
die Frage, wie man denRundfunkbei-
trag am bestenermittelt, nichtvon
der Aufgabe trennen, den Auftrag
der Sender einmalgrundsätzlichneu
zu bestimmen. Gäbe es eine solche
Standortbestimmung, erledigten sich
viele Dingevon allein. Inmitten des
Getümmels melden sichdie Kef-Prü-
ferimmer wieder alsStimme derVer-
nunftund sind damit allein aufwei-
terFlur.Sie greifen nicht in die Pro-
grammhoheit ein, agieren nicht als
Politiker ,siestelleneinfachdierichti-
genFragen ,etwa: WarumsinddieGe-
hälterimöffentlich-rechtlichenRund-
funk so hoch?Wieso gibt die ARD
fürsProgramm weniger aus als sie
kann und darf? Undweshalb jam-
mernIntendanten dann, sie müssten
das Angebotbeschränken,wenn sie
nicht noch mehr Geld bekommen?
Wo sind die systematischenÜberle-
gungen für eine effizientereStruk-
tur? Mit dem,wasdie Kefinihrem



  1. Bericht auf 411 Seitengerade vor-
    legt, kann man denganzen Firle fanz
    der medienpolitischen Debatteab-
    gleichen und immer wiederfeststel-
    len, wermit falschenKarten spielt.
    Die Unabhängigkeit des öffentlich-
    rechtli chen Rundfunkserweistsich
    gerade hier–inderunbestech lich-tro-
    ckenen Betrachtung derKef-Gutach-
    ter. Dassolltenalle,denenderöffent-
    lich-rechtlicheRundfunk,das duale
    Rundfunksystemund dieRolle der
    Medien in der Demokratie am Her-
    zen liegen, zu schätzen wissen.


Verkehrte Zeit,verkehrte Welt, verkehrte
Tat. In seinem Bericht zum zweiten römi-
schen Aufenthalt beschreib tGoethe „Das
Römische Carneval“. Eigentlich, so der
entschiedene Gegner derRevolution, sei
Karnevalunbeschreibbar. Manmüsse da-
bei sein, mittendrin, erfasstvom Taumel
der Narrenfreiheit.Wie in denrömischen
SaturnaliengewährekeineObrigkeit die
Macht aufZeit,„dasVolk nimmt sie sich“,
ein Willkürakt, und mit der Herrschafts-
umkehr nimmtessichauch „Frechheit
und Freiheit“. DerRollentauschvon Män-
nernund Frauen nicht nur in denKostü-
mierungen, sondernimHabitus, dieVer-
spottungvonReligionundKirche,dieAuf-
kündigungdesKeuschheitsgebots undder
sexuelleRausch seien nicht nur erlaubt,
sonderngeradezugeboten. Nichts von
harmlosen „Bützchen“ hier und da.Vor
allzuroherGewaltschützevorallemSym-
bolik. Jeder Bürgerist angehalten, eine
brennendeKerzemit sic hzutragen. Ein
Lebenslicht, das die anderen auszupusten
suchen.Weniger lustigeKalamitäten sind
in Ka uf zu nehmen. So der Ritus.
Inder schwäbisch-alemannischenFas-
netmit ihren furchterregenden, heid-
nischanmutenden Masken tragen in der
Stadt Elzachdiedur ch dieStraßen maro-
dierenden Narrenfiguren einen Stock
mit einerTierblase, mit demvorallem
jungeFrauen gejagt und an intimenStel-
len „gefoppt“werden. Fastnachtstraditi-
on –oder Brauchtumsvorwand für sexu-
elle Belästigung?

Romy (DarjaMah otkin )schreit jede n-
falls,als Maskensi egegen eineHauswand
drückenundbefingern,schlägtdieVerklei-
detenmit ihrerTasche in die Flucht.Ihr
kleiner SohnJonas (LukasKonstant in
Rose) fand dasTreiben schonvorher be-
ängstigend;Freund David (Andrei Viorel
Tacu), derRomyeben Schnapsaufge-
drängt hat, scheintfroh, aus dem Gewim-
mel herauszukommen.Aus Spaß wirdim
Szenenschnitt (Saskia Metten)vonjetzt

aufgleichbrutaler Ernst.ImHotelflur
kämpft Romy gegeneinen Mann, der sie
blutig schlägt. Er ha tsie geliebt und will
ihr Kind. Es regnetGeld und Entschuldi-
gungen.VorJahrenwarRomyfür ihre
Kunden die dunkleSeitedes Karnevals,
Verprügeln und Vergew altigungsphan-
tasien warenihreSpezialität.Masken und
Gewaltspiel esindfürdieehemaligeProsti-
tuier teundihrenFreundDavidAlltag.Bei-
de arbeiten in einer Schönheitsklinik.Der
Chefärztin Herzog(FranziskaHartmann)
gefälltRomys mangelndeKundenzuge-
wandtheit nicht.Sie fordertein fa lsches
Gesicht,auchwenn derPatient beimWa-
schen nachSonderbehandlung seinerpri-
vatenZonen verlangt.
Elena Kiehl (Bibiana Beglau) lässt
sichhier das Gesicht erneuern,ihr Mann
Philipp (Andreas Döhler) demonstriert
Arzt und Schwester, das Liftenseiner
Frau könne sichgernauchauf den Bu-
sen erstrecken. Während die Schwarz-
wälder Saturnalien so ihrenFortgang
nehmen,stürzen dieKommissareTobler
(EvaLöbau) und Berg(Hans-Jochen
Wagner) mit viel Schnaps auf Kneipen-
tour miteinanderab,wasJan Bonny(Re-
gie und Buch), Jan Eichberg(Buch) und
Stefan Sommer (Kamera)körpernah in
Szene setzen. Sexsieht in diesemFilm
aus wie Ringen, oder die ultimativeDe-
maskierung, manches Mal auchwie eine
Martial-Arts-Variante. Oberhandgewin-
nen wechselt mitUnterwerfung,Lust
mit Erniedrigung, Spaß mit Ernst, ohne

schar fgetrennteÜbergänge. Ein Spiel
mit Entblößung und Entäußerung, das
an Deutlichkeit nichts zu wünschen üb-
riglässt.Kampf der Geschlechter.Sie
(Tobler)verbuchtdenAkt unteralkoholi-
scherEnthemmung,er(Berg)istverunsi-
chertund will alles ausdiskutieren. Die
Präsidiumsvorgesetzt e(SilkeBodenben-
der)gehörtzuden harmlosLust igenund
gibt sichschambefreit.
FürTätersuche-Liebhaberist der „Tat-
ort: Ichhab im Traumgeweinet“eine Ent-
täuschung.Das Fastnachtsspiel treibt Jan
Bonnyins Geschlechtergroteske, zwi-
schen denTaumel derLust und der Ge-
waltpas stkeineDrehbuchseite,dieanima-
lisch-bedrohlicheUmkehrher rschaftwird
konsequentauf den Eros bezogen. Ob-
wohlesaucheinenTotenundein eErmitt-
lunggibt,ist„Ichhab im Traumgeweinet“
eher eingewagtes, grandiosesFiguren-
ensemblespiel–mit einer Playlist, die
vomErhabenenbis zumLächerlichenkei-
nen musikalischenKontrapunktausspart
undvonklassischenKarnevalssau fliedern
bis zumlyrischen Intermezzo,von Brit-
neySpearsbiszurSchumann’schenVerto-
nung des Heine’schen Gedichts „Ichhab’
im Traum’ geweinet“ (aus dem „Buchder
Lieder“) reicht(Musik und GesangJens
Thomas). Ein„Tatort“ alsfilmischerAus-
nahmezustand. Aschermittwochkommt
schnellgenug. HEIKE HUPERTZ

DerTatort:Ich habimTraum geweinet
läuftamSonntag um 20.15 Uhr in der ARD.

Zion Williamson
Wird erdasneueGesichtderNBA?

Skandal im Kreißsaal?
Überda swahreProblemeines
Wehenmittels

Schlecht geträumt?
WiedieeigeneVorstellungskraftgegen
dasnächtlicheKopfkinohelfen kann

Vernunftprüfer


VonMichael Hanfeld

Kostenloses Probeabo:
069 7591-3359; http://www.faz.net/probeabo

Er spieltden SpiritusRector der „Hunters“: AlPacino macht als MeyerOffermankeine Gefangenen. FotoAmazon

Mit den Saturnalien treiben sie es rechtweit


Im„Tator t:Ichhab im Traum gewe inet“ endetdie alemannischeFastnacht miteinemexistenziellenKater


MORGEN IN DER


SONNTAGSZEITUNG


Racheist die


beste Rache?


Die RTL-Gruppe gibt für ihrStrea-
mingportalTVNow elf neueSerien
auf einenStreichinAuftrag. Geplant
sindKrimi-, Comedy-und „E vent“-Se-
rien.„Wirglauben fest daran, dass
Stre aming in der Mitte der Gesell-
schaf tankommt“, sagte derGeschäfts-
leitervon TV Now, HenningTewes.
RTLinvestie re eine MilliardeEuropro
Jahrinsein Programmfür de ndeut-
schen Markt.„Es wirdbunt, es wird
laut, es wird leise, es wirdspannend
und fesselnd,eswirdden Zu schauer
zumLache nund zu mWeinenbringen.
Kurzum:Esistfürjedenwasdabei“,er-
gänzte HaukeBarte l, Bereichsleiter
Fiction beiRTL.
DieSerie „Glauben“wirdnachei-
nem Drehbuch vonFerdinand von
Schirachvonden „Wormse rProzes-
sen“handeln, bei denen Mitteder
neunzigerJahre25Personenfälschlich
desKindesmissbrauchsangeklagtwa-
ren. Die Serie„Wolfsburg“ soll von
dem Entwicklungsingenieur eines
deutschenAutomobilkonzerns und
dem Abgas-Skandal handeln.Oscar-
Preisträger Jochen Alexander Frey-
dankführtbei der Serie „Herzogpark“
Regie, die in demgleichnamigen
Münchner Viertelspielt. In der Serie
„DerKönig vonPalma“ mit Henning
Baumgehtesum eineDortmunderFa-
milie, die auf Mallorca einenBiergar-
teneröffnetund „einenkometenhaf-
tenAufstieg“erlebt.„DiskoBochum“
handeltvoneiner Bochumer Familie
in de nsiebziger Jahren und dem Auf-
kommen derDiskobewegung. In„To-
nis Welt“wirddie Geschichtedes Paa-
resToni undValerie ausder Vox-Serie
„ClubderrotenBänder“weitererzählt.
Die Serie„Torstraße 1“ schildert eine
Liebesgeschichteind enzwanzigerJah-
reninBerlin. TV Nowist derStrea-
mingdienst derRTL-Gruppe. Er be-
steht aus einem frei zugänglichen und
einemkostenpflichtigenBereic h(4,
Europro Monat). akur.


Im Rausch: DieKommissare (EvaLö-
bau und Hans-JochenWagner) kommen
sichnäher,als sie je dachten. FotoSWR

EinPatedreht durch: Amazons


Nazijäg erserie mit AlPacino sieht


blendendaus,versinkt aberethisch


zwis chen Lagervoyeurismusund


Gewaltpor nographie.


RTLgibt elf


Serien inAuftrag


JostVacano


kämpft


unverdrossen


Der Bundesgerichtshof


hatzurNach vergütung für


„DasBoot“ entschieden

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