Frankfurter Allgemeine Zeitung - 22.02.2020

(C. Jardin) #1

SEITE 22·SAMSTAG, 22.FEBRUAR2020·NR. 45 Unternehmen FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


D


ie Stimmung im massigen
HSBC-BüroturmimLondoner
Bankenquartier CanaryWharf
istderzeit düster, manche sa-
gensogar :deprimierend schlecht.Soeben
haben hierTausende Investmentbanker
realisiert, dasssie bei dieser Bankkeine
Zukunftmehr habenwerden. Dasgrößte
Finanzinstitut Europas wird35000 sei-
ner235 000Arbeitsplätzeabbauen.Hoch-
bezahlteInvestmentbanker in London,
aber auchKollegen inNewYorkund an
anderenamerikanischenStandorten,wer-
den ihreSchreibtis cheräumen müssen.
„Inakzeptabel“ hat HSBC-Interimschef
Noel Quinn die Geschäftsergebnisse eini-
gerBereichegenannt.Vor allem das In-
vestmentbanking soll drastischverklei-
nertwerden. Dazu will er 100 Milliarden
Dollar an Bilanzwertenabstoßen, wäh-
rend in Deutschlandwohl nurwenigeder
3100 HSBC-Stellen abgebautwerden.
Treibende Krafthinter demUmbau ist
Chairman MarkTucker. Als eine ArtAuf-
sichtsratschefsteht er hinterseinem Inte-
rims-CEOQuinn, heizt ihm aber auchge-
hörig ein. Obwohl Tucker,der 25 Jahre
langinHongkonggearbei tethat,gern
auchmal Weisheiten alterZen-Meister zi-
tiert,liegt ihm nichts ferner al smeditative
Ruhe.Erseidie„UnruheinPerson“,sagen
Kollegenüberihn.MitteninderNachtver-
schickt ergerneE-Mails,um se ine Mana-
gerriegeindiversenZeitzonen aufTrab zu
halten. Derbreitschulterige,bulligeChair-
man,der in seiner Jugend Profifußballer
bei de nWolverhamptonWandererswer-
den wollte, gilt als einer der härtesten
Chefs in de rglobalenFinanzbranche. Mit
Krawattesiehtman ihn nie. Hemdsärmlig

wie ein bullig er Stürme raus der engli-
sche nFußballligageht erWiderstände
stetsfrontal an. Macht er einenFehler, zö-
gerter nicht lange, ihn zukorrigieren.
Seit Herbst2017 istTuckerHSBC-
Chairman. Seine erstegroße Amtshand-
lung wardie BerufungvonJohn Flint, ei-
nem langjährigen HSBC-Manager,zum
Vorstandschef. Dochals Flint nicht ent-
schlossengenug denUmbau vorantrieb,
schmissTuckerihn nach18Monaten
raus. Fürdas traditionsreiche Geldhaus
warder abrupte Chefwechsel ein Schock.
Jetzt steht Übergangschef Quinn unter
Druc k. Auch Tucker gerätinZugzwang,
denn erkündigteimAugust2019 an, bin-
nen sechs bis zwölf Monaten einen neuen
CEO zu präsentieren. Bislang hat er den
Richtigen nochnicht gefunden.Neben

Quinn, der nochhofft,seinen Posten dau-
erhaf tzubehalten, scheint es einen neu-
en Favoritenzugeben: DennTucker hat
ein Auge auf Jean Pierre Mustier,bislang
Unicredit-Vorstandschef,geworfen.
Ein Problem ist, dassdie künftig eStra-
tegie für denUmbau längstfests teht –der
Neue alsowenig Gestaltungsfreiheit hat.
Durch den radikalen Sparkurs soll die
Renditeder HSBCvonzuletzt nur8Pro-
zent auf 10 bis 12 Prozentsteigen. Wäh-
rend Europa und Amerikafür HSBC an
Bedeutung verlieren, wendetsichdie
Bank Asienstärkerzu. Schon heuteflie-
ßen 80 bis 90 Prozent der Gewinne in
Asien.Nach dem Umbau wirddie 1865
alsHongkongand ShanghaiBankingCor-
porationgegründete HSBC mehr denn je
eine asiatische Bank mit Schwerpunkt in

Hongkong sein. Einriskanter Schwenk
angesichts derwack eligenWirtschaf tin
der Stadt und derRegion.
DochTuckerist vonAsien überzeugt.
Geboren 1957 in London als Sohn eines
Arztes und einer Bildhauerin, hatteerzu-
nächs tvon einer Sportlerkarrierege-
träumt.Dochals Profibei denWolver-
hampton Wandererskam er nichtrecht
voran. Alsokonzentrierteer sic hmit Ehr-
geiz auf seineWirtschaftskarriere. Nach
dem Studium an derUniversität Leeds
und einerkurzen Zeit als Steuerberater
bei PWCging Tucker 1986 zumVersiche-
rungskonzernPrudential.Nachund nach
profilierte er sic hdortauf diversenPosi-
tionen undwarauf AußenposteninAme-
rika und in Hongkongtätig –zuletzt als
Asienchef des englischenVersicherers.

AsienwurdefürihnzurzweitenHei-
mat.Ergilt als hervorragenderKenner
derRegion, der Mentalitäten und der dor-
tigen Chancen. 2005kürt ePrudentialTu-
cker zumVorstandschef.Nach 22 Jahren
Dienstjahren im englischen Konzern
wechselte er Mitte2009 zum hundertJah-
re alten HongkongerVersicherungskon-
zernAIA,den er ein Jahr später an die
Börse in Hongkong brachte. Der Kraftakt
galt bislang alsTuckersgrößter Erfolg.
Einenähnlichen Coupkann der amtie-
rendeHSBC-Chairmanbislangnichtvor-
weisen. In denvergangenen zwölf Mona-
tensackt eder Aktienkursumfast15P ro-
zent, HSBC schlug sich schlechter als der
Branchenschnitt.Die ehemalige„Haus-
bank des British Empire“ liegt in der ak-
tuellenRangliste dergrößten Geldhäu-
ser derWelt nur nochknapp unter den
TopTen. Mit 146 MilliardenDollar
Marktwerterreichtsie ein Drittelderglo-
bal größten Bank JP MorganChase, die
auf 430 Milliarden Dollarkommt.Den
ErfolgsmenschenTucker musssoetwas
demütigen.
Privat isterinzwischenvonAsien nach
Londongezogen. In seinem Haus an der
Themse lebt er mit seinerFrau und den
schulpflichtigen Kindern.AufCocktail-
party sinderCitysiehtmanihnkaum,da-
für is terzusehr ein Arbeitstier.Auchein
großer Redner isternicht .Daher meidet
er stetsdas Rampenlicht und die öffentli-
chen Auftrittebei Wirtschaftssymposien
wie Davos. Schließlich istder vonTucker
und Quinnverord nete Kurswechsel auf
Asien mit Risikenverbunden.
Zumindestaus kurz-bis mittelfristiger
Sichtfragen sichKenner desKonzerns, ob
HongkongfürdieHSBCwirklichderidea-
le Standortist.Die gewalttätigen Proteste
und brutalenRepressionen haben zwar
wieder nachgelassen, dochdie Konjunk-
turinderchinesischenSonderwirtschafts-
zone istschwerangeschlagen.Auch in
China schwebt überder Wirtschaf teine
dunkleWolke, das Coronavirus, dessen
ökonomischeKonsequenzen nur schwer
abzuschätzen sind.Zudem schwelt der
Handelskrieg zwischen Amerikaund Chi-
na weiter .Für die HSBC, die seitrund 150
Jahren mit derFinanzierung des Ost-
West-Handels ihr Geldverdiente, istdas
allesein „schwierigesUmfeld“, wie die
Bank stetsbetont.Auf den nächstenVor-
standschef, denKönigsmacherTucker er-
nennen wird,wartet in jedemFall ein
Schleudersitz. PHILIP PLICKERT

MENSCHEN UND WIRTSCHAFT


In dergroßen Monet-Ausstellung des Mu-
seumsBarberini inPotsdamwirdauchdas
bisher teuerstejeersteiger te Gemälde des
französischen Impressionisten hängen.
Das Gemälde „Meules“ (Getreide-
schober)von1890 vonClaude Monetwar
im Mai 2019 beim Auktionshau sSothe-
by's in NewYorkfür denRekordpreis von
110,7MillionenDollarunterdenHammer
gekommen.SAP-Mitgründer Hasso Platt-
ner bestätigtenun, dassseine Stiftung der
Käufer des Bildeswar,das Heuhaufen in
der Sonne zeigt.Vom 22.Februar ankön-
nen Besucher dasWerk in demvonPlatt-
ner gestifte tenMuseum sehen. Das Bild
wirdnachAngaben des Museums erst-
mals seit 1945 öffentlich ausgestellt.
„Meisterwerkewie diese gehören nicht
weggeschlossen, sondernsollten öffent-
lichgezeigtwerden“, hattePlattner bei
der Präsentation der Ausstellung erklärt.
Das Werk wurde 1892vonder Chicagoer
Kunstsammlerin Bertha Palmer erwor-
ben. Nach AngabenvonSotheby’ shandel-
te essi chumda swertvollstejemal sverstei-
gerteGemälde des MeistersMonet. dpa

chs. PA RIS.Siemens und der franzö-
sischeAutozuliefererValeo arbeiten
seit 2016 in einem Gemeinschaftsun-
ternehmen für Elektroautos zusam-
men.Nach Angaben des französi-
schenUnternehmenskommen des-
sen Angebote bei denKunden gut an,
dochdie Kosten sind erheblich.Wie
Valeo bei derVorlageseiner Jahres-
zahlen amFreitag inParisbericht ete,
erlitt das Gemeinschaftsunterneh-
men imvergangenen Jahr einenVer-
lustvon 260 Millionen Euro–nur für
den 50 Prozent hohen Anteil, der auf
Valeoentfällt.DasJointVenture„las-
tetauf unserer Bilanz, docheshan-
deltsichumeineIn vest ition indieZu-
kunft“, sagteder Valeo-Vorstands-
vorsitzende Jacques Aschenbroich.
Im laufenden Jahr solle sichder Um-
satz des Gemeinschaftsunterneh-
mens, das Antriebssysteme für Elek-
troautos herstellt, vonweniger als
300Millionenauf rund600Millionen
Euroverdoppeln. 2024rechnetman
mit Erlösenvonmehr als2Milliar-
den Euro. Im laufenden Jahrwerden
die Verluste sinken, die Gewinn-
schwellewerde2023 erreicht ;dann
hatValeoauchdasRecht,die Kontrol-
leüber dasUnternehmenzuüberneh-
men. Valeo, dergrößtefranzösische
Autozulieferer,rechne tdamit, dass
2030 einViertelder Neuzulassungen
in Europa auf Elektroautos entfalle,
der Rest auf Hybridfahrzeugebeste-
hen. Valeo hat 2019 seinenKonzern-
umsatz um2Prozent auf 19,5 Milliar-
den Euroerhöht.

Der ModeanbieterGerry Weber muss
sichauf die Suche nacheiner neuen
Führungsriegemachen.Aufgrund des
jüngstenEigentümerwechsels scheiden
Vorstandssprecher Johannes Ehling
und Produktvorstand Urun Gursu Ende
Februar auf eigenen Wunschaus, wie
das Unternehmen aus Halle inWestf a-
lenmitteilte. DerKonzernwar im Zuge

des kürz lichbeendetenInsolvenzver-
fahrensvonden Finanzinvestoren Ro-
bus, Whiteboxund J.P .Morganüber-
nommenworden. Neuer Vorstandsvor-
sitzender wirdübergangsweise der bis-
herig eAufsichtsratschef Alexander Ge-
dat.Der 55 JahrealteBetriebswirtwar
mehr als zwanzig Jahrelang für Marc
O’Polotätig. An dem eingeleiteten Re-
strukturierungskurswilldasdurchzahl-
reiche Filials chließungenstarkge-
schrumpfte Unternehmenfesthalten.
Von2021 an soll Gerry Weber wieder
profitabel arbeiten.Für das Rumpfge-
schäftsjahr 2018/19wurde amFreitag
bei einemUmsatz von215,6 Millionen
Euroein Fehlbetragvon244,5 Millio-
nenEurovermeldet, der auf außerplan-
mäßigeAufwendungen im Insolvenz-
verfahren zurückgeführtwird. Der 53
JahrealteEhling warimApril 2018 in
denVorstand berufenundsiebenMona-
te später zu dessen Sprecher ernannt
worden.FlorianFrank,ChiefRestructu-
ring Of ficer,bleibt weiterhin Mitglied
des Vorstands. DenAufsichtsratsvor-
sitz übernimmtTobias Moser. csc.

Martin Blessing unternimmt einmal
mehr einen Anlauf, um sichneu zu er-
finden .Nachachtharte nJahrenals Vor-
standsvorsitzenderder Commerzbank
hatteder heute56JahrealteBlessing
nachFinanzkrise, Einstieg desStaates
und immer neuen Rückschlägen im
Jahr 2016genug undwarindie Kon-
zernleitung der Schweizer Großbank
UBS gewechselt. Dortgalt Blessing so-
garfürkurzeZeitalsKronprinzdesVor-
standschefsSergio Ermotti. Dochdann
wurde ihm die schwache Geschäftsent-
wicklung der Sparte Vermögensverwal-
tung zumVerhängnis, für die erverant-
wortlich war. ZumJahresende2019
schied Blessing aus der UBS aus. Jetzt
istder um einenflotte nSpruc hnie ver-
legene, aber auchanalytischscharfe
und überaus fleißigeBlessing dabei,
sichberuflichwieder umzuorientieren,
während seine Ehefrau Dorothee, die
Deutschland-ChefinvonJPMorganist
und gerade in der amerikanischen
Bank zu einemvonzweiEuropa-Vor-
ständen berufen wurde.
Als er sten Baustein dieserNeuorien-
tierung übernimmtBlessing ein Man-
dat imAufsichtsrat der DanskeBank in
Kopenhagen,wenndie Hauptversamm-
lungihnam17.Märzwählt.Diegeplan-
te neueAufsichtsratstätigkeitdes gebür-
tigenBremersBlessing,diemitderEin-
ladung der DanskeBank an ihreAktio-
näreamFreitag publikwurde, istaus

mehrerenGründenerstaunlich.Zumei-
nen is tdie größtedänische Bank in ei-
nen schweren Geldwäscheskandal im
Baltikumverstrickt .Auf der anstehen-
den Hauptversammlung dürfteesdazu
viele unbequeme Fragen der Aktionäre
an denVorstand geben. Zumanderen
fängt in der DanskeBank in diesenTa-
genauchStephan Engels als neuerFi-
nanzvorstand an. Engelskommt von
der Commerzbank, er is tmit Blessing
seit Studientagen inSt.Gallen befreun-
det;undeswarBlessing,der Engelssei-
nerzeit im Jahr 2012 zur Commerzbank
holte, als diese einen neuenFinanzvor-
stand brauchte.
FürBlessing istdie Danske Bank
nundieChance, dieinternationaleKar-
rierenicht abreißen zu lassen.Die
Danske Bank hatmit 22 000Vollzeit-
stellenkaummehrals hal bsovieleMit-
arbeiter wie dieCommerzbank,war
aber 2019–trotz hoherAufwendungen
für Geldwäschekontrollen–mit einem
Gewinnnach Steuern vonumgerech-
net2MilliardenEuroprofitabler .An-
geblich hat Blessings Aufsi chtsrats-
mandat in der Danske Banknichts mit
Engels’Wechsel aufden Post en de sFi-
nanzvorstand szutun.Dochdie beiden
sind ein eingespieltesTeam.Und wer
weiß: Blessingwäre nichtdererste Auf-
sichtsrat, der denungewöhnlichen
Wegvom Kontrollgremium indenVor-
stand fände. ham.

Der Hai istnicht zu übersehen. Mitweit
aufgerissenem Maul setzt er zum Sprung
an. DochFabio De Masi, dervordem me-
tergroßen, mit Helium befülltenRaubtier
aus Plastiksteht, hat an diesemFebruar-
morgenvor dem Gebäude derFinanzver-
waltung vonHamburgkeine Augen dafür.
Der stellvertrete nde Fraktionsvorsitzende
der Linken im Bundestag istimWahl-
kampfmodus.NurwenigeTagevor der
Wahl zur HamburgerBürgerschaftwill De
MasinochetwasfürdieParteiundSpitzen-
kandidatin Cansu Özdemir drehen.
Er is tzurückinseiner Stadt.Über Platz
1der Landesliste schaffteer2017 den
Sprung in den Bundestag.Undauchfach-
lichbewegt sic hder Ökonom auf seinem
Terrain. Es geht umSteuertransparenz
und „Cum-Ex“. In den umstrittenen Ak-
tiengeschäftenrund um den Dividenden-
stichtag ließen sichAnleger die nur ein-
malangefalleneKapitale rtragsteuermehr-
fach zurückerstatten. DeMasi setztaufdie
Macht der Bilder,umseine Botschaftzu
transportieren. Der Hai,stolzer König der
Meere, symbolisiertdie rücksichtslose
GiervonInvestoren. UndderBerufspoliti-
kerDeMasi verschanzt sichnicht hinter
Konjunktiven undPassivkonstruktionen.
„DieLinkesagtalseinzigeKraft–wirwol-
lenmit dem Cum-Ex-Saustall aufräu-
men“,skandierte DeMasivorwenigenTa-
genauf einerWahlveranstaltung mit Sah-
ra Wagenknecht.

Ausder Erfahrung jahrelanger Opposi-
tionsarbeit sucht er denWegindie Kon-
frontation. Im Bundestag fällt er durch
scharfzüngigeRedebeiträgeauf. Eifrig
macht ervonseinemRechtder Kleinen
AnfrageGebrauch. Häufig hat er dabei im
Blick, wie nah sichdie Interessenvon
Wirtschaf tund Politik vielfachkommen.
DeMasifülltdamitdieLückeaus,dieGer-
hardSchick, ehemals finanzpolitischer
Sprecherder Grünen,imPlenumnachsei-
nem Weggang im Juli 2018 hinterlassen
hat.Wie in Berlin, so setzt De Masi auch
im HamburgerWahlkampfNadelstiche:

Gegen dieFinanzbehörden derStadt und
gegenden amtierenden Ersten Bürger-
meisterPeter Tschentscher (SPD). Ausge-
hend vonder strafrechtlichen Aufarbei-
tung der umstrittenen Aktiengeschäfte
der HamburgerPrivatbank M.M. Warburg
witter tder Linken-Politiker einen Steuer-
skandal. Zwei Gesellschaften derWar-
burg-Gruppe droht alsNebenbeteiligten
im ProzessamLandgericht Bonn die Ein-
ziehungvon280 Millionen Euro.
EineRückf orderungvonrund47Millio-
nen Eurogegen die Privatbank istver-
jährt, verantwortlichdafür sollenFinanz-
beamteaus Hamburgsein –und Tschen-
tscher selbst. Derwarinden Jahren 2011
bis 2018Finanzsenator der Staat.„Die
WarburgBank schuldetden Hamburgern
300 Millionen Euro“, behauptetDeMasi.
Wenn Tschentschervonder „schwarzen
Null“ rede, dann solle er sichgefälligstdas
Geld zurückholen.Tschentscherreagierte
bei einem Fernsehauftritt gelassen. Er
zeigtesichdavon überzeugt, dassdie Steu-
erverwaltung nachRecht und Gesetz alles
zurückfordernwerde, waszuUnrecht er-
stattet worden sei.
Ob die Attackenihres Finanzfach-
manns der Linkengenützt hat, wirdder
Sonntag zeigen. In jüngstenUmfragen
liegt sie bei8Prozent.Imvergangenen
Herbst, auf einemStimmungshoch, sahen
einigeWahlforscher diePartei in Ham-
burgnochbei 13 Prozent. mj.

Der bulligeKönigsmacher der HSBC


MarkTucker FotoBloomberg

Viele Spitzenmanager des schwäbi-
schenAutoherstellersDaimler haben
im vergangenen Jahr nicht mehrganz
so üppigverdient wie in denVorjahren.
ImVorstandselbsthalten sichdieRück-
gängeaberinGrenzen.Dem neuenVor-
standsvorsitzenden OlaKällenius, der
seit Mai auf dem obersten Chefposten
sitzt,sind imvergangenenJahrrund3,6
Millionen Eurozugeflossen. Gewährt
wurden dem Schweden für dasvergan-
gene Jahr zwar insgesamtrund 4,9 Mil-
lionen Euro, einTeil des Geldes wird
aber erst später ausbezahlt.Das geht
aus dem amFreitag veröffentlichten
Vergütungsbericht desAutoherstellers
hervor. Grob 30 Prozentgehen dabei
auf diefixe Grundvergütung zurück,
der Rest besteht ausvariablenVergü-
tungsbestandteilen.
SeinemVorgänger DieterZetsche,
der bis Mai im Amtwar, wurden für sei-
ne restliche Dienstzeit imvergangenen
Jahr nochmals knapp 4,5 Millionen
Eurogewährt. Er durftesichzudem
übereineüberausüppige Ruhestands re-

gelung freuen. DerWert seinerPensi-
onszusagen wirdimGeschäftsbericht
auf rund 42 Millionen Eurotaxiert. Er
istdamit unangefochten Spitzenreiter
derDax-ChefsimRuhestand. Er saß al-
lerdings auchrund 20 JahreimVor-
stand desAutoherstellers, davonzwölf
Jahreals Vorstandsvorsitzender.Insge-
samtging die Summe derVergütung für
dieManager imVorstandganzleichtzu-
rück.
Der GewinnvonDaimlerwarimver-
gangenen Jahr deutlicheingebrochen.
Unterdem Strich erwirtschaftete der
Konzernnur nocheinen Gewinnvon
2,4 Milliarden Euro–im Jahr zuvorwa-
renesnoch7,2 Milliarden Euro. Den
Aktionären wurden daher für dasver-
gangene JahrdeutlichwenigerDividen-
den ausgezahlt.Belastetwurde das Er-
gebnis auch,weil Daimler einesteigen-
de Belastung durch den Diesel-Skandal
fürchtet. Der Stuttgar terAutohersteller
hat seineRückstellungen für Haftungs-
und Prozessrisiken sowie behördliche
Verfahrenvon2,1 Milliarden auf 4,9
Milliarden Euroaufges tockt. tine.

Plattner


kaufteMonet


bü. DÜSSELDORF.Der Stromkon-
zernUniper steigt aus der Braunkoh-
le aus. Seinen Mehrheitsanteilvon58
Prozent am Braunkohlekraftwerk
Schkopau in Sachsen-Anhalt über-
nimmt zum Oktober 2021 die Saale
Energie, eineTochter gesellschaftdes
tschechischen Energieversorgers
EPH. Der Meiler mit einer Leistung
von900 Megawatt produziert unter
anderem Stromfür die Deutsche
Bahn und die Chemieindustrie. Er
soll lautKohleausstiegsgesetz noch
bis Ende des Jahres 2034weiterlau-
fen. Jährlichwerden dortrund sechs
MillionenTonnenBraunkohleverfeu-
ert. Saale Energie soll auchdie bisher
bei Uniper liegende Betriebsführung
und dierund 150Uniper-Mitarbeiter
in Schkopau übernehmen. Uniper
will im Sommerdas umstrittene neue
SteinkohlekraftwerkDatteln 4ans
Netz bringen. Um Kritikernden
Wind aus den Segeln zunehmen, hat-
te das DüsseldorferUnternehmen für
alle übrigen, zumeistviele Jahreal-
tenSteinkohlekraftwerke schon
Ende Januareinen Abschaltplanvor-
gelegt.Ein Teil der Anlagen soll auf
Gas umgerüstetwerden.Vorstands-
chef Andreas Schierenbeck bezeich-
nete den Anteilsverkauf in Schkopau
als weiteren Beitrag zu einer klima-
schonendenUmst ellung desUniper-
Portfolios.

AlexanderGedat FotoAgentur Focus

eid. HAMBURG.Der Anstieg beim
RohölsowiehöhereBeschaffungskos-
teninRotterdam sind in dieserWo-
chenicht an den heimischen Heizöl-
preisenvorbeigegangen,wenngleich
der Anstieg moderatausfiel. 100 Li-
tereiner 3000-Liter-Partie kosteten
im Bundesdurchschnittetwa 60 Cent
mehr als in derVorwoche. DieNach-
fragehat mittlerweile etwa snachge-
lassen,das attraktivePreisniveau hat-
te in denvergangenenWochendazu
beigetragen, dassvielfachgeordert
wurde.Am 19.2.2020kostet eleichtes
Heizöl im Bundesdurchschnittvon15
Städten bei einerAbnahmevon1000
Liter n71,35 Euroje100 Liter,bei ei-
ner Abnahmevon3000 Litern62,90
Euroje100LiterundbeieinerAbnah-
me von5000 Litern61,45 Euroje100
Liter .Angebotspreise für Lieferungen
(Premiumqualität) frei Verwender-
tank,alles je 100 Liter,einschließlich
19 Prozent Mehrwertsteuer,EBV und
IWOam19.2.2020.

Fabio De Masi FotoPictureAlliance

3,6 Millionen für Källenius


Uniper macht


Schlussmit


Braunkohle


Elektroautos


belasten Valeo


Wechsel bei Gerr yWeber


BlessingwirdAufsi chtsrat


Heizölpreise


steigenweiter


Der Mann, der in HamburgNadelstiche setzt


MarkTuckerzieht als


Chairman dieStrippen


für denradikalen


Umbau der


asiatisch-britischen


Großbank.Erfahndet


nacheinempassenden


Vorstandschef.


Die aktuellen Heizölpreise



  1. Woche 8. Woche
    Berlin 62,65–67,05 63,95–68,30
    Dresden 60,65–61,30 61,95–62,65
    Düsseldorf 64,85–67,35 62,05–68,30
    Hamburg 59,60–69,25 60,55–67,90
    Frankfurt 63,90–72,90 64,95–73,40
    Hannover 60,80–69,60 61,75–70,10
    Karlsruhe 64,15–68,10 64,90–67,85
    Leipzig 60,80–66,90 62,25–67,75
    Rostock 60,35–66,35 61,40–67,30
    München 66,40–70,55 66,50–69,95
    Stuttgart 67,35–69,55 66,10–69,30

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