Frankfurter Allgemeine Zeitung - 22.02.2020

(C. Jardin) #1

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Unternehmen SAMSTAG, 22.FEBRUAR2020·NR.45·SEITE 23


HerrTönjes, warum interessiert sich die
RAG-Stiftungfür dasAufzugsgeschäft
von Thyssen-Krupp?
Zunächs teinmalkann ic hbestätigen,
dasswir uns dem Bieterkonsortium um
Advent und Cinvenangeschlossen haben.
Wirsind ja immer auf der Suche nachlu-
krativen Investments,weil wirverlässli-
cheErträgebrauchen, um unsereAufga-
benfürdenNachbergbauzuerfüllen.Des-
halbhabenwirunssehrfrühmit demThe-
ma befasst,als Th yssen-Krupp dieses Ge-
schäf tzum Verkauf gestellt hat.


Warum haben Siesich für Adventund
Cinven entschieden und nicht fürdas
konkurrierende Konsortium aus Black-
stone, Carlyle unddemCanada Pension
Plan Investment Board?
Wirhaben Advent und Cinvenschon bei
früheren Transaktionen kennen und


schätzengelernt .Sie sind jetzt wieder auf
uns zugekommen. Beide sind mit ihren
Teams seit Jahren in Deutschland präsent
und aktiv und haben lokale Expertise.
Undinunserer Investitionsphilosophie
stimmen wir gut überein:Wirwollen das
Geschäftverantwortungsvoll und nach-
haltigvoranbringen. Seit Monatenfeilen
wir gemeinsam an demKonzept.


Gibtes weitere Partner im Konsortium?
Ja. Es gibtweiter efinanziellePartner im
Hintergrund. Aber dazu haben wirVer-
traulichkeitverabrede t.


Wie passen die AufzügeinIhre Anlage-
strategie?
Füruns ha tesgrößtePriorität, möglich st
breit zu investieren, um dauerhafthohe
Erträgezu erzielenund Risikenzumini-
mieren. Dasgebietet der Stiftungszweck,


damit nichtirgendwann de rSteuerzahler
fürdie Ewigkeitsaufgaben, alsodie Alt-
lastendes Be rgbaus, aufkommen muss.
Dafürsind wirinunterschiedlichenMärk-
tenunter wegs. In diesen Ansatz passt
Thyssen-Krupp Elevator hervorragend
hinein.Dasist einsehrzukunftsorientier-
tesGeschäft.DieStädte wachsen, die
Häuserwerden immer höher,und die
Aufzügedeshal bimmerwichtiger;auch
dasdamit verbundene Servicegeschäf t.
Thyssen-Kruppist sehrinnovativ aufge-
stellt, so dasswir hier attraktiveChancen
sehen.

Im Januar hatte die Stiftung für 632 Mil-
lionenEuro Evonik-Aktien verkauft.
Istdasdas Startkapitalfür die Aufzüge?
DieserZusammenhang istnaheliegend,
aber erstimmt nicht.Mit dem Einstieg
bei Elevatorhattedas nichts zu tun. Der
VerkaufhatteandereGründe,unterande-
remdie Ablösungvon Wandelanleihen.
Undwir sehen auchsonstChancen für
weiter eInvestments.

Wiefinanzieren Sie das Engagement?
Das istTeil einer Gesamtplanung.Wir
sind aus unseren laufenden Erträgen aus
den Kapitalanlagen, der Evonik-Dividen-
de oder derVivawest-Ausschüttung so
flüssig, dassder Betrag, der hier zur De-
batt esteht,fürunskeinegroßeHerausfor-
derung darstellt.Dieses Investment ist
normalesTagesgeschäft.

Das klingtnach einersehrkomfortablen
Finanzsituation. Können Sie schon et-
waszur Bilanzdes abgelaufenenGe-
schäftsjahres sagen?
Für dieBergbaufolgekostenwaren 300
Millionen Euroeingeplant.Wir sindet-
wasdaruntergeblieben.Tatsächlichwa-
rendie Einnahmenwieder deutlichhö-
her,aber zu dengenauenZahlen äußern
wir uns erst im Juni. Da istjedenfalls ein
sehr angenehmer Puffer. Wasich Ihnen
heutesagen kann, ist, dassdas Stiftungs-
vermögenjetzt aktuellbei 18,7Milliarden
Eurosteht.Damit sind in den letzten

zwölf Monatenfast zwei Milliarden Euro
an Wert hinzugekommen.

Mit welchenSummen will die Stiftung
in dasAufzugsgeschäft einsteigen? Das
Gesamtangebot solljabei 16 Milliar-
den Euro liegen.
Bittehaben Sie Verständnis, dassich
michhierzu nicht äußernkann. Wasich

sagen kann, ist, dassesvon unserer Seite
auf eine relevanteMinderheitsbeteili-
gung hinausläuft.

Würden Sie es begrüßen, wenn Thyssen-
Krupp einen Anteil an den Aufzügen be-
hält?
Wirsähen Thyssen-Kruppgernmit im
Boot. DieAufzügehabeneingroßesWert-

steigerungspotential.Undwenn der Er-
folg sic heinstellt, wäre es gut,wenn der
Konzerndavonauchwas hätte.Fürdie
Mitarbeiterwäre das ebenfallsvongro-
ßem Interesse.

Welchen Einfluss wird die Stiftungals
Juniorpartner ausübenkönnen?
Als Miteigentümerwerden wir unseren
Beitrag leisten, gemeinsam mit denPart-
nern, mit denen wir eng undvertrauens-
voll zusammenarbeiten.Wirwerden in
Steuerungsgremien vertretensein. Unse-
re Leutesind esgewohnt, an den entspre-
chendenStellen ihrenTeil beizutragen.

Finanzinvestoren genießeninTeilen der
Öffentlichkeit keinenguten Ruf.Müssen
Sie befürchten, dass dieStiftungauch
als Feigenblatt dient?
DieseHeuschreckendebattehatsic hüber-
holt.Für uns istdas kein wirkliches The-
ma. Es gibt vieleverantwortungsbewuss-
te Private-Equity-Fonds in Deutschland –
dazu zählen unserePartnerAdvent und
Cinven–,und auchdie Mitarbeiter der
Unternehmen, in die dieFonds in vestiert
haben, profitieren davon.

Finanzinvestoren suchen meistens nach
wenigenJahren einengewinnbringen-

den Ausstieg.Wäre die Stiftungein lang-
fristigerInvestor?
Erst mal wollen wir diePotentiale heben
und Elevatornocherfolgreicher machen.
Esgehtdarum,dasBesteauchfürdasUn-
ternehmen herauszuholen.Wirverfolgen
bei unseren Engagements langfristigeIn-
teressen.

Ist ein Finanzinvestor fürdie Beleg-
schaft die bessere Option?
Wirjedenfalls würden alles daransetzen,
den Mitarbeiterndas höchste Maß an Si-
cherheitzugeben,dasineinemsolchenUm-
strukturierungsprozessmöglic hist.DieAus-
wahl der Investoren zeigt ja, dassder Weg
über PrivateEquity of fenbarder bes te ist.

Kann ein Deal noch an zu weitgehenden
Forderungen der IG Metallscheitern?
AlleBeteiligtensolltenjetztgrößtesInter-
esse an einer schnellenLösungund Pla-
nungssicherheithaben.Ichbinzuversicht-
lich, dassdas jetztraschund reibungslos
geht und derAufsichtsratvonThyssen-
Krupp amkommenden Donnerstag ent-
scheidenkann. Undversichernkann ich,
dasswir als neuer Miteigentümer dafür
einstehen würden, dassmögliche Opti-
mierungenmit sozialerVerantwortunger-
folgen.

Es gibt hier und da die Sorge, dass die Fi-
nanzinvestorenElevator hoheSchulden
aufbürdenkönnten. Wie sehen Sie das?
UnserZielistes,Ele vatoralsmöglichstleis-
tungsfähigesUnternehmenzupositionie-
ren.VoraussetzungdafürsindHandlungsfä-
higkeit un dBewegli chkeit in derBilanz.

Sollte es doch nocheinen Börsengang
statt des Verkaufs geben: Wäre die Stif-
tungdannebenfalls dabei?
Wirgehen davonaus, dassesdazu nicht
kommen wird. DieseFragestellt sic huns
nicht.

Nachder Plazierungweiterer Aktien
von Evonikhieß es, die Stiftungwolle
langfristig „ein signifikanter Anteilseig-
ner vonEvonik“ bleiben. Heißt signifi-
kantmehr als 50 Prozent?
Zu genauen Prozentzahlen äußernwir
uns nicht.

Haben Sie neben Thyssen-Krupp Eleva-
tor weiterekonkrete Pläne für eine Er-
weiterungihres Portfolios?
Wirsind ständig unterwegs und prüfen
die sichbietenden Gelegenheiten, nicht
nur in Deutschland, sondernweltweit
und nicht nur auf dem Gebietvon Unter-
nehmensinvestments, sondernauchbei
Immobilien. Da istviel in Bewegung.
Eine Transaktion in der Größenordnung
wie bei Thyssen-Krupp sehe ichimMo-
ment nicht.Dafür tut sicheiniges bei un-
serer Beteiligungsgesellschaft,wo wir zu-
meistMehrheiten antechnologieorien-
tiertenmittels tändischenUnternehmen
erwerben.

Das GesprächführteHelmut Bünder.

FIRMENINDEX Seite
Air Italy ......................... 20, 24
Alitalia ........................... 20, 24


Allianz .................................... 24
Commerzbank .................. 22
Daimler ......................... 20, 22

DanskeBank ..................... 22
DB Schenker ...................... 20
Deutsche Bahn ................ 20

Evonik ..................................... 23
Geely ........................................ 20
Gerry Weber ...................... 22

Google ................................... 24
HSBC ......................................... 22
Huawei .................................... 20

Lyft ............................................ 20
M.M. Warburg .................. 22
Osram ..................................... 26

RAG-Stiftung ...................... 23
Rhön-Klinikum ................ 20
SAP ............................................ 22

Siemens ................................ 22
T-Mobile US ....................... 20
Thyssen-Krupp ....... 17, 23

Uber .......................................... 20
Unicredit ............................... 22
Uniper ..................................... 22

Valeo ....................................... 22
Volocopter ........................... 20
Youtube ................................ 24

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„Wir sähen


Thyssen-Krupp


gern mit


im Boot“


Die Bergbau-Stiftung bietetzusam men mit


Finanzinvestorenfür dasAufzugsgeschä ft.


Sie ho fftauf si chereErträgefür di eAltlasten


aus derZechen -Ära.


Auch nachder Schließung der letzten
ZechenEnde 2018 müssenweiterhin
Grubenwasser abgepumpt und im
Ruhrgebietentstandene Senken ent-
wässertwerden. DieseFolgekos ten
des Bergbaus (Ewigkeitsaufgaben)
trägt die2007gegründeteprivatrecht-
licheRAG-Stiftung,dieaußerdemBil-
dung, Wissenschaftund Kultur in
den früheren Bergbauregionen unter-
stützt.Sie finanziertsichaus den Er-
trägen einer breitgestreutenKapital-
anlagestrategie. Dazugehören zahl-
reiche Beteiligungen, darunter ein

Anteilvonknapp 59 Prozent am Che-
miekonzernEvonik.Dieser macht
rund die Hälfte des gesamtenStif-
tungsvermögensvonderzeit18,7Mil-
liarden Euroaus. Die andereHälfte
entfällt auf die Wohnungsgesell-
schaf tVivawest, Mittelstandsbeteili-
gungen,Immobilien undandereAnla-
gen. Der seit Mai 2018 amtierende
Stiftungsvorsitzende Bernd Tönjes
istzugleic hVorsitzenderdes Auf-
sichtsratesvonEvonik und des RAG-
Konzerns,derfrüherenZechengesell-
schaf t. bü.

Bernd Tönjes,Vorsitzender der RAG-Stiftung FotoEdgar Schoepal

Die RAG-Stiftung


„Wir wollen das Geschäft
verantwortungsvoll und
nachhaltigvoranbringen.“

„Unser Ziel istes,
Elevatorals möglichst
leistungsfähigesUnterneh-
men zu positionieren.“
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