Frankfurter Allgemeine Zeitung - 22.02.2020

(C. Jardin) #1
NR.45·SEITE 7

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Deutschland und die Welt SAMSTAG, 22.FEBRUAR


R

ollstuhl an Rollstuhl sitzen
dieBe wohnerdesSt.-Augusti-
nus-Altenheims in Frechen
beieinander,klatschen und
wippen mit denKnien zuKarnevals-
liedern.Auf den Tischenvorihnen Soft-
drinks, Kölsch, Knabbergebäck, Luft-
schlangen. Bunt betupfteClownsmüt-
zen und Sombreros sind auf denKöpfen
drapiert, in denweißen Haaren stecken
Hawaiiblumenketten.Voller Erwartung
blickendie Be wohner zur Bühne und
zur närrischen Moderatorin, die den
nächstenStargastansagt:denBachemer
KarnevalsprinzenKaiden Er sten. Er ist
gerade mit den dreiFasanenfedernan
seiner Prinzenkappe unter dem Tür-
rahmen hindurchgeschlüpft, posiertmit
jungen und altenKarnevalisten fürFo-
tos, dasköniglicheZepter mit beiden
Händenfest umschlossen.
Ausdem 17 Jahrealten KaiWallraf
wurde am 16.November imvergange-
nenHerbstKaiI.Das warlangeein weit
entfernterTraum.Denn Kaisingtdas
Lied „Du besKölle“ nicht durchgängig
mit, er präsentiert es in Gebärden-
sprache–Kaider Er steist Autist.

Es dauertnicht lange, bis sichdas be-
tagtePublikumvonseinemstrahlenden
Lächeln ansteckenlässt und seine Ge-
bärden immerroutinierternachahmt.
Fürdas när rische Oberhauptinrot-wei-
ßem Ornat istesder er steBühnenauf-
tritt an diesemTag–doch er hat in die-
ser Karnevalssession schon mehr als
100 Termine hinter sich. In seinem bunt
betupftenPrinzenwagentourtder Prinz
unter dem Motto „Jeckmal anders“
durch Nordrhein-Westfalen, Mutter
Katja I. alsKarnevalsprinzessin an sei-
nerSeite.Ertrittmi tdemKölnerDreige-
stirnauf die Bühne, lässt bei derFreche-
ner Polizei Sirenen aufheulen und be-
gleitet den Fahrer einerKölnerStraßen-
bahn in dessenKabine. Immer trägt er
einzufriedenesLächelnaufdenLippen.
Die Leidenschaftfür denKarneval
habeKaiI.schonmit demFruchtwasser
mitbekommen,sagt seine MutterKatja
Wallraf. „Ichwar hochschwanger auf ei-
ner Karnevalssitzung“, erzählt sie, „und
Kaihat in meinem Bauchmitgetanzt.“
Das Wohnzimmerder Wallraf sin
Bachemistmit Luftschlan genundlustig
dreinblickenden Clowns dekoriert, in
einer Ecke stehen Haribo-Kisten für
dengroßen Karnevalsumzug bereit, den
krönendenAbschlus sder Session. Sei-
nener stenKölnerRosenmontagsumzug
erle bteKaiI.mitsiebenJahren,erstopf-
te sichdie Taschen mitKamellenvoll
und konntesichauchnachfünfeinhalb
Stunden„Zoch“ ni chtanden fröhlichen
Gesichternund buntenKostümensatt-
sehen. „Mama, mehr!“, sagteer, als der
letzt eWagen vorbei war. Besondersfas-

ziniertwar er vomKarne valsprinzen-
paar.„Kaihat immergesagt, dassermal
Prinz werden will“,erinnertsichseine
Mutter. „Aber das Sprechen istfür ihn
unheimlichschwierig.“
Im Altervonzehn Jahren wurde bei
KaiWallraf neben einer Muskelerkran-
kungundeinerSprachbehinderungfrüh-
kindlicher Autismusfestgestellt .Wäh-
rend er sichmit seinerLeidenschaftfür
ZahlenAuftrittspläne undgardas ge-
samte KölnerStraßenbahnliniennetz
merkenkann,müssen seineTagesabläu-
fe klarstrukturiertsein.Einzuspätkom-
mender Schulbusetwa beschäftigt ihn
überTagehinweg. „Als Elternmuss
mandaeinenverdammt guten Gedulds-
faden haben“,sagt Katja Wallraf. Zwi-
schen ihrenrotweinroten Haarenglit-
zertdas Prinzessinnen-Diadem, um den
Halshängt der Karnevalsorden, auf
dem Karnevalsjecken undRollstuhlfah-
rersichineinem Kreis die Händerei-
chen. Weil er sichschon Monatevor sei-
ner Proklamation aufVereinsfes tenan
Menschenmengenund Karnevalstrubel
gewöhnt hat, istdas när rische Treiben
kein Problemmehr fürKaiI.
Die Aufgaben des inklusivenKarne-
valsprinzenpaarssind dennochklar ver-
teilt:Mutter undKarnevalsprinzessin
Katja I. übernimmt das Sprechen–und
KaiI.feiert. Wenn Katja Wallraf von
dem Tagerzählt,andem ervonseiner
närrischen Regimentübernahme erfuhr,
strahlt derKarne valsprinz überdas gan-
ze Gesicht, kichertund flüstert:„Fünf-
terApril.“ Dasganze Jahr über ertöne
Karnevalsmusik aus seinem Zimmer,an
jenemTagnochlauter als sonst. „Ich

werdediesen Blickniemalsvergessen“,
sagt Katja Wallraf. „Er hat die Augen
weit aufgerissen, istinsein Zimmerge-
laufe nund hat das Lied ‚Eimol Prinz zo
sin‘ in Dauerschleifeabgespielt.“
Die Frage, ob erstolz sei auf seine
royale Verpflichtung, bejahtKaiI.mit
einem Lächeln und einemNicken. Die
Zeit als Karnevalsprinz stärktsein
Selbstbewusstsein, immer wiederzeigt
er die Fotosvon der ersten Kostüm-An-
probe undvonseinemKarne valswagen.
„Kaimerkt, dasserso, wie er ist,voll-
kommen in Ordnung ist“, sagt seine
Mutter. „Dashat er davornie so geballt
zu spürenbekommen.“Früher etwa
habe sichKai I. stetsinder Nähe seiner
Elter naufgehalten.„Wenn wir jetzt un-
terwegs sind, istmeine Standardfrage:
‚Woist Kai?‘“ Sie hofft,dassdieses
Selbstbewusstsein bleibt.
Mit der Aufmerksamk eit, die ihr
Sohninder Öf fentlich keit her vorruft,
hätte die Karnevalsprinzessin nichtge-
rech net. Sie is tüberzeugt, dassesihnen
damitgelungen ist, einZeichen zu set-
zen.Denn obwohl Karneval „e jeföhl,
datverbingk“ist,einGefühl,dasverbin-
det, sei es Menschen mit Behinderun-
genoft nicht möglich, in Karnevals-
gesellschaftensitzenzukönnen.Eine
Karnevalsbühneetwa sei of tnicht bar-
rierefrei fürRollstuhlfahrer zugänglich.
Dassdie Leutesopositiv auf das
inklusiveKarne valsprinzenpaar reagie-
ren, freutKatja Wallraf. Doch sie hält
die Inklusion in Deutschland fürstark
ausbaufähig:„WennInklusionbereitsge-
lungenwäre–dann wäre ein Karnevals-
prinz mit Autismus nichts Besonderes.“

Im Altenheim inFrechen:Kaider Ersteund seine Mutter,PrinzessinKatja, geben sichdie Ehre. Foto Stefan Finger

Gret aThunberg in Hamburg
Die schwedische Klimaaktivistin Greta
Thunberghat am Freitag in Hamburgmit
tausenden Menschen ein Zeichen für
mehr Ehrgeiz beim Klimaschutzgesetzt.
Zwei Tage vo rder Bürgerschaftswahl in
der Hansestadt fordertennachPolizei-
angabenrund 20 000Teilnehmer auf Pla-
katenentschlossene politische Initiativen
im Kampfgegen die Erderwärmung. Auf

Transparenten warunter anderem zu
lesen:„Wir streiken bis ihr handelt“ und
„The earth is onfire“. DieStimmungwar
zunächst„entspannt und friedlich“, twit-
tertedie Polizei amFreitagnachmittag.
Nacheinem Bühnenprogramm mit der
HamburgerBand Fettes Brot zogen die
DemonstrantenvomHeiligengeistfeld in
Richtung Innenstadt. dpa

DonaldTrumpin Rage
DonaldTrumpwill auc hbei den Oscars
mitreden. Bei einer Wahlveranstaltung
im Bundesstaat Colorado monierte der
73 Jahrealteamerikanische Präsident die
Entscheidung der amerikanischenFilm-
akademie,diesüdkoreanischeTragikomö-
die „Parasite“ bei der Preisverleihungvor
zwei Wochen als bestenFilm zu ehren.
„Was zumTeufel solltedas? Wirhaben
schon genug Probleme mit Südkorea,
auchbeim Handel.Undnachalldem wird
der Filmals bes te Produktion des Jahres
geehrt?“,wetterte Trump am Donners-
tag. Stattdessen sehnteersichnachdem
Filmklassiker„Vom Winde verweht“ aus
demJahr 1939zurück.Wi eerwartet,wur-
de der Präsident im Internetspäter von
hämischen Kommentaren eingeholt.
„,VomWindeverweht‘? Patriar chat, Skla-
vereiund eineVerherrlichung des alten
Südens.Trumpweiß wirklich, wie er die
niedrigstenInstinkteseiner Wähler an-
spricht“, twitterte der PolitologeRobert
Kelly. Auch zu Brad Pitt, bei der Gala am
9.Februa rfürdenPartinQuentinTaranti-
nos „OnceUpon ATime In Hollywood“
ebenfalls mit einem Oscar belohnt, hatte
der Präsident eine Meinung. „Ichhatte
nochnie viel für ihn übrig. Er hat sichals
Schlaumeier präsentiert“, spielteTrump
auf Pitts Dankesrede an. Der Schauspie-
ler hatteauf der Bühne des DolbyThea-
trekritisiert, dassder frühereNationale
Sicherheitsberater John Boltonwährend
des Amtsenthebungsverfahrens gegen
Trumpnicht angehörtwurde. ceh.

DerVersuch,übermeineeigeneSchwes-
terzuschreiben,ist mir einmal schon
derar tmissglückt, dassich mir eigent-
lichgeschworen hatte, künftig strikt
Abstinenz zuwahren. Ichwar damals
Chefredakteur einer neu zu lancieren-
den buntenZeitschrift, und um mit der
ersten AusgabeAufmerksamkeit zu er-
heischen, lauteteder Entschluss, den
MarktmiteinemehrlichenPorträt„Mei-
ne Schwester Gloria“ zu überraschen.
Eine schlechteEntscheidung. Zwar
entstandein sehr schönes Coverfoto,
aufgenommen vonLordSnowden,
Gloria aber sprachnachder Lektüre
meines Artikels fastein Jahr nicht mehr
mit mir.Ich hattezum Beispiel preis-
gegeben, dasssie unter einem leichten
Putzfimmel leidetund, wenn sie michin
Berlin besuchen kommt, gernezum
Feuchttuchoder Staubwedel greift, um
in meinerWohnungfür Ordnung zu
sorgen. Sie nahm mir das übel.
Fürdiese Zeitung, die meineSchwes-
tertäglic hliest, mache ichnun ein letz-
tesMal eine Ausnahme.Aber waskann
ichschreiben, ohne Gefahr zu laufen,
dasssie mich(als ältereSchwester
verfügt sie übergehörig eAutorität) in
die Folter-Katakombenvon St.Emme-
ram einbestellt?
Unverfänglic hist es, wenn ic hein
paar Worteüber ihrepopkulturelle
Bedeutung verliere. Als sie erstmals
Aufmerksamkeit erregte, eswarMitte
der achtziger Jahre,gabesnochkeine
nachmittäglichen Promi-Sendungen,
die uns mitNachrichten aus der Halb-

welt der Möchtegern-Stars versorgen.
Werzur High Societygehörte,feierte
ausgiebig, aber unbeobachtet. Ein Mit-
glied der auf Diskretion bedachtenHau-
tevolée, das sichlaut und scheinbar
ohne Zurückhaltung auf die öffentliche
Bühne begab, mit wildgestylte nHaaren
und inavantgardistischer Mode,warein
Novum. EineFürstin, die imFranco-
Moschino-Kleid, mitPunk-F risur und
verwegenem Make-up neben demver-
dutzten Johannes Raubei „Wetten,
dass. .?“auftrat undvoreinem Millio-

nenpublikumunaufgefordertzutanzen
begann,war ein wandelndesParadox.
Gloriaist einer der letzten wirklich
freien Menschen,die ichkenne.Siegeht
zwar ohne jede Scheu in die Öffentlich-
keit, hat aber nichts zuverkaufen, will
nicht gewählt werden, muss nicht auf
ihr Imageachtenund kann somit tun
und sagen,wassie will.
Da Gloriaverstanden hat,dassman
wirklichErnsteseigentlichnurimhumo-
ristischenKontextsagen kann, muss
sichdie deutsche Öffentlichkeit übri-
gens daraufgefasstmachen, siekünftig
als Kabarettistin zu erleben. Als ein
„Bild“-Kollegemichneulichbat, ein In-
terviewanlässlichihres 60. Geburtstags
zu vermitteln, sagtesie zu –empfing
Interviewerund Kamerateam zu deren
Überraschung aber als Putzfrau ver-
kleidet, die wischend und putzend
durch die Flurevon St.Emmeram führt
und ihnen nicht alsFürstin, sondernals
RaumpflegerinRosa Auskunf tüber das
Leben im Schlossgibt.Das Alter Ego,
das sie sichgewählt hat, istaus eingangs
erwähnten Gründen naheliegend und
biete t–so viel darfich schon verraten –
feinstes Comedy-Potential.
Vielleicht istdas überhauptder ent-
scheidendeFaktor für dieFaszination,
diemeineSchwesterher vorruft:Sie ent-
zieht sichjeder Berechenbarkeit. Das
warschon immer so. Einerseits sieht
mansiezuRechtals konservativundtra-
ditionalistisch, andererseits suchte sie
immer dieNähe vonFiguren wie Nina
Hagen oderVolker Schlöndorff oder
auchvon Künstler nwie Jean-Michel

Basquiat, RobertMapplethorpe oder
Keith Haring, die äußerst unkon ven-
tionelle Lebensentwürfepflegten.
Wassie sichzum Geburtstag
wünscht?Kurioserweise Bäume. Stür-
me und Borkenkäfer haben im
T&T-Wald gewütet;sie wünscht sich,
dassman sic hzuihrem Geburtstag an
der Aufforstungbeteiligt.Man erhält,
wenn manihr einenBaumschenkt,eine
entsprechendeUrkunde. Sie ist, bei al-
ler Skepsis für den Klima-Absolutismus,
nämlich Naturfreundin und sehr viel
grüner als so manche großstädtische
Bioladenkunden.
Der Ort, an dem sie sichamwohlsten
fühlt, liegt in Ostafrika. Das hatwohl
damit zu tun, dasssie mit Somalia,wo
ichgeboren wurde (unserVaterarbei-
tete dortinder Entwicklungshilfe), ihre
schönstenKindheitserinnerungen ver-
bindet. Seit vielenJahrengehörtihr in
Kenia, unweit vonMalindi, ein Haus.
Sie benötigt 20 Sekunden,um vonihrer
Terrasse zumIndischenOzean zugelan-
gen, um dort,wenn derWind gut ist, zu
surfen. Bei Windstille liestsie sich
durch Berge vonBüchern. Das istauch
der Ort, an dem sie am Sonntag dem
Trubel ihres Geburtstags entgeht.Glo-
riawirddiese Zeilen auf dem iPad auf
der Terrasse ihres Hauses lesen–eine
Geburtstagsüberraschung. Hoffentlich
geht sie nicht wiedergründlichschief.

Alexander vonSchönburg,ehemaliger
Redakteur dieser Zeitung, ist Bestsellerautor,
Mitglied der Chefredaktionvon„Bild“
und der jüngereBruder der Jubilarin.

bin. HANNOVER.Der mutmaßliche
Mafiaboss IgorK.aus Montenegro hat
Deutschland amFreitagmittagverlassen,
nachdem er in der Medizinischen Hoch-
schule Hannover(MHH)wegenmultipler
Schussverletzungen behandeltworden ist.
Der 35 JahrealteMann wurde zunächst
mit einemPolizeihubschrauber zum Flug-
hafen Hannovergebracht undreiste von
dortmit einem Krankentransportflugzeug
in Richtung Istanbul. ZuvorwarIgor K.
am Donnerstag eine Ausweisungsver-
fügungzugestelltworden, weil vonihm
Gefahr für die öffentliche Sicherheit aus-
gehe. Die niedersächsischePolizei schützt
die MHH seitTagenmit einem Großauf-
gebot, da die Sicherheitsbehörden einen
weiteren Mordanschlag befürchtetenund
eine Gefahr fürPersonal, Patienten und
Besucher der Klinik erkannten.
AufIgor K.warEnde Januarinseiner
Heimatmit einemSturmg ewehr geschos-
sen worden. DieTatwar of fenbar Teil ei-
nerFehdezwischen zwei Drogenclans, die
bereits DutzendeTote geford erthat.Die
Aufnahme desPatienten Igor K. hattezu
vehementer Kritik an der MHHvonseiten
der Landesregierung geführt.Parallel
dazu kamesinnerhalb der Landesregie-
rung zu Verstimmungen. EinevonInnen-
ministerBorisPistorius(SPD)angestrebte
Verlegung des Patienten in das Justizkran-
kenhausLingenlehntedasJu stizmini steri-
um vonBarbaraHavliza (CDU) ab.
Der Anwalt vonIgor K., DündarKello-
glu, erläuterte am Freitag gegenüber die-
ser Zeitung,sein Mandant habe Deutsch-
land „aus freien Stücken“ verlassen .Ge-
gendie Ausweisungsverfügung werde
man eventuellvor demVerwaltungsge-
richtvorgehen, damit IgorK.künftigwei-
terinden Schengen-Raum einreisen darf.
Kelloglu hob hervor, dassIgor K. der All-
gemeinheit nicht zur Lasthabe fallenwol-
len.„Ichmöcht eden Polizeieinsatznicht“,
habe sein Mandant ihmgesagt.Die Be-
handlungskostenanderMHHhabederVa-
tervon Igor K. beglichen, der „Geschäfts-
mann“sei, berichteteKelloglu.In Istanbul
werdederPatientineinerPrivatklinikwei-
terbehandelt.Aus medizinischer Sicht sei
Igor K. „reisefähig“.

rso./boe./pwe.STUTTGART/PEKING/TO-
KIO. In Kirchheim/Teck in Baden-Würt-
tembergsindamFreitag 15Personenaus
China in einem Hotelzur Quarantäne un-
tergebrachtworden. Es handelt sichüber-
wiegend um deutscheStaatsbürger,die in
DeutschlandkeinenWohnsitz mehr ha-
ben, weil sie seitvielenJahren in China le-
ben. Alle China-Rückkehrer wurden am
Stuttgar terFlughafen untersucht.InChina
warbei ihnenkeine Infektion mit dem
Sars-Cov-2-Erreger festgestellt worden. In
Kirchheim/Teckwerden sie in einem sepa-
ratenHoteltraktvomDeutschen Roten
Kreuz betreut.Sie musstenschriftlichver-
sichern, dasssie sic hüber einenZeitraum
von14Tagen an dieVorschriften der deut-
schen Gesundheitsbehörden und die Qua-
rantäne-Maßnahmen halten. Im Landes-
gesundheitsamt istseit Ende Januar ein
Laborkompe tenzzentrumzur Unter-
suchungvonBluttestsaufCoronavirenein-
gerichtet. Sollt eesunter denRückk ehrern
infizierte Personen geben, sollen sie in
Fachkliniken behandeltwerden.
In Norditalien liegt ein 38 Jahrealter
Coronavirus-Patient in ernstemZustand
im Krankenhaus, wie Behörden amFrei-
tagmitteilten. Der Mann hattesichwohl
in Italien angesteckt ,womöglichbei Tref-
fenmitBekannten,dieausChinagekom-
men waren. Er wirdimHospital der Klein-
stadt Codogno in der Provinz Lodi behan-
delt.Auchseine Frau undweitere Perso-
nen hätten sichanges teckt.
In China hat sichdas Coronavirus in
mehreren Gefängnissenunter denHäftlin-
genausgebreitet.Insgesamt seien in fünf
Haftanstalten mehrals 500Personen in-
fiziert, sagteamFreitag der Leiter der na-
tionalen Gefängnisverwaltung, He Ping.
Offenbar warendie Fälle zuvorgeheim ge-
haltenworden, bisFreitag warkeine einzi-
ge Infektion in einem Gefängnisgemeldet
worden. Viele Funktionärewurden entlas-
sen, unter ihnen dieParteisekretäreder
Justizbehörde und der Gefängnisverwal-
tungder Provinz Shandong sowie zwei Ge-
fängnisdirektoren. Ein Ermittlungsteam
unter Leitung derKommission für politi-
sche undrechtlic he Angelegenheiten der
KommunistischenParteiwu rdenachShan-
dong entsandt, um dieUms tände desAus-
bruchsimRencheng-Gefängniszuuntersu-
chen. Of fenbar hatteein Wärter dasVirus
eingeschleppt. 200 Gefangene und sieben
Gefängnismitarbeiter seienpositiv auf das
Sars-Cov-2-Virusgetestetworden,teilten
dieBehördenmit.ImFrauengefängnisvon
Wuhan sind derweil 230 Insassinnen er-
krankt.Sie seien in Einzelzellengebracht
worden und würden „so bald wie möglich“
in Krankenhäuserverlegt, sagteHePing.
Kein Häftling sei bisher an der Krankheit
gestorben,keinerbefindesichineinemkri-
tischenZustand. Gegen mehrereWärter
werdewegen desVerdachts der Behinde-
rung vonPräventionsmaßnahmen ermit-
telt.Die Gefängnisbehörde entsandte
28 Inspektionsteams in die Provinzen, um
die Präventionsmaßnahmen inverschiede-
nen Gefängnissen zu überprüfen.
Unterdessen gabesinChinaVer-
wirrung um die offiziellenInfektionszah-
len. Nachdem die Provinz Hubei am Don-
nerstag die Definition für bestätigteInfek-
tionengeänder thatte, hattenviele Städte
ihreZahlen nachträglichnachunten korri-
giert.DieGesundheitskommissionvonHu-
bei untersagtediese PraxisamFreitag mit
derBegründung, dassdies„inder Bevölke-
rungZweifelandenDatengeweckt“habe.
In Südkorea isteine sektenartig eReligi-
onsgemeinschaft, derenFührer als Messi-
as verehrtwird, Kern der sichschnell aus-
breitenden Coronavirus-Infektionen. Am
Freitagmeldete dienationaleGesundheits-
behörde 100 neue Infektionsfälle und eine
Gesamtzahlvon204. In denvergangenen
drei Tagenhatsic hdieZahl damitmehrals
versechsfacht. Es gabaucheinen zweiten
Todesfall. Mehr als die Hälftealler Infek-
tionsfälle wirdmit der Shinchonji-Kirche
des Südkoreaners Lee Man-hee inVerbin-
dung gebracht .Shinchonji heißt übersetzt
„neuer Himmelund neue Erde“. Die Sekte
nenntsichauch„der Tempel des Zelts des
Zeugnisses“.DerauchinDeutschlandakti-
venGemeinschaftwirdvorgeworfen, Mit-
glieder unter Zwang zurekrutieren. Der
Gründer der Gruppierung, Lee, beschrieb
dasVirusineinerMitteilunganseineGläu-
bigenalsWerk desTeufels,umdieAusbrei-
tung vonShinchonji zuverhindern.
Japan beendete am Freitag nach14Ta-
genQuarantäne die Ausschiffung von
mehrals1100PassagierenvomKreuzfahrt-
schif fDiamond Princess in Yokohama,die
negativ auf das Virusgetestetwurden.
Mehrals100 Passagiere,dieinengem Kon-
takt mit Infizierten standen, müssen noch
eine verlänger te Quarantänezeit instaat-
lichen Einrichtungen an Landverbringen.
SechsPassagiere aus Deutschlandfliegen
mit anderen Europäernine inemitalieni-
schen Flugzeug nachBerlin. Das Flugzeug
sollimmilitärischenTeildesBerlinerFlug-
hafensTegellanden.
In Iranstieg dieZahl der Infiziertenauf



  1. In vierFällen starben diePatienten an
    der Krankheit,wie ein Sprecher des
    Gesundheitsministeriums amFreitag mit-
    teilte. Die ersten Infektionenwarenam
    Mittwoch aus Ghom gemeldetworden.
    ZurmöglichenInfektionsquellemachteder
    Minis teriumssprecherkeineAngaben. Zu-
    mindestdie er sten beidenTodesop fer, zwei
    ältere Personen ,hattendas Land nichtver-
    lassen. Sie hätten auchkeinenKontakt zu
    chinesischenTouris tengehabt.Wegender
    Todesfälleuntersagtedas Gesundheitsmi-
    nisterium im benachbarten Irak denReise-
    verkehrzwischen de nLändern.


Jede Jeckisanders

KurzeMeldungen


Konservativ,aber unberechenbar


Zum60. GeburtstagmeinerSchwesterGloria vonThurnund Taxis.VonAlexandervonSchönburg


2007 in Berlin:UnserAutormit seiner
SchwesterGloria FotoPeople Image

Mutmaßlicher


Mafiaboss


ausgewiesen


Virusim


Gefängnis


Neue Corona-Fälle in


China,Südkorea, Italien


Dersiebzehnjährige


KaiWallrafist Pri nz


im Kölner Karneval –


undAutis t.


VonJohanna Christner


Foto dpa
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