issue_gartenbuch_2021

(Susanne Mueller3Bw72N) #1

Überlegungen zu Geld


„Wenn man einer Sache einen Preis gibt, nimmt man ihr den Wert.”



  • schon lange habe ich ein gespaltenes Verhältnis zu Geld.


Geld zieht sich durch – und zerstört mehr und mehr – fast alle Beziehungen in unserem derzeitigen
sozialen Gefüge. Es kriecht scheinbar unaufhaltsam in alle Ritzen und Nischen des menschlichen
Zusammenlebens, bis auch die letzte Tätigkeit monetarisiert und verwertbar gemacht ist.


„Eske Bockelmann: Geld ist insgesamt ein System und dieses System entsteht überhaupt
erst dort, wo Menschen nicht mehr persönlich voneinander abhängen. Persönliche Abhängigkeiten
heißt dort, wo die Versorgung nicht über Tausch läuft, also auch nicht über Geld. Lösen sich
diese persönlichen Abhängigkeiten der Menschen auf, müssen sie ihre Lebensnotwendig keiten,
also Lebensmittel, über Tausch und Verkauf bekommen. Natürlich kennen wir unsere Familie,
unsere Freunde, aber es gibt ganz viele Menschen, mit denen wir nur dadurch zusammenhängen,
dass wir eben selber Geld verdienen müssen. Das heißt, zwischen die Menschen ist durch
das Geld ein völlig unpersönliches, nicht nur Tauschmittel, sondern eben auch Verbindungsmittel
ein gesetzt und jeder muss, ob er will oder nicht, darauf schauen, dass er zu diesem Mittel kommt.
Er muss etwas zu verkaufen haben, und wenn es seine Arbeitskraft ist. So muss er sich der
anderen Menschen wie eines Mittels bedienen, um durch sie zum Geld zu kommen. Das prägt uns
am tiefsten. Diese Fremdheit, eigentlich auch diese Konkurrenz ums Geld, in die wir dadurch
gegeneinander gestellt werden.”


Geld ist nichts.


Geld ist ein Nichts, das in die Welt kam, in Umlauf gesetzt wurde, damit Dinge und Tätigkeiten



  • in letzter Konsequenz die ganze Erde – objektiviert, in „Ware” verwandelt, verwertet, produziert
    und – widerum gegen Geld gewinnbringend und meist sehr ungerecht – verteilt werden.


Geld ist nichts. Es ist ein Konstrukt und entsteht nur, indem Banken Kredite vergeben. Es entsteht
folglich nur aus Verschuldung. Es ist also in der heutigen Form IMMER spekulativ und treibt
somit die Vernutzung unseres Planeten immer weiter voran, unausweichlich, mit jedem Euro/
Dollar / Yen / Bitcoin etc, der ausgegeben wird, da Geld sich nur manifestiert, in dem es in Umlauf ist
und immer wieder in alles Mögliche „gewinnbringend investiert” wird – völlig unabhängig
vom eigentlichen Bedarf.


Nur, damit Geld mehr Geld wird.


Die ökologischen Grenzen werden dabei völlig außer acht gelassen.


Wie kommen wir da je wieder raus?


Der Garten ist etwas.


Er ist real.


The real Wachstum.


Ist es nicht ein viel besseres Lebensmodell, die Tage mit wesentlich weniger Lohnarbeit zu
verbringen (die ja leider, obwohl erst vor wenigen Jahrhunderten mit dem aufkommenden
Kapitalis mus den Menschen aufgezwungen, in ihrer fremdbestimmenden Existenz kaum hinter-
fragt wird) und dafür mehr Zeit zu haben, sich um die Familie zu kümmern, sich politisch zu
engagieren, selbstbestimmt seine Mitwelt – ZUM BEISPIEL DEN NACHBARSCHAFTSGARTEN
AM MORITZPLATZ – gemeinsam mit anderen zu gestalten? Im Garten versuchen wir das zu leben.
Irgendwo muß man ja mal damit anfangen.


Susanne

Stimmen aus dem Garten
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