Im Garten der Prinzessinnen,
ich sitze im Garten im Grünen. Laute Rockmusik
dröhnt hinter mir in dieser Idylle. Das erinnert
mich daran, dass ich nicht in der freien Natur bin,
sondern nur in einer kleinen Oase mitten in
der Stadt. Vor mir in den Beeten sehe ich ein Schild,
auf dem eine Eule gemalt ist. Nanu, wo sind
denn hier Tiere? Außer einer schnorchelnden
franz ösischen Bulldogge nichts zu sehen.
Das erinnert mich daran, dass an meinem Haus
dieses Jahr zum ersten Mal keine Singvögel kamen.
Das erste Jahr trällern nachts um 24 h nicht
die Nachtigallen los. Anfangs hielt ich das nächtliche
Jubilieren erschreckt für eine Sinnestrübung.
Nun ist der schöne Gesang verschwunden.
Ich vermisse sie sehr, und es macht mir Angst.
Was verschwindet als nächstes? Auch die Wespen
sind merklich weniger geworden. Die vermisse
ich zwar nicht, aber was sollen die Vögel auch
fressen, wenn 70 Prozent der Insekten schon
ausgerottet sind. Wenn die Vögel verschwinden, wird
der Klimawandel vor der Haustür spürbar. Dann
kommt es einem nah, die Veränderungen. Dann ist
es nicht der weit entlegene Regenwald, oder Indien,
oder das Sintflut anmaßende Sturzwasser in
Süddeutschland. Noch tut es vor meiner Haustüre
noch nicht weh, noch stirbt niemand in meiner
Umgebung an den Veränderungen.
Ich sehe einen sich windenden Weg vor mir. Eine
schiefe Pflanze kann auf dem krummem Blumenkübel,
der auf einem schiefen Amboss steht, noch
gerade ihr Gleichgewicht halten. Daneben wächst eine
Sonnenblume aus der Erde heraus. Ihre Blüte hängt
schief zur anderen Seite. Sie geleitet den Fußgänger
über den Weg zum Tor hinaus. Ein Tor zum Hin-
ausgehen, das ebenfalls in etwas hineinführen kann.
Heike Löbbert, 26.08.21
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