Die Welt - 20.02.2020

(avery) #1

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4 POLITIK *DIE WELT DONNERSTAG,20.FEBRUAR


D


ie Thüringer CDU-Politi-
kerin Christine Lieber-
knecht und der WELT-
Reporter kennen sich
seit mehr als 25 Jahren.
Am Mittwochvormittag hat er sie in ih-
rem Dorf bei Weimar besucht und sich
erklären lassen, warum sie als Über-
gangskandidatin für das Amt der Mi-
nisterpräsidentin nicht mehr zur Ver-
fffügung steht. Und warum die CDU nunügung steht. Und warum die CDU nun
auf die Linke zugehen sollte.

VON CLAUS CHRISTIAN MALZAHN
AUS WEIMAR

WELT:Frau Lieberknecht, Sie waren
seit Montag als Interimsministerprä-
sidentin in Thüringen im Gespräch
und haben sich nun heute aus dem
Spiel genommen. Warum?
CHRISTINE LIEBERKNECHT:Ich war
bereit, eine Übergangsregierung anzu-
ffführen, wenn sich damit der gordischeühren, wenn sich damit der gordische
Knoten durchtrennen lässt. Das Ziel
wäre gewesen, endlich wieder stabile
politische Verhältnisse zu schaffen.
Doch in einer Kernfrage liegen die Ver-
handlungspartner einfach zu weit aus-
einander. Die Linken wollten stabile
VVVerhältnisse schaffen, indem es schnellerhältnisse schaffen, indem es schnell
zu Neuwahlen kommt. Das sieht man
in meiner Partei anders. Die Thüringer
CDU wollte die Situation im bestehen-
den Landtag befrieden.

Die CDU-Fraktion wollte vor allem
einen späteren Wahltermin.
Ja, dafür mag es auch gute Gründe ge-
ben. Aber das wollen die Linken und
die SPD eben nicht. Und dieser Ziel-
konflikt lässt sich meiner Meinung
nach eben nicht auflösen.

Wie soll nun eine Lösung herbeige-
ffführt werden? Es ist ja undenkbar,ührt werden? Es ist ja undenkbar,
dass dauerhaft ein geschäftsführen-
der FDP-Ministerpräsident ohne Mi-
nister regiert.
Das stimmt. Echte politische Stabilität
im Thüringer Landtag lässt sich mei-
ner Meinung nach nur herstellen,
wenn man die realen Mehrheitsver-
hältnisse anerkennt. CDU und Linke
hätten eine stabile Mehrheit. Das be-
deutet: Wir bekommen diese Stabilität
nur, wenn CDU und Linke eine verläss-
liche parlamentarische Zusammenar-
beit vereinbaren. Einen anderen Aus-

weg kann ich nicht erkennen, wenn
man Neuwahlen ablehnt.

Diese Zusammenarbeit wurde ja im
Januar unter dem Stichwort „Pro-
jektregierung“diskutiert. Damit war
eine verlässliche Kooperation von
Linke und CDU gemeint.
So ist das. Das ist die Variante, der
man nun folgen sollte. Eine solche Zu-
sammenarbeit muss aber mehr bedeu-
ten als nur die Wahl eines Minister-
präsidenten Bodo Ramelow. Man
müsste sich dann auch auf eine gesetz-
geberische Zusammenarbeit verstän-

digen. Wie gesagt: Entweder man
wählt diesen Weg, oder man sorgt für
Neuwahlen. Einen Mittelweg sehe ich
nicht.

Die Beschlüsse der CDU stehen einer
Zusammenarbeit mit der Linken
komplett entgegen.
Ich kenne diese Beschlüsse. Aber wir
stecken hier in einer komplizierten re-
alpolitischen Lage. Die muss man real-
politisch lösen. Wenn die CDU Neu-
wahlen ablehnt, muss sie sich mit der
Linken ins Benehmen setzen. Das fällt
uns Christdemokraten schwer, es ist
nicht unser Wunsch. Aber es geht jetzt
um das Wohl des Landes. Und die Wäh-
lerinnen und Wähler erwarten zu
Recht, dass wir diese Situation endlich
klären.

Liegen CDU und Linkepolitisch nicht
einfach viel zu weit auseinander?
Das wäre kein Wunschkonzert. Aber
natürlich gibt es Schnittmengen in
Sachfragen. Die wurden im Januar ja
auch bereits ausgelotet. Es gab positive
Ansätze, die nicht fortgeführt wurden.
Diesen Strang sollte die CDU nun wie-
der aufnehmen.

Erwarten Sie, dass die Berliner CDU-
Führung sich dann aus den Entschei-
dungen in Thüringen heraushält?
Nach allem, was passiert ist, habe ich
nicht den Eindruck, dass das Konrad-
Adenauer-Haus wirksam in die Thürin-
ger Verhältnisse eingreifen kann.

Bei den Verhandlungen am Dienstag-
abend im Thüringer Landtag sah es
so aus, als wäre eine Lösung möglich.
Die Parteien wollten bis Freitag ein
tragbares Ergebnis vorlegen. Nach
Ihrer Absage wird das nicht leichter.
Ich kenne die unterschiedlichen Inte-
ressenlagen der Parteien. Ich halte es
auch für möglich, dass man einen Kom-
promiss gefunden hätte. Aber ob der
tragfähig gewesen wäre, ist doch eine
ganz andere Frage. Ich bin seit 30 Jah-
ren in der Politik und weiß, welche Dy-
namik sich entwickeln kann und wel-
che Fallstricke ausliegen. Um Neuwah-
len zu ermöglichen, müssten sich 60
der 90 Abgeordneten des Landtags da-
fffür aussprechen. SPD, Grüne, Linkeür aussprechen. SPD, Grüne, Linke
und CDU haben zusammen nur 63
Stimmen. Aber diese Abstimmung über

eine Auflösung des Landtags ist letzt-
lich die ganz persönliche Entscheidung
jedes Abgeordneten. Es gibt die Frei-
heit des Mandats. Man hätte sich also
Neuwahlen versprechen können. Aber
ob sie dann wirklich zustande kämen,
ist doch unvorhersehbar.

WWWann haben Sie eigentlich erfahren,ann haben Sie eigentlich erfahren,
dass Sie vorgeschlagen worden sind?
Es gab einen Kontakt aus der Verhand-
lungsrunde am Montagabend heraus.
Später auch den Wunsch nach einem
Telefonat. Aber da hatte ich mein
Handy bereits ausgeschaltet. Am nächs-
ten Morgen habe ich mit Bodo Rame-
low telefoniert und ihm gesagt, dass ich
bereit bin, wenn CDU und Linke mich
gemeinsam darum bitten.

Haben Sie jemals eine Situation er-
lebt, die politisch so verhakt war?
Ich habe manche Krisen erlebt. Aber
die jetzige Situation war noch nie da.
Deshalb habe ich mich ja auch bereit
erklärt zu helfen. Und zwar für einen
eng begrenzten Zeitraum, bis Neu-
wahlen stattfinden. Aber ich zweifle
eben daran, dass Neuwahlen beschlos-
sen werden angesichts der völlig un-
terschiedlichen Interessenlagen.

Wie anstrengend waren die vergange-
nen Tage für Sie persönlich?
Ich hatte sehr viele Anfragen von Me-
dien. Aber natürlich habe ich geschwie-
gen, der Ball lag ja nicht bei mir. Wenn
es zu einer einvernehmlichen Position
der Verhandler gekommen wäre, hätte
ich mich natürlich zur Verfügung ge-
stellt. Aber ich musste dann zu der Ein-
schätzung kommen, dass der Konflikt
über das Thema Neuwahlen nur über-
deckt und nicht wirklich aufgelöst wer-
den konnte. Ich bin immer für klare
WWWorte und Lösungen.orte und Lösungen.

Wie war Ihr Kontakt zur Thüringer
CDU-Führung?
Eng. Wir haben uns oft ausgetauscht.
AAAber ich war nicht am Zug, ich binber ich war nicht am Zug, ich bin
auch nicht mehr in der Fraktion. Ich
hätte gern meinen Beitrag geleistet,
um die Krise zu lösen. Ich kann meiner
Partei nur empfehlen, über ihren
Schatten zu springen und mit der Lin-
ken einen Ausweg zu finden. Das
schulden wir jetzt dem Freistaat Thü-
ringen.

Christine Lieberknecht über die Lage in Thüringen: „Wir bekommen diese Stabilität nur, wenn CDU und Linke eine verlässliche parlamentarische Zusammenarbeit vereinbaren“

CANDY WELZ

/CW

„Das schulden wir jetzt


dem Freistaat Thüringen“


Christine


Lieberknecht steht


nicht mehr als


Interims-


Ministerpräsidentin


in Thüringen zur


Verfügung. Im


Interview zeigt sie


Unverständnis über


das Verhalten ihrer


CDU und fordert sie


auf, endlich mit der


Linkspartei zu


kooperieren


E


s gab in der AfD mal eine Zeit,
in der unterschiedliche Grund-
positionen von unterschiedli-
chen Personen vertreten wurden. Vor
allem der Gegensatz zwischen Mäßi-
gung und Radikalismus war ein Ge-
gensatz zwischen Personen: Auf der
einen Seite standen tatsächliche oder
selbst ernannte Realpolitiker, etwa die
ehemalige Vorsitzende Frauke Petry
und später unter anderem Georg Paz-
derski aus Berlin. Auf der anderen Sei-
te standen Fundamentalisten, zumal
Anhänger des völkischen „Flügels“.
Doch mit diesen personellen Gegen-
sätzen ist es in der AfD vorbei.

VON MATTHIAS KAMANN

Denn spätestens seit den Thüringer
Wirrnissen ist es in der AfD möglich
geworden, beide Grundpositionen so
zu verbinden, dass sie von einer einzi-
gen Person vertreten werden können.
Nämlich ausgerechnet von Björn Hö-
cke. Der Thüringer Landes- und Frak-
tionschef agiert, als ginge beides
gleichzeitig. Als könne er im Landtag
zusammen mit CDU und FDP bei der
Wahl des Eintagsministerpräsidenten
Thomas Kemmerich (FDP) „eine kon-
struktive bürgerliche Kooperation“
schaffen, wie sich Höcke ausdrückte –
und als könne er ebenso bei der
rechtsradikalen Pegida-Kundgebung
am vergangenen Montag allen ande-
ren Parteien unter Einschluss von
FDP und CDU eine „geistige Störung“
unterstellen und Deutschland als „Ir-
renhaus“ bezeichnen, wie Höcke sag-
te. In Dresden verpackte er seine
scheinbare Doppelbegabung in einem
Satz: „Ich sage Ja zum Parlament aus
tiefster Überzeugung, aber ich sage in
der Situation, in der unser Land ist,
auch Ja zur Straße.“
Die „Straße“ – das war noch vor ein-
einhalb Jahren ein Reizwort in der
AfD. Als 2018 die Spitzenrechten der
Partei in Chemnitz einen „Trauer-
marsch“ abhielten, hatten vorab viele
„Gemäßigte“ in der AfD Bedenken gel-
tend gemacht. Weil dabei ja Neonazis
mitlaufen könnten. Was dann auch ge-
schah. Deshalb empfahl hernach der
damalige AfD-Bundesvorstand den
Parteimitgliedern, Abstand zu frag-
würdigen Demos zu halten.
Aber als Höcke nun in der vergange-
nen Woche seinen Pegida-Auftritt an-
kündigte, regte sich dagegen in der
AfD so gut wie kein Widerstand. Im
Gegenteil: Obwohl die Partei offiziell
keine Verbrüderung mit den Dresdner
Islamfeinden will, rief der sächsische
AfD-Landesverband auf Facebookzur
Teilnahme an der Demo auf.
Lernen konnten dort die Parteimit-
glieder, wie Höcke die Brücke zwi-
schen angeblich bürgerlichem Parla-
mentarismus und rechtsradikalem
Agitieren zu bauen gedenkt. Zunächst
pries er, wie er und seine Thüringer
Fraktionskollegen „als nur unserem
Gewissen verpflichtete Abgeordnete“
für Kemmerich gestimmt hätten. So-
dann verdammte es Höcke, dass Kem-
merich nach der Wahl „in einen mora-
lischen Schwitzkasten“ genommen
und zum Rücktritt gedrängt worden
sei. Dies sei, so Höcke, ein „sittlicher
Dammbruch“ gewesen, der „jeden An-
stand hinweggefegt“ habe. „Putsch“
nannte er es, dass Bundeskanzlerin
Angela Merkel (CDU) die Rücknahme
der Kemmerich-Wahl forderte.
Nachdem Höcke solcherart die
„Herrschaft des Schlechten“ geschil-
dert hatte, war es für ihn bei Pegida in
Dresden kein Problem mehr, den Brü-
ckenschlag zum rechtsradikalen Agi-
tieren gegen alle anderen Parteien zu
vollenden: „Diese verbrauchten Par-
teien sind keine Wahl für einen auf-
rechten Patrioten“, sagte er, „sie sind

und werden niemals Freunde eines
deutschen Volkes, sie lösen unser
Deutschland auf.“
Doch so abschreckend solche Aus-
sagen nach außen hin auch wirken mö-
gen – gegen Höcke wurde Strafanzeige
wegen des Verdachts auf Volksverhet-
zung gestellt –, so legitim sind jene
Sätze in der AfD. Weil Höcke seine Ra-
dikalität nun als bloße Reaktion auf
die Zerstörung einer „bürgerlichen“
Thüringer Regierung durch das
„Establishment“ hinstellt.
Höckes Behauptung, dass er und
seine Thüringer Fraktion im Erfurter
Landtag mit „staatspolitischer Verant-
wortung“ etwas Bürgerliches geschaf-
fen hätten, wird innerhalb der AfD all-
gemein geteilt. Alice Weidel, die als
Chefin der Bundestagsfraktion, Par-
teivize und neuerdings alleinige Lan-
desvorsitzende in Baden-Württem-
berg die mächtigste Frau der AfD ist,
sagte WELT: „Die Thüringer AfD hat
mit Kemmerichs Wahl ganz deutlich
gemacht, dass es eine bürgerliche
Mehrheit im Landtag gibt.“ Weil aber
diese „Tatsache“ dann von den ande-
ren Parteien ignoriert worden sei, ha-
be „die AfD die CDU als Steigbügelhal-
ter der Linken enttarnt“, sagte Weidel
und stimmte damit Höckes Verdam-
mung der anderen Parteien inhaltlich
zu. Letztlich, so Weidel, hätten „FDP
und CDU ihre Wähler getäuscht“. Und
das derzeitige „Hickhack von Linker
und CDU“ sei „nur noch peinlich“.
Der Sache nach pflichtete Weidel
auch Höckes Urteil über Merkel bei:
„Hätte die Bundeskanzlerin nicht in
eine demokratische Wahl eingegriffen,
hätte Thüringen dieses Problem gar
nicht. Es gäbe mit Thomas Kemmerich
einen bürgerlichen Ministerpräsiden-
ten, der auf eine bürgerliche Mehrheit
im Landtag zurückgreifen kann.“
Dass der Urheber all jener angebli-
chen Bürgerlichkeit, der Kemmerich-
Ermöglicher Höcke, dann bei Pegida
aufgetreten ist, stellt für Weidel kein
Problem dar: „Björn Höckes Auftritt
bei Pegida in Dresden sehe ich nicht in
einem direkten Zusammenhang mit
den Thüringer Vorgängen“, sagte Wei-
del. „Er wirkt natürlich auch über sein
Bundesland hinaus, was selbstver-
ständlich vollkommen legitim ist.“
AAAls derart legitim aber wurde nochls derart legitim aber wurde noch
vor wenigen Monaten Höckes Wirken
„über sein Bundesland hinaus“ in der
AAAfD mitnichten angesehen. VielmehrfD mitnichten angesehen. Vielmehr
gab es immer wieder Ärger, wenn der
Anführer des völkischen „Flügels“ in
anderen Landesverbänden erschien und
dort für Unruhe bei den weniger Radi-
kalen sorgte. Mittlerweile aber hat der
Thüringer Freifahrtscheine: In der ver-
gangenen Woche trat er in Bayern mit
Protagonisten des äußersten rechten
AAAfD-Randes bei einer Veranstaltung imfD-Randes bei einer Veranstaltung im
fffränkischen Kulmbach auf. Ende Märzränkischen Kulmbach auf. Ende März
soll er sich im nordrhein-westfälischen
Höxter zusammen mit dem als gemä-
ßigt gehandelten NRW-Landeschef Rü-
diger Lucassen zeigen. Auch in Nieder-
sachsen ist Höcke angekündigt.
Ihn auszuladen ist in der AfD fak-
tisch unmöglich geworden. Denn da-
mit würden nicht nur – was immer so
war – seine rechtsradikalen Anhänger
brüskiert, sondern zudem würden
AfD-Spitzenfunktionäre mit einer Ab-
sage an Höcke auch den Anspruch de-
rer verraten, die sich für gemäßigt hal-
ten. Nämlich den Anspruch, mit FDP
und CDU für rechte Mehrheiten zu
sorgen. Weil Höcke diesen Anspruch
in Erfurt scheinbar erfüllt hat, kann er
heutzutage als Held nicht nur der
Rechtsradikalen gelten, sondern auch
der nach „Bürgerlichkeit“ strebenden
Mitglieder. Höcke erfüllt die Ansprü-
che beider Gruppen. Er verbindet in
seiner Person, was die AfD bisher in-
haltlich und personell spaltete.

Björn Höcke spricht
auf der Dresdner
Pegida-Veranstaltung

DPA

/ROBERT MICHAEL

„Bürgerlich“ im Landtag,


rechtsradikal bei Pegida


Björn Höcke verbindet, was die AfD bisher spaltete


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