Die Welt - 20.02.2020

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20.02.2020.02.2020.02.20/1/1/1/1/Pol4/Pol4 GVOLLBOR 5% 25% 50% 75% 95%

DIE WELT DONNERSTAG,20.FEBRUAR2020* POLITIK 7


A


ngela Merkels Blazer sind legen-
där. Man hat das Gefühl, in den 15
Jahren ihrer Kanzlerschaft hat
man die Jacken schon in jeder erdenkli-
chen Farbe gesehen, sie waren unendlich
oft Gesprächsstoff. Wie viele Gruppenfo-
tos von Gipfeltreffen hat man schon ge-
sehen, auf denen Merkel zwischen den
Trägern dunkler Anzüge grell hervor-
sticht?

VON KLAUS GEIGER
UND MAXIMILIAN KALKHOF

Und jedes Mal war die Botschaft auch
unweigerlich. Da ist eine Frau an der
Macht – und das ist etwas sehr Besonde-
res, es sticht hervor. An diesem verregne-
ten Mittwoch in Berlin aber fällt nichts
auf. Merkel trägt einen schwarzen Blazer,
genau wie ihr Gast, die finnische Minis-
terpräsidentin Sanna Marin. Schwarz ne-
ben schwarz stehen sie in der lichten
Halle des Kanzleramts.
Sie wirken wie Mutter und Tochter –
Merkel ist 65 Jahre alt und wird in spätes-
tens einem Jahr ihr Amt aufgeben, so we-

nigstens der offizielle Plan. Sanna Marin
hingegen hat ihr Amt gerade erst über-
nommen – und ist mit 34 Jahren die
jüngste Frau an der Spitze eines europäi-
schen Landes. Es wirkt wie ein Wach-
wechsel: Die nächste Generation über-
nimmt – und Frauen an der Macht sind
inzwischen so normal wie die gedeckten
Farben, die Politiker seit Jahrhunderten
tragen.
3 0 Jahre trennen die beiden Frauen –
Jahrzehnte, in denen sehr viel geschehen
ist. Angela Merkel war noch im Alter von
4 0 Jahren nur Kohls Mädchen. Als sie
schließlich mit Mitte 40 den Männern in
ihrer Partei die Macht entwand, war dies
unerhört. Was wagte diese junge Frau aus
dem Osten! Erst mit 51 Jahren hatte sie es
mit eiserner Härte geschafft, das Kanzler-
amt als erste Frau einzunehmen.
AAAls Angela Merkel 2005 zur Bundes-ls Angela Merkel 2005 zur Bundes-
kanzlerin gewählt wurde, titelte die
„Bild“-Zeitung: „Miss Germany“. Merkel
war die erste Frau im Amt. Hinter Merkel
lagen Jahre, in denen ihr Aussehen stän-
diges Thema war. Mal wurde ihr wegen
ihres eher burschikosen Auftritts die

WWWeiblichkeit abgesprochen. Dann wiedereiblichkeit abgesprochen. Dann wieder
hatte jeder Beobachter der Bundesrepu-
blik eine Meinung zu ihrer Frisur. Als
Sanna Marin im Dezember vergangenen
Jahres zur Ministerpräsidentin Finn-
lands gewählt wurde, sei das in ihrer Hei-
mat „kein so großes Thema“ gewesen,
sagte die Politikerin jüngst dem „Spie-
gel“. Marin ist bereits die dritte Frau in
diesem Amt.
Inzwischen sind weibliche Regierungs-
chefs Normalität – dafür hat auch Angela
Merkel gesorgt, in dem sie nun seit 15
Jahren die mächtigste Regierungschefin
Europas ist. Die Finnin zündete nun die
nächste Stufe: Denn sie ist nicht nur mit
3 4 Jahren die jüngste Ministerpräsiden-
tin ihres Landes, seit sie das Amt im De-
zember von Vorgänger Antti Rinne über-
nommen hat. Sie ist auch Chefin einer
Koalition aus fünf Parteien, bei der alle
vier Koalitionspartner von Frauen ange-
ffführt werden. Das Foto von ihr und derührt werden. Das Foto von ihr und der
vier Parteichefinnen ging um die Welt.
Marin führt außerdem ein Kabinett an, in
dem zwölf von 19 Posten mit Frauen be-
setzt sind. Marin steht am Anfang ihrer

Karriere, beim Weltwirtschaftsforum in
Davos wurde sie gefeiert, sie gilt als der
Inbegriff einer neuen Politikergenerati-
on. Der Termin im Kanzleramt erlaubt
einen Eindruck davon, was die neue Ge-
neration der weiblichen Mächtigen von
der vorherigen unterscheidet. Marin
traut sich, weiblich auszusehen. Sie trägt
ihr langes, leicht gewelltes Haar meist of-
fffen, auf den Wangen trägt sie Rouge, deren, auf den Wangen trägt sie Rouge, der
Blazer ist auch mal grell-pink.
Macht sei nach wie vor männlich kon-
notiert, sagt die Kommunikationswissen-
schaftlerin Christina Holtz-Bacha. Frau-
en in der Spitzenpolitik stünden vor ei-
nem unauflösbaren Widerspruch: „Um
Karriere zu machen, müssen sie sich auf
die Regeln einlassen. Gleichzeitig aber
wird es Frauen negativ ausgelegt, wenn
sie zu unfeminin auftreten.“ Es ist ein
Widerspruch, den die Generation Sanna
Marins schlicht nicht mehr akzeptiert.
Macht ist Macht. Männlich oder weiblich.
Die Pressekonferenz in Berlin ist dann
aaauch so langweilig, wie es bei finnisch-uch so langweilig, wie es bei finnisch-
deutschen Staatsbesuchen seit Jahrzehn-
ten üblich ist. Man habe über die bilatera-

len Beziehungen gesprochen, sagt Mer-
kel, über Digitalisierung und über den
EU-Haushalt: „Es war ein intensives, gu-
tes und vor allem freundschaftliches Ge-
spräch.“ Ob sie glaube, dass die Füh-
rungskrise innerhalb der Union die deut-
sche EU-Ratspräsidentschaft in der zwei-
ten Jahreshälfte überschatten werde,
wird sie im Bundeskanzleramt von einem
deutschen Journalisten gefragt. Nein, das
glaube sie nicht, sagt Marin, Deutschland
sei sehr erfahren. Nächste Frage.
Politisch sind sich Marin und Merkel
ohnehin so uneinig wie junge skandinavi-
sche Sozialdemokraten und ältere deut-
sche Christdemokraten es eben nun mal
sind. Und im Zweifel ist die Zugehörig-
keit zu zwei Generationen entscheiden-
der als jene zum selben Geschlecht: Ma-
rin ist in einer, wie sie oft betont, „Regen-
bogenfamilie“ aufgewachsen. Nach der
Trennung von ihrem Partner begann Ma-
rins Mutter eine Beziehung mit einer
Frau. Marin ist klar für die Homo-Ehe.
Merkel ist da zurückhaltender. Als der
Bundestag 2017 über die Ehe für alle ab-
stimmte, votierte sie dagegen.

Frauen an der Macht – die nächste Generation


Die jüngste europäische Regierungschefin besucht die älteste. Die Finnin Sanna Marin und Angela Merkel trennen 30 Jahre. Ihr Treffen zeigt, was sich geändert hat


Angela Merkel (r.) und die
fffinnische Ministerprä-innische Ministerprä-
sidentin Sanna Marin im
Hof des Kanzleramts

REUTERS/MICHELE TANTUSSI

D


ie Bewohner Brüssels
werden schon einmal auf
drei Tage Ausnahmezu-
stand vorbereitet: Von
Donnerstag bis Samstag
würden Bushaltestellen verlegt und U-
Bahnausgänge gesperrt, warnt die Stib,
die Betreibergesellschaft des Brüsseler
Nahverkehrs auf den Anzeigetafeln in
den betroffenen Stationen. Brüsseler,
an derlei Widrigkeiten von großen EU-
Gipfeln gewohnt, dürfte die Ankündi-
gung kaum aus der Fassung bringen. Die
anvisierte Dauer des Treffens dürfte al-
lerdings Diplomaten und EU-Beamte
schlucken lassen.

VON TOBIAS KAISER UND
CHRISTOPH B. SCHILTZ
AUS BRÜSSEL

Tatsächlich bereiten sich Europas
Staats- und Regierungschefs auf die
wohl härtesten Haushaltsverhandlun-
gen der EU seit langem vor. Auf dem
kurzfristig einberufenen Sondergipfel
beraten sie ab Donnerstagnachmittag
darüber, wie viel Geld die EU in den
kommenden sieben Jahren bekommt
und wie es ausgegeben werden soll. Es
geht um eine große Summe: Der Mittel-
fristige Finanzrahmen (MFR), wie der
Sieben-Jahres-Haushalt im EU-Jargon
heißt, ist mehr 1000 Milliarden Euro
schwer.
Charles Michel, der frisch gebackene
Präsident des Europäischen Rates, der
die Verhandlungen zwischen den EU-
Staaten koordiniert, scheint fest ent-
schlossen, sich bereits zu Beginn seiner
Amtszeit als Macher zu profilieren und
am Ende des Gipfels eine Einigung zu
präsentieren. Er plant deshalb keinen
zweiten Termin für Haushaltsverhand-
lungen ein und habe den Gipfel für eine
unbestimmte Dauer angesetzt. Die Bot-
schaft ist unmissverständlich: Der ehe-
malige belgische Premier will die Teil-
nehmer so lange nicht abreisen lassen,
bis sie sich geeinigt haben.
Lassen sich Merkel, Macron und die
anderen Regierungschefs darauf ein,
könnte es ein Marathon-Gipfel bis in
das Wochenende hinein werden. Ob sie
sich dabei einigen, ist allerdings alles
andere als sicher, denn die Gemengela-
ge ist dieses Mal überaus kompliziert:
Nach dem Brexit müssen die verbliebe-
nen Mitglieder den britischen Beitrag
teilweise kompensierenund viele Net-
to-Empfängerländer haben sich wirt-
schaftlich so gut entwickelt, dass sie in
den kommenden Jahren unterm Strich
weniger Geld aus Brüssel bekommen
werden oder gar zum Netto-Zahler wer-
den wie Irland. Und dann gibt es zwi-
schen den Hauptstädten noch Streit da-
rüber, wofür die Milliarden ausgegeben
werden und unter welchen Bedingun-
gen Gelder aus Brüssel künftig gezahlt
werden.

DIE FREUNDE DER KOHÄSION

So lehnt beispielsweise eine Gruppe
von 17 Ländern Kürzungen bei den Sub-
ventionen für die Landwirtschaft und
bei der Kohäsionspolitik, die ärmere Re-
gionen wirtschaftlich voranbringen soll,
strikt ab. In Brüssel wird die Gruppe
denn auch liebevoll-spöttisch als
„Freunde der Kohäsion“ bezeichnet. Zu
der Gruppe gehören alle mittel-, ost-
und südeuropäischen Mitgliedstaaten,
genauso wie die baltischen Länder. Bis
auf Italien sind alle Mitglieder des Zir-
kels Nettoempfängerländer.
Die Gruppe ist gut organisiert: Vor
drei Wochen trafen sich Vertreter der 17

Staaten auf Einladung des portugiesi-
schen Ministerpräsidenten Antonio
Costa in Beja, um sich für den anstehen-
den Verhandlungsmarathon auf eine
Strategie festzulegen. Es war ein Gipfel
mit allem, was dazu gehört: Sicherheit,
Gruppenfoto, Flaggen hinter dem gro-
ßen Konferenztisch und einer gemein-
samen Erklärung zum Abschluss.

DIE SPARSAMEN VIER

Der Kontrast zur Gegenveranstaltung
hätte größer nicht sein können: Däne-
mark, Österreich, Schweden und die
Niederlande, die sogenannten „Sparsa-
men Vier“ beharren darauf, dass die
künftigen Beiträge an die EU nicht hö-
her sein dürfen als 1,0 Prozent der je-

weiligen Bruttonationalprodukte – das
entspreche der bisherigen Größenord-
nung. Auch diese Vier koordinieren
sich, allerdings in bescheidenerem Rah-
men. Zwei Tage nach dem Gipfel in Por-
tugal veröffentlichte Mark Rutte, der
Regierungschef der Niederlande, de-
monstrativ ein Foto von den Beratun-
gen der Sparsamen Vier auf Twitter: Ein
Konferenztisch in Resopaloptik, darauf
nur Thermoskannen und Tassen und
am Kopfende ein großer Bildschirm:
Zwischen Den Haag, Kopenhagen, Wien
und Stockholm wurde lediglich geskypt.
„In den bevorstehenden MFR-Verhand-
lungen stehen wir geschlossen“, schrieb
Rutte dazu.
Das betont auch Österreichs einfluss-
reiche Europaministerin Karoline Edts-

tadler (ÖVP). „Wir wollen nicht mehr
als bisher zahlen, und wir wollen einen
dauerhaften und substanziellen Ra-
batt“, sagte sie WELT. Wichtig sei ein
„schlankes EU-Budget“ mit einem Fo-
kus auf die Zukunftsthemen Forschung,
Innovation, Entwicklung und auf den
Außengrenzenschutz. „Denn es ist
Steuergeld und es liegt in unserer Ver-
antwortung damit sparsam umzuge-
hen.“ So wie die Sparsamen Vier hält
auch Deutschland die Budget-Vorschlä-
ge aus Brüssel für zu hoch. Ursula von
der Leyen, die Präsidentin der EU-Kom-
mission will, dass die nationalen Regie-
rungen künftig 1,114 Prozent ihrer Wirt-
schaftsleistung für die Finanzierung der
EU überweisen, viele Nettoempfänger-
länder aus Süd-, Mittel- und Osteuropa

verlangen einen noch höheren Anteil
und die Abgeordneten des Europäi-
schen Parlaments fordern 1,3 Prozent
der Bruttonationalprodukte für die Ar-
beit der EU.
Vergangenen Freitag hat EU-Ratsprä-
sident Michel einen Kompromissvor-
schlag vorgelegt, der die Verhandlungs-
grundlage für den Gipfel werden soll: Er
sieht 1,074 Prozent der Wirtschaftsleis-
tung als Beitrag für die EU vor. Das ent-
spräche einem EU-Budget von 1,
Billionen Euro. Die Summe war in die-
ser Größenordnung erwartet worden
und böte immer noch genügend Spiel-
raum für eine Einigung.
Trotzdem reagierten viele Mitglied-
staaten verärgert auf den Vorschlag. So
will Michel beispielsweise das kompli-
zierte Rabattsystem für die Nettozahler
durch einfachere Pauschalrabatte erset-
zen, die allerdings im Laufe der Zeit
schrumpfen und auslaufen sollen. Das
würde insbesondere Deutschland tref-
fen.Ohne Rabatte läge Berlins Brutto-
beitrag nach dem Michel-Vorschlag
künftig bei 40 Milliarden Euro und da-
mit rund 12 Milliarden über dem bishe-
rigen Wert. Über sieben Jahre wären es
84 Milliarden Euro mehr. Die Kommis-
sion betont, dass Inflation und Wirt-
schaftswachstum in den vergangenen
sieben Jahren einen erheblichen Teil
des Mehrbeitrags ausmachen.

DIE VERTEIDIGER DER DEMOKRATIE

AAAuch beim Thema Rechtsstaatlichkeituch beim Thema Rechtsstaatlichkeit
hat Michels Vorschlag die bestehenden
Konflikte verschärft: Die Kommission
will, dass künftig Fördergelder gesperrt
werden, wenn nationale Regierungen
rechtsstaatliche Standards verletzen.
Das Europaparlament und sechs nord-
und westeuropäische Länder, darunter
Deutschland, unterstützen dieses Vor-
gehen. Polen und Ungarn sind strikt
dagegen. Die Verhandlungsgrundlage
fffür kommende Woche sieht jetzt vor,ür kommende Woche sieht jetzt vor,
dass solch eine Sanktion nur mit einer
qualifizierten Mehrheit aller Mitglieds-
länder beschlossen werden kann – die
allerdings praktisch nicht erreichbar
ist. Der Rechtsstaatsmechanismus wä-
re in dieser Form von vornherein zum
Scheitern verurteilt. Daniel Freund,
Grünen-Abgeordneter im Europaparla-
ment, fordert denn auch, dass „die
Rechtsstaatlichkeit nicht einem Kom-
promiss der Staats- und Regierungs-
chefs beim mehrjährigen Haushalt ge-
opfert werden darf“. Der Parlamenta-
rier besteht zudem darauf, „dass der
Mechanismus so gestaltet wird, dass
VVVerstöße auch wirklich sanktionierterstöße auch wirklich sanktioniert
werden können“.
Tatsächlich dürfte es bei den Bera-
tungen auch darum gehen, unter wel-
chen Bedingungen künftig Geld aus
Brüssel fließt. Einige Länder fordern
beispielsweise mehr Flexiblität beim
Einsatz der Kohäsionsgelder. Die Che-
fffin des Haushaltskontrollausschussesin des Haushaltskontrollausschusses
im EU-Parlament, Monika Hohlmeier
(CSU) plädiert derweil für stärkere
Kontrolle: „Wer sparen will, muss da-
fffür sorgen, dass künftig im Bereich derür sorgen, dass künftig im Bereich der
Struktur- und Agrarfonds nicht eine
einzige Person, wie beispielweise ein
schwerreicher Oligarch, bis zu 500
Millionen Euro Förderung erhalten
kann.“ Dies sei in der Vergangenheit
leider geschehen. Hohlmeier: „Dabei
bestanden weder eine Notwendigkeit
noch eine Bedürftigkeit. Es muss ne-
ben einer verschärften Prüfung auch
eine klare Obergrenze für Auszahlun-
gen geben – eine halbe Milliarde Euro
ist viel zu viel.“

Die EU-Kommission in Brüssel. Nach dem Brexit muss der britische Haushaltsbeitrag teils kompensiert werden

GETTY IMAGES

/THIERRY MONASSE

Merkels letzter großer


Kampf in Brüssel


Von heute an feilschen die EU-Staats- und Regierungschefs in Brüssel


um ihre Beiträge zum EU-Budget. Es geht um Milliarden


FLÜCHTLINGSBÜRGSCHAFTEN

Staat übernimmt


2 1,7 Millionen Euro


Ein Jahr nach dem Beschluss zur Über-
nahme der meisten sogenannten
Flüchtlingsbürgschaften stehen die
Kosten für Bund und Länder fest: Bun-
desweit hätten die betroffenen Einrich-
tungen „Forderungsausfälle in Höhe
von insgesamt 21.698.509 Euro gemel-
det“, heißt es in einer Antwort des
Bundesarbeitsministeriums auf eine
Anfrage der AfD-Fraktion, die der
„Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ)
vorliegt. Der höchste Betrag, 8,3 Millio-
nen Euro, entfällt auf Niedersachsen,
gefolgt von NRW mit 6,78 Millionen
Euro und Hessen mit 2,1 Millionen
Euro. In Berlin beziffern sich die ge-
meldeten Ausfälle auf 1,24 Millionen
Euro. Auf dem Höhepunkt der Flücht-
lingskrise hatten Zehntausende Privat-
personen und Institutionen Syrern mit
sogenannten Flüchtlingsbürgschaften
eine Einreise nach Deutschland er-
möglicht. Sie verpflichteten sich zur
Übernahme der Sozialleistungen. Weil
aber zahlreiche Bürgen von den Behör-
den unzureichend über die Geltungs-
dauer informiert worden waren, hatte
sich die Bundesregierung vor einem
Jahr mit den Ländern auf eine Kosten-
übernahme nach Einzelfallprüfung
geeinigt.

TÜRKEI

Ermittlung gegen
Richter nach Freispruch

Nach dem Freispruch des Intellektuel-
len Osman Kavala und acht weiterer
Angeklagter in der Türkei ist eine Er-
mittlung gegen die Richter eingeleitet
worden. Der Rat der Richter und
Staatsanwälte ermittle gegen die Mit-
glieder des 30. Gerichts für schwere
Straftaten in Istanbul. Am Dienstag
hatte ein Gericht in Silivri Kavala und
acht weitere Angeklagte vom Vorwurf
des Umsturzversuchs im Zusammen-
hang mit den regierungskritischen
Gezi-Protesten von 2013 freigespro-
chen. Das Gericht ordnete zudem Ka-
valas Freilassung nach mehr als zwei
Jahren Untersuchungshaft an. Kavala
wurde aber sofort nach seiner Ent-
lassung wieder festgenommen.

CHINA

Ausländische Reporter


ausgewiesen


China weist aus Ärger über einen
Gastkommentar zum Coronavirus drei
ausländische Journalisten aus. Den
drei Reportern der US-Zeitung „Wall
Street Journal“ sei die Presseakkredi-
tierung entzogen worden, sagte Au-
ßenamtssprecher Geng Shuang. Er
verurteilte den Artikel, in dem China
als „wahrer kranker Mann Asiens“
bezeichnet wird, als „rassistisch“ und
„reißerisch“. Dem „Wall Street Jour-
nal“ zufolge wurden der stellvertreten-
de Bürochef Josh Chin und der Repor-
ter Chao Deng, beide US-Bürger, sowie
der australische Reporter Philip Wen
angewiesen, das Land in fünf Tagen zu
verlassen.

KOMPAKT


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