Süddeutsche Zeitung - 20.02.2020

(Sean Pound) #1

Die Last des vielen Gepäcks ist für Freddy
Langer eine doppelte: Sie drückt ihm auf
die Schultern und aufs Gemüt. Der gelbe
Rucksack ist zu klein, auch der rote fasst
nicht alles, was Langer gerne dabeihaben
möchte. Bleibt der große blaue. „Der blaue
aber ist keineswegs stets begleitet von
heiterem Himmel, sondern nimmt das
harsche Wetter voraus: den kalten Wind
und die vereisten Wege. So würde es auch
diesmal sein.“
Ein bisschen Farbmystik während des
Packens, um den eigenen Pessimismus zu
schüren. In der Woche vor Weihnachten
2008 ist der Journalist Freddy Langer, der
den Reiseteil derFrankfurter Allgemeinen
Zeitungleitet, mit seinem blauen Ruck-
sack von Gerolstein aus zwei Etappen des
damals neu ausgewiesenen Eifelsteigs bis
nach Wittlich gewandert. Eine Tour durch
eine deutsche Mittelgebirgslandschaft im
Winter, vorbei an Wirtschaften, die entwe-
der einen Ruhetag einlegen oder aus saiso-
nalen Gründen gleich mehrere Wochen
pausieren.
Einsame Tage sind das insofern, die
Langer weniger mit einem journalisti-
schen als einem literarischen Blick filtert:
„Im Schein der Laternen war der Bahn-
steig kaum zu erkennen, fast war es, als
lösten sich die Strahlen auf, bevor sie den
Boden berührten ... in dieser klirrenden
Kälte musste man eher denken, das Licht
sei mitten im freien Fall festgefroren.“


Die Bemerkungen und Beobachtungen
dieser Eifel-Wanderung bilden die erste
Hälfte des Buches „Eigentlich habe ich
nicht gefunden, wonach ich gesucht habe“.
Die zweite beschreibt die gleiche Tour in
umgekehrter Richtung, unternommen in
den letzten Schultagen vor den Sommer-
ferien 2019.

In beiden Texten paart sich ein positives
Naturerlebnis mit einer Tristesse des Pro-
vinziellen, die von den Bewohnern auf den
Autor übergeht. Speziell die Sommerwan-
derung erzählt davon, was der Eifelsteig
der Region eingetragen hat – es scheint
nicht besonders viel zu sein. Jedenfalls kla-
gen die Gastwirte und Hoteliers. Es fehlt
offensichtlich an Kraft und am Geld für
Modernisierungen. In Familienbetrieben
zeichnet sich ab, dass die nachfolgende
Generation keine Perspektive mehr darin
sieht, die Geschäfte und damit Traditionen
fortzuführen. Es ist schlicht zu wenig los
auf dem Eifelsteig, so die Wahrnehmung,
nicht nur bei Eiseskälte oder bei Gluthitze,
wie Langer beides erlebt und erlitten hat.
Aufs gesamte Jahr gerechnet zahlt sich der
Wandertourismus nicht genügend aus für
die Bewohner.

Immerhin findet Langer einen Schuster,
der ihm seine Wanderschuhe neu besohlt


  • das funktioniert in der Provinz einfach:
    mit Leuten ins Gespräch zu kommen und
    unkompliziert Hilfe zu empfangen. Langer
    erinnert an „das vielleicht schönste Reise-
    buch“, an Laurie Lees Bericht „An einem
    hellen Morgen ging ich fort“ von 1934, dem
    Alastair Humphreys aktuell die Hommage
    „Ein Sommer, drei Melodien, kein Talent“
    gewidmet hat (SZ vom 13. Februar 2020).
    Es handelt von der Absichtslosigkeit, mit
    denen Bewohner damals Reisenden begeg-
    net sind. Das erlebt auch Langer: Die man-
    gelhafte Infrastruktur ist mitunter lästig,
    erspart ihm jedoch, ausschließlich als wan-
    dernder Geldbeutel angesehen zu werden.
    Und Begegnungen sind oftmals mehr als
    Dienstleistungen.
    Auffallend ist die Gestaltung des Buchs:
    Es sind zwei Bücher in einem. Klappt man
    das Bändchen auf, findet man links die
    Winter- und rechts die Sommerwande-
    rung, welche man von hinten her liest.
    Nicht nur der Inhalt, auch die Form also
    ein Spiegel. Langer fotografiert überdies
    tiefenscharf in die Landschaft hinein. Ein
    prosaisches Gegenbild zu den literari-
    schen Schilderungen. stefan fischer


Freddy Langer: Eigentlich habe ich nicht gefunden,
wonach ich gesucht habe. Zwei Eifelwanderungen.
Greven Verlag, Köln 2020. 128 Seiten, 18 Euro.

Mit großem Gepäck


Freddy Langer gerät auf dem Eifelsteig in den Rhythmus der deutschen Provinz


Wegen der andauernden Buschfeuer in
Australien hat die Regierung in Canber-
ra die Visa-Beschränkungen für arbeits-
willige Reisende gelockert. Damit gebe
sie Backpackern und anderen Besu-
chern mit Working-Holiday-Visa die
Möglichkeit, den Einwohnern Australi-
ens bei den Aufräum- und Reparaturar-
beiten in den Brandgebieten zu helfen,
begründete Einwanderungsminister
Alan Tudge die Maßnahme. Die Ände-
rung soll Landwirten und regionalen
Unternehmen zugutekommen und
somit der örtlichen Wirtschaft Aufwind
geben. Nach den neuen Regeln, die
sofort umgesetzt werden sollen, dürfen
die betroffenen Urlauber nun bis zu
einem Jahr für denselben Arbeitgeber
tätig sein, sofern sie bei der Beseitigung
von Brandfolgen helfen. Im Normalfall
dürfen arbeitende Touristen nur bis zu
sechs Monate auf einer Stelle arbeiten.
Bei den Bränden sind seit September
mehr als zwölf Millionen Hektar Land
verwüstet worden, etwa ein Drittel der
Fläche Deutschlands. dpa

von dominik prantl

B


is zu 15 Grad Celsius hatte es zu-
letzt in einigen Alpentälern, in
den Bergen lassen sich die ersten
Mountainbiker blicken und auf
vielen Pisten herrschen Verhältnisse wie
im Frühjahr. Zeit für einen Check, wie es
den deutschen Skigebieten mit diesem
Winter wirklich ergeht.


WINTERBERG Das winterlichste am Win-
tersportort Winterberg im Sauerland ist
derzeit der Name. „Bisher zählt dieser Win-
ter zu den drei schlechtesten der vergange-
nen 20 Jahre“, sagt beispielsweise Julian
Pape, Projektleiter der Wintersportarena
Sauerland, einem Verbund mehrerer Skige-
biete der Region. Vor allem die kleineren,
eher niedriger gelegenen Skigebiete leiden
unter dem Schneemangel. Üblich sind in
diesen Gebieten zum jetzigen Zeitpunkt
der Saison zwischen 30 und 50 Betriebsta-
ge. „Heuer sind es drei bis fünf Tage“, sagt
Pape. Weniger hart treffe es das Skikarus-
sell Winterberg, dem mit 26 Liftanlagen
größten Anbieter der Region. Doch selbst
dort wirken die mühevoll erstellten Pisten
wie weiße Fremdkörper in der sonst grün-
braunen Landschaft. Das Gebiet sei noch
an keinem Tag vollständig geöffnet gewe-


sen, „im Schnitt sind es zehn bis 15 Anla-
gen“, so Pape.
Dabei hat die Wintersportarena seit
2002 rund 130 Millionen Euro investiert;
etliche Millionen davon in Beschneiung.
„Und wir haben damit auch durchaus Er-
folg gehabt“, sagt Pape. Aber: „Dieser Win-
ter ist für uns ein großer Schritt zurück.“
Genaue Übernachtungszahlen aus der Re-
gion kenne er zwar noch nicht, doch bei ei-
nem sei er sich sicher: „Es ist deutlich un-
terhalb der Normalwerte.“ Dass es den
meisten anderen Skigebieten in den deut-
schen Mittelgebirgen zwischen Braunlage
im Harz, wo ein paar spärliche Schneereste
die Hänge kleiden, und der Schwäbischen
Alb zum Teil noch schlechter geht, ist da
nicht einmal ein schwacher Trost.

ARBER Eine Ausnahme unter den heuer
winterentwöhnten Mittelgebirgen ist das
Skigebiet am Großen Arber, dem mit 1456
Metern höchsten Berg des Bayerischen
Waldes. Zwar vergleicht der Betriebsleiter
der Arber-Bergbahn, Thomas Liebl, den
bisherigen Winter durchaus mit jenem
von 2007, als der OrkanKyrillauch so man-
chem Skigebietsbetreiber schlaflose Näch-
te bereitet hat. Doch klingt er nicht so, als
habe er damit ein echtes Problem. Schließ-
lich liegt das Arber-Skigebiet erstens in ei-

nem Nordhangkessel und zweitens im
nicht gerade wegen seiner Hitzerekorde be-
rühmten Ostbayern; „ein Glücksfall“, wie
Liebl meint. Er stellt daher eine „Konzen-
tration der Skifahrer auf den Arber fest“.
Sogar Langlaufen ist auf mehreren Loipen
am nahe gelegenen Bretterschachten der-
zeit noch möglich.
Natürlich gab es auch hier bei Weitem
nicht so viel Schnee wie beispielsweise im
vergangenen Winter, als auf der Piste zwei-
einhalb Meter gemessen wurden. Derzeit
ist es rund ein halber Meter. Dafür komme
laut Liebl heuer die Technik in den Pisten-
geräten, mit denen sich der relativ wenige
Schnee dank GPS-Messung besonders rati-
onell verteilen lässt, voll zur Geltung. Und
auch wenn Liebl mit den Kollegen in ande-
ren Regionen „mitfühlt“, wie er selbst sagt,
wäre ein Sommereinbruch im April nicht
fatal. Liebl findet: „Wir sind ja auch im
Sommer ganz gut aufgestellt.“

BRAUNECK „Am besten wäre es, eine La-
ge Schnee an den Marienplatz in München
zu fahren“, sagt Peter Lorenz, Geschäfts-
führer der Bergbahnen Brauneck, Wall-
berg und Spitzingsee. Das Problem sei
nämlich weniger die Schneelage in den
Bayerischen Alpen als das bereits einset-
zende Frühjahrsgefühl der deutschen Städ-

ter, vor allem der Münchner Tagesausflüg-
ler, die einen großen Anteil der Gäste am
Brauneck ausmachen. „Die haben nicht so
richtig Lust zum Skifahren“, so Lorenz. Da-
bei gebe es selbst im relativ niedrig gelege-
nen Skigebiet (700 bis 1550 Meter) bei
Lenggries zumindest im oberen Bereich ei-
ne ausreichend dicke Schneedecke von et-
wa 70 Zentimetern – damit lasse sich ver-
nünftig Wintersport betreiben. Am Spitz-
ingsee sei die Lage noch ein „bisserl bes-
ser“.
Dennoch räumt auch er ein, dass der
Winter wegen des wechselhaften Wetters
samt stürmischen Winden bisher ein unge-
wohntes „Auf und Ab“ war. Auch begann
die Saison am Brauneck bereits mit Verspä-
tung: drei Tage vor dem Jahreswechsel.
Die Talabfahrten wurden sogar noch eine
Woche später geöffnet. Und ob die Anlagen
selbst in den höheren Lagen wie eigentlich
geplant bis Ostern laufen, kann derzeit
auch Lorenz nicht abschätzen. Hoffnung
hat er noch: „Abgerechnet wird erst zum
Schluss.“

OBERSTDORF Die Schneesituation im
Allgäu steht stellvertretend für die vieler
andere r Regionen im Alpenraum: oben
hui, unten pfui. Jörn Homburg, Marketing-
leiter der Oberstdorf-Kleinwalsertal Berg-

bahnen, sieht die sieben, teils über 2000
Meter reichenden Skigebiete seines grenz-
übergreifenden Verbunds daher durchaus
im Vorteil. Denn während viele der weiter
nördlich gelegenen Lifte wegen Schnee-
mangels geschlossen haben, sind in der Re-
gion Oberstdorf-Kleinwalsertal weiterhin
auch sämtliche Talabfahrten befahrbar.
„Wir merken, dass Skifahrer zu uns auswei-
chen“, sagt Homburg. „Für uns ist es bis-
lang ein guter Winter.“ Daran ändert auch
die Tatsache nichts, dass der Februar bis-
her „etwas wehtut“. An fünf Tagen hat
auch die Schneehöhe von ein bis zwei Me-
tern in den höheren Lagen nichts genutzt,
weil SturmtiefSabinedort den Betrieb
lahmlegte.
Beinahe überhaupt nicht zum Zuge kom-
men in diesem Jahr die Langläufer, die
meistens eher in Talnähe unterwegs sind.
„Das ist ganz anders als im vergangenen
Jahr. Da geht bei uns fast gar nichts“, sagt
Simone Zehnpfennig, Sprecherin von All-
gäu Tourismus und selbst gerne auf der
Loipe unterwegs. Nur bei Oberstdorf, Bad
Hindelang und Balderschwang sind je-
weils rund zehn Kilometer präpariert.
Dafür sieht Zehnpfennig in diesem wun-
dersamen Februar besonders viele Renn-
radfahrer auf den Straßen des Allgäus.
Denn: „Sonnig ist es ja.“

Wegen fehlender Nachfrage und aus
Angst vor der Verbreitung des Coronavi-
rus haben einige Hotelunternehmen
ihre Häuser in China geschlossen. Hil-
ton schloss nach Angaben des Portals
Business Insider 150 Häuser, das sind
zwei Drittel der Hotels der amerikani-
schen Hotelkette im Land. Das Unter-
nehmen Wyndham sperrte sogar 1000
seiner Hotels in China zu. Auch in der
Sonderverwaltungszone Macau häufen
sich die Schließungen. Man werde sich
bemühen, die Hotels so bald wie mög-
lich wieder zu öffnen, „sobald die örtli-
chen Behörden bestätigen, dass dies
angemessen ist“, zitiert das Portal einen
Sprecher von Hilton. Ketten wie Hyatt,
Marriott und IHG ermöglichen ihren
Kunden in China mittlerweile kostenlo-
se Stornierungen, auch Airbnb verfolgt
diese Strategie. sz

Zwei- bis dreimal höher als dieISSsol-
len Touristen ab Ende 2021 die Erde
umkreisen können. Für das Projekt
haben sich zwei private Raumfahrtun-
ternehmen zusammengetan. Space-X
von Milliardär Elon Musk will bis Ende
2021 bis zu vier Touristen in der autono-
men KapselDragonin eine extrem hohe
Umlaufbahn um die Erde bringen. Die
Flüge in Zusammenarbeit mit der Fir-
ma Space Adventures sollen in eine
Höhe von 800 bis 1200 Kilometern über
der Erde führen. Der Preis für die Ti-
ckets wurde nicht öffentlich gemacht.
Sie dürften aber viele Millionen Dollar
kosten. Space Adventures hat in Zusam-
menarbeit mit der russischen Raum-
fahrtbehörde bereits Touristen zurISS
gebracht, darunter den ersten über-
haupt: Dennis Tito im Jahr 2001.dpa

Die Zugverbindung von Tel Aviv nach
Jerusalem soll um eine Station in der
Jerusalemer Altstadt erweitert werden.
Entsprechende Pläne habe das israeli-
sche Verkehrsministerium vorange-
bracht, berichteten israelische Medien
unter Berufung auf Ministeriumsanga-
ben. Geplant ist eine Ausweitung des
neuen Schnellzugs um zwei unterirdi-
sche Stationen, darunter eine in der
Nähe der Klagemauer in der Jerusale-
mer Altstadt. Unter anderem soll dafür
ein 2,9 Kilometer langer Tunnel unter
der Altstadt und dem Stadtzentrum
gebaut werden. Der zuständige Parla-
mentsausschuss stimmte den Plänen
zu. Über den genauen Streckenverlauf
wurde bisher nichts bekannt. kna

Am Winterberg hatten sie in diesem Jahr keinen guten Winter: Die Snowboarder mussten mit einer Piste aus Kunstschnee vorliebnehmen. FOTO: MARIUS BECKER, DPA


Helfen in Australien


Welcher Winter?


Kaum Schnee, zu hohe Temperaturen und dann noch das Sturmtief „Sabine“: Für viele deutsche Skigebiete


war die bisherige Saison schlecht. Vor allem kleinere Liftbetriebe leiden


Hotels in China schließen


Höher ins All


Zug zur Klagemauer


Es sind zwei Bücher
in einem – der Autor war im
Sommer wie im Winter unterwegs

REISEBUCH


DEFGH Nr. 42, Donnerstag, 20. Februar 2020 HF2 REISE 29


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