Süddeutsche Zeitung - 20.02.2020

(Sean Pound) #1
Mannheim/München– Yannic Seiden-
berg hätte es auch beim Spiel tragen dür-
fen. Doch er hatte genug. Genug von all der
Aufmerksamkeit, genug vom Rummel um
seine Person. „Jetzt reicht es auch mit dem
Spotlight auf mich”, sagte der 36 Jahre alte
Nationalspieler des EHC Red Bull Mün-
chen. Er streifte das Jubiläums-Trikot mit
der Nummer 1000 ab – und schlüpfte wie-
der in sein normales mit der 36. „Da unten
mit der 1000 rumzulaufen“, wäre ihm „un-
angenehm“ gewesen, erklärte er. Seiden-
berg hat am Dienstag als erst sechster Spie-
ler die 1000-Spiele-Marke in der Deut-
schen Eishockey Liga (DEL) geknackt, vor
ihm haben das nur Mirko Lüdemann, Dani-
el Kreutzer, Nikolas Mondt, Patrick Köpp-
chen und Sebastian Furchner geschafft.
Seidenberg zog in Mannheim nach, wo
2001 seine DEL-Karriere begonnen hatte.
„Damit schließt sich der Kreis“, sagt er.
Nach seiner Ehrung auf einem roten Tep-
pich besiegte der EHC die Mannheimer Ad-
ler 2:1 und hat nun, sechs Spieltage vor
Schluss der Hauptrunde, elf Punkte Vor-
sprung auf die zweitplatzierten Adler.
Im September 2001 war Gerhard Schrö-
der Bundeskanzler – und Seidenbergs heu-
tiger Teamkollege John Jason Peterka
noch gar nicht geboren. Sein damaliger
Trainer Bill Stewart machte seinem Spitz-
namen „Kill Bill“ alle Ehre. „Stewart war
ein harter Hund, ich habe mir manchmal
gedacht: Was sagt denn der für Zeug zu
mir? Aber das war damals normal. Ein Fehl-
pass, dann war das Spiel zu Ende“, erzählt
Seidenberg. Dass er den Weg zum Profi-
Eishockey einschlagen würde, hatte sich
früh abgezeichnet. Sein Vater war Physio-
therapeut beim Schwenninger ERC, der
kleine Yannic sauste regelmäßig durch den
Behandlungsraum. Jahre später mussten

einige Spieler lachen, die auf der Massage-
bank seines Vaters gelegen waren: Plötz-
lich stand ihnen der 17 Jahre alte Yannic
auf dem Eis als Gegenspieler gegenüber.
Sein Traum von der NHL, der nordameri-
kanischen Profiliga, erfüllte sich trotz ei-
nes guten Junioren-Jahres in Kanada
nicht: Von NHL-Managern wurde er als zu

klein eingestuft. Dass sein älterer Bruder
Dennis den Sprung in die beste Liga der
Welt geschafft hatte, machte ihm früher zu
schaffen. Auch in Köln hatte er es unter
dem feurigen Trainer Hans Zach zunächst
nicht einfach. „Damals kam ich mit langen
Haaren aus Kanada zurück, das konnte er
nicht leiden“, erinnert er sich: „Es gab ge-

wisse Regeln: Kein Kaugummi, kein offe-
ner Kinnriemen – ich war schnell unten
durch.“ Da Seidenberg auch Kontra gab,
knallte es nicht nur einmal zwischen den
beiden. Zach förderte den jungen Stürmer
aber auch sehr.
In Ingolstadt startete er schließlich rich-
tig durch und spielte sich wieder in den Fo-
kus von NHL-Klubs. Doch das sollte ein-
fach nicht sein: Seidenberg riss früh im letz-
ten Spiel der Weltmeisterschaft 2008 das
Kreuzband, das hielt ihn aber nicht davon
ab, weiterzuspielen. „Es hat sehr weh ge-
tan, aber ich habe gedacht, oben auf der Tri-
büne sitzt vielleicht ein Scout, deshalb ha-
be ich das Spiel zu Ende gespielt“, erzählt
er. Obwohl er auf einer Kufe nicht mehr fah-
ren konnte, schoss Seidenberg noch das
entscheidende Tor zum 5:3. Der Kreuz-
bandriss war nur eine von vielen Verletzun-
gen, die er zu überstehen hatte, alleine am
Knie wurde er siebenmal operiert. 2015
bangte Seidenberg aufgrund eines Knor-
pelschadens sogar um die Fortsetzung sei-
ner Karriere. „Viele hatten ihn aufgrund
der Verletzungen schon abgeschrieben“,
sagt Münchens Manager Christian
Winkler, „doch er hat sich immer wieder
durchgebissen.“
Und auch sportlich neu erfunden. Als er
2013 nach München wechselte, sah der zwi-
schen genial und verspult wandelnde
Münchner Trainer Pierre Pagé als Erster in
ihm einen Verteidiger. „Damals habe ich
mir gedacht: Was denkt denn der, was ist
das denn für ein Schmarrn?“, sagt Seiden-
berg rückblickend. Doch Pagé sollte recht
behalten. Unter dessen Nachfolger Don
Jackson hatte Seidenberg zu Beginn keine
leichte Zeit, der DEL-Rekordtrainer beor-
derte ihn meist in die vierte Angriffsreihe.
Seidenberg musste sich Jacksons Vertrau-

en erst erarbeiten. Unter Jackson wurde
Seidenberg endgültig zum Abwehrspieler


  • und wenig später „DEL-Verteidiger des
    Jahres”. Die Metamorphose zum Abwehr-
    spieler war vollbracht. „Er spielt klug“,
    sagt sein Abwehrkollege Daryl Boyle über
    ihn, Seidenberg sei den anderen auf dem
    Eis gedanklich einen Schritt voraus. Als Ab-
    wehrspieler feierte er seine größten Trium-
    phe, die drei Meistertitel mit München
    (2016, ’17, ’18) und die olympische Silberme-
    daille 2018 in Pyeongchang.


Vorbei sind die Zeiten, als der Angreifer
Seidenberg auf dem Eis „hin und wieder
auf der Jagd“ war, wie er selbst schmun-
zelnd sagt, und sein damaliger Gegenspie-
ler Boyle sich fragte, ob er überhaupt wuss-
te, dass es auch eine Scheibe gibt: „Viel-
leicht dachte er, der Puck wäre ein Keks.“
Seidenberg ist mittlerweile eine Leitfigur
für die jungen Spieler; Kölns Kapitän Mo-
ritz Müller sagt, Seidenberg sei „eines der
Gesichter, die das deutsche Eishockey in
letzten 20 Jahren mit geprägt haben“. Marc
Hindelang, Vizepräsident des DEB, be-
zeichnet ihn als den „größten ‚kleinen‘
Spieler, den diese Liga gesehen hat“.
Seine „zweite Heimat“ Mannheim ver-
ließ der dreifache Familienvater am Diens-
tagabend mit einem Tintenfisch-Gericht
seines dortigen Lieblingsitalieners in der
Hand. Sein Freund Matthias Plachta hatte
zuvor angekündigt, dass noch etliche Sei-
denberg-Spiele folgen werden. „So wir er
draußen rumflitzt“, sagte er, „hat er noch
was in sich.“ christian bernhard

Drei Düsseldorfer unter den ersten Vier
Von Lüdemann bis Blank: Die Eishockeyprofis mit den meisten Einsätzen in der DEL-Geschichte

1197 Mirko Lüdemann 1993 – 2016
(Kölner Haie)
1060 Nikolas Mondt 1995 – 2016
(Düsseldorfer EG)
1060 Daniel Kreutzer 1996 – 2017
(Düsseldorfer EG)
1025 Patrick Köppchen 2000 – 2019
(Düsseldorfer EG)
1024 Sebastian Furchner 2002 –
(Grizzly Adams Wolfsburg)
1000 Yannick Seidenberg 2001 –
(EHC RB München)
934 Patrick Reimer 2004 –
(Nürnberg Ice Tigers)
933 Klaus Kathan 1996 – 2013
(EHC RB München)
930 Sven Felski 1992 – 2012
(Eisbären Berlin)
921 Robert Leask 1996 – 2013
(Nürnberg Ice Tigers)
921 Adrian Grygiel 2000 – 2019
(Krefeld Pinguine)
921 Boris Blank 2001 – 2018
(Iserlohn Roosters)

Gesamtzahl der Einsätze in Hauptrunde und Play-
offs; angegeben ist jeweils der letzte Klub.

Auf dem roten Teppich


Im 1000. DEL-Einsatz von Yannic Seidenberg baut der EHC München mit einem 2:1 bei Titelverteidiger Adler Mannheim seinen Vorsprung in der Tabelle aus


Ferrari-Fahrer Sebastian Vettel ver-
passt entgegen der ursprünglichen
Planung den Auftakt der Formel-1-
Tests. Wie der italienische Rennstall am
Mittwoch mitteilte, fühlt sich der vier-
malige Weltmeister „nicht toll“. Daher
übernimmt sein Stallrivale Charles
Leclerc das Steuer des SF1000 für den
kompletten Tag. Ursprünglich hätte der
viermalige Weltmeister Vettel auf dem
Circuit de Barcelona-Catalunya den
ganzen Mittwoch fahren sollen, Leclerc
den Abschlusstag am Freitag. dpa


Martin Fourcade (im Bild) ist nicht be-
kannt für ausschweifenden Jubel. Wenn er
also im Ziel den rechten Skistock beiläufig
wie eine Gerte über den Schnee peitscht
und dazu kräftig nickt, dann heißt das,
dass er gerade einen gewaltigen Schritt
nach vorne gemacht hat. Oder auch: Dann
ist Fourcade wieder da. „Ich war heute
hungrig, und darauf bin ich stolz“, sagte er
später. Seit zehn Jahren dominiert der
Franzose den Biathlonsport, und nun hat
er seine erste ernsthafte Krise überwun-
den. Vergangene Saison war er derart von
der Rolle, dass er nach der WM ausstieg
und die Frühjahrspause vorverlagerte.
Ein Jahr später hat er bei der WM in An-
tholz wieder die höchste Stufe bestiegen.
Nach Bronze im Sprint siegte er am Mitt-
woch im Einzel, jenem schweren Wett-
kampf, der die längste Strecke und die
höchste Sanktion bei Fehlschüssen vor-
sieht, eine Strafminute. Rivale Johannes
Bö wurde Zweiter vor Dominik Landertin-
ger (Österreich). Fourcades Sieg gelang
dank Zielsicherheit, erst im allerletzten
von 20 Versuchen unterlief ihm ein Fehler.
Anders verhielt es sich bei den Deut-
schen. Benedikt Doll (vier Fehler/12. Platz),
Philipp Horn (vier/21.), Johannes Kühn
(fünf/26.), Philipp Nawrath (fünf/47.) und

Titelverteidiger Arnd Peiffer (sechs/50.) ka-
men mit dem wechselnden Wind nicht zu-
recht. Insgesamt 24 Scheiben waren also
schwarz geblieben nach den Versuchen des
Teams von Chefcoach Mark Kirchner, sei-
ne Sportler waren bedient. „Es ist schwie-
rig, den Wind hier zu lesen“, sagte Doll,
„nichtsdestotrotz kommen ein paar durch
und gewinnen. Da könnten auch Deutsche
dabei sein, das kann man schon kritisch be-
urteilen.“ Peiffer, der allein sechs Scheiben
verfehlte, war ratlos über seine wackelnde
Waffe: „Irgendwie habe ich versucht, mich
zum Ziel anzunähern, aber dann beschleu-
nigt man die Waffe zusätzlich und wackelt
noch mehr, es ist ein Teufelskreis.“
Womöglich könnte ein spezieller indivi-
dueller Schießtrainer helfen, wie ihn auch
andere Nationen haben, doch das Thema
wird vorerst nicht offiziell diskutiert. „Die
Frage ist, wen holt man, was soll der inhalt-
lich anders machen?“ sagt Peiffer, „aber
man muss sich Gedanken machen.“ Kirch-
ner verweist auf den Vorrang der nächsten
Aufgaben: „Wir haben diese Saison schon
oft gezeigt, was wir können.“ Am Donners-
tag (15.15 Uhr) startet die Single-Mixed-
Staffel mit der Besetzung Franziska Preuß
und Erik Lesser. Am Wochenende folgen
die Staffeln und Massenstarts. vk

von saskia aleythe

Antholz– Den Blick nach oben hat Vanes-
sa Hinz in den vergangenen Jahren immer
wieder geübt. Wer bei Biathlon-Weltmeis-
terschaften Medaillen gewinnt, darf später
auf die Bühne; unten in der ersten Reihe
stehen die Mannschaftskollegen und ju-
beln. Vanessa Hinz hat oft nach oben ge-
schaut, viel geklatscht und geschrien für
die anderen. Am Sonntagabend zum Bei-
spiel, als Denise Herrmann ihre Silberme-
daille in Antholz verliehen bekam, dachte
Hinz noch: „Es muss so ein verdammt gei-
les Gefühl sein, dort oben zu stehen. Ich
will das auch irgendwann mal erleben.“

Irgendwann, das ist so ein vages Etwas.
Der Biathlon-Sport belohnt ja nicht immer
nur die, die im Weltcup ohnehin ständig in
den Ergebnislisten auftauchen; er hält für
viele Athleten Verheißungen parat. Das
Mögliche belebt die Fantasie und kann Mo-
tor sein für die Motivation, Vanessa Hinz
hat den Schub jetzt selbst erlebt: Als am
Dienstagabend im Antholzer Tal die Fans
ihre Fähnchen schwenkten, schauten auch
mal die Anderen zu ihr hinauf. „So einen
Tag erlebt man vielleicht nie wieder in sei-
nem Leben“, sagte die 27-Jährige nach
ihrer Silbermedaille im Einzel. Nach einer
Saison der Tränen stand sie im Ziel und ver-
drückte Tränen der Rührung.

Siegerehrungen hat Hinz schon einige
erlebt, auf dem Podium stand sie auch
schon ganz oben: Vier WM-Medaillen ge-
wann sie mit Frauen- und Mixed-Staffeln,
dreimal gab es Gold – „aber heute habe ich
es ganz allein geschafft“. Dabei hätte sie sel-
ber nicht darauf gewettet. Als sich ihre
Schwester zum Zugucken auf der Anthol-
zer Tribüne ankündigte, sagte ihr Hinz:
„Einzel ist jetzt nicht so mein Rennen.“
Pessimismus war das nicht, sie versuch-
te nur, realistisch zu sein. Seit ihrem ersten
Start im Weltcup vor sieben Jahren waren
ihr nur zwei individuelle Podiums-Platzie-
rungen gelungen: ein Sieg in Kontiolahti
im März 2018, Rang drei in Antholz im vori-
gen Jahr, beides im Massenstart. In der ak-
tuellen Saison landete Hinz oft jenseits der
Top 15, im Januar in Ruhpolding vergab sie
in Führung liegend den Staffelsieg mit
zwei Strafrunden. Angesichts dessen fand
sie es unpassend, „zu sagen, ich will hier
eine Medaille holen und auf dem Podium
stehen. Das wäre ein bisschen weit herge-
holt“. Hinz sagte das am Montag. Eine
Nacht vor ihrem Medaillengewinn.
Beim Speerwerfen avanciert ein 75-Me-
ter-Werfer nicht plötzlich zum Olympia-
sieger, und ein durchschnittlicher Wasser-
springer erfindet im Wettkampf nicht
plötzlich ein neues Element – doch im
Biathlon hängen die Medaillen manchmal
wie Möhrchen vor den Nasen. In Antholz
noch mehr: Durch die Höhenlage ist das
Laufen anstrengender, den Puls zu beruhi-
gen am Schießstand schwieriger – wer sich
dort am besten im Griff hat, kann viel errei-
chen. Susan Dunklee (USA) und Lucie Char-

vatova (Tschechien) ist das im Sprint mit
Silber und Bronze schon geglückt. Im Ein-
zel kommt es durch die Strafminuten noch
mehr aufs Schießen an. Und Hinz kam mit
den besonderen Herausforderungen in
Antholz immer besser zurecht: Nach zwei
Fehlern im Sprint gehörte sie in der Verfol-
gung mit nur einer Strafrunde zu den Bes-
ten im Feld. Nun brachten ihr 19 Treffer bei
20 Scheiben Einzel-Silber, erst im letzten
Durchgang verfehlte eine Patrone das Ziel.
Dabei hatte sie sich im Anschießen noch
unsicher gefühlt, vor allem im Stehend-

anschlag. „Dass am Schluss jetzt nur ein
Fehler passiert ist, macht mich überglück-
lich“, sagte sie; von den ersten Sechs war
das keiner anderen gelungen. Dass sie
nach ihrem Rennen noch von Dorothea
Wierer von Platz eins geschubst wurde –
um 2,2 Sekunden – schmerzte sie wenig:
„0,5 Sekunden, und der letzte Schuss geht
daneben. Dann habe ich zwei Fehler, und
dann habe ich gar nichts.“
Im Training muss man sie manchmal
ein bisschen „kitzeln“ sagen die Trainer,
Hinz selber sagt: „Ich bin kein Stunden-

klopfer.“ Stumpfes Kilometerabspulen ist
nicht ihr Ding, und das ist ja tatsächlich ei-
ne Frage der Motivation: Wie bringt man
sich dazu, sich zu quälen, wenn auf dem Po-
dium doch meist die anderen landen? „Ich
kann schon den Berg hochfahren, wenn
man mir sagt, ich krieg oben einen Ku-
chen. Dann ist alles in Ordnung, wenn ich
so ein Ziel habe“, sagt sie. Und die Kuchen
besorgt sie sich dann selber: Urlaub, Aus-
flüge, Zeit mit der Familie, nach dem erle-
digten Training. „Ich bin vielleicht ein biss-
chen anders, weil ich ein Familienmensch
und Lebemensch nebenbei bin“, sagt sie. Bi-
athlon ist auch nur Biathlon, diese Einstel-
lung hat ihr geholfen in Krisenmomenten.
Am Wochenende fährt sie oft von Ruhpol-
ding nach Hause zum Schliersee, der Fami-
lie ist es „total egal, wie gut ich bin. Die lei-
den mit mir, aber für die bin ich die Schwes-
ter, die Nichte, die Enkelin oder einfach die
Tochter.“ Und nicht die mit den Strafrun-
den oder Rang 35 zum Saisonstart.
„Ich muss aus jedem schlechten Rennen
etwas Gutes rausziehen, weil das Rennen
sonst umsonst war“, sagt sie; diese Einstel-
lung hat ihr über Enttäuschungen hinweg-
geholfen. Ihre Kraftquellen sucht sie
manchmal auch in Opern – Andrea Bocelli,
Luciano Pavarotti, Carmina Burana. „Sport
und Musik sind gar nicht so weit auseinan-
der“, findet Hinz, Leidenschaft müssen
Sportler und Sänger gleichermaßen auf-
bringen. „Wenn wir nur halbherzig laufen,
merkt man es sofort. Wenn die nur halb-
herzig singen, hörst du es auch sofort“, fin-
det sie. Am Dienstag in Antholz war Vanes-
sa Hinz mit ganzem Herzen dabei.

Innsbruck– Der Prozess gegen den lang-
jährigen österreichischen Langlauftrainer
Walter Mayer ist auf unbestimmte Zeit ver-
tagt worden. Mayer, um die Jahrtausend-
wende einst eine der schillerndsten Figu-
ren der Szene, wird vorgeworfen, er habe
Athleten von 2012 bis 2019 mit Dopingsub-
stanzen versorgt und beim illegalen Leis-
tungstuning unterstützt.
Der ehemalige Langläufer Johannes
Dürr und dessen einstiger Trainer Gerald
Heigl bekräftigten am Mittwoch vor dem
Landesgericht Innsbruck, Mayer habe bei
Athleten des Österreichischen Skiverban-
des – wie Dürr – Blutdoping praktiziert
und sie unter anderem mit dem Blut-
schnellmacher Epo versorgt. Die Aussagen
waren erstmals rund um die Operation
Aderlass gefallen, die Dürr vor einem Jahr
mit seinen Aussagen über das Blutdoping-
netzwerk des Erfurter Sportarztes Mark
Schmidt losgetreten hatte. Mayer hatte
einige Anschuldigungen in der Folge einge-
räumt. Er ließ in Innsbruck aber zunächst
durch seinen Verteidiger ausrichten, dass
er vom Großteil der Vorwürfe wenig halte:
Dürr sei das „Paradebeispiel eines Zeugen,
dem man nicht glauben kann und darf“.
Nachdem Dürr und Heigl den 62-Jährigen
in Innsbruck erneut schwer belastet hat-
ten, sagte Mayer, dass er sich zu den Vor-
würfen äußern wolle. Richterin und Staats-
anwaltschaft wollten zunächst aber noch
weitere Zeugen vorladen, die im Laufe des
Verfahrens in den Fokus gerückt waren.
Mayer war bei den Olympischen Winter-
spielen 2002 und 2006 tief in die Doping-
skandale um ÖSV-Langläufer und -Biathle-
ten verwickelt gewesen. Im August 2011
wurde er in erster Instanz zu einer Haftstra-
fe von 15 Monaten verurteilt, das Wiener
Oberlandesgericht bestätigte diese zwei
Jahre später, setzte sie aber zur Bewäh-
rung aus. johannes knuth


Der FC Arsenal verzichtet im Europa-
League-Spiel bei Olympiakos Piräus am
Donnerstag (21 Uhr) auf Mesut Özil. Der
frühere deutsche Fußball-Nationalspie-
ler wird nach Angaben des Premier-
League-Klubs „aus persönlichen Grün-
den“ nicht mit zum Auswärtsspiel nach
Griechenland fliegen. Nähere Informati-
onen dazu gab es zunächst nicht. Özil
spielte unter dem neuen Arsenal-Trai-
ner Mikel Arteta zuletzt wieder regelmä-
ßig, nachdem er unter dessen Vorgän-
ger Unai Emery häufig auf der Bank
gesessen hatte. Außer auf Özil muss
Arsenal in Piräus krankheitsbedingt
zudem auf Lucas Torreira sowie auf die
Langzeitverletzten Cedric Soares und
Kieran Tierney verzichten. Das Rück-
spiel in der Europa-League-K.-o.-Run-
de der letzten 32 Teams findet am 27.
Februar in London statt. dpa


Hans-Joachim Stuck tritt als Präsident
des Deutschen Motor Sport Bundes
(DMSB) ab. Der ehemalige Rennfahrer
zieht sich nach rund acht Jahren aus
persönlichen Gründen von seinem Amt
zurück. Dies teilte der 69-Jährige mit.
Bis zur Jahreshauptversammlung am



  1. April sollen die übrigen Präsidiums-
    mitglieder die Geschäfte führen und
    auch die turnusgemäßen Wahlen vorbe-
    reiten. Der gebürtige Garmischer Stuck
    war früher unter anderem in der For-
    mel 1 und DTM aktiv gewesen. Nach
    seinem Abschied aus dem aktiven Renn-
    sport 2012 hatte er für zwei Amtsperio-
    den als DMSB-Präsident fungiert. dpa


Rasnov– Der Skispringer Severin Freund
feiert nach mehr als einem Jahr Pause sein
Comeback im Weltcup. „Ich bin so glück-
lich, dass ich an diesem Wochenende in
Rasnov antreten werde“, schrieb der 31 Jah-
re alte Bayer am Mittwoch in einem eng-
lischsprachigen Beitrag in sozialen Netz-
werken: „Das Training lief gut, und ich
freue mich, wieder in Wettbewerben zu
springen.“ Ursprünglich war erwartet wor-
den, dass der Weltmeister von 2015 zu-
nächst bei kleineren Springen im Continen-
tal Cup wieder einsteigen würde. Seinen
bis dato letzten Weltcup hatte Freund bei
der Vierschanzentournee 2018/19 am Neu-
jahrstag 2019 in Garmisch-Partenkirchen
bestritten. Der ehemals beste deutsche Ski-
springer hatte in den vergangenen Jahren
unter anderem mit zwei Kreuzbandrissen
und mit Rückenproblemen zu kämpfen ge-
habt. Im rumänischen Wintersportort Ras-
nov steht für Freund und seine Teamkolle-
gen am Donnerstag die Qualifikation an.
Anschließend folgen am Freitag und Sams-
tag zwei Wettkämpfe. dpa, sid


DEFGH Nr. 42, Donnerstag, 20. Februar 2020 (^) SPORT HMG 35
Im Weltcup stand sie bislang erst
zweimal allein auf dem Podium,
jeweils beim Massenstart
Wieder Weltmeister
Fourcade holt Einzeltitel, deutsche Biathleten mit 24 Fehlern
„Vielleicht dachte er, der Puck
wäre ein Keks“, scherzt sein
ehemaliger Gegenspieler Boyle
Die Aussicht auf Kuchen
Es gibt ein Leben neben dem Sport: Die Biathletin Vanessa Hinz sucht und findet auch mal in der Oper eine neue Kraftquelle.
Mit einer unbeschwerten Einstellung hat die 27-Jährige im Einzelrennen von Antholz ihre erste Einzelmedaille bei einer WM gewonnen
Mehr Zeugen
Doping-Prozess in Österreich
auf unbestimmte Zeit vertagt
Arsenal ohne Özil nach Piräus
Vettel fühlt sich nicht wohl
Stuck zieht sich zurück
Glücklicher Freund
Skispringer kündigt Weltcup-Comeback an
Willkommen im Klub: Münchens Sport-
direktor Christian Winkler (links)
zeichnet Yannic Seidenberg für seinen



  1. Einsatz aus. FOTO: M. RUFFLER / IMAGO


FOTO: ALEXANDER HASSENSTEIN / GETTY

Endlich oben: Silbermedaillengewinnerin Vanessa Hinz freut sich bei der Siegereh-
rung, dass nun auch mal die anderen zu ihr aufschauen. FOTO: JOEL MARKLUND / IMAGO

KURZ GEMELDET

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