Frankfurter Allgemeine Zeitung - 20.02.2020

(Darren Dugan) #1

SEITE 18·DONNERSTAG, 20.FEBRUAR2020·NR.43 Wirtschaft FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


K


ünstliche Intelligenz,kurzKI,
istfür die Menschen faszinie-
rend und beängstigend zu-
gleich. Aufder einenSeitekön-
nen selbstlernende Computerprogramme
Alltag und Leben der Menschen spürbar
verbessern,etwa bei der frühzeitigen Dia-
gnosevonKrebs oder demKampfgegen
den Klimawandel mit der intelligenten
Steuerung des Energieverbrauchs. Auf der
anderen Seitetreibt viele die Sorge um,
dasssolche Programme irgendwann nicht
nachvollziehbareEntscheidungen treffen
können, die im schlimmstenFall über Le-
benundTodentscheiden–oderüberande-
rewichtige Fragen ,wiede nZugangzuGe-
sundheitsleistungen oder die berufliche
Zukunft.EU-KommissionspräsidentinUr-
sulavonderLe yenhattedeshalbangekün-
digt, innerhalb der ersten hundertTageih-
rerAmtsantrittRegeln dafürvorzuschla-
gen, wie die EU Chancen und Risiken
künstlicher Intelligenz in Einklang brin-
genwill. Ganzgehalten hat sie dasVer-
sprechen nicht.
Immerhin aber hat dieKommission am
MittwochimZugeihrer Digitalstrategie
erstekonkreteIdeen dafürvorgelegt, wie
sie vorgehen will. „KI mussimmer die
Rechteder Menschen beachten“, sagte
vonder Le yen. Hochrisiko-KI müsse „ge-
test et und zertifiziertwerden, bevorsie
auf unseren Binnenmarktkommt.“ Als
hochriskanteAnwendungen stuftdie
Kommission zunächsteinmal alle Anwen-
dungen im Gesundheitswesen undTrans-
portsowie vonder Polizei und dem Justiz-
wesen ein. Zudem sollenganz grundsätz-
lichalle Anwendungen darunter fallen,
dierechtlicheFolgen habenkönnen, Scha-
den, Verletzungen odergarden Todverur-

sachenkönnen. Konkret geht es etwa um
den EinsatzvonKIinOperationsrobo-
tern,beim automatischenFahren oder
EntscheidungenüberdenZugangzu Versi-
cherungen oder Bewerbungen.
In all diesenFällen will dieKommissi-
on die KIvorabüberprüfen–und zwar
nicht wie esetwa dem ChefvonGoogle,
SundarPichai,vorschwebt, alleinauftech-
nischemWege,sondernvon Menschen.
DabeigehtesumdieAlgorithmenderPro-
gramme,genauso aber um die Daten, die
sie nutzen. Schließlich kann es für einzel-
ne An wendungen einengravierendenUn-
terschied machen, ob eine KI auf Basis
vonDaten „weißerNordeuropäer“ oder
anderer „trainiert“ wurde.Untersuchun-
genhätten gezeigt,dassMenschen mit Mi-
grationshintergrund bei Bewerbungen oft
benachteiligt würden, das müsse bei der
NutzungvonKIvermiedenwerden, be-
tont die Kommission. Im Extremfall müs-
seeineKInacheinerPrüfungneu,ambes-

tenauf Basis europäischer Daten „trai-
niert“ werden, be tontederzus tändigeEU-
Binnenmarktkommissar ThierryBreton.
Ein Sonderfall istdabei die umstrittene
Nutzungkünstlicher Intelligenz zur Ge-
sichtserkennung.HierhattedieKommissi-
on sogar erwogen, ein fünf Jahredauern-
des Moratoriumvorzuschlagen–zugleich
aberdieFrageaufgeworfen, ob sie sichda-
mit nicht zu sehrvonpotentiellinteres-
santen Anwendungen abschneidet. Nun
stellt sie sichauf denStandpunkt, dassdie
heikleNutzungzurIdentifizierungvonGe-
sichtoderanderenMerkmalen imöffentli-
chen Raum etwa durch die Datenschutz-
grundverordnung ohnehin schonverbo-
tenist und bittet ansonsten umKommen-
taredazu, welche Ausnahmen davonnach
AnsichtvonMitgliedstaaten, Nichtregie-
rungsorganisationen und anderen mög-
lichsein sollten.
Um die ChancenvonKIn utzen zukön-
nen, will die EU-Kommission innerhalb

der nächstenzehn Jahreinsgesamt 200
Milliarden EuroanInvestitionen ansto-
ßen. Das Geld soll aus verschiedenen
Quellen,vomEU-Haushaltüber die Haus-
halteder Mitgliedstaaten bis zur Privat-
wirtschaft, kommen. Vorallem aber
bräuchten Forscher,Großunternehmen
und Mittelstand gleichermaßen Zugang
zu Daten, sagteBreton.
Die EU sitze auf einemriesigen Schatz
ungenutzter Industriedaten. Diese müsse
sie nutzbar machen. „Die Schlacht für In-
dustriedaten beginnt jetzt, und Europa
wirdihr Hauptschlachtfeld sein“, sagte
der ehemaligeVorsitzende des IT-Unter-
nehmens Atos. Die EU bringealles mit,
um diese Schlacht zugewinnen. Ziel sei
es,nichtwiederwiebeidenpersonenbezo-
genen Daten abhängigvon Unternehmen
wie Google,Facebook und Amazon zu
werden. Mit ihrer Datenstrategie will die
Kommission einen „echten Binnenmarkt
für Daten“ alsVoraussetzung schaffen.

MitflottenSchritten: Die EU-KommissareMargrethe Vestager und Thierry Breton stellen ihreDigitalstrategievor. FotoEPA

Herr Weber, an diesem Donnerstagtref-
fensichdie Staats-und Regierungschefs
zumSondergipfel,umeinen Durch-
bruch in den Verhandlungenzum EU-
Haushalt 2021 bis 2027 zu erzielen.
Glauben Sie an einen Erfolg?
Ichgehe optimistischinden Gipfel. Es ist
auf jedenFall gut, dassRatspräsident
Charles Michel Druckmacht .Eswird
höchs te Zeit, das swir beinahe zwei Jahre,
nachdemdie EuropäischeKommissionih-
renVorschlagzumFinanzrahmen präsen-
tierthat, Klarheit bekommen.Studenten,
Forscher,Landwirte,Bürgermeisterwar-
tenauf Ansagen, mit wie viel Geld sie
rechnenkönnen. Einereine Einigung um
einerEinigung willenaber hat auchkei-
nen Sinn. Entscheidend ist, ob dierichti-
genPrioritätengesetzt werden.

Der Kompromiss,den Michelvorge-
schlagenhat, ist heftig kritisiert worden.
Er sieht eine Obergrenze für die Ausga-
benvon 1,074 Prozent der Wirtschafts-
leistungvor. Das istzwarmehr, als die
magische Grenzevon 1Prozent, für die
Österreich und eingeschränkt Deutsch-
land wirbt, aber viel weniger als das Par-
lament fordert.
Der Vorschlag is tenttäuschend. Er rückt
starre Deckel,aberkeineZukunftsin vesti-
tioneninden Vordergrund. Die Mitglied-
staaten, das EuropäischeParlament und
die EuropäischeKommission haben den
Menschen im Europawahlkampf und
auchdanachnoch klare,große Verspre-
chen abgegeben:Die Sicherung derAu-
ßengrenzen,10000 neue Kräfte für Fron-
tex, ein Marshallplan für Afrika, mehr
Geld für Klimaschutz und Forschung.
Wenn wir das und die bestehenden Pro-
gramme weiter ausreichendfinanzieren
wollen, brauchen wir–wie vomParla-
ment gefordert–1,3 Prozent.

Aber wersoll das bezahlen? Deutsch-
land zahlt ja schonmehr ein, als es her-
ausbekommt.
Das is teine dumme Diskussion. Mit der
gleichenLogikmüsstendieBa yernausal-
len nationalensozial en Sicherungssyste-
men Deutschlands aussteigen.Wirmüs-
sen raus aus der nationalen Egoismusfal-
le undrein in dieZukunftsdebatte.Wir
müssenüberPolitikreden,nichtüberNet-
tozahlerpositionen.Zumal die mit der
Realität nichts mehr zu tun hat.Wirspa-
reninDeutschland seit Jahren Milliar-
den, weil wirkeine Kontrollen an den
deutschen Außengrenzen mehr brau-
chen. Vonden 10000 Grenzschützern für
Frontex fließt kein Geld nachDeutsch-
land zurück. Aber natürlichist das im
deutschenInteresse.Esgehtumdeneuro-
päischen Mehrwert,nicht um dieRück-
flüsse.

Unddamit hoffen Sie, den deutschen
Steuerzahlerzu überzeugen?

Bei denVerhandlungen über den letzten
mehrjährigen Haushaltvorsieben Jah-
ren, da saß der britische Premierminister
David Cameron nochamTischund hat
daraufgedrungen, dassdie Ausgaben auf
1Prozent der Wirtschaftsleistung be-
grenzt werden. Er hat unsversprochen,
dassermit weniger Geld die Bürgervon
Europa begeistern kann. Das Gegenteil
istder Fall: Nurein handlungsfähiges Eu-
ropa überzeugt die Bürger. Daher müssen
wir ihnen ein sachlichgut begründetes
Budget präsentieren, mit klarem Mehr-
wert für die Bürger. Das is tdas besteMit-
telgegen Populistenund Antieuropäer.

Warum kürztdieEUnicht einfach die
Agrarsubventionen? Dann gäbeesLuft
für moderne Aufgaben.
Natürlichmüsse nwir immer alle Budget-
linien kritischprüfen.Aber di eAgrarhil-
fenbrauche nwir,damitdie ländlichen
Räume nicht abgehängtwerden –wohin
das f ührenkann, sehen wir inFrankreich
bei den Demonstrationender „Gelbwes-
ten“. Undwennwir die Agrarhilfenwie-
der auf die nationale Ebene holen, droht
ein Förderwettbewerb, de rden Markt be-
schädigt.

Michelsieht das offenbar ähnlich,zu-
mindest hat er dieAgrarhilfenaufge-
stockt, auf Kosten moderner Ausgaben.
Mit gravierendenFolgen :Die Ausgaben
für die innereSiche rheit kürzterum
Prozent, damit kann mankeinen Aus-
tauschvon Antiterrord aten finanzieren.
Oder dieVerteidigungspolitik:Wir kom-
men gerade allevonder Sicherheitskon-
ferenz in München undhaben über die
neueRolleEuropas in derWelt geredet,

unddannkürzt Michel die Ausgabe nfür
die Verteidigungum30Prozent .Oder
nehmen wir denKampf gege nKrebs,ein
Anlie gen, das ichals Spitzenkandidatim
Europawahlkampfgepushthabe. Da hat
es absolut Sinn,die Kräfte aufeuropäi-
scher Ebene zu bündeln.Das können wir
so nicht umsetzen.Die eigentlicheDebat-
te istdoch, obwir dieZukunftsthemenfi-
nanzierenkönnen, um denAnschlussge-
genüberChina nichtzuverlieren.

Immerhinwill Michel dieFördermittel
derEuropäischenInvestitionsbank
(EIB) erhöhen. Kann sie nicht in die Bre-
schespringen?
Wirsind für eineStärkung der EIB.Wir
glaubenanMarktmechanismen und den
Wettbewerb.Aberdasersetztnichtstaatli-
ches Handeln und diegezielteFörderung
vonProjekten aus dem EU-Haushalt.Das
istetwas anderes als dieVergabe vonKre-
diten und Bürgschaften. Kürzungen im
EU-Haushaltkönnen wir so nie und nim-
mer ausgleichen.

Gibt es auch Positives an demVor-
schlag vonMichel?
Er is tauf dieForderung des Europäi-
schenParlaments nachneuen Eigenmit-
teln für die EU eingegangen.

EineForderung, die in denMitgliedstaa-
ten vielemit Skepsis sehen.
Im Vertrag vonLissabon heißt es klar,
dasssichdie EU hauptsächlichaus Eigen-
mitteln finanzieren soll. Das istnicht
mehr derFall, weil die traditionellen Ei-
genmittel, die Zölle,gesunken sind. Also
brauchenwirneueMittel,einePlastik steu-
er oder Geld aus derVersteigerung der
CO2-Emissionsrechte.Unddabei müssen
wir ja nichtstehen bleiben.Wenn die EU
eine Digitalsteuer einführtdann können
auchdiese Einnahmen in den Haushalt
fließen.Wichtig ist, dasswir gemeinsame
Aufgabengemeinsamfinanzieren.

Das Europaparlament hatmehrfachmit
seinemVeto gedroht, wenndie Mitglied-
staaten nichtgenugGeld bereitstellen.
Wo ist IhreSchmerzgrenze?
DasParlamentwirdeinungenügendesEr-
gebnis auf keinen Fall abnicken. Am
Ende müssen wir uns inRuhe anschauen,
wie viel Geldwohin fließen soll. Es gibt
aber weiter eKriterien, die für dasParla-
ment und uns als EVP wichtig sind, die
Rechtsstaatlichkeitetwa .Die Unabhän-
gigkeit der Justiz und der Medien und
dassder europäischeStaatsanwalt tätig
werden kann. Das sindVoraussetzungen,
um den Missbrauchvon Steuergeldernzu
vermeiden. Hier hat Michel zu sehr auf
die Bedürfnisseetwa Polens undUngarns
Rück sicht genommen.

DieFragenstellte HendrikKafsack.

loe. BERLIN.Seit Ende Januarlegt
das Coronavirus das öffentliche Leben
in China lahm. Der deutschen Wirt-
schaf tbereit et das zunehmend Sorgen.
Die Wertschöpfungskettender Indus-
trie seien so eng mit Chinaverbunden,
„dass wir mit deutlichenAuswirkungen
auchinder deutschen Industrierech-
nen“, sagt Joachim Lang, Hauptge-
schäftsführer des Bundesverbands der
Deutschen Industrie (BDI).
5000deutsche Unternehme nmit
mehrals einer MillionMitarbeiternsind
nachAngabendesVerband sinChinaak-
tiv.AuchschonvordemAusbruc hdesVi-
rushatten si einChinamit zahlreichen
Schwierigkeit en zu kämpfen. Mangeln-
derSchutz geistigen Eigentums,die Be-
vorzugung chinesischerUnternehmen,
begrenzterInternetzugang, das umstrit-
tene Sozialpunktesystem:„In keinem
Markt istdie Problemliste deutscherUn-
ternehmen ähnlichlang wie inChina“,
beklagt Lang.Der BD Ihatte schon im

vergangenen Jahrmit einemChina-kriti-
schenPositionspapier fürAufsehenge-
sorgt.Zuvor hattedie deutscheWirt-
schaf tlange Zeit meh rVorteile als Nach-
teileimChinageschäftgesehen. Dasses
aufdem geplanten EU-China-Gipf el im
September in Leipzig zu einemInvestiti-
onsabkommen mitChinakomme nwird,
erscheint Lang„fraglich“.
Wieangespannt dieStimmung in der
deutschen Wirtschaf tist,zeigt auch
eine neueUmfrag edes Deutschen In-
dustrie- und Handelskammertages
(DIHK). Er erwartet in diesem Jahr nur
ein Wirtschaftswachstumvon0,7 Pro-
zent.Altmaiergeht voneinem Plusvon
1,1 Prozent aus. Die Mehrheit derUn-
ternehmenseibesorgt,geradeinderIn-
dustrie,sagtDIHK-Hauptgeschäftsfüh-
rerMartin Wansleben.„Wir sindvon
Aufschwungseuphorie weit entfernt.“
HoheStrompreise, hoheSteuernund
schlechtes Internet–die Unternehmen
würdenWachtumsimpulsevermissen.

Prämiefür Elektroautos
Käufer vonElektroautos bekommen
jetzt deutlichmehr GeldvomStaat.
Seit Mittwochgilt die neueKaufprä-
mie für alleFahrzeuge, die nachdem


  1. November 2019 zugelassen wurden
    –für rein elektrischeFahrzeugeund
    Plug-in-Hybride. Die Bundesregie-
    rung hattedie höhereFörderung
    schon imvergangenen September in
    ihrem Klimaschutzprogramm be-
    schlossen.Konkret steigt dieFörde-
    rung für batterieelektrische Fahrzeu-
    ge bis zu einem Listenpreis von
    40 000 Euroauf 6000 Euro.FürAutos
    mit Listenpreis vonmehr als 40 000
    Euroliegt der Zuschusskünftig bei
    5000 Euro.FürPlug-in-Hybride unter
    40 000 Eurosind es 4500 Euro; bei ei-
    nem Listenpreis über 40 000 Eurobe-
    kommenKäufer3750Euro.DieIndus-
    triebe teiligtsichzurHälfteandemso-
    genanntenUmweltbonus. dpa


Heimpflegeteurer
Pfleg eimHeimwirdimmer teurer .Die
Eigenanteile, die Pflegebedürftige und
ihreFamilien aus eigenerTasche zah-
len müssen,stiegenweite rauf nun
1940EuroimMonat im bundesweiten
Schnitt–das sin d110 Eu ro mehr als
Anfan g2019, wie aus Daten desVer-
bandsderErsatzkassenmitStand1. Ja-
nuar2020 hervorgeht.Esg ibt jedoch
nachwie vorgroße regional eUnter-
schiede. Amteuersten bleibenHeim-
plätzeinNordrhein-Westfalen mi tnun
durchschnittlich2357 Euro. Am nied-
rigstensinddie Zuzahlungenmit 1359
EuroinSachsen-Anhalt. Patienten-
schützerdringenaufbaldigeEntlastun-
gen. BundesgesundheitsministerJens
Spahn (CDU)will bis Mitte des Jahres
einen Vorschlag machen. dpa-AFX

Milliarden für Arbeitsmarkt
Bundes arbeitsministerHubertus Heil
(SPD )willfür di einder Koalitio nver-
einbar te stärkere Förderun gder Wei-
terbildung undQuali fizierun ginden
vier Jahren bis 2023 biszu3,3 Mi lliar-
denEuroausSteuernundBeitragsmit-
teln aufwenden. Dengrößten Teil da-
vonhättenmit knapp 2,3 Milliarden
Euro die Bundesagentur für Arbeit
(BA) unddamit dieBeitragszahler zur
Arbeitslosenversicher ungzuschul-
tern.Dabei sind möglicheMehrausga-
ben durch diegeplant eAusweitung
des Kurzarbeitergeldes noch garnicht
berü cksichtigt .Teuer steEinzelmaß-
nahme istein Rechtsanspruch auf För-
derung einer berufsabschlussbezoge-
nenWeiterbildung, fürden bis zu 313
Millionen Eurojährlic hveranschlagt
werden.Das Ar beits ministeriumsieht
einenKabinettsbeschlussüberdenGe-
setzentwurf, über dessen De tails zu-
erst das„Handelsblatt“berich tete,für
den12. März vor. Reuters

geg. FRANKFURT. Chinesen sind
ganznormaleInvestoren;fürübermäßi-
ge Angs tvor ihnen gibteskeinen
Grund.Das is teine Kernaussagedes
jüngstenBerichtsderExpertenkommis-
sion Forschung und Innovation(EFI).
Der am MittwochderBundeskanzlerin
Angela Merkel(CDU) übergebene Be-
richtwidmet sichschwerpunktmäßig
dem Wissens- undTechnologietausch
zwischen Deutschland und China.
„Was denWissensabflussund dieNeu-
einstellungen anbelangt, unterscheiden
sichchinesische Investoren in Deutsch-
land in nichtsvonInvestorenanderer
Länder“, hebt derKommissionsvorsit-
zende UweCantnerhervor, Professor
für Mikroökonomik an derFriedrich-
Schiller-Universität Jena.Zudem seien
die chinesischen Investitionenin
Deutschland trotz hoherSteigerungsra-
tenabsolutgering und erreichten im
Jahr 2017gerade einmal acht Milliar-
den Euro. Die Investitionssumme der
EU-Länder betrug zum selben Zeit-
punkt 320 Milliarden und die derVerei-
nigtenStaaten immerhin 98 Milliarden
Euro. In systemrelevanten Technolo-
gien sei es aberwichtig, dass„Deutsch-
land dietechnologischeSouveränität
behält“, also nichtvonausländischen
Unternehmenabhängig werde. Das ist
ein Hinweis au fdie Debatteumdie Be-
teiligung deschinesischenTechnik kon-
zernsHuaweiamAufbauderInfra struk-
tur für das Mobilfunknetz 5G–ohne
dasssichdie Kommission eindeutig für
oder gegenHuaweiausspricht.
Eindeutig spricht sichdie Kommis-
sion aber fürgrößereAnstrengungen
Deutschlands aus, in China aktiv zu
sein. Zwar liegedas deutsche Direktin-
vestitionsvolumen mit 86 Milliarden
EuroimJahr2017umdasZehnfachehö-
heralsdiechinesischenDirektinvestitio-
nen hierzulande. Außerdem gewähre
das neue Investitionsgesetz seit Anfang
des Jahres ausländischen Investorenin
Chinagleiche Rechte wie inländischen
Mitbewerbern.Aber es seien zu viele
Ausnahmen definiertworden, deutsche
Unternehmen bangten nochimmer um
die Durchsetzung ihrerRechte an intel-
lektuellem Eigentum, und mangelnde
Sprach- undRechtskenntnisse auf deut-
scher Seitestünden nochimmer vielen
Vertragsanbahnungen entgegen. Die
Kommissionfordertdaher vonder Bun-
desregierung die Einrichtung einer zen-
tralen Anlaufstell e, die systematischIn-
formationen zu Schwierigkeiten

deutsch-chinesischer Kooperationen
sammele und auswerte und dieUnte r-
nehmeneventuell auchberate.
In einemFaktenanhang wirdnoch
einmaldiesteigendeBedeutungChinas
für dieWeltwirtschaftund dieWissen-
schaf thervorgehoben. Dasfernöstliche
Land hat seit dem Jahr 2000 seineAus-
gaben fürForschung und Entwicklung
von33auf 496 Milliarden Dollarver-
fünfzehnfacht.„Bei forschungsintensi-
venGüter nist Chin azum weltweit
größtenExportland aufgestiegen“,
heißt es im Bericht.ChinesischeWis-
senschaftler haben 2018gut 350 000
wissenschaftliche Publikationenveröf-
fentlicht.Damit habeChinaerstmals
die VereinigtenStaaten alsUrsprungs-
land der meistenwissenschaftlichen
Beiträgeüberholt.
DastechnischeNiveauzweierLand-
strichehat sic hdie Kommissionauchin
ihrem zweiten Schwerpunkt angeguckt:
demVergleichder alten und der neuen
Bundesländer.Grund dafür istdie Kla-
ge,dassdie neuen Bundesländer in den
vergangenen30Jahren zwar in Sachen
Produktivität aufgeholt,aber daswest-
deutsche Niveau nie erreicht hätten.
Dieses Bild istnachAnsichtvon Cant-
nerzumindestschief. Wenn manstruk-
turgleiche oderstrukturähnlicheUnter-
nehmenvergleiche,stelle sic hheraus,
dassesauf Unternehmensebenekeinen
Unterschied zwischen west-und ost-
deutschenUnternehmengebe. „Unter-
nehmen in Ostund West produzieren
auf Augenhöhe“,fass tCantnerdas Er-
gebnis der Untersuchung zusammen.
Den Spiegel halten die Fachleute
DeutschlandauchinSachen Cybersi-
cherheitvor, dem dritten Schwerpunkt
ihrerdiesjährigenVeröffentlichung.Zu-
sammenfassenkann man die Lagein
dem Satz „Kein Landhatsoviel Angst
vorDatenmissbrauch,kaum ein Land
tutaberauchsowenigdagegen“.BeiPa-
tentanmeldungenzumehrCybersicher-
heit liegt Deutschland mit einem Anteil
von6,2Pr ozentdeutlic hhinterdenVer-
einigtenStaaten (33,5 Prozent), Japan
(13,7) oder China (11,6). Unterden
150innovativstenCybersicherheits-Un-
ternehmender Welt sind 112 aus den
VereinigtenStaaten,18aus Israel–und
nureines aus Deutschland“,sagt Irene
BertschekvomZEW Mannheim. Die
Ursache für mangelndeAktivitätenge-
genCyberangriff eliegeim Personal-
mangel. DieKommissionfordertdaher
mehr Studiengängefür Cyberexperten.

Schlachtumdie Daten der Industrie

„Rausaus der Egoismusfalle“

CSU-EuropapolitikerManfredWeberdrohtmitVeto gegenEU-Haushalt

ManfredWeber, der Fraktionsvorsitzende
der EVP im Europaparlament. Fotodpa

KurzeMeldungen


niza. FRANKFURT. Immer weniger
mittelständische Unte rnehmen in
Deutschlandgeben Geld für Innovatio-
nenaus.Nach einerAuswertungderFör-
derbank KfW istder Anteil innovativer
Mittelständler auf einen Tiefstand ge-
sunken, wie die Chefvolkswirtin der
Bank,Fritzi Köhler-Geib, am Mittwoch
erklärte. Als Grundlagedient der Öko-
nomin das KfW-Mittelstandspanel, eine
jährliche Analysekleiner und mittlerer
Unternehmen. Als Innovation wirdge-
wertet,was den Produktionsprozess
merklichverbessert.
Köhler-GeibnanntedieStudienergeb-
nisse„alarmierend“. Innovationskraft
sei wichtig für Beschäftigung undWett-
bewerbsfähigkeit. „Deutschland hat
sichlangegerühmt mit der Innovations-
kraf tdes Standorts“, soKöhler-Geib.
„Dochdieses Bild hat Risse bekom-
men.“ Laut KfW führteninden Jahren
2016bis 2018nurnoch725 000der3,
Millionen kleinen und mittlerenUnter-
nehmen in Deutschland Neuerungen
ein. Das sind 19 Prozent.ImJahr 2006
warenesnoch43Prozent.Der Rück-
gang verläuftdabei in allen Branchen
und Unte rnehmensgrößen synchron,
vomkleinenHandwerksbetriebhinzum

Maschinenbauer mit hundertMitarbei-
tern.EinigewenigeMittelständler ha-
ben laut KfW ihreInvestitionen in Zu-
kunftstechnologien allerdings außerge-
wöhnlich starkerhöht.Das führe zu
dem zunächstparado xenUmstand, dass
die Innovationsausgaben in absoluten
Zahlen keinem klaren Trend folgten
und in den Jahren 2017 und 2018 sogar
leicht gestiegen seien auf 34 Milliarden
Euro, machteKöhler-Geib deutlich.
Als wesentlichen Grund für diege-
schwundene Innovationskraftdes deut-
schen Mittelstands sieht die KfW den
Fachkräftemangel. Dieser verhindere
die Entwicklung oderNachahmungvon
Neuerungen .Hinzukommediegesunke-
neZahlanGründern,auchwegenderal-
ternden Gesellschaftundder darausfol-
genden Risikoscheu. Einweiteres Hin-
dernisseienFinanzierungsschwierigkei-
ten, meintKöhler-Geib.Vorallem in
punctoBeteiligungsfinanzierung für
Gründer habe DeutschlandNachholbe-
darf. Solche Hindernisse zu beseitigen
und auchgezielt dieForschungs- und
Entwicklungsabteilungen in Unterneh-
men zufördern–zwei Drittel aller Mit-
telständler hättenkeine –, hält die Öko-
nomin für sehr wichtig.

Plädoyerfür mehr


Offenheitgegenüber China


Bericht: Chinesische Investoren sindkeine Gefahr
Die EU will die Chancen

Künstli cher Intelligenz


fürEurop anutzen.


Manc he Technologi en


will di eKommi ssion


aber vorabprüfen.


VonHendrikKafsack,


Brüssel


DeutscheUnternehmenrechnen


mitCorona-Rückschlag


Unternehmen erwarten nur ein Mini-Wachstum


Der Mittelstand investiert


deutlichweniger in die Zukunft


KfW:Nur noc hjedes fünfte Unternehmen innovativ

Free download pdf