SEITE R2·DONNERSTAG, 20.FEBRUAR2020·NR.43 Reiseblatt FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
Wegender Buschfeuer inAustralien hat
die Regierung in Canberra die Visa-Be-
schränkungen für arbeitswilligeReisende
gelockert.Damit gebe sie Backpackern
und anderen Besuchernmit Working-Ho-
liday-Visa die Möglichkeit, den Einwoh-
nernAustraliens bei denAufräum- und
Reparaturarbeiten in den Brandgebieten
zu helfen, begründete das Einwande-
rungsministerium die Maßnahme.Nach
den neuenRegeln, die ab sofortgelten,
können dieUrlauber nun bis zu einem
Jahr für denselbenArbeitgebertätig sein,
sofer nsie bei der BeseitigungvonBrand-
folgen helfen. ImNormalfall dürfenar-
beitendeTouris tennur bis zu sechs Mo-
nateauf einerStelle arbeiten. Bei den
Bränden inAustralien sind seit Septem-
ber mehr als zwölf Millionen Hektar
Land verwüstetworden,etwa ein Drittel
der Fläche Deutschlands.(dpa)Ausländer sollen
Australiern helfen
Werfliegt, musszum Flughafen, und
darin steckt ein Risiko. DennReisen-
de tragen dieVerantwortungdafür,
pünktlichamFlughafen anzukom-
men.Das zeigt einUrteil,auf das
jetzt das Amtsgericht München hin-
weist(Landgericht MünchenI,Zu-
rückweisungsbeschlussvom 29 Okto-
ber 2019, Aktenzeichen: 30 S
8057/19). ImverhandeltenFall ging
es um dieZuganreisevonPeine zum
DüsseldorferFlughafen, und zwar mit
einemRail-and-Fly-Tick et.Dieses
warTeil einesPauscha lreisepaketsfür
einen Dubai-Urlaub.Doch derZuger-
reicht eden Flughafen mit einerVer-
spätungvon mehrals anderthalbStun-
den. DieUrlauberverpassten den
Flug, mussten übernachten, organi-
sier tensicheinen Ersatzflug undver-
langten die dafür angefallenenUnkos-
tenvom Reiseveranstalter zurückund
dazunoch eineReisepreisminderung.
Die Münchner Amtsrichterin lehnte
dieKlage ab, dasLandgericht Mün-
chenIwies die Berufung zurück.Die
Urlauber hätten ihreZugverbindung
so wählenmüssen, „dassein rechtzei-
tiges Erscheinen am Flughafenge-
währleis tet“ gewesenwäre, heißt es in
dem Urteil. Mit Blick darauf,dass
sich diePassagierelaut Reisevertrag
mindestens zweiStundenvorAbflug
am Flughafeneinfinden sollten, sei
„ein zu knappesZeitfens tergewählt
worden“.Dies habe „möglicheZug-
verspätungen angesichts der Entfer-
nungvom Flughafen und ein nötiges
Umsteigen nicht angemessen berück-
sichtigt“. In einemanderen Fall wur-
de einUrlauber bei der Anfahrtzum
Flughafen mitseinemFahrzeug
schuldlos in einenleichtenVerkehrs-
unfall verwickelt und verpasstedes-
halbseine Maschine. DerReisende
verlangtevom Unfallgegner dafürver-
geblichSchadensersatz (Amtsgericht
Menden, Aktenzeichen.:4C53/05).
VorGericht wurdevor allem bemän-
gelt, das sder Betroffene „ohnejedes
Zeitpols ter“ losgefahrensei. Nurda-
durch seierwegen desUnfalls in die
Bredouillegeraten. (wog)
Wenn einUnterkunftnachSchim-
mel riecht oder sogar Schimmelpilze
sichtbarwerden,dannistdasnicht
nur unangenehm, sondernmitunter
gefährlic hund fürUrlauber oftauch
ein berechtigter Grund zur Klage–
etwa als zw ei Familie ninihren Hotel-
zimmernauf Mallorca „starker,uner-
träglicher Schimmelgeruch“ emp-
fing. Siekonnten die Zimmer zwar
wechseln, dochfür die beiden betrof-
fenen Tage gabesj eweils einViertel
des Tagesreisepreises zurück(Amts-
gerichtBad Homburg, Aktenzeichen:
2C2090/17). Je nachUrlaubsziel
und ReisestandardmussSchimmel
mitunter allerdings hingenommen
werden. Sokann es „bei einem Hotel
in südlichen Ländernaufgrund der
klimatischenVerhältnisse zu schwar-
zer Schimmelbildung“ bei den Fugen
des Badezimmerskommen. Das, so
das AmtsgerichtKöln, rechtfertig ele-
diglic heine Reisepreisminderung
vonfünf Prozent (Aktenzeichen: 142
C217/10) .Und beiErlebnis -oderEx-
peditionsreisenkann Schimmel in
Trekking-Unterkünftenzum Charak-
terder Reise gehören (Oberlandesge-
richtDüsseldorf, Aktenzeichen: 18 U
9/02). Das wirdimStreitfall dann als
ortsübliche Beeinträchtigung und blo-
ße Unannehmlichkeit, nicht aber als
Reisemangelgewertet.(wog)In der Provinz La Coruña imNord westen
SpanienseröffnetzuOsternein neuer Pa-
rador.Das in den HanggebauteHotel
mit Blickauf denAtlantik istmit Pflan-zendächernund natürlichen Materialien
in die Landschaftinteg riertund nutzt zu
hundertProzent erneuerbareEnergie.
Das Hotelverfügt übe 63 Zimmer,alle
mit Terrasse und Meeresblick. Mit der Er-
öffnungsteigt dieZahl derParadores in
Spanien auf 98. Die meistendieser staat-
lichen Hotels befinden sichinhistori-
schen Gebäuden. (rsr)Parador
mit Meerblick
Nicht nur in Japan,auchinder amerika-
nische nHaupts tadtregionwirddie
Kirsc hblütegefeie rt.Sofinde tinWa-
shingtonvom20. Mä rz bis zu m12.
April dasNational CherryBlossomFes-
tivalstatt.Dabeiwirddie langeFreund-
scha ftzwischenWashington undTokio
gefe iert,dessen Bürgermeisterder ame-
rikanische nSchwes terstadt 1912 drei-
tausen dKirschbäumeschenkte. Sieste-
henheute am TidalBasinander Natio-
nalMall.AuchinMarylandundVirgi-
niagibtesKirschblütenfeste.Die kom-
plette Liste findet man unter http://www.na-
tional cherryblossomfesti val.org. (str.)Amerikanische
Kirschblüte
Aktenzeichen
Depesche
Doppelt
dummgelaufen
Die Kreuzfahrtbranche leidetzurzeit
starkunter dem Covid-19-Virus, er wartet
aber dennochindiesem Jahr in Deutsch-
land keinen Rückgang bei denPassagier-
zahlen. „Im Moment gilt für die Branche
grundsätzlich: Das Thema hat höchste
Priorität“, sagteHelgeGrammerstorf,
Deutschland-Direktor des internationa-
lenKreuzfahrtverbandesCLIA.„DieRee-
dereien handelnverantwortlich undver-
suchen,kein Risikoeinzugehen.“ DieRei-
sen würden entsprechend umgeplant.
Die Kreuzfahrtindustrie istaktuell
ebenso wie dieLuftfahrtstark vondem
Virusbetroffen.Asienzähltzuden wichti-
genZielgebietenfür Schiffe aus Amerika
und Europa, daneben gibt es einenwach-
senden lokalen Markt.Nachdem Nach-
weis voninzwischen mehr als zweihun-
dertInfektionen auf dervorYokohamain
Quarantäne liegenden „Diamond
Princess“ zögernasiatische Länder,
Kreuzfahrtschiffe überhauptnochinihre
Häfen einlaufen zu lassen. DiePassagiere
des Kreuzfahrtschiffes„Westerdam“
konnten erst nacheiner Irrfahrtdurch
asiatische Gewässer in einem kambo-
dschanischen HafenvonBordgehen. Die
Reederei Aidastelltedie Asien-Fahrten
der „Aidavita“ und„Aidabella“wegen
derCovid-19-Ausbreitungundzunehmen-
der Reiseeinschränkungen für diese Sai-
son ein. Regulär hättedas Programm
nochbis Aprilgedauert, für jedes Schiff
seien bis dahin nochvier Reisen geplant
gewesen, hieß esvonAida Cruises. Die
Schif fe würden nun in andereFahrtgebie-
te überführt.DieAida-Muttergesellschaft, derameri-
kanischeKonzernCarnival,teilteseinen
Aktionären mit, dassder Gewinn je Aktie
wegender Auswirkungen derVirusepide-
mie um 55 bis 65 Cent zurückgehen wer-
de. Mittel- und langfristig erwartedie
Branche jedochkeine Nach wirkungen,
wenn die Krankheitswelle wieder abge-
klungenseinwird.„Wirhof fen, das sunse-
re Präventionsmaßnahmen diegewünsch-
te Wirkung zeigen und wir bald wieder in
einen Zustand derNormalität übergehen
können“, sagteHelgeGrammerstorf. Der
seit Jahren anhaltende Kreuzfahrt-Boom
werdeweiter gehen. Die Schiffe seien gut
gebucht .Die Kreuzfahrtbrancherechnet
nachAngaben ihresVerbandes für das
vergangene Jahr in Deutschland mit ei-
nem zweistelligen Wachstum. dpaP
reiswer tesfindetman nicht viel
in Luxemburg,Kostenlosesnoch
weniger .Dochjetzt überrascht
das Großherzogtum mit einer
Ausnahme, die international
Schlagzeilen macht:Als er stes Land der
Welt bie tetLuxemburgvom 1. Märzanden
öffentlichenTransportmit Bahn, Bus und
Tram gratis an.Ausgenommen istlediglich
die er steKlasse in der Bahn.Vonder Regie-
rung wirddie Initiativeals soziale Maßnah-
me für einkommensschwache Haushaltege-
priesen. Dochhinter gründiggeht es darum,
den Nahver kehr attraktiver zu machen, um
die heillosverstopftenStraßen zu entwirren.
Sie werden nicht nurvonden 614000 Ein-
wohnerndes Landesgenutzt, sondernTag
für Tagauchvon zweihunderttausendgröß-
tenteils autofahrenden Pendlernaus
Deutschland, Belgien undFrankreich, die in
luxemburgischenBanken, Bäckereien,Kran-
kenhäusernund Modeboutiquen arbeiten.
DasGratisangebotricht et sichnicht nur an
Einheimische und Berufstätige, sondern
auchanBesucher,die jetz tohne Anstehen
am Fahrscheinschalter bequem undkosten-
sparend durch Luxemburgreisen können.
Schon zutouristischenAttraktiongeworden
istdie er st vorzweiJahren eröffnete Tram in
der Hauptstadt.Das er steTeilstüc kführt
durch das moderne, boomendeViertelKirch-
berg. Dort,wo sicheinstnur Kohlkopffelderausdehnten,ragenheutevon kühner Archi-
tekturgeprägt eFinanzhäuserundEU-Verwal-
tungen sowie die neueNationalbibliothek,
ein Multiplexkino, ein Einkaufszentrum und
ein Sportkomplexindie Höhe, aufgelockert
vonetlichen Af ter-Work-Bars. DieTramlinie
beginnt beim MessegeländeLuxexpo gleich
nebeneinerzwanzigMeterhohenStahlinstal-
lationvonRichar dSerra.BekannteKünstler
und Architekten haben auchden restlichen
Kirchberggeprägt .Wer an der Haltestelle
Philharmonieaussteigt, hat es nichtweit bis
zum Konzerthausvon ChristiandePortzam-
parcmit seinen mehr als achthundertschnee-
weißenSäulenanderAußenfassade.Nurwe-
nigeSchrittesind es bis zum Mudam, dem
vonIeohMingPeigeschaf fenenundindenal-
tenFestungskomplexFortThüngenintegrier-
tenMuseum für ModerneKunst.
An derTram-Station Rout Bréck–Pafen-
dall kann man eineZeitreise machen.Eine
Standseilbahn,ebenfalls ohneTick et benutz-
bar ,führtvommodernenLuxemburg talwärts
in das historische ViertelPfaffenthal. Es hat
seinenNamen vonden Klosterbrüdern,die
hier früher lebten. De rurwüchsi ge Stadtteil
anden Ufernder Alzette,Heimat derlegen-
denu mwobenenWasserni xe Melusina, istge-
präg tvon gewaltigen Festungsbollwerken, de-
nenLuxemburgeinstseinen gefürchtetenRuf
als„Gibraltar desNordens“verdankte.Auch
bahnreisendeTouris tendürften das Gratis-angebotschätzen.Fürsie hat die nationale
BahngesellschaftCFL dieWander-und Rad-
touren „1000 KilometerLëtzebuerg“ ausge-
arbeitet,die vonBahnhof zu Bahnhof füh-
ren. WerSightseeing nur aus demZugfens-
termachen möchte, solltedie landschaftlich
schönste St reckebenutzen.
Sie führtüber Viadukteund durch Tun-
nelsinknappeinerStundevom1859im neo-
barocken Stil eröffnetenBahnhof inLuxem-
burgbis nac hUlflingen an derNordspitze.
Man durchquertdas Éislek–soheißen die
LuxemburgerArdennen–mitseinengeheim-
nisvollen Wäldern, ginsterbewachsenen
Hängen und wildenWasserläufen. Unter-
wegs erhebt sichdie zweihundertRäume
zählende Schlossresidenz dergroßherzogli-
chen Familie. Undbei Burscheid throntstolz
auf einemFelsspor neine mächtigemittelal-
terliche Burgruine,die schonvonVictor
Hugo ehrfurchtsvoll in seinemReisetage-
bucherwähnt wurde. In Clerfist der Bahn-
hof nichtweit entferntvomSchloss, in dem
dieFotoausstellung„Family ofMan“unterge-
bracht ist. Der inLuxemburggeborene, im
KindesalterindieVereinigtenStaatenausge-
wanderte MeisterfotografEdwar dSteichen
hatteinden fünfziger Jahren die monumen-
tale Schau zusammengestell tund sie später
seinemHeimatlandgeschenkt.Heutegehört
sie zumUnesco-Weltkulturerbe.
Wermit der Bahn in die Minette fährt, die
einstvon Eisenindustriegeprägt eSüdregion,
bekommt einenVorgeschmackauf das Jahr- Dannwerden die frühereIndustrie-
stadtEsch/Alzette, dieumliegendenGemein-
densowieeinigefranzösischeGrenzorteKul-
turhauptstadt Europas sein.Futuristischist
bereitsderEscherBahnhofBelval–Universi-
té,der sic hwie eineRaupe ausStahl und
Glas auf der zu neuem Leben erwachten In-
dustriebrache windet. Die beiden dortigen
Hochöfen, die man aufwendig rest auriert
hat,sind nicht nur Symbolevon„Esch2022“,
sondernerinnernauchandie malochenden
Stahl- und Grubenarbeiter,darunter viele
Einwanderer,denen das kleine Land seinen
großen Wohlstandverdankt.
MangelsBahnverbindungensteuernRegio-
nalbusse jedenWinzerortander Luxembur-
gerMosel an, die die Grenze mit Deutsch-
land bildet. An der zweiundvierzig Kilometer
langenWeinstraße zwischen dem Europa-
dorfSchengen und demTankstellenortWas-
serbillig tragen die Bushaltstellen Namen
vonKell ereien oderReblagen:Vinsmoselle,
CavesSaint-Martin, Häremillen, Gëllebour.
VonFrühjahr bis Spätherbstfindethier fast
jedes Wochenende einFeststatt, das Cré-
mant-Schaumwein, Riesling, Pinotnoir und
Auxerrois huldigt.Wer dann auchnur eine
Auswahlder vielenexzellenten Premier-Cru-
und Cuvée-Lagen degustierthat, tut gut dar-
an, mit dem Bus heimzukehren–und dies
nicht allein,weil die Fahrtnun nichtskostet.
Informationen über die öffentlichenVerkehrsmittel
inLuxemburgerhält man bei der Mobilitätszentrale,
Telefon: 00 352/24 65 24 65, http://www.mobiliteit.lu. Der
CFL-Wander-undRadwegführer„1000kmLëtzebu-
erg“ istauf Deutsch,Französischund Englischerschie-
nen undkann beimVerlag Guy Binsfeld bestelltwer-
den (www.editionsguybinsfeld.lu). ManfindetdieTou-
renvorschlägemit herunterladbaren Geodaten auch
im Internetunter http://www.visitluxembourg.com/de/erle-
ben/natur-ausfluge.Luxemburg
für lau
Luxemburg
istnicht nur
reich, sondern
auchschön.
Das kann man
jetzt selbst
erleben,ohne
dabei armzu
werden.
Foto RobKiefferKein Leiden vonDauer
DasCovid-19-Virusverhagelt der Kreuzfahrtbranche derzeitdie Geschäfte,dochihren Optimismus lässt sie sic hnicht nehmen
Als in Sri Lankanachden Anschlägen zu
Ostern desvorigen Jahresmit vielenTo-
tenund Verletzten dieZahlder Besucher
dramatisch sank, hatt edie Regierun gdie
Visagebühren bei derEinreisegestrichen
–und sic hdavon offenbar eineRückke hr
derUrlauber erhofft.Nun wurde diese Ge-
bühr wieder eingeführt: umgerechnetzwei-
unddreißig Eurofür Urlauber aus Deutsch-
land. Obwohl der Ausnahmezustand
scho nimAugust zurü ckgenommenwur-
de,hat sichdie Si cherheitslageimLand
nachEinschätzun gdes Auswärti genAmts
nichtgeändert. Siesei na ch wie vorange-
spannt, und es bestehe die Gefahrvonwei-
terenTerroranschlägen .Ausgangssperren
könnten weiterhi nkurzfris tig verhängt
werden.Reisende sollten öffentlichePlät-
ze meiden, die lokalen Medienverfolgen
undengen Kontak tzuReise veranstaltern
undFluggesellschaftenhalten. (La.)
Jähes Ende einerTraum-
fahrt: die „Diamond
Princess“ inYokohama
Foto ShutterstockEintritt in SriLanka
Vom1.Märzanist der öffentliche
Transportinganz Luxemburggratis.
Davonprofitierennicht nur die
Einheimischen, sondernauch
entdeckungsf reudig eBesucher
desGroßherzogtums.
VonRob Kieffer