Frankfurter Allgemeine Zeitung - 20.02.2020

(Darren Dugan) #1

SEITE 6·DONNERSTAG, 20.FEBRUAR2020·NR.43 Bildungswelten FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


A


nfangJanuar schicktederba ye-
rische KultusministerMichael
Piazolo (Freie Wähler) eine
Mail an die Grundschulen. Sie
enthieltviel Lob für die Arbeit der Lehrer.
Dochdie Gepriesene nempfanden das
zum Teil als Hohn. Das hängt mit dem
KernderMailzusammen: Bayernmangelt
esanLehrern.ImMinisteriumwirdmit
etwa 1400 fehlendenStellen an Grund-
und Mittelschulenfürskommende Schul-
jahr gerechnet,der größteBedarfbesteht
an Grundschulen.Neue Lehrerkann man
sichnicht backen. Deshalb sollennun vor
allemdie in die Bresche springen, die
schon da sind.
DieMindestzahl anWochenstunden für
Teilzeit sollkünftig 24statt 21 betragen –
ausgenommen sindweiterhin Lehrer, die
in familienpolitischer Teilzeit sind, sprich
Kindergroßziehen oderAngehörigepfle-
gen. „Sabbatjahre“ sollen einstweilen
nicht mehrgenehmigtwerden, einvorzei-
tiger Ruhestandin derRege lerstvom voll-
endeten65. Lebensjahr an. Außerdem
wird ein „Arbeitszeitkonto“ eingeführt. In
der „Ansparphase“ wirddie Unterrichts-
pflichtzeitvorübergehend um eineStunde
erhöh t–nicht bei allen Lehrernauf ein-
mal, sondernnachAltersg ruppengestaf-
felt und nur bei denen, die jüngerals 57
sind.Eswirdgarantiert, dassdie Mehrar-
beit in der „Rückgabephase“ ausgeglichen
wird. Piazolo sprach hier zuletztvon„nor-
malenSteuerungsmaßnahmen“, die es
auchschon in anderenSchulartengege-
ben habe. Zugleichappellierte er an die
Freiwilligkeit: Lehrerkönnten selbst zur
Entspannung an derUnte rrichtsfront bei-
tragen,etwa durchAufschieben ihresRu-
hestands.
Viele Grundschullehrerglauben, der
MinisterverkennedieschulischeWirklich-
keit.Piazolo schreibt,dass„die Unter-
richtsversorgung durch hochqualifizierte
LehrkräfteauchinZukunf tgesichert“blei-
ben müsse. Grundschullehrer sagen, da-
vonkönne schon heutekaum nochdie
Redesein.SimoneFleischmann,Präsiden-
tin des Bayerischen Lehrer-und Lehrerin-
nenverbands BLLV, bezeichnetdie Anga-
ben des Ministeriums,wonachder Anteil
der ersatzlos ausgefallenenUnter richts-
stunden anstaatlichen Grundschulen zu-
letzt bei 0,8 Prozent lag, als „völligeVer-
zerrung derRealität“. Der Prozentsatz der
nicht planmäßig erteiltenSchulstunden in
der Grundschule liegebei „rund sieben
Prozent“. Das seienStunden, die nur des-
halb nicht als ausgefallengälten, weil sie
„irgendwie aufgefangen“ würden, etwa
durch Kollegen. AndreaZran,Leiterin ei-
ner Grundschule im Landkreis München,
lässt auchander Darstellung derStaatsre-
gierungzweifeln,manverzicht eauf„Quer-
einsteiger“.Sie selbsthabe an ihrer Schule
eine Lehrkraft, die Designstudiert habe.
Eigentlichsolle sieWerken unterrichten,
tatsächlichaberwerde sie für eine kranke
Kollegin eingesetzt.

UnterGrundschullehrernbestehtgro-
ßeEinigkeit,dassihreAufgabenerheblich
zugenommenhaben.Zran nennt als einen
Hauptgrund die „extreme Heterogenität
der Schülerschaftund der familiären
Strukturen“. VonKindernmit überambi-
tioniertenElter nbis zu solchen, die sich
um das schulische Schicksal der Kinder
nicht scheren, istdie Bandbreitesehr
groß. Das istauchPiazolo bewusst.Unei-
nigkeit besteht darüber,inwelchemUm-
fang daraufreagiertwerden mussund
kann. EinReizthemafür Grundschulleh-
rerist die Inklusion .Die studierte Schul-
psychologin Zran sagt, hierfehle es an
den GrundschulenallenthalbenanKom-
petenz. Esgebe zwar einen MobilenSon-
derpädagogischen Dienst.Aber es dauere
zum Teil Wochenbis Monate, ehe dieser
Zeit finde, einKind zumindestanzuschau-
en. Esgebe auch„Beratungszentren“, in
ihrem Landkreis bestehend aus einer
Schulpsychologin und einer Beratungs-
lehrkraft.Beide seien abervorallem Voll-
zeitlehrkräfte und hätten jeweils nur ein
paarStunden für die Beratung zurVer-
fügung.
Der Kultusminister verwies zul etzt dar-
auf, dassderzei tfür die Inklusionschulart-
über greifend„900zusätzlicheVollzeitkapa-
zitäten“einges etzt würden. Dashöre sich
alles immer „gigantisch“ an, sagt Zran, sei
aber fürdie einzelne Schule„ein Tropfen
auf de nheißen Stein“.Esgebe auch belie-

bigvieleDefinitionenvon Inklusion. Die
Staatsregierung beziehesichgernauf „die
ganz en ge“. Da runter fielen Kinder, dieih-
renBedarf durchein Gutachten beschei-
nigt bekommen hätten. Das setze dieKo-
operation derElter nvoraus. Daher hält
sich die Zahl der Kindermit Inklusionsbe-
darfoffiziell imRahmen .„Aber in derPra-
xis“ ,soZran, „haben wir zunehmendKin-
der, die sozial undemotionalunheimliche
Verhalten sstörungen aufweisen.“
Einzweites Reizwor tist „Integ ration“.
Fürdie Flüchtlingskinder, die insbesonde-
re 2015und 2016 nachBayernkamen,gab
es zwar Hilfe vomFreistaat;eineÜber-
gangskla sseanZrans Schulewurde aller-
dingsaus Personalmangel wiederaufge-
löst,sodassman die Kinder in dieRegel-
klassen integrieren musste. Mi tHilfe von
ehrenamtlichemEngagement und der
Kommune seiman „überdie Runden“ge-
kommen.Mehr nicht. Dergroße Ansturm
istnun vorbei, aber die Integration bleibt
eine Herausforderung. Hinzukommen der
Ganztag, di eDigitalisierung und neuer-
dingsauchdas Thema „Alltagskompe-
tenz“,daskünftigineinerProjektwochebe-
handeltwerd en soll. Dashatten di eBau-
erngefordert, um mehrwertges chätzt zu
werden.
Der BLLV, der Lehrer allerSchularten
vertritt, sagt, die Politik habe es „ver-
säumt,valideBedarfsprognosenaufzustel-
len“.Dassieht dieStaatsregierung anders.

Piazolo sagt, die bayerische Prognostik
werdeineinerStudiederBertelsmannStif-
tungalspositivesBeispielgenannt.Das ist
richtig. Allerdings sagt KlausKlemm,der
LeiterderStudie,auch,diebayerische Poli-
tik habe „ihrenDatenvorsprung nichtge-
nutzt, um adäquat auf den Lehrerbedarf
zureagieren“.PiazolohatinseinerMailer-
klärt, warumexakte Bedarfe gerade für
Bayern so schwervorherzusagen seien –
und warumdas aucheine positive Seite
habe. Die Teilzeitquote habe starkzuge-
nommen. Das spreche für die guteVerein-
barkeit vonFamilie und Beruf. Inzwi-
schen sind mehr als sechzig Prozent der
Grundschullehrer inTeilzeit.Piazolo hob
jüngst hervor, dassdas tr otzdem Ausnah-
men seien. Die Grundidee des Beamten-
tums seiVollzeit.
Erverwies auchaufdie gestiegenenGe-
burtenzahlen und dengroßenZuzug nach
Bayern.Das Kultusministerium bestätigt,
dassesLehrer gibt,die bisher zumTeil
weit weniger als 21StundenTeilzeitarbei-
tete nund nun auf 24Stunden erhöhen
müssen. An Grundschulen wirdspeku-
liert, wie vielevondiesen bald krankheits-
bedingt ausfallen werden. Piazolo isterst
seit gut einem Jahr im Amt.Ermusseine
Situation ausbaden, für die er nur bedingt
Verantwortungträgt. Man kann sogar sei-
ne Einschätzung teilen,dassesmutig sei,
so kurz vorden Kommunalwahlen in Bay-
ernauf Konfrontation mit einer mächti-

genBerufsg ruppe zugehen. SeineFreien
Wähl erhattenimWahlkampfdafürgewor-
ben,Grundschullehrer zum Einstieg wie
Gymnasiallehrerzubezahlen, nach A 13
–eine Forderung des BLLV. Die CSUwar
dagegen. DiePartei vonMinisterpräsident
MarkusSöder fürchtet, dassdann die
Gymnasiallehrerihrerseits mehrverlan-
genkönnten–mit Verweis auf ihr länge-
resStudium. ImÜbrigengibt es nicht nur
unter den Christlich-SozialenLeute, die
glauben, dassdie Grundschullehrerkei-
neswegs schlechtverdienen. Das Brutto-
einstiegsgehalt liegt bei gut 3900 Euroim
Monat, für Nichtverheiratetebleiben da
gut 3100 Euro. DiePensionensind ver-
gleichsweisestattlich,der Arbeitsplatz so
gut wie sicher.Hinzu kommt, dassGrund-
schullehrer mehrFerien haben als andere
Arbeitnehmer–was siegegebenenfalls
vonder Las tentbindet, in dieserZeit eine
Kinderbetreuungorganisierenzumüssen.
Fleischmannwarntdavor,„verschiede-
neberuflicheGruppengegeneinanderaus-
zuspielen“. Zugleichsagt sie aber:„Inner-
halbeines Berufsfeldeskönnen wir diese
Diskussion gerneführen.“ Sie hält es für
ungerecht, dassGrundschullehrerweni-
gerverdienen als Gymnasiallehrer.Zran
auch, zumal die Grundschullehrer vier
Wochenstunden mehrarbeiteten als die
Gymnasiallehrer:28statt24,unddiemüs-
se man,wegen derVor- und Nachberei-
tung, mal zwei nehmen. Die Herausforde-
rungen der Grundschullehrermit ihren

SchülernseienimÜbrigenganzandere
als die mit der „selektierten Elite“, die die
Kollegen „auf dem GymnasiuminEmp-
fangnehmendürfen“.EineGehaltsanglei-
chung wäre nach Meinung Zrans auchdas
beste Prog ramm, um mehr Männer in den
Beruf zu bekommen. Deren Anteil liegt
derzeitbeiknapp zehn Prozent.
Piazologlaubt, derkurzfristig eLehrer-
bedarfkönnenicht durch einebesser eBe-
zahlunggedecktwerden. Das bezweife lt
Zran.Lehrer könnten so motiviertwer-
den, vonsichaus dieTeilzeit zu erhöhen.
Auch für ihr eeigene Entlastunghaben die
GrundschullehrerVorschläge.Zran würde
das Übertrittszeugnisabschaffen. Der
BLLVverlangt, die Fortbildungspflicht
auszusetzenoder die „Schulproben“
(schriftlicheLeistungsnachweise) im
Übertrittsjahrzureduzieren. Der letztge-
nanntenFord erung will Piazolo nun nach-
kommen.Erhatauchangekündigt,zusätz-
licheMittel für Drittkräfte bereitzustellen.
ImNachtragshaushaltistGeldfür2000Be-
förderungen eingestellt.Langfristig hofft
er,dem Lehrermangeletwa mit derAb-
schaffungdes Numerus claususbeizukom-
men. Aber er siehtauch ,dassdie Pädago-
gik mit anderen Berufsfeldernumdie bes-
tenLeutekonkur riert. Forderungen nach
zwei Pädagogen für jede Klasse, wie Zran
sie etwa stellt, begegneterdaher zurück-
haltend: Daswären„über 100 000 Kräfte
mehr“–undmanseheja,wieintensivnun
schon über 1400 Kräfte debattiertwerde.

Dembayeris chen


Kultusmi nisterPiazolo


wirdvorgeworfen,er


kenne sichinder


Wirklichkeit der Schu len


nicht aus.


VonTimo Frasch


D


ie Geschichtedes Stifterver-
bande sreichtzurüc kindiefrü-
he WeimarerRepublik,als die
„Notgemeinschaftder deut-
schen Wissenschaft“ 1920 gegründet
wurde, aus der die DeutscheForschungs-
gemeinschaft(DFG) hervorging. Kurz
darauf entstand der „Stifterverband der
Notgemeinschaftder deutschenWissen-
schaft“ mit dem Ziel, in den „Erwerbs-
ständen“ Geld fürForschung und Lehre
zu beschaffen. DassWirtschaftWissen-
schaf tfördert, wurde bei derNeugrün-
dung des Stifterverbandes nachdem
Zweiten Weltkrieg wiederaufgegriff en
und hat bei derNeuordnung derWissen-
schaftsförderlandschaftDeutschlands
eine wichtigeRolle gespielt.Seit Ende
der sechziger Jahrehat derStifterver-
band zunehmend eigene Projekteiniti-
iert.
Andreas Barner,Präsident desStifter-
verbandes, sagt, es sei schon ein kleines
Wunder,dassdiese Institution bis heute
die vielen Einzelinteressen vonWirt-
schaftsverbänden wie des Bundes der
Deutschen Industrie (BDI) und der In-
dustrie- und Handelskammern(IHK)
überwinde undvomkleinenUnterneh-
menbis zudenwichtigstenbörsennotier-
tenDax-Unternehmen zusammenführe.
„Ichkenne keinen anderenVerband, der
sobreitgetragenwirdundbeidem dasIn-
teressesogleichbleibend hochist“, sagt
Barner.Offenbar wissen die imStifter-
verband versammelten Unternehmer
sehr genau, dass sie nur dann wirtschaft-
licherfolgreichsein können,wenn sie
auf eine solide Grundlagenforschung
und einengelungenenTransfervonFor-
schungsergebnissen zurückgreifen kön-
nen. Der Präsident desStifterverbandes
vereintindereigenenPersondasWiss en-
schaftlerdasein (Mediziner und Mathe-
matiker)mitdemeinesfrüheren Spitzen-
manager s(bei Boehringer Ingelheim).

Für Barner liegt dieStärke des Stifter-
verbands darin, Themen frühzeitig zu er-
kennen. Dasgelteetwafür das Großthe-
ma Bildung in Bezug auf Migration oder
die Digitale Hochschule. DerVerband
hat dafür eine Diskussionsbasisgeboten,
aufderFachhochschulenundUniversitä-
tensichtrafen undvernünftig darüber
sprachen.„Waswir können,ist,Leutezu-
sammenzubringen und sie mit Erfahrun-
geninderWirtschaf tinBeziehungzuset-
zen“, sagt Barner.Ein Forumimge-
schütztenRaum auf neutralem Boden zu
bilden sei dieStärke des Stifterverban-
des. Wissenschaftsförderungkönne der
Stifterverband selbstnicht in großem
Umfangleisten. Barner,der auchAuf-
sichtsratsvorsitzender der Frankfurter
AllgemeinenZeitung GmbH ist, enga-
giertsichfürdenStifterverband,weilder
Verband „Forschung, Bildung und Inno-
vation nicht nur per se für wichtig hält,
sondernauchinihrer Bedeutung für die
Unternehmen erkannt hat“. Barner ist
überzeugt davon, das s„Unternehmen in

Ländernohne eineetablierte Grundla-
genforschungkeine große Überlebens-
wahrscheinlichkeit haben“. Erfolgreiche
Unternehmenexistier tenfastimmer in
Ländernmit einem hochentwickelten
Wissenschaftssystem.
Den Stifter verband sieht erbis heute
alsImpulsgeber.DerWettbewerbdes Stif-
terverbands „Stadt der Wissenschaft“
habe dazugeführt, dass„Städtenachhal-
tig das ThemaWissenschaftfür sic hent-
deckt haben“.Das gelte auchfür den
Technologietransferzwischen Hochschu-
len undUnternehmen. „Sind Hochschu-
len eigentlich in der Lagezubemerken,
wenn es in ihrenFakultäten transferfähi-
ge Ideengibt?“ sei eineSchlüsselfrage.
Der Stifterverband hat dazuden soge-
nanntenTransfer -Auditentwickelt,der
Strategienin derZusammenarbeit einer
Hochschulemit externen Partnernaus
Wirtschaft,Politik, Kultur und öffentli-
chem Sektor unter dieLupe nimmt,um
sie zu analysieren und zuverbessern. Ei-
nem Hochschulprojektteamwerden er-

fahreneTransfer-Experten zur Seite ge-
stellt,die vorhandeneStrukturenanaly-
sieren undVerbesserungsmöglichkeiten
empfehlen. Als Barner 2013die Präsi-
dentschaftdes Stifter verbandesvon
Arend Oetker (2000bis 2013) übernahm,
erschien auchzum er sten Mal der „Grün-
dungsradar“, der die Gründungsaktivitä-
tenvon Hochschulen untersucht.Aller-
dingsist Barner nicht bibliometriegläu-
big: „DieAnzahl derPatenteeiner Uni-
versität zum Maßstab zu nehmenwäre si-
cher falsch.“ Er gibt auchzubedenken,
dassTransfe rvon Forschungsergebnissen
nicht für alleFachbereiche ingleicher
Weise zum Zielwerden kann. ImUnter-
schiedzudenVereinigtenStaaten gebees
weniger Wagniskapital in Deutschland.
Das Klima- oderNach haltigkeitsthe-
ma hat sichder Stifterverband derzeit
nicht auf dieFahnen geschrieben. Die
Nationalakademie Leopoldina und viele
anderekümmernsichdarum. Als Bei-
spiel nennt Barner außerdem das Insti-
tut fürNach haltigeTechnische Systeme
Inatec hander Albert-Ludwigs-Universi-
tätinFreiburg.DasInatechbildetdenin-
genieurwissenschaftlichenKerndesLeis-
tungszentrumsNach haltigkeit, das nicht
nur fakultätsübergreifend, sondernauch
mit Fraunhofer-Instituten und kleinen
und großen Unternehmen sowie mit der
Stadt Freiburgals Partner arbeitet.Uni-
versitäten selbstmüssten sic hdie Frage
stellen,wiesie transdisziplinär undfakul-
tätsübergreifend Themen angehenkön-
nen. Freiburgbilde ein idealesUmfeld
dafür.Dazu brauche es allerdings nicht
unbedingt denStifterverband. Entspre-
chende Förderungstünde bei der Deut-
schen Forschungsgemeinschaft(DFG)
beispielsweise in Gestalt vonSonderfor-
schungsbereichen zur Verfügung. Ein
Rektorat hätteinseinen Augen„besten-
fallsdieAufgabe,solcheinetransdiszipli-
näreVerbundforschung anzustoßen, die

Forscher zusammenzubringen, um dar-
über nachzudenken,wo die eigeneUni-
versitätbesondereStärken hat“.
Angesichts der prognostiziertenSta-
gnation auf hohem Niveau oder eines
leichtenRückgangs derStudentenzahlen
undderüberdieJahredeutlichgewachse-
nen Förderung durch den Bund blickt
Barner optimistischauf dieZukunftder
Universitäten. „Damit wäre die große
Chanceverbunden, dassdie Betreuungs-
zahlen besserwerden. Wenn es gelänge,
die Belastung derer,die eigentlichFor-
schung und Lehremachen sollten, so zu
reduzieren, dasssie auc hwirklichzub ei-
dem in der Lagewären, wäre das gut“,
meint derStifterverbandspräsident.
Im Unterschied zu anderen Ländern
mit einerstarkenuniversitären Basis wie
etwa der Schweizversuche Deutschland
nochimmer,viele jungeLeutedurch die
Universität zu führen. „Die Qualität
kannnursteigen,wenndieBetreu ungs re-
lationen in vernünftigereVerhältnisse
kommen.“ Lehrprofessuren lehnt er
nicht rundheraus ab. Er könne sich
durchaus vorstellen, dassman an der ei-
nen oder anderenStelle mit einer Lehr-
professur arbeite, sagt Barner undver-
weistdarauf, dasserdie befürwortenden
Diskussionen imWissenschaftsrat dazu
erlebt habe. Die Diskussionwarüberaus
kontrovers, die daraus entstandeneStel-
lungnahme entfaltetewenig Wirkung.
„Langfristig wirdjemand nur dann in
der Lehregut sein,wenn er auchinder
Forschung gut istund nahgenug an den
aktuellenForschungsthemenist.Ansons-
tenkann er nur eine Grundlagenvorle-
sung übernehmen, und selbstdaist die
Gefahrgroß, dasssie nicht mehr zeitge-
mäßi st.“Dasgelteauchfürdienaturwis-
senschaftlichenFächer in den Schulen.
Ein Biologieunterricht, der allein auf ei-
nemBiologiestudiumvor40Jahren grün-
de, sei auchnicht mehr zeitgemäß.

Rechtsmotivierte Straftaten


an sächsischenSchulen


Die Zahl rechtsmotivierterStraftatenan
sächsischen Schulen istnachAngaben
der sächsischenLinken-Landtagsfraktion
2019 abermalsgestiegen. Insgesamt seien
im verg angenen Jahr105 solcherFällebe-
kanntgeworden,sodie Linkspartei.Das sei
derhöchs te re gistrierte Wert seit 2008mit
damals 122Fällen. Seit2017 nähmendie
Vorfällewiederzu. DieTaten verteilten
sich demnachauf alle Schulartenein-
schließlichGrundschulen(20).Indenmeis-
tenFällen(92 Prozent) handele es sichum
die Verwendun gvon Kennzeichenverfas-
sungswidrigerOrganisationen,etwa durch
SchmierereienvonNazisymbolen. epd

GetrennterUnterricht?
DerDeutscheLehrerverbandlehntgetrenn-
tenUnter richtfür Mädchen und Jungen in
FächernwieMathe oderPhysikab. Einsol-
cherSchrittwürdeten denziellwiederzuei-
nemverkrampfterenVerhältnis der Ge-
schlechter führen, dem man durch gemein-
samenUnte rrichteigentlichbegegnenwol-
le, sagteVerbandspräsident Heinz-Peter
Meidinger der Deutschen Presse-Agentur.
DiePräsidentin derKultusministerkonfe-
renz (KMK), dierheinland-pfälzischeBil-
dungsministerinStefanieHubig(SPD),hat-
te vorgeschlagen, Mädchen und Jungen
phasenweise in Matheund Ph ysik getrennt
zu unterrichten. „In Klassen ohne Jungen
lassensichMädchenhäufigleichterfürPhy-
sikbegeistern“, sagt esie. Hintergrund ist
eine Sonderauswertung der Pisa-Studie,
die gezeigthatte, dass15-jährige Mädchen
vorallem Lehrerin, Ärztin oder Erzieherin
werden wollen, während gleichaltrige Jun-
genintechnische Berufestreben. dpa

Die Wutbay eri scher Grundschullehrer

Der Lehrermangel und dieFolgen: Nichts fürchte nElter nmehr als plötzlichenStundenausfall. Fotodpa

Bildungsnotizen


Impulsgeber


Der Stifterverband bündelt die Interessen


großer Unternehmen und


schaf ft Austauschmit der Wissenschaft.


VonHeikeSchmoll

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