Frankfurter Allgemeine Zeitung - 20.02.2020

(Darren Dugan) #1
NR.43·SEITE 7

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Deutschland und die Welt DONNERSTAG, 20.FEBRUAR


Harryverliertseine Marke
Prinz Harry und seine Ehefrau Meg-
han dürfennachdem Rückzug aus
dem britischenKönigshaus nicht län-
gerals „SussexRoyal“ firmieren. Wie
Londoner Medien berichteten, wider-
sprachKönigin Elisabeth II. dem
Wunsch des Herzogspaars, unter dem
Markennamen Bekleidung, Büroarti-
kelund Memorabilien anzubieten.
Auch die Stiftung, die Prinz Harry
und die ehemalige Schauspielerinvor
einigen Monatengründeten, brauche
einen neuen Namen. Laut „Daily
Mail“ sucht dasPaar für seinen Inter-
netauftritt schon einen Titel ohne
Bezug zum britischen Königshaus.
Der EnkelvonElisabeth II. und Meg-
han,gebürtig eMarkle ,hattenimJanu-
ar bekanntgegeben, allein für ihren
Lebensunterhalt aufkommen zuwol-
len. Harry,HerzogvonSussex, und
Meghan, HerzoginvonSussex,woh-
nen vorerstweiterhin mit Sohn Ar-
chie aufVancouver Island.Der Um-
zug nachKalifornien, die Heimat der
früheren Seriendarstellerin(„Suits“),
soll aber schongeplant sein. ceh.

Affleckvermisstseine Ehe
Der Schauspieler und Produzent Ben
Afflecktraue rt der Ehe mit Jennifer
Garnerweiterhin nach. „Ichbedauere
in meinem Leben nichts mehr als die-
se Scheidung“, sagteder Siebenund-
vierzigjährigeder „N ew York Times“.
Hollywoods einstigesTraumpaar hat-
te sichnachzehn gemeinsamen Jah-
renimSommer 2015 plötzlichge-
trennt .Damals wurde über Afflecks
Alkoholsucht und einVerhältnisdes
Schauspielersmit derNannyseiner
drei Kinder spekuliert.WieAffleck
jetzt zugab, absolvierte er mehrere
Entziehungskuren. Spannungen in
der Ehe mit Garner hätten ihn immer
wieder zur Flaschegreifen lassen.
„Die Trinkerei führte dann zu noch
mehr Eheproblemen“, sagteAffleck.
Zuletzt warder Schauspieler („Bat-
man vSuperman: Dawn of Justice“)
im Herbstaufgefallen, als er sichnach
einer Feier in West Hollywoodkaum
nochauf den Beinen haltenkonnte.
Garner,mit der ihn bis heuteein
freundschaftlichesVerhältnisverbin-
det, brachte ihn danachein weiteres
Mal zu einer Alkoholtherapie nach
Malibu. „Es passierteinfach, man
kommt unter dieRäder“, sagteAf-
fleckdamals. „Ichlasse michdavon
aber nicht aus der Bahnwerfen.“ ceh.

D

ie Lichter derStadt funkeln im
Dunkeln. Der Bader-Versand,
die Herz-Jesu-Kirche, Teile des
Bahnhofslassen sichauchin
dieserNachtgut er kennen. HerbertMohr-
Mayersteht auf dem Balkon seinerWoh-
nung imNorden Pforzheims, unterhalb
des Hachelturms.Vor75Jahren, amTag
desBombenangriffs, schauteerv omDach
seines Elternhauses an der Bleichstraße
im Süden Pforzheims auf dieKernstadt.
„Man sah nur eine helle Glutwalze“, er-
zähltMohr-Mayer, der nachdem Krieg zu
den bekanntestenSchmuckfabrikanten
derStadtzählte.„I ch habedasalles50 Jah-
re verdrängt,weil es dafürkeine Worte
gibt.Mit meiner ersten Frau habe ichdar-
über niegesprochen“, sagt der Sechsund-
achtzigjährigeund schautzus einer Le-
bensgefährtin. Elf Jahrewar er alt, als am


  1. Februar 1945 die britischen Bomber
    kamen.„Die ersteFrau,die ic hnackt ge-
    sehenhabe, wareineToteauf dem Sedan-
    platz, verkohlt wie ein Holzbalken.“
    Um 19.45 Uhrgaben die Sirenen das
    Signal„Akute Luftgefahr“, dannflogen
    zwischen 19.50Uhr und 20.22 Uhr 368
    Flugzeugeder britischenLuftwaffeden
    folgenreichsten Angriff auf eine deutsche
    Provinzstadt.Ind en engen Gassen ent-
    fachten die Bomben erst einen Flächen-
    brand, dann einenFeuersturm. Zwei Drit-
    telder Stadt wurden zerstört, vonden
    79 000 Menschen, diezum Kriegsbeginn
    in der Stadtgemeldetwaren, kamen min-
    destens 17 600 ums Leben. Gemessen an
    der Bevölkerungszahl,waren daswesent-
    lichmehr Tote als in Dresden. Hunderte
    Bomben mit einemGesamtgewicht von
    1575 Tonnen fielen auf die „Goldstadt“.
    „AmTag nac hdem Bombenangriffwa-
    renalle tot, mit denen ichinunsererStra-
    ße zu tun hatte: der Bäcker, der Metzger,
    diezweiFrauenausdemTante-Emma-La-
    den, alle zerfetzt“, sagt Mohr-Mayer. Um
    17Uhrsei er nochindie Herz-Jesu-Kirche
    zur Ministranten-Probe gegangen. Dann
    seiernachHausegefahren.AlsdieLancas-
    ter-Bomberkamen, sei dieZeit zu knapp
    gewesen,umdenLuftschutzkellerzuerrei-
    chen. „Wir schafften es nur nochinden
    Keller unseresHauses. Dannfielen die
    Luftminen,und derKeller bebte.Wirwa-
    renalle Todgeweihte, i ch wusst enicht, ob
    ichlebteoder totwar.“ Ihmkommen die
    Tränen, erzittert, es fällt ihm schwer,
    nochein Wort klar zu artikulieren.
    „Nac hdem Angriff mussten wir aufs
    Dach. Der Dachstuhlwarweg. Wirsollten
    die Brandbombenrunter werfen, damit
    das Hausnicht niederbrannte.“ Er habe
    Frauen gesehen, die brennend aus den
    Häusernliefen. „Wie rohe Schinkenlagen
    die Menschen auf denStraßen. “Leichen-
    teile seien nur notdürftig inZeitungs-
    papiergewickelt worden. Mohr-Mayersah
    eine Frau, die durchzweiEisenträger ein-


geklemmtwarund deren Kleiderdurch
den Phosphorder BombenFeuer gefan-
genhatten. „Ihr Sohnkonntenur zuschau-
en, er konntenichts machen.Er s oll nach
dem Kriegverrückt geworden sein.“Noch
heutesteigt Wutinihm auf:„Winston
Churchill hat das allesnicht gesehen.“
Der Elfjährigebekam vonden Folgen
des Bombenangriffsmehr mit als viele
Gleichaltrige. Denn in derWohnung sei-
ner Elternhatteein Kaplaneine kleine
Not-Kapelle eingerichtet–die Herz-Jesu-
Kirchegab es nicht mehr. Im Speisezim-
mer habeein kleiner Altargestanden, im
Herrenzimmer eineOrgel. „Wir warenda-
mals alles. Pfarramt, Sammelstelle, Hos-
piz,Krankenhaus. Dakamen Leutemit
kleinenKistenzuuns,diesagten:Dasmüs-
sen die Knochen meinerFrau sein, kön-
nen Sie die beerdigen?“Vonseinen zehn
Mitministranten hattennur vier überlebt.
HerbertMohr-Mayerlebt heutemeist
in Baden-Baden, auchweil dieKursta dt
nichtständigdieschrecklichenErinnerun-
genwachruf t.Ihnregtesauf,wennderAn-
griffmit der Schuld Deutschlands am
Zweiten Weltkrieg gerechtfertigtwird:
„Natürlichhaben wir den Krieg begon-
nen,aber man musstedas nicht tun. Der
KriegwarimFebruar 1945dochvorbei.
Wirals Schmuckherstellerstellten Puffer-
töpfefür Granaten und Zünder her,aber
die Produktionwar längstindie Vororte
ausgelagert. Diefand schon langenicht
mehrinPforzheim statt.“
Mohr-Mayerwar als Geschäftsmann
und Touris toft in Großbritannien.Nach
anfänglichem Zögernhabe er das Denk-
mal für „Bomber Harris“ besichtigt, der
die Flächenbombardements deutscher
Städtebefohlen hatte. „Ichkonntenicht
anders, ichmussteihn anspucken.“
Wäre JoachimRösch amTagdes Bom-
benangriffsinPforzheim gewesen, säße er
heutewohl nicht in seinem Haus im
Süden derStadt mit direktem Blick auf
den Schwarzwald in Richtung Calw und
Bad Liebenzell. Der Schwarzwaldwarsei-
ne Rettung. Der ehemaligeMitinhaber ei-
ner Uhrenfabrik,Arztund viele Jahre
SPD-Gemeinderat,warsieben Jahrealt,
als die britischen Bomber die Stadt in
Schuttund Aschelegten.RöschsElternbe-
saßen imZentrum in derNähe des Leo-
poldplatzes ein kleinesPelzgeschäft. Weil
seinVater chronischkrank warund zeit-

weisegepflegtwer denmusste,lebt edie Fa-
milieineinerkleinenWohnunginderKur-
stadt Bad Wildbad. „Es warkurzvor
20 Uhr,als der Himmel auchinWildbad
plötzli ch dunkelrot-gelblichwurde und
wir Bombengeräuschehörten“, erzählt
der Zweiundachtzigjährige. Seine Eltern
beschäftigtendamalsdie jungePelznähe-
rinMaja, sie pendelte häufig zwischen
demKuror tunddemnur23K ilome terent-
ferntenPforzheim.Auch an diesemTag
warsie in die Stadtgefahren, zum letzten
Mal; dieRöschs sahen die jungeFrau nie
wieder.„Meine Elternhaben nur für mich
gelebt“, sagtRösch. „Wäreich mit Maja
nachPforzheimgefahren,wäre ichdort
umgekommen, hätten sie das alles auch
psychischnicht überstanden, wirwarenja
nachdem Krieg auchvöllig mittellos.“
Fünf Tage nachdem Angrifffuhr Rösch
mit seiner Mutter auf einemWehrmachts-
Lasterindie westliche VorstadtPforz-
heims. „DasZentrum der Stadtwarnur
nochein Steinhaufen, esgabdortkeine
einzigeMauer mehr.“VomPelzgeschäft,
der Werkstatt, dem Mietshauswarnichts
übrig. „Es lag ein beißender Geruchüber
der Stadt.Den werdeich nie vergessen,
das assoziiere ichbis heutemit Zerstö-
rung, Todund Hoffnungslosigkeit.“ Am
Straßen rand habe er schwarze Baum-
stümpf eentdeckt. „Bis meine Mutter sag-
te:Junge, dassind doch Leichen.“ Er hatte
in seinem Leben nie zuvorTote gesehen.
Schon im April zog dieFamilie zurück
nachPforzheimineineprovisorische Woh-
nung. Diejenigen, die allesverloren hat-
ten, wurdenvondenen, deren Häuservon
den Bombenverschont worden waren, als
„Bombenpack“beschimpft. Im Spätsom-
mer 1945 begannRöschs Mutter wieder,
Pelze zu nähen–die Leutebrachtenihr
Pelzreste, aus denenwarmeKinderjacken
genähtwurden.Bisheu te,sagtRösch,spü-
re man in Pforzheim dieTraumatisierung.
„Die Einheimischenwarenlangevoller
Zorn über die Sinnlosigkeit des Angriffs.
Der Kriegwarjalängstentschieden.Der
Angriff warkein Zeichen einer humanitä-
renGesinnung,die man uns javonalliier-
terSeite damals auchabsprach.“ Der Cha-
rakter derschönenStadtamSchw arzwald-
randsei damit für immerzerstörtworden.
„Mein Großvater hatte die Evangeli-
sche Stadtkir cheund dasRathaus Ende
des 19. Jahrhundertsgebaut“, sagt Elmar

Goldmann,derauseinerFamilievon Bau-
unternehmernstammt.„Beide Gebäude
fielen den Bomben zum Opfer.“ Der Ein-
undneunzigjährigehatteschon vorder
Bombennacht in Pforzheim einen Angriff
erlebt, als die Amerikaner imNovember
1944 einen Militärzug in Südbaden bom-
bardierten. Der damals Sechzehnjährige
wardorthin zu Hilfseinsätzengeschickt
worden, er musstevitaminreiche Sand-
dornbeeren für U-Boot-Besatzungensam-
meln und Schützengräben ausheben.
Der 23.Februar 1945sei ein frühlings-
hafterTag gewesen. „Ichwar damit be-
schäftigt, meinFahrradflottzumachen“,
erinnert sichGoldmann. Schon amVor-
mittag seien einmotorige Jagdbomber am
Himmelgewesen, sie hattendie Bahnstre-
ckeStuttgart–Karlsruhe imVisier.Ersei
den ganzenTag draußengewesen und
kurz vordem Angriff zurückgekehr t.
„Kaumwarich in der Haustür,gab es Voll-
alarm.Wirmussten sofortinden Keller.“
Nach dem Angriff hätten sie denLuft-
schutzkellergleichwieder verlassen .Das
Nachbarhaussei niedergebrannt, das
Haus, in dem er mit seinen Elternge-
wohnt habe,sei stehengeblieben,weil es
eine Betondecke hatte.
GoldmannsFirma, ein großer Baustoff-
handel, hat heuteihren Sitz am ehemali-
genGüterbahnhofinder Oststadt, die da-
maligeWohnungder Goldmannslag nur
einen Katzensprung entfernt.Von der In-
nenstadt bis zum Güterbahnhof sind es
1,5 Kilometer.„Wirkonnten nicht ahnen,
wasinderInnenstadtpassiertwar,wirhat-
tenden Angriff auf Dresden imKopf und
deshalb Angst voreiner zweiten Angriffs-
welle.“ Dasganze Ausmaß derZerstörung
habe er erst am 24.Februar begriffen. Am
Morgenfand er einenZettel seiner Eltern,
die ihm schrieben, er solle in dieWest-
stadt zu den Großelternfahren. „Ichhabe
versucht, michdorthin durchzuschlagen.
Ichlief allein durch eine Trümmerstadt.“
Er habe Menschengesehen, die Leichen
aufschichteten. Zunächsthielt er die Lei-
chen für Puppen,weil er all das nicht be-
greifen konnte. „Dieverbrannten Men-
schen warengeschrumpftund nur andert-
halb Meter lang.Ander ewaren in den
Luftschutzkellernerstickt,siesahenunver-
sehrtaus. Man sah nur,dassihnen Blut
aus de mMund geflossen war.“
Ein Onkel mitFrau undTochte rsei im
Bombenhagel umgekommen.„Von ihnen
konnten wir in den Trümmernnichts
mehrfinden.“Die Stimmung amTagnach
dem Angriff sei unbeschreiblichbedrü-
ckend gewesen. „Es branntemerkwürdi-
gerweise nichts mehr, es wareinfac halles
abgeflammt. Auchdie Hitzewar weg.“
Die Goldmannshatten das Kriegsende
schon langeherbeigesehnt.Sie mussten
bis zum 7. Aprilwarten, dann marschier-
tendie Franzosen in Pforzheimein. „Wir
begrüßten sie mit derweißen Fahne. Wir
warenfroh, das swir endlich unsereMei-
nungsagenkonnten.MeinVaterwarzw ei-
mal vonden Nazis verhaftetworden ,weil
erZementhatteundeinandererBauunter-
nehmer, der NSDAP-Mitgliedwar,nicht“,
sagtGoldmann,dersic hspäterjahrzehnte-
lang als CDU-Gemeinderatengagierte.
Das Baustofflager waram23. Februar
1945 komplett zerstörtworden.Nurweni-
ge Tage nachdem Angriff zeichneten
Goldmanns Elterneinen Plan,wo sie die
Firmawieder aufbauenwollten. Schon im
Herbst1945 bekam derVaterdie ersten
Aufträge. DiePforzheimerbegannen
schnell mit demWiederaufbau.

„Eswareinfachalles abgeflammt“: Elmar Goldmannwardamals 16 Jahrealt.

epd.FREIBURG. Das Landgericht
Freibur ghateinenehemaligenPfadfin-
der-Betreuerwegensexuellen Kindes-
missbrauchs zu acht Jahren Haftver-
urteilt. Zusätzlich werdeSicherungs-
verwahrung angeordnet, teilte ein
Sprecher des Gerichts am Mittwoch
mit.Der Angeklagte, der seitFebruar
2019inUntersuchungshaftist,werde
wegenKindesmissbrauchs teils in
schwerer Form in 124 Fällen ver-
urteilt.Erh abevierJungen,dieimTat-
zeitraum zwischen neun und 13 Jahre
alt waren, missbraucht.
ChristianL.habe vonAnfang an
Missbrauchshandlungen eingeräumt.
Beim Geständnis habees abe rAbwei-
chungen gegeben. Dassdie Taten, wie
vonChristia nL.angegeben,vonden
Kinderninitiiertworden seien, hält
die Kammer für ausgeschlossen. Bei
der Gesamtstrafeseien diegravieren-
den psychischenFolgen für die Kin-
der berücksichtig t. Den Kontakt zu
zwei Geschädigtenhatteerü ber seine
frühereTätigkeit als Betreuer bei der
evangelischen Pfadfindergruppe„La-
zarus vonSchwendi“ inStaufen her-
gestellt.Die Staatsanwaltschafthatte
ihn ursprünglichdes Missbrauchs der
vier Jungen infast 700 Fällen beschul-
digt.Die Ju gendkammer des Land-
gerichts ließ 330Tatenzur Verhand-
lung zu.
Christian L.war2003 schon einmal
des Missbrauches beschuldigtworden.
AusMangel an Beweisen wurde er in
einem Berufungsverfahren 2007 frei-
gesprochen. Danachwar er ohneAuf-
lagen wieder als ehrenamtlicher Be-
treuerbeiderGruppeder Christlichen
PfadfinderschaftDeutschlands (CPD)
und von2010 bis 2012 zusätzlich bei
der Kirchengemeindeals Mitarbeiter
der Kinder-und Ju gendarbeitund als
Hausmeister angestellt.


KurzeMeldungen


„Junge, das sind dochLeichen“: JoachimRöschwar er st sieben. Fotos Patric kJunker

„Man sah nureinehelle Glutwalze“: HerbertMohr-Mayerwar damals elf Jahrealt.

Aufdem Schutt der zerstörtenStadt: Wallberg-Mahnmal in Pforzheim

F.A.Z. FRANKFURT. Noch immer
istunklar,wann die inKambodscha
verbliebenenUrlauberdesKreuzfahrt-
schif fs Westerdam ihreHeimreise an-
treten können. Wiedie Holland Ame-
rica LineunterBerufung aufdaskam-
bodschanische Gesundheitsministeri-
um am Mittwochmitteilte, sind zwar
alle 781 in dem Landverbliebenen
Reisenden negativ getestetworden.
Dennochhaben Malaysia, Singapur,
Thailand undTaiwan angekündigt,
ihnen die Durchreise nicht zu erlau-
ben. Außerdem wurden dieWarten-
denim Hotel in PhnomPenh vonBot-
schaftsmitarbeiterninformiert, sie
sollten es auchnicht über Südkorea
oder Vietnam versuchen.
Mehrereasiatische Länder hatten
seit AnfangFebruar dem Kreuzfahrt-
schif fWesterdam aus Sorge voreiner
möglichenEinschleppungdes neuarti-
genCoronavirus das Anlegen unter-
sagt, obwohl keine Infektionsfälle an
Bordbekannt waren. Er st Kambo-
dschastimmteschließlichzu. Bei ei-
ner amerikanischenPassagierin der
Westerdam wurde dann amWochen-
ende bei derWeiterreise in Malaysia
überraschenddocheineInfektionfest-
gestellt.Dawaren viele der 2300Per-
sonen an Bordschon an Landgegan-
gen. DasAusschiffenwurde gestoppt.
Unklar ist,wo sichdie in Hongkong
zugestiegene Amerikanerin ange-
steckt hat.Auch57deutscheUrlauber
warenunterdenWesterdam-Passagie-
ren.EinigesindnachHausezurückge-
kehrt. Zwei Brandenburgerseien der-
zeit in häuslicher Isolationund wür-
den täglichbefragt,teiltedas Potsda-
mer Gesundheitsministerium mit.
Unterdesse nsindvondenursprüng-
lich14Coronavirus-Patienten in Bay-
ernnur nochdrei im Krankenhaus.
EinweitererBetroffenerausderMün-
chen Klinik Schwabing sei entlassen
worden, teiltedas ba yerische Gesund-
heitsministeriumamMittwochmit.In
dem Krankenhaus befinden sichnun
nochdreimit dem Covid-19-VirusIn-
fizierte.Zuden Voraussetzungen für
eineEntlassungzählenmehrerenega-
tive Testsauf dasVirus. Die Kriterien
hat dasRobertKoch-Institutfestge-
legt.Alle 14 InfektionenimFreistaat
standen in Zusammenhang mit dem
Stock dorferAutozuliefererWebasto.
Dorthatteeine chinesischeKollegin
den ErregerimJanuar während einer
Dienstreise unwissentlicheinge-
schleppt. MehrereMitarbeiter und ei-
nigeAngehörigesteckten sichan.


Frei und dochgefangen: Passagiere
verlassen dieWesterdam.
FotoAFP


fäh. SINGAPUR.Malaysias Regie-
rung warnachdemVerschwinden des
Flugs MH370vorrund sechs Jahren
frühzeitigdavon ausgegangen, dass
der PilotSuizid begangen und die an-
deren 238 Insassen mit sichinden
Todgerissen hatte. Das berichtetder
frühereaustralische Premierminister
Tony AbbottineinerneuenDokumen-
tationdes SendersSky News,deren
erster Teil am Mittwoch im australi-
schenFernsehen ausgestrahlt wurde.
Der Verdacht sei ihm damals von
höchsterStelle mitgeteilt worden. Er
deckt sichmit der Einschätzung einer
Reihe vonFachleuten, die das Szena-
riodesPiloten-SuizidsseitlangerZeit
für daswahrscheinlichste halten.
Vertreterder damaligen malaysi-
schenRegierung zeigten sichirritiert
vondenÄußerungendesfrüherenaus-
tralischenPremierministers.Esseiun-
verantwortlich,Schlüssezuziehen,be-
vordie Blackboxdes Flugzeugsgefun-
den sei, sagteder ehemaligeMinister-
präsident Najib Razak. Die Frage
nachderRolledesPilotenistrelevant,
weil sie Rückschlüsse auf den mög-
lichen Verbleib des Flugzeugsder
Malaysia Airlines erlaubenkönnte. Es
wirdvermut et,dassessichimsüd-
lichen Indischen Ozean befindet. Da
Australien dem Gebietamnächs ten
liegt,hatten die dortigen Behörden
die Suche nachdem Wrackangeführt.
Aufgrund ihrer Berechnungen hatten
die australischen Behörden angenom-
men, dassdas Passagierflugzeug zum
Ende seines rund siebenstündigen
Flugs nicht mehrvomPilotengesteu-
ertwurdeundinsMeerstürzte.
Unabhängige Fachleutevermuten
aber schon länger,dassder Pilotbis
zumEndeamSteuersaßunddasFlug-
zeug kontrolliertauf dieWasserober-
fläche setzte. Sie berufen sichdabei
unter anderem auf den Zustandvon
Trümmerteilen, die an derKüsteOst-
afrikas undvonvorgelagerten Inseln
gefundenworden warenund nach-
weislich vonMH370 stammen.
In der Dokumentation sagen meh-
rere frühereMitarbeiter der australi-
schen Behörden, dassihreAnnahme
womöglichfalschwar.„Wirhaben am
falschen Ortgesucht“, sagt der ehe-
maligeVerkehrsministerWarren
Trussüber die Aktion, die denSteuer-
zahler 200 Millionen Australische
Dollargekostet haben soll. EineWie-
deraufnahme der Suche müsstevon
der malaysischenRegierung angesto-
ßen werden. Sie hattemitgeteilt,dass
es für einen solchen Schritt glaubwür-
digeneue Spurengeben müsse.

LangeHaftwegen


Missbrauchs


FeuersturmimNagoldtal


Vor75Jahren wurde


Pfor zheimzerstört.


Drei Zeitzeugen erinnern


sichand ie Bombennacht.


VonRüdiger Soldt,

Pforzheim

Passagiere


der Westerdam


sitzenfest


Abbott spricht


bei MH370von


Piloten-Suizid

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