Frankfurter Allgemeine Zeitung - 20.02.2020

(Darren Dugan) #1

SEITE 8·DONNERSTAG, 20.FEBRUAR2020·NR.43 Zeitgeschehen FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


B


ei „Gesetzespaketen“ is tstets
Vorsicht geboten. Da wirdvie-
leshineingepackt,wasalsklei-
nes Päckchenentweder nicht der
Rede wert oder nichtvermittelbarge-
wesenwäre.DemnunvomBundeska-
binett beschlossenen Gesetzentwurf
liegt derTerroranschlagvonHalle,
eine generelle ZunahmevonTaten
mit rechtsextremem Hintergrund so-
wie generellvonHetze imNetz zu-
grunde.DieAusdehnungderStrafbar-
keit etwa bei der Bedrohung oder der
Billigungvon Straftatenmag tatsäch-
lichzumehr Verurteilungen führen
und damit hoffentlich demTrend der
Verrohung in den sogenannten sozia-
len Netzen entgegenwirken. Ob dage-
genhöhereStrafrahmen diejenigen
abschrecken, die entweder im Affekt
oder gezielt ihrem HassimI nternet
freien Lauf lassen? Es istjanicht so,
dassdie Täterschon jetzt die derzeit
vorgesehenen Höchststrafen fürchten
müssten;wenn man ihrer überhaupt
habhaftwird.
Das führtzum zweitenTeil des „Pa-
kets“. Die Plattformen, die auchvon
Hassund Hetze gut leben,werden
stärkerindie Pflichtgenommen. Sie
sollen künftig nicht mehr nur lö-
schen, sonderndem Bundeskriminal-
amt Meldung machen. Das istnicht
ohne. Nicht alles,wasgemeldetwird,
dürftesichspäter alsstrafbar heraus-
stellen. Abermanistersteinmalregis-
triert. DieFrageist,was aus den Da-
tentatsächlichwird.DassdieInternet-
giganten für ihr Geschäftsmodell
auchhaftenmüssen, solltedagegen
außerFragestehen. Denn öffentlich
werdenHassundHetzenurdurchsie.


Wer vom Hass lebt


VonReinhardMüller

B


rauchen wir „die“ nicht mehr?
Friedric hMerzmeintedie Pres-
se. Es gebe „einerichtigeMacht-
verschiebung zwischen denen,
die Nachrichtenverbreiten, und denen,
die Nachrichten erzeugen.Undzwarzu-
gunsten derer,die die Nachrichten erzeu-
gen. Wirbrauchen die nicht mehr.“Um
dann fortzufahren: „Und das istdas Schö-
ne.SiekönnenheuteüberIhreeigenenSo-
cial-Media-Kanäle, überYoutube ein Pu-
blikumerreichen,dasteilweisedieÖffent-
lich-Rechtlichen,auchdieprivateninstitu-
tio nalisiertenMedien nicht mehr errei-
chen.“ Wenn man dasrichtig nutze, so
Merz, wennmandasgutmache,„dannha-
ben Sie über dieseKanäle eine Möglich-
keit, Ihr eeigenen Interessenwahrzuneh-
men, Ihreeigene Deutungshoheit auchzu
behalten über das,wasSie gesagt haben.
In ganz andererForm,als wir das früher
gehabt haben.“ Das sei „die guteNach-
richtder Digitalisierung.“
Wieüblichruderte Merzdann zurück–
das tat er,soweit ersichtlich, nur bei sei-
nem Frauen-Witz bisher nicht.Ineinem
Schreiben an denVorsitzenden des Deut-
schen Journalisten-Verbands stellteder
CDU-Vorsitzendenaspirant dann klar,
dassermit seiner Äußerung „ankeiner
Stelle die Bedeutung einer freien Presse in
Frage“ stellen wollte. Sein Satz„Wir brau-
chen die nicht mehr“ habe „ausschließlich
under kennbarimZusammenhangmit der
VerbreitungvonNachrichten über die So-
cial-Media-Kanäle“ gestanden. Er,so
Merz, betone „in fastjeder meinerReden
die Bedeutung und Notwendigkeit der
Pressefreiheit, die ichdurch ganz andere
Entwicklungen erheblichgefährdetsehe“.
Richtig ist: Zeitungen undFernsehen
haben nicht mehr die Bedeutung wie frü-
her,als es eben nur sie, freilich,wasZei-
tungen angeht auchingrößerer Vielfalt
gab. Heutekann jeder Journalistspielen.
Die Informationsfreiheit istgroß wie nie,
also die Möglichkeit sichweltweit blitz-
schnell mit Informationen zuversorgen.
Richtig istauch: Das hat Einflussauf
den Begriff der Presse,. Das istauchim-
Presserecht zu spüren. Etwabeim Aus-
kunftsanspruch.Das Bundesverwaltungs-
gerichthat 2013 den Landesgesetzgebern
die Kompetenz zurRege lung vonpress e-

rechtlichenAuskunftsansprüchengegen-
über Bundesbehörden abgesprochen.Und
einen Auskunftsanspruchunmittelbar aus
dem Grundgesetz hergeleitet.
Aber werist auskunftsberechtigt? Je-
der,der einen Presseausweis hat? Auf die
Formallein kannes nicht ankommen.Der
Auskunftsanspruchnachden Landespres-
segesetzen bindetden Auskunftsanspruch
an die Erfüllungdes öf fentlichen Auftrags
der Presse. Aber die Landesgesetze sind
nicht einheitlich, wie die MainzerStaats-
rechtslehrerin ElkeGurlit kürzlichauf der


  1. Tagung desStudienkreis für Presse-
    rechtund Pressefreiheit in München dar-
    legte. Zumeistwirdder Anspruchden
    „Vertr eternder Presse“gewährt, gelegent-
    lichauch„der Presse“, Dochwer is tdas?
    Auch freie Mitarbeiter und Gelegenheits-
    journalisten? Dochzugleic hwirdgefor-


dert, der Auskunftsberechtigtemüsse sich
durch einenPresseausweisoderdasBestä-
tigungsschreiben eines Presseunterneh-
mens legitimieren. In dieser Anforderung
offenbartsichinder Tatein institutionel-
les Denken. „Es istamBild der klassi-
schen Presse orientiertund ersichtlich
nicht auf freischaffende Blogger zuge-
schnitten.“
Immerhin sind mit demVertreter der
Presse auchPflichten auferlegt: Impres-
sumspflicht, journalistische Sorgfalts-
pflichten.Kriterienwi eUniversalit ät,Fak-
tizi tät,Aktualität,KontinuitätundPublizi-
tät sollen zurAbgrenzung dienen. So hat
das Bundesverwaltungsgericht einem In-
ternetportal mit Datenbanken zu abge-
schlossenenVergabeverfahren die Aus-
kunftsberechtigungabgesprochen. Die
meinungsbildendeWirkung für die Allge-

meinheitmüsse prägender Bestandteil
und nicht bloß schmückendes Beiwerk
sein.
Als interessantesten „Wackelkandida-
ten“nennt Gurlit denfreischaffende Blog-
ger, auchden „Microblogger“ aufTwitter.
Bloggerkönnen ihrer Ansicht nachdie
Voraussetzungen einer journalistisch-re-
daktionellenGestaltungihresAngebotser-
füllen. Man müsse aber eine organisatori-
sche „Verfestigung“,jedenfallseine„gewis-
se Kontinuität des Publizierens“verlan-
genkönnen. Ein Presseausweis oder ein
anderweitiges Legitimationsschreiben sei
hingegen für die Anspruchsberechtigung
nicht erforderlich. Die zum Jahr 2018 zwi-
schenInnenministerkonferenzundPresse-
rat vereinbarte Wiedereinführung eines
nur für hauptberufliche Journalistener-
hältlichen bundeseinheitlichen Presseaus-
weises,derausschließlichvondenetablier-
tenJournalistenverbänden ausgegeben
werde, setze allerdings „einenfaktisch
wirksamenKontrapunkt“, der Bloggern
oder „Bürger-Journalisten“ die Darlegung
ihrer Anspruchsberechtigungerschwere.
Andererseits hat heutejeder Bürger
ohne weiteres Auskunftsansprüche nach
dem Informationsfreiheitsrecht. Das gilt
natürlichauchfür Journalistenund etwa
Anlegerschutzanwälte. Es sei nicht zuver-
kennen, so Gurlit, „dassmit der Öffnung
der medienrechtlichen Ansprüche auch
fürsolchePersonen,dienichtin institutio-
nellerWeise der Presseverbunden sind,
der Kreis der Berechtigten ausgedehnt
wird.“EineBeschränkung aufhauptberuf-
li cheJournalisten wirke „wie einverzwei-
feltes Rückzugsgefecht, mit dem die schö-
nen Zeiten des analogen Berufsjournalis-
mus heraufbeschworenwerden sollen.“
Die Fragebleibt aber,obdie entschei-
dendeFunktion der Presse, die ihrvom
Bundesverfassungsgericht, aber auchvom
Europäischen Gerichtshof für Menschen-
rech te als„Wachhund“ zugebilligt wird,
nicht in derTateine gewisse organisatori-
sche Verfestigung, eineRedaktion (jedes)
Textes und einegewisse Ausgeruhtheit
voraussetzt.Eine „Nachricht der Digitali-
sierung“, um Merzzuzitieren, istzudem,
dassauchseinesgleichen unbedingt in der
Zeitungerscheinenwollen unddassdasdi-
gitale Geschäftnochoft vonder Zeitung
Zeitung machtFreude: Angela Merkel, Joe Biden und HillaryClinton 2011 FotoAFP lebt.

Einer breiteren Öffentlichkeit in
Deutschland und anderenwestlichen
Ländernwar derName OsmanKava-
la langeZeit kein Begriff.Dabei ist
dieBedeutungdeshochgewachsenen
62 Jahrealten Mannes für die türki-
sche Kulturszene und die Zivilgesell-
schaf tkaum zu überschätzen; immer
wiederwarerauchfür ausländische
Besucher wie die Bundeskanzlerin
Gesprächspartner.
Kavalais t„GeschäftsmannundPhi-
lanthrop“–sobezeichnete er selbst
sichineinem im Gefängnisgeschrie-
benen Artikel, der im Oktober 2019
inder „New York Times“ erschien. Da
wareszweiJahreher,dassKavala
überraschend am Istanbuler Flugha-
fenfestgenommenworden war. Mehr
als zwei Jahrelang warerinUntersu-
chungshaft–bisein Gericht ihn und
acht weiter eAngeklagteimsogenann-
tenGezi-ProzessamDienstag von
dem Vorwurffreisprach, einenUm-
sturzversuchgeplant zu haben.Noch
am selbenAbend wurde er aber auf
Geheiß dergelenkten Justiz abermals
festgenommen–dieses Mal angeblich
im Zusammenhang mit Ermittlungen
zu dem Putschversuchvon 2016.
Solltesichdaraus eineweiter eAn-
klagegegen Kavala er geben, wäre das
nicht weniger absurdals der Vorwurf,
er habe auf Geheiß des Milliardärs
George Soros die Proteste gegendie
Umgestaltung des Istanbuler Gezi-
ParksimJahr 2013geplant undfinan-
ziert, um einengewaltsamen Auf-
stand herbeizuführen.Recep Tayyip
Erdogan selbstließ sichschon 2017
mit dieser schlechtgestrickte nVer-
schwörungstheorievernehmen, und
die regierungsnahen Medien beteten
es ihm nach. Am Mittwocherlaubte
der Präsident nocheinmal Einblicke
in seineVorstellungswelt, als er sagte,
„mit einem Manöverhaben sieges-
tern versucht, ihn freisprechen zu las-
sen“ –ohne zu sagen,wengenau er
mit „sie“ meinte.
Klar ist, dassKavala sic hgut eignet
alsProjektionsfläche für den inTeilen
der Türkei verbreiteten Glauben an
das finstere Wirken ausländischer
Mächte. Erverfügt über viel Geld, er
istprowestlicheingestellt,und er wur-
deim Zuge desGezi-ProzesseszurGa-
lionsfigurde rregierungsk ritischenZi-
vilgesellschaft, die immerstärkerge-
gängelt wird. 1982 hatteder in Paris
geborene Erbe eines vermögenden
Unternehmersnachdem Wirtschafts-
studiuminEnglanddieFamilienunter-
nehmenübernommen.MitseinerStif-
tungAnadoluKültür ,dieer2002grün-
dete und seither leitet,beackerter tief
den Bodenkultureller Vielfalt und
Verständigung im Sinne progressiver
Ideen.
Das rührte durchaus an manches
nationaleTabu, ob es um die Arme-
niergingoderumdieKurden.Charak-
teristischfürdiezurückhaltende,intel-
lektuelle ArtKavalas is tein Satz, den
er aus der Haftschrieb: Seine Einzel-
zelle sei ein guter Ort, um inRuhe zu
lesen, zu schreiben und nachzuden-
ken–und vonneuen Projekten zu
träumen. CHRISTIAN MEIER

W

er wirdals Sündenbock
herhalten,wenn Großbri-
tannien im kommenden
Jahr die „volleKontrolle“ über die
Einwanderung wiedererh alten ha-
ben wird?DieEuropäischeUnionje-
denfalls scheidetals Projektionsflä-
chefür allfälligenUnmutaus.Esist
rührend,wenn InnenministerinPriti
Patelversichert, dievonihr verkün-
dete Neuregelungder Arbeitsmigrati-
on bedeutenicht „das Ende des pol-
nischenKlempners“. Genau dieser
Klempner und der tschechis cheBus-
fahrer warenes, diein einzelnenLan-
desteilenzu den sehr eindeutigenAb-
stimmungsergebnissen für den Bre-
xitbeigetragenhaben. Eswardie bri-
tische Regierung, die den Mittel-
undOsteuropäernnachdem EU-Bei-
tritt der entsprechenden Länder die
TürinsKönigreichweit geöffne that-
te –verbunden mit dem gegen
Deutschlandgerichtetenhämischen
Hinweis, das ssoetwas eben zu einer
modernen Dienstleistungsgesell-
schaf tgehöre.
Nun, in ZeitenderneuenUnabhän-
gigkeit, müssen Einwanderer aus den
EU-StaatenalsobestimmteQualifika-
tionenvorweisen. Das istnichts, was
man beanstanden müsste. Wasaber
passiert,wenn sic hheraus stellt, dass
es vonden angeblichachtMillionen
„wirtschaftlich inaktiven“ Briten vie-
le nicht schaffen, mit den Qualifika-
tionen der Bewerber vom„Konti-
nent“ mitzuhalten? Dann bleiben die
„Abgehängten“vonheuteauchdie
„Abgehängten“ vonmorgen. Und
weit und breitkeine EU,die manver-
antwortlichmachenkann.


Osman KAVALA Fotoddp

Unabhängig


VonPeterSturm

KommissionspräsidentinUrsula vonder
Leyenist in einer undankbaren Lage. Sie
hat den Europäernvor ihrem Amtsantritt
im Dezembergroße Dingeversprochen:
eine ehrgeizigeKlimapolitik und eine
neue Digitalstrategie. Seithermusssie
sichdie Fragegefallen lassen, wie sie das
überhauptfinanzierenwolle. Denn der
Haushalt für diekommenden Jahre, der
Finanzrahmen 2021 bis 2027, istimmer
nochnicht beschlossen. Seit beinahe zwei
Jahrenringen die EU-Staaten darum, wie
viel die EU ausgeben soll undwofür.Gibt
esmehrGeldfürKlimaschutz,Digitalisie-
rung und anderemoderneAusgaben wie
die Verteidigungspolitik oder den Schutz
der Außengrenzen? Oder profitieren
dochwieder vorallem die Landwirte von
dem Geld aus Brüssel?
Solangedas nichtgeklärtist,verharrt
die Kommission inWartestellung.Und
nicht nur sie:AuchBürgermeisterund
Landräte ,Forscher undStudenten, Land-
wirte und Unternehmerwarten ungedul-
dig darauf, mitwelcher Förderung sie
vomkommendenJahr an aus Brüssel
rechnen können.Viel Zeit is tbis dahin
nicht mehr.Ratspräsident Charles Michel
hat deshalb nun den Druckauf die Mit-
gliedstaaten erhöht. Ein an diesem Don-
nerstagbeginnender Sondergipfel soll
endlich Klarheit bringen. In einemzehn-
tägigen MarathonanTreffenundTelefon-
konferenzenmitden27Staats-undRegie-
rungschefshat derBelgierdenGipfelvor-
bereit et.Ende vergangenerWochehat er
einen Kompromissvorschlag vorgelegt.
ZurNot willMicheltagelangdurchverhan-
deln. DieVerkehrsbetriebe zumindestha-

ben vorsorglichangekündigt, dieStatio-
nen rund um dasRatsgebäude bis Sams-
tagmittag–wiewährendGipfeltreffenüb-
lich–nicht anzufahren.
So richtig glauben will dennochkaum
jemand an einen Durchbruch. Dazu lie-
gendie Regierungen nachwie vorzuweit
auseinander.„Eine Einigungwarsosehr
inSi chtwiedieSonneimBrüsselerFebru-
ar“, kommentierteein Diplomatdie Aus-
sprache der Europaministerüber Michels

Kompromissvorschlag am Montag. Im
Zentrumsteht dabei die Höhe derAusga-
ben. Zwei Lager gibt es: die „sparsamen
Vier“, Österreich, Schweden, Dänemark
unddie Niederlande, unddie 16 „Freunde
der Kohäsionspolitik“. Die„Vier“ wollen
die Ausgaben auf ein Prozent derWirt-
schaftsleistung begrenzen. Die „Freunde
der Kohäsionspolitik“fordern1,114 Pro-
zent –wie vonder Kommission 2018vor-
geschlagen.
Dazwischenliegenrund120 Milliarden
Euro–und bisher hatkeine SeiteBereit-
schaf terkennen lassen, dieLückezumin-
destetwas zuverringern. Daran hat auch
MichelsKompromissvorschlagvon1,
Prozentoder 1,095 Billionen Euronichts
geändert.DeutschlandundFrankreichbe-
finden sichzwischen den Extremen. Die

Bundesregierung hat sichzwarfür einen
Ausgabendeckelvoneinem Prozent aus-
gesprochen. In Berlin wirdder allerdings
flexibel interpretiert: Hauptsache, es
steht eineNull hinter demKomma. 1,
Prozent wäre für die Bundesregierung
wohl nichttabu. Entscheidend istdafür,
ob Deutschlandweiterhin einenRabatt
auf seine EU-Beiträgebekommt–wie es
Michel nun anbietet.
Die EuropäischeKommission will die
Rabatte streichen–schließlichentfalle
mit dem Brexit auc hdie „Mutter allerRa-
batte“,derBriten-Rabatt.Deutschlandar-
gumentiert, gerade wegendes Br exits
müsse es einenRabatt bekommen. Der
reißt einegroße Lüc ke auf der Einnah-
menseite,welche diereicherenStaaten,
allen voranDeutschland, füllen müssen.
Schon heutezahlt Berlin jährlich12bis
13 Milliarden Euromehr ein, als es aus
den EU-Töpfen zurückbekommt.Würde
das Budget am Ende auf 1,07 Prozent be-
grenzt, könnten es ohneRabatt noch ein-
mal zehn Milliarden Euromehr sein. Am
Ende läuftdamit für Deutschland und an-
dereLändermitRabattwiedieNiederlan-
de alles auf eine einfacheFormel hinaus:
Je höher dieAusgaben desto höher muss
der Rabatt sein.
Nichtsgesagt is tdamit über dieVertei-
lungderMittel.DieKommissionwillAus-
gaben für die Landwirte und Strukturför-
derung zumindestetwas kürzen und
mehr in „moderne“Ausgabenvonder
Forschung über den Klimaschutz bis zur
Sicherheitspolitik investieren. DieKür-
zung der Agrarhilfen stößt jedochin
Frankreich, einem der Hauptprofiteure,

auf Widerstand. Ähnlichsieht das in
Österreichund auchimLandwirtschafts-
ministerium in Berlin aus. Michelstockt
die Agrarhilfen deshalb wieder auf,kürzt
dafür aber die modernenAusgaben. Das
wiederumwollen Deutschland und ande-
re nicht hinnehmen,während Spanien
und die Osteuropäer nun auchdie Struk-
turhilfen wieder aufstockenwollen.
Eineweiter e„Front“gibtesbeiderFra-
ge,obdie Vergabe vonEU-Mitteln an
rechtsstaatliche Prinzipiengeknüpftwer-
den soll. Die EuropäischeKommission
hatteauchauf Drängen Deutschlands ei-
nen Mechanismusvorgeschlagen, der es
ermöglichen würde,Staaten wieUngarn
undPolenrelativ leicht Geld zustreichen.
Dagegen sperrensichnaturgemäß beide
Staaten und die mit ihnen „verbündeten“
Regierungen in Prag und Preßburg,wes-
halb Michel den Mechanismus nun ab-
schwächt und nicht nur nachdeutscher
Lesartzum „zahnlosen Tiger“ macht.
Dann istdanochdie Frage, ob die EU
neue eigene Einnahmequellenetwa aus
einer Plastikabgabe bekommensoll.
Es geht also um viel mehr als um die
Höhe derAusgaben. „Die Gesamtbilanz
mussstimmen“,fass te das Bundeskanzle-
rinAngela MerkelamMittwoch zusam-
men –und verwies nochauf einen ande-
renPunkt.NacheinerEinigung derRegie-
rungen mussauchnoch das Europaparla-
ment zustimmen, und das hat eigeneVor-
stellungen. Bis zu 1,3 Prozent derWirt-
schaftsleistungforderndie Abgeordne-
ten, um sowohl traditionelle als auchmo-
derneAusgabenfinanzieren zukönnen.
Vordem Gipfel drohtedas Parl amentvor-
sorglichmit einemVeto.

Die Presse wirdnochgebraucht


Philanthrop


und Feindbild


Wiesparsam will Europa sein?


Die Verhandlungen über den EU-Haushalt bis 2027 sindfestgefahren /Von HendrikKafsack, Brüssel


Dochwenn jeder dazugehört, istdie


Medienfreiheit nicht mehr vielwert.


VonReinhardMüller


Österreich, Schweden,
Dänemarkund die
Niederlande sperrensich
gegenhöhere Ausgaben.

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