Süddeutsche Zeitung - 21.02.2020

(Barré) #1
Während sie in den Sechzigerjahren noch
Hippie-Wohnungen zierte, ist die Yuccapal-
me heute längst auch in der Arbeitswelt
angekommen. Obwohl der Name es nicht
vermuten lässt: Bei der Pflanzengattung
handelt es sich um ein Spargelgewächs
aus Mittelamerika. Lässt man sie unge-
stört wachsen, kann sie bis zu fünf Meter
hoch werden. Die Yuccapalme(FOTO: IMAGO)
schätzt helle bis halbschattige Plätze im
Büro und kann auch mal längere Zeit ohne
Wasser auskommen. Zum Beispiel, wenn
man im Urlaub oder auf Dienstreise ist.
Die Blätter können je nach Sorte weich
und leicht biegsam, aber auch starr und
spitz sein. Wenn es zu feucht sein sollte,
werden die Wurzeln faulig – und die Blät-
ter immer gelber. JERB

Sie wird umgangssprachlich auch als Be-
amtenpalme, Brautschleppe oder Grüner
Heinrich bezeichnet und gehört in die Un-
terfamilie der Agavengewächse. Auf Rat-
geberseiten wird die Grünlilie(FOTO: IMAGO)
als vergleichsweise „anspruchslos“ be-
schrieben. Vermutlich ist sie auch deshalb
so beliebt. Ursprünglich stammt sie aus
Südafrika. Ihren Weg in europäische Wohn-
zimmer und Büros fand sie Mitte des 19.
Jahrhunderts. Die Grünlilie bevorzugt ei-
nen hellen Standort. Wenn es zu dunkel
ist, besteht die Gefahr, dass die langen
Blätter abknicken. Das Schöne: Es ist nicht
so schlimm, wenn man mal vergisst, sie zu
gießen. In den Wurzeln kann viel Wasser
gespeichert werden. Problematisch wird
es eher, wenn man es zu gut meint. JERB

Der Ficus elastica zählt zur Pflanzengat-
tung der Feigen und bringt alle Eigenschaf-
ten mit, die eine Büropflanze braucht: Er
ist widerstandsfähig, pflegeleicht und
auch nicht gerade teuer. Eine Sache ist
ihm aber doch wichtig: Der Gummibaum
mag es gerne hell. Er benötigt täglich meh-
rere Stunden Sonnenlicht. Je bunter die
Blätter, desto höher der Bedarf. Auch pral-
le Sonne ist nach Gewöhnung kein Pro-
blem. Er kann auch damit leben, neben
der Heizung zu stehen. Wenn es ihm gut
geht, können seine Blätter bis zu 40 Zenti-
meter lang werden. Ursprünglich kommt
der Gummibaum(FOTO: IMAGO)aus Asien, ist
aber heute in der ganzen Welt verbreitet.
Kleiner Nachteil: In den großen Blättern
fängt sich gerne Staub. JERB

von julian erbersdobler

München– Wenn man sich zu lange auf
Instagram herumtreibt, könnte man fast
meinen, dass Büros heute so aussehen
müssen, als wären sie Teil einer Bundes-
gartenschau. Unter dem Hashtag „office-
plants“ finden sich erstaunliche Bilder.
Wände voller Grünzeug, Dschungelland-
schaften, Blumentöpfe mit aufgemalten
Gesichtern, Bonsais, Beete, Birken – und
zwischendrin immer wieder mal ein Grup-
penfoto von glücklichen Mitarbeitern mit
noch glücklicheren Pflanzen in der Hand.
Welchen Stellenwert haben Büropflan-
zen im durchgetakteten Berufsalltag? Und
warum ist es so, dass sich manche Kolle-
gen rührend um ihre Gewächse kümmern,
mit ihnen sprechen und alles dafür tun, ihr
Leben irgendwie zu verlängern, während
andere überhaupt nichts mit alldem anfan-
gen können? Die Recherche beginnt im ei-
genen Büro. Da stand auch mal eine Pflan-
ze, hinten rechts am Fenster. Sie wurde vor
Kurzem abgeholt und ist jetzt vermutlich
an einem besseren Ort. Das schlechte Ge-
fühl bleibt. Hätte man sie retten können?
Wer sich für das Schicksal von Gummi-
bäumen und Yuccapalmen in deutschen
Büros interessiert, sollte Frederik Busch
anrufen. Der Hamburger Künstler hat
inzwischen fast 1000 Fotos von Zimmer-
pflanzen in Unternehmen geschossen. „Vie-
le Mitarbeiter behandeln Pflanzen so un-
achtsam wie ein Möbelstück“, sagt er. Über
seinen Bildband „German Business
Plants“ berichtete auch die New York
Times. Er hat zum Beispiel Ingrid fotogra-
fiert, die sich nicht damit abfinden möchte
zu sterben. Ein Blatt wehrt sich noch gegen
die Schwerkraft. Unter jedem Foto steht
jeweils ein Satz, passend zum Zustand:
Ingrid gibt nicht auf. Irene hat sich über-
schätzt. Paul ist traurig. So werden Buschs
Pflanzen selbst zu kleinen Büromenschen,
manche müde und verletzlich, andere
munter und selbstbewusst.


Dass er heute, fast zwei Jahre nach der
Veröffentlichung, immer noch Bilder von
Büropflanzen fremder Menschen zuge-
schickt bekommt, hätte er nicht gedacht.
Viele schreiben ihm, dass sie Pflanzen jetzt
in einem anderen Licht sehen. Busch kann
rührende Geschichten erzählen. Am meis-
ten hat er sich über einen Leserkommentar
unter demTimes-Artikel gefreut. Der Ab-
sender: ein ehemaliger Mitarbeiter des
Pentagons in Washington. Da schreibt ein
pensionierter US-Marine („Ich bin eigent-
lich kein übermäßig emotionaler Typ“),
wie er sich einer einsamen Pflanze auf ei-
nem Bücherregal annahm, die lange Zeit
von allen anderen Kollegen ignoriert wur-
de. „Als sie mich für zwei Jahre nach Austra-
lien schickten, wusste ich, dass sie ohne
mich sterben würde“, heißt es im Kommen-
tar. Also schmuggelte er die Pflanze an
allen Sicherheitskontrollen vorbei nach
Hause und bat seinen Nachbarn, sich in sei-
ner Abwesenheit um sie zu kümmern.
Nach zwei Jahren kam er zurück, nahm das
„mehrstielige Ungetüm“ wieder zu sich
und ging in den Ruhestand. Und wenn sie
nicht gestorben ist, lebt die Pflanze noch
heute.
Woher kommt das Emotionale bei dem
Thema? Der US-amerikanische Organisati-
onspsychologe Cary Cooper sagt, dass der
Mensch „ein tiefes inneres Bedürfnis“ ha-
be, mit der Natur verbunden zu sein. Das
könnte auch eine Erklärung dafür sein,
warum sich jeder neue Mitarbeiter des Per-
sonaldienstleisters Studitemps zum Start
eine Büropflanze aussuchen kann – zumin-
dest in der Zentrale in Köln. „Pick a friend“,
heißt es schon in der Begrüßungsmail. Wie
lange die Freundschaft hält, hängt aber
natürlich auch damit zusammen, wie liebe-


voll die Pflege ausfällt. Während ein Zitro-
nenbaum relativ viel Zuwendung braucht


  • man muss ihn düngen, regelmäßig gie-
    ßen und auch mal umtopfen-, stehen auch
    Kakteen zur Auswahl, die naturgemäß
    deutlich robuster sind. Der Gedanke hinter
    der Aktion: „Warum lassen wir neue Mitar-
    beiter neben der gewünschten Hardware
    nicht auch ihre eigene Büropflanze aussu-
    chen?“, sagt Julia Menke von Studitemps.
    Die Büros seien sonst relativ „clean“, viel
    Weiß, dazu große Glasfronten. Mit der
    Pflanze könne man eigene Akzente setzen.
    Natürlich hat sich auch die Wissen-
    schaft längst des Themas angenommen.
    2014 nahmen zwei Werbeagenturen in
    Großbritannien und den Niederlanden an
    einer Langzeitstudie teil, angeleitet von
    Forschern der Universitäten Cardiff, Exe-
    ter, Queensland und Groningen. Macht es
    einen Unterschied, ob Pflanzen im Büro
    stehen? Im Laufe von anderthalb Jahren
    wurden die Mitarbeiter mehrmals befragt,
    wie zufrieden sie mit ihrem Arbeitsplatz
    sind. Außerdem gab es Gedächtnis- und
    Konzentrationstests. Am Ende kam her-
    aus: Die Mitarbeiter mit Pflanzen im Büro
    erzielten wesentlich bessere Ergebnisse –
    und waren glücklicher. In anderen Studien
    klingt immer wieder an, dass Zimmerpflan-
    zen auch die Luft reinigen können. Eine
    Analyse von Forschern aus Philadelphia
    aus dem Jahr 2019 zeigt aber: Der Effekt
    hält sich wohl in Grenzen, einfach das Fens-
    ter zu öffnen, sei deutlich effektiver.


Michael Kastner leitet das Institut für
Arbeitspsychologie und Arbeitsmedizin.
Er sagt: „Der Mensch braucht seine Höhle.“
Auch im Job. Und die soll er sich am besten
so einrichten können, dass er dort gerne
Zeit verbringt. Mit persönlichen Bildern
und, wenn erwünscht, auch mit Pflanzen.
Wichtig sei aber, dass vorher geklärt wird,
wer sich um das Gießen kümmert. „Wenn
sich niemand für eine Pflanze verantwort-
lich fühlt, funktioniert das nicht.“ Das sei
auch eine Führungsfrage. „Ich höre immer
wieder Geschichten von Mitarbeitern, die
ihre Pflanzen als Mülleimer oder Aschen-
becher benutzen.“ Kastner glaubt, dass es
in vielen Fällen schon helfen würde, wenn
jeder Mitarbeiter, dessen Gewächs ein-
geht, einen kleinen Beitrag in die Teamkas-
se zahlen müsste. Am Ende gehen alle zu-
sammen von dem Geld essen. Das tue kei-
nem weh, mache aber auf das Thema auf-
merksam.
„Es gibt keinen grünen Daumen“, sagt
Frederik Busch, der Künstler. Einigen sei
es einfach egal, wenn eine Pflanze eingehe.
An fehlenden Pflegeinformationen könne
es jedenfalls nicht liegen, meint er. „Die
sind mittlerweile als Piktogramm gestal-
tet, damit es auch wirklich jeder kapiert.“
Halbschatten, Schatten, Sonne. „Es wäre
schön, wenn mehr Menschen verstehen,
dass die grünen Dinger am Leben sind und
nicht aus Kunststoff.“ Würde man seine
Katze auch so behandeln? Ihr nichts mehr
zum Trinken geben und warten, bis ihr ir-
gendwann alle Haare ausfallen? Frederik
Busch mag den Vergleich.
Als er 2008 auf die Idee kam, einen Bild-
band über Büropflanzen zu machen, hagel-
te es erst mal Absagen. Kaum ein Unterneh-
men wollte ihn bei sich in den Räumen foto-
grafieren lassen, aus Angst vor Kritik. Also
hat er es anders versucht. In seinem Fit-
nessstudio zum Beispiel, oder über Kontak-
te von Freunden. Manchmal auch in den
Pausen während anderer Fotojobs. Busch
hat sich vorher einige Regeln auferlegt:
kein Blitz, kein Stativ, die Pflanzen dürfen
maximal 50 Zentimeter verschoben und
nicht beschädigt werden. „Der Bildband ist
ja auch keine Anklage“, sagt er, „sondern
soll augenzwinkernd ein Bewusstsein
schaffen.“

Yuccapalme Gummibaum Grünlilie


Gerade in Großraumbüros stellt sich die Frage: Wer ist für das Gießen
verantwortlich? Am Ende profitieren alle davon, wenn es den Pflanzen gut geht.
Manche Arten reduzieren sogar den Geräuschpegel.FOTO: MAURITIUS

Reine Topfsache


Während manche Kollegen ihren Büropflanzen Namen geben und mit ihnen sprechen, sind sie anderen völlig egal. Müssen Arbeitsplätze
grün sein? Und wie rettet man seine Yuccapalme? Über das spezielle Verhältnis zwischen Menschen und Pflanzen im Job

Z


u den vielen beunruhigenden Din-
gen im heutigen Amerika gehört die
bedingungslose Kapitulation der Re-
publikanischen Partei vor Donald Trump.
Die altehrwürdigeGrand Old Partymuss
heute immer häufiger das genaue Gegen-
teil von dem vertreten, was sie einst im
Kampf gegen Barack Obama für richtig ge-
halten hatte. Nicht unbedingt bei Themen
wie Einwanderung oder Gesundheitsre-
form, wohl aber in der Wirtschafts-, Haus-
halts- und Geldpolitik.
Um zu erahnen, wie groß der Opportu-
nismus der Republikaner ist, sollte man
sich daran erinnern, dass sich die meisten
von ihnen als Konservative verstehen. Und
da fällt einem die Definition von „konserva-
tiv“ ein, die der englische Philosoph Micha-
el Oakeshott einst formuliert hat: Konser-
vativ sein bedeute, „das Vertraute dem Un-
bekannten vorzuziehen, das Erprobte dem
Unerprobten vorzuziehen, Fakten dem Ge-
heimnisvollen, das Tatsächliche dem Mög-
lichen, das Begrenzte dem Grenzenlosen,
das Nahe dem Fernen, das Passende dem
Perfekten und das Lachen von heute einer
utopischen Glückseligkeit.“
Gemessen an diesem Satz gibt es unter
Amerikas Republikanern keine Konservati-
ven mehr. Beispiel Freihandel. Früher wa-
ren die Republikaner die Partei, die am en-
gagiertesten für offene Märkte eintrat. Im
Sinne von Oakeshott war Freihandel das
„Vertraute“ und das „Erprobte“. Das hat
Trump aufgegeben. Heute müssen Ameri-
kas Handelspartner ständig in Furcht vor
Zöllen oder anderen protektionistischen
Zumutungen aus Washington leben.


Oder der Staatshaushalt. Während der
Amtszeit Obamas kämpften die Republika-
ner im Kongress erbittert gegen die Bud-
gets des Präsidenten, weil ihnen die Defizit
zu hoch waren und sie den Staat zurückfüh-
ren wollten. Um Obamas Gesundheitsre-
form zu verhindern, erzwangen sie 2013 ei-
nengovernment shut-downvon nicht weni-
ger als 16 Tagen, an denen die Regierung
aus Geldmangel praktisch handlungsunfä-
hig war.
Heute redet niemand mehr von der
Nachhaltigkeit der Staatsfinanzen.
Trumps Steuersenkungen haben die von
Obama geerbte Hochkonjunktur verlän-
gert, aber sie sind schuldenfinanziert und
ein Wechsel auf die Zukunft. Nach Schät-
zungen des unabhängigen Haushaltsbü-
ros des Kongresses (CBO) wird die amerika-
nische Staatsschuld in diesem Jahrzehnt
von 81 Prozent auf 98 Prozent des Bruttoin-
landsprodukts steigen. Als Obama abtrat,
waren es noch 74 Prozent. Und die Republi-
kaner machen alles ungerührt mit.
Nun handeln Menschen überall auf der
Welt nach der Devise: „Was kümmert mich
mein Geschwätz von gestern“. Das Beson-
dere in Amerika liegt darin, das der Oppor-
tunismus hier mit einem besonders gifti-
gen Parteienstreit einhergeht. Man wech-
selt seine Ansichten nach Bedarf, aber der
politische Gegner bleibt immer der Feind,
was auch kommen mag. Ein guter Kronzeu-
ge dafür ist Ben Bernanke, der an der Spit-
ze der Notenbank Federal Reserve die ame-
rikanische und die Weltwirtschaft durch
die Finanzkrise 2008/2009 gesteuert hat.
Es gibt wenig Zweifel daran, dass seine Poli-

tik niedrigster Zinsen und schier unbe-
grenzter Liquidität dafür gesorgt hat, dass
die Krise glimpflich endete. Dafür wurde
er von seinen eigenen Leuten (Bernanke
war damals Republikaner) aufs Übelste be-
schimpft; die rechte Kampagne „End the
Fed“ („Schafft die Fed ab“) erhielt Zulauf.
Bernanke selbst erfand für diese Kritik die
Bezeichnung „know-nothing-ism“. Der
schöne Begriff leitet sich von einer reaktio-
nären, anti-intellektuellen Partei aus dem
1850er Jahren ab. Deren Mitglieder sollen
auf Fragen nach Details über ihre Partei im-
mer geantwortet haben: „Ich weiß nichts.“

Donald Trump beschimpft die Fed noch
weiter, aber wegen des Gegenteils von frü-
her. Der Präsident verlangt von Fed-Chef
Jerome Powell, dass er immer weiter die
Zinsen senkt. Billiges Geld, bis vor kurzem
noch Teufelswerk, kann heute gar nicht bil-
lig genug sein.
Jetzt hat es Trump geschafft, die ganze
Absurdität der Situation in einer Persona-
lie zusammenfassen, und zwar so: Der Prä-
sident nominierte für eine derzeit unbe-
setzte Stelle im Lenkungsgremium der
Fed, demFederal Open Market Committee
(FOMC), die Ökonomin Judy Shelton, 65.
Shelton gehörte Trumps Wahlkampfteam
an und ist heute seine Beraterin. Der Vor-
gang ist insofern bemerkenswert, als Shel-
ton bis vor kurzem noch die alte Feind-

schaft der Rechten gegenüber der Fed be-
sonders radikal vertrat. Sie kritisierte die
Notenbank nicht nur wegen ihrer lockeren
Politik, von der sie fürchtete, sie könne „ru-
inöse Inflation“ auslösen; sie bezweifelte,
dass man die Notenbank überhaupt brau-
che. Außerdem setzte sie sich für die Rück-
kehr zum Goldstandard ein, einem Regime
also, in dem der Kurs des Dollars in irgend-
einer Weise an den Preis des Goldes gebun-
den ist. Für viele Ökonomen hat sie damit
das Terrain der seriösen Wissenschaft ver-
lassen. Der Goldstandard wäre ein unkal-
kulierbares Wagnis.
Und nun, da Trump Präsident ist, die ra-
dikale Wende. Die Fed solle die Zinsen
nicht etwa erhöhen, sie sollte sie senken,
fordert die Ökonomin. Sie schlägt sogar
vor, dass die Fed in einer konzertierten Ak-
tion zusammen mit dem Kongress und
dem Präsidenten zusammenarbeiten, um
den Kurs des Dollars künstlich zu senken
und so amerikanischen Exporteuren und
auch der heimischen Wirtschaft zu helfen.
Das ist reiner Protektionismus.
Möglicherweise hat Trump den Trum-
pismus mit der Personalie Judy Shelton
auch überzogen. Im Bankenausschuss des
Senats, der Nominierungen für die Fed bil-
ligen muss, haben sich nicht nur die Demo-
kraten, sondern bereits auch einzelne repu-
blikanische Senatoren gegen Shelton aus-
gesprochen. Bis zum Redaktionsschluss
dieser Ausgabe gab es noch keine Entschei-
dung. nikolaus piper

Adaire Fox-Martin,56, Vertriebsvor-
ständin bei SAP, bekommt mehr Macht
(FOTO: OH). Der Softwarekonzern aus Baden-
Württemberg will damit künftig ge-
schlossener gegenüber seinen Kunden
auftreten. Das größte IT-Unternehmen
Europas reagiert damit vor allem auf
Kritik von Kunden, die sich zuletzt über
eine mangelnde Verschränkung der
vielen verschiedenen SAP-Programme
beklagt hatten. „Unsere Kunden erwar-
ten von uns zu Recht, dass unser Ange-
botsportfolio nahtlos integriert ist und
alle Lösungen reibungslos zusammenar-
beiten“, betont Co-Vorstandschef Christi-
an Klein. Deshalb werde das für das
Einrichten und Warten von Software
zuständige Ressort von Michael Klein-
emeier, dem Chef des Digital-Geschäfts,
auf Fox-Martin
sowie Produktma-
nagement-Chef
Thomas Saueressig
aufgeteilt. Klein-
emeier verlässt nach
gut drei Jahrzehn-
ten den Weltmarkt-
führer für Unterneh-
menssoftware. sz

Frank Lindenbergmuss gehen. Der
bisherige Finanzvorstand der Mercedes-
Benz AG ist der erste Top-Manager des
Daimler-Konzerns, der dem Umbau
durch Vorstandschef Ola Källenius zum
Opfer fällt. Lindenbergs(FOTO: OH)Posten
in der wichtigsten Tochter der Daimler
AG übernimmt Konzern-Finanzvor-
stand Harald Wilhelm zusätzlich. Zuvor
hatte es Berichte über Unstimmigkeiten
zwischen den zwei Finanzchefs gegeben


  • diese waren offensichtlich nicht ganz
    unbegründet. Im Zuge der Trennung
    verteilt Källenius die Aufgaben im Vor-
    stand neu: Er selbst kümmert sich vom



  1. April an direkt um die Van-Sparte, die
    zuletzt Milliardenverluste einfuhr und
    bislang von Personalvorstand Wilfried
    Porth geleitet wurde. Entwicklungsvor-
    stand Markus Schäfer wird künftig auch
    für die Pkw-Sparte
    die komplette Entwi-
    cklungs- und Pro-
    duktionskette ver-
    antworten. Der Ver-
    trag von China-Vor-
    stand Hubertus
    Troska wurde indes
    um fünf Jahre verlän-
    gert.dpa, sz


Nicolas Peter,57, BMW-Finanzchef,
bleibt trotz des Coronavirus gelassen –
was die Gesundheit der Mitarbeiter in
China anbelangt und den Jahresumsatz.
Die Produktion im Werk in Shenyang,
östlich von Peking gelegen, sei bereits
wieder angelaufen – unter verschärften
Schutzbedingungen. So würde bei allen
dreimal am Tag Fieber gemessen und in
der Kantine und bei Besprechungen
seien Plexiglasscheiben auf den Tischen
montiert worden, als eine Art „Spuck-
wand“, wie Peter sagt(FOTO: OH). Ebenso
hätten zwei Drittel der BMW-Händler in
China den Betrieb wieder aufgenom-
men. „Wir haben 1,5 Wochen verloren
bislang“, das sei überschaubar und auf-
holbar. Insofern halte man noch daran
fest, in China in diesem Jahr um bis zu
zehn Prozent wachsen zu wollen. Wobei
diese Vorhersage ein
wenig wie „Glasku-
gellesen“ sei. Für die
Werke in Deutsch-
land erwartet Peter
keine Folgen von
Corona: Alle chinesi-
schen Bauteile wür-
den wie geplant
angeliefert. hm

Natürlich beschäftigt sich auch


die Forschung mit dem Thema:


Machen Pflanzen glücklich?


„Es gibt keinen grünen Daumen“,
sagt Frederik Busch, der schon
viele Gewächse fotografiert hat

(^18) WIRTSCHAFT Freitag, 21. Februar 2020, Nr. 43 DEFGH
An dieser Stelle schreiben jeden Freitag Franziska
Augstein und Nikolaus Piper im Wechsel.
Geschwätz von gestern
Donald Trumps Wirtschaftspolitik ist
das genaue Gegenteil von vielem, was konservative
Republikaner bis vor Kurzem
vertreten haben. Trotzdem machen sie mit.
Aber wie geht es jetzt weiter?
Man sollte sich den Namen Judy Shelton merken
PIPERS WELT
Regierung, Kongress und
Notenbank sollen den Kurs des
Dollars gemeinsam drücken
SAP baut um
Källenius räumt auf
Spuckwände bei BMW
PERSONALIEN

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