Süddeutsche Zeitung - 21.02.2020

(Barré) #1

Den Gegner im Sprint anlaufen und schwungvoll umstoßen – was beim klassischen Fußball ein fieses Foul ist,


gehört beimBubble Soccerzum festen Repertoire. Der Spaß ist allerdings nicht ganz billig


Empfehlungen für Freitag


Am Freitag istTag der Muttersprache.Zu
diesem Anlass bieten dieStadtbibliothe-
kenin zahlreichen Vierteln Veranstaltun-
gen an, die sich mit unterschiedlichen Spra-
chen befassen. In Neuhausen gibt es für
Kinder um 16.30 Uhr das deutsch-rumäni-
scheTheaterstück „Das Säckchen mit
zwei Gulden“,imGasteigkann von 18 Uhr
an eineSchnitzeljagd der Sprachenge-
macht werden. Lesungen in Sprachen wie
Portugiesisch, Mongolisch, Griechisch
und vielen mehr unter muenchner-stadtbi-
bliothek.de. Der Eintritt ist frei.


In derGalerie Eigenart der Volkshoch-
schulein der Albert-Roßhaupter-Straße 9
endet am Freitag die Ausstellung „Stadt-
vergleich Sendling – einst und jetzt“.In
den Fotografien ist der Wandel des Stadt-
viertels dokumentiert. Von neun bis
21Uhr, der Eintritt ist frei.


Die Münchner BandArk Noirveranstaltet
in der Milla (Holzstraße 7) dasEinabend-
festival Tunnel Visions Vol 7. Junge Bands
spielen elektronische und akustische Mu-
sik. Neben Ark Noir tretenFallwanderer
undSittichauf. Um 21 Uhr geht es los, Kar-
ten kosten an der Abendkasse 16 Euro, er-
mäßigt 13 Euro.


Für Samstag


Auf derKleinen Bühne der Pasinger Fa-
brikwird unter der Regie von Jörn Mensch-
ing„Der Ansager einer Stripteasenum-
mer gibt nicht auf“gespielt. In dem tragi-


komischen Theaterstück versucht der titel-
gebende Ansager, sein Publikum bis zum
Eintreffen der gefragten Dame zu unterhal-
ten. Robert Gregor Kühn spielt in dem Ein-
Mann-Stück, das um 20 Uhr beginnt. Kar-
ten kosten 18 Euro, ermäßigt 14 Euro.

Auf demFloh- und Antikmarkt an der
Trabrennbahn in Daglfing kann von
sechs bis 16 Uhr verkauft und gestöbert

werden. Händler können ihren Stand eine
halbe Stunde vor Beginn aufbauen, der je
nach mitgebrachtem Auto und Größe zwi-
schen 15 und 40 Euro kostet. Informatio-
nen zu den Preisen gibt es auf flohmarkt-
daglfing.de.

Im Biedersteiner Wohnheim werden
gleich zwei Faschingsfeiern gefeiert: Der
Atriumfaschingund derKellerfasching

werden unabhängig voneinander ausge-
richtet. Den Kellerfasching gibt es in dem
Wohnheim nahe der Haltestelle Dietlinden-
straße seit den Sechzigerjahren. Karten
kosten für beide Veranstaltungen jeweils
zehn Euro im Vorverkauf, Kostüme sind er-
wünscht. Einlass ab 21 Uhr.

Für Sonntag


1918 begann in München die Revolution,
1919 ist die Räterepublik ausgerufen wor-
den. Die RegisseurinUlrike Beizdrehte
über die Ereignisse Ende der Achtzigerjah-
re den Film„Es geht durch die Welt ein
Geflüster“. In der Dokumentation spre-
chenZeitzeugenüber ihre Erlebnisse. Der
Film wird am Sonntag um 17.30Uhr im
Werkstattkino in der Fraunhoferstraße9
gezeigt, die Regisseurin ist anwesend.

Am Sonntag beginnt „München nar-
risch“: In der Fußgängerzone der Innen-
stadt kann geschunkelt, gefeiert und ge-
tanzt werden. Ab 12 Uhr geht es los, amMa-
rienplatz und Stachussind Bühnen aufge-
baut, Tanzmusik wird gespielt, etwa von
derPiccadilly Sunset Show Band. Beim
Straßenfaschinggibt es keine Kostümre-
geln, verkleidet macht es aber mehr Spaß.

Virginie Despentes’ Roman„Das Leben
des Vernon Subutex“über einen Mann,
der in die Obdachlosigkeit abrutscht, ist
ein Besteller. DieMünchner Kammerspie-
le spielen eine Bühnenadaption, Regie
führt Stefan Pucher. Das Stück beginnt um
18Uhr, Karten kosten zwischen elf und
44 Euro. anna weiss

SCHÖNES WOCHENENDE


von linus freymark

M


ateo rollt zurück auf seine Seite.
Gerade hat er den Ball ins gegneri-
sche Tor bugsiert, wobei er ein
bisschen Glück hatte, weil der Torwart ge-
rade damit beschäftigt war, einen seiner
Teamkollegen aus dem Weg zu räumen
und dabei völlig vergessen hat, das Tor zu
bewachen. Jetzt lässt sich Mateo mit
Schwung nach vorne fallen, er überschlägt
sich – und prallt gegen einen Gegenspieler,
der zum Anstoß auf seine Seite zurück-
kugeln wollte. Höhnisches Gelächter der
anderen. Sie wissen ja: passieren kann bei
solchen Zusammenstößen nichts.
Beim „Bubble Soccer“ – was man wohl
mit Blasen-Fußball übersetzen müsste,
was doch recht eigentümlich klingt – sind
die Spieler durch riesige Luftkissen ge-
schützt. Wie beim klassischen Fußball, so
geht es auch hier darum, mehr Tore zu
schießen als der Gegner. Feine Technik
und Ballstafetten spielen jedoch eine eher
untergeordnete Rolle, stattdessen werden
Gegner genüsslich über den Haufen ge-
rollt. Die Bubbles können bei Verleihern
oder gleich in Soccerhallen ausgeliehen
werden, gespielt wird in einer Sporthalle
oder einfach draußen auf dem Rasen. In
Skandinavien, wo Bubble Soccer einst er-
funden wurde, gibt es noch eine besondere
Variante: Dort werden die Partien bevor-
zugt auf Schnee ausgetragen, was zwar
den Aufprall noch einmal weicher macht,
in München aber mangels des notwendi-
gen Untergrunds immer schwieriger wird.
Mateo hat das erste Mal auf einem Ge-
burtstag Bubble Soccer gespielt, seitdem
wusste er: „So will ich auch feiern, wenn


ich zehn werde.“ Und so hat er seine Freun-
de zu seinem Geburtstag auf eine Partie in
die Soccarena in Bruckmühl eingeladen.
Zu neunt sind sie an diesem Sonntagnach-
mittag, gespielt wird in drei Dreier-Teams.
Theoretisch könnte man auf dem Court
auch zu viert oder fünft spielen, aber je
mehr Spieler auf dem Feld sind, desto un-
übersichtlicher werde das Spiel, erklärt
Soccarena-Mitarbeiter Daniel Börner. Ge-
fährlich werde es trotzdem nie – solange
die Spieler in ihren Bubbles bleiben. „Unse-
re Erfahrung zeigt, dass es eher dann zu
Verletzungen kommt, wenn nach dem
Bubble-Soccer normal Fußball gespielt
wird, die Spieler aber noch im Bubble-Mo-
dus sind“, sagt Börner.
Dass nach etwa einer Stunde zum her-
kömmlichen Fußball gewechselt wird, ge-
schehe eigentlich bei jeder Gruppe, denn
das Spiel mit den riesigen Luftkissen um
den Oberkörper ist anstrengender als ge-
dacht. Mateo und seine Freunde legen
nach rund 45 Minuten eine Kuchenpause
ein.
Schon nach wenigen Minuten wird es in
der Gummiblase sehr heiß, die Sicht ist
schlecht und wer geglaubt hat, trotz des zu-
sätzlichen Gewichts mit Technik glänzen
zu können, sieht sich getäuscht. Auch das
Aufstehen gestaltet sich schwieriger als ge-
dacht und ist in der großen Plastikblase
alles andere als ein Kinderspiel. René Wei-
ler, seines Zeichens ehemaliger Trainer
des 1. FC Nürnberg (2014 bis 2016), hat
über Bubble Soccer einmal treffend geur-
teilt: „Die körperliche Belastung ist zwar
groß, der Spaß aber auch.“ Und auch
Daniel Börner sagt: „Das ist anstrengen-
der, als man denkt.“

Bubble Soccer ist nicht nur bei Zehn-
jährigen beliebt, auch wenn Kinderge-
burtstage das Hauptgeschäft in der Bruck-
mühler Soccerhalle ausmachen. Zu den
Kunden gehören aber auch Firmen, die
eine Teambuilding-Maßnahme oder ein-
fach nur eine Unternehmensfeier begehen
wollen, und Fußballmannschaften, die die
Winterpause überbrücken und eine etwas
abgewandelte Variante ihres Sports prakti-
zieren wollen.
Auch unter Mateos Freunden sind die
meisten Fußballer, aber weil die Technik
am Ball nun eine untergeordnete Rolle
spielt, können auch seine Kumpels, die
nicht in einem Verein spielen, ohne Proble-
me mitmachen. Trotzdem gibt es kurz
nach der Kuchenpause einen mehr oder
weniger kollektiven Nervenzusammen-
bruch der Gruppe, mehrere Spieler müs-
sen unter Tränen von ihren Eltern vom
Feld geführt werden. „Die sind alle völlig
fertig“, erklärt eine Mutter, nachdem ihr
Sohn frisch getröstet und wieder einsatzbe-
reit ist. Auch sonst ist das Geschehen auf
dem Platz eher ein großes Herumkugeln
als ein Fußballspiel. Einmal muss das
Match unterbrochen werden, weil sich ei-
ner der Torhüter im Tornetz verhakt hat.
„Papa, hol mich raus“, ruft er.
Spaß aber haben Mateo und die ande-
ren ohne Zweifel, obwohl einige Partien 5:0
oder noch deutlicher ausgehen und solche
Ergebnisse ja nicht immer gefahrlos sind
für das Gelingen eines Kindergeburtstags.
„Am coolsten war, dass man sich wegche-
cken kann, ohne sich wehzutun“, stellt das
Geburtstagskind fest. Und sein Kumpel
Lennard sagt: „Wenn ich zehn werde, kom-
me ich auch hierher.“

„Bubble Soccer“ – auch „Bumper Soccer“
oder „Bubble-Fußball“ genannt – ist eine
Trendsportart, die viel Spaß macht, die
Kondition fördert – aber nicht ganz billig ist.
Zumindest wenn man die Bubbles nicht nur
leihen will, sondern auch einen Platz in einer
Soccerhalle mieten möchte. In der Soccarena
in Bruckmühl kostet das Paket aus Platz und
Bubbles für eine Gruppe zwischen sechs bis
zehn Personen für 90 Minuten je nach Uhrzeit
und Courtgröße von 169,90 bis 189,90 Euro.
Zum Vergleich: derselbe Zeitraum ohne

Bubbles ist um jeweils 100 Euro günstiger. Ge-
öffnet hat die Halle von Montag bis Freitag
von 14 bis 22 Uhr, am Wochenende von
8.30 bis 22 Uhr. Buchungen online oder unter
0 80 61/ 3 45 86 92.
Dennoch ist die Bruckmühler Soccerhalle
preiswerter als die Münchner Anbieter. Meg
Action etwa berechnet für eine Gruppe von
bis zu zwölf Personen für eineinhalb Stunden
329 Euro, Spielort ist hier die Scheck-Allwet-
teranlage in Unterföhring, gespielt werden
kann von Montag bis Sonntag von neun bis

23 Uhr, Kontakt unter 0 83 79/ 8 72 00 01 oder
unter http://www.megaction.de.
Auch Mister Neo hat Bubble Soccer im Port-
folio, gespielt wird hier in einer Halle an der
Sedlmayrstraße. Die Preise richten sich nach
Zeitraum, Ort und Gruppengröße und sind
auf Anfrage zu erfahren. Möglich ist das Spie-
len von Freitag bis Dienstag von jeweils neun
bis 20 Uhr. Anfragen richtet man am besten
per Mail an [email protected]. Fast alle
Anbieter haben auch spezielle Pakete für be-
sondere Anlässe im Programm. LFR

Wo man spielen kann – und was es kostet


Dafür, dass die Österreicher die größte
Gruppe unter den in München lebenden
Ausländern stellen, gibt es erstaunlich we-
nige österreichische Restaurants hier. Und
jetzt macht auch noch eines der wenigen
zu. DieÖsteriaan der Taubenstraße war
viele Jahre lang eine Institution, nicht nur
in der Au. Der Wirt Nickel Fischer sagt, den
Gedanken, aufzuhören, trage er nun schon
seit einem Jahr mit sich herum: „Man hat
mit so einem Lokal ja dauernd Ärger mit
der Bürokratie, und man findet nur noch
schwer Personal.“ Seine Konsequenz: Ende
März ist Schluss, danach ist die Österia Ge-
schichte. Leider auch das lobenswerte An-
gebot, den Wein auch als Sechzehntelporti-
on anzubieten, was der Kostproben-Autor
Alois Gudmund bereits 2007 sehr positiv
vermerkte: „So kann der Gast sich durch re-
präsentative Teile des Sortiments probe-
trinken, ohne hinterher unangenehm auf-
zufallen.“ Den zum Lokal gehörenden
WeinladenÖsiweinums Eck in der Falken-
straße29 wird es übrigens weiterhin ge-
ben. Der wird nur renoviert und etwas auf-
gepeppt, danach verkauft er wieder öster-
reichischen Wein aus praktisch allen An-
baugebieten. In die Räume des Restau-
rants wird nach dem Umbau eine Mikro-
brauerei einziehen, in der man das Bier di-
rekt verkosten kann. Auch kleine Speisen
will der Brauer dazu anbieten(Österia, nur
noch bis Ende März, Taubenstraße 2, Tele-
fon 62 48 99 24, http://www.oesteria.de).

Wenn ein Drei-Sterne-Koch außer Haus
für 200Menschen kocht, dann ist das
kaum das Gleiche wie im eigenen Restau-
rant für 30 Gäste. Weil manHarald Wohl-
fahrtaber sonst kaum noch am Herd erle-
ben kann, ist die Nachfrage nach Events
mit ihm als Gastkoch sehr groß. Im Wirts-
haus am Rosengarten ist er am 27. März zu
Gast, und nun gibt es noch einen Nach-
schlag am Tag darauf(Wirtshaus am Ro-
sengarten, Westendstraße 305, Samstag,


  1. März, 18 Uhr, Menüpreis 159 Euro, Tele-
    fon 57 86 93 00). franz kotteder


FREIZEITTIPPS

Filme, Fasching, Fundstücke


Seinen zehnten
Geburtstag feiert
Mateo (Bild oben)
gut geschützt in
einer großen Plastik-
kugel. So Fußball zu
spielen, ist zwar
knifflig, aber dafür
kann man seine
Gegner wunderbar
anrempeln und um-
werfen. Nicht nur
Kinder spielen diese
Sportart, die aus
Skandinavien
stammt.
FOTOS: CLAUS SCHUNK

Künftig gibt’s nur noch Ösiwein: Von der
Österia bleibt nur der Weinladen an der
Falkenstraße. FOTO: ALESSANDRA SCHELLNEGGER

LOKALRUNDE

Ösi-Aus und Wohlfahrt-Nachschlag


Das große


Herumkugeln


Beim „Bubble Soccer“ ist nicht nur der Ball rund:
In riesigen Airbags rollt man sich gegenseitig

über den Haufen – das ist ziemlich anstrengend


Bunt wird es bestimmt wieder beim Biedersteiner Fasching. FOTO: FLORIAN PELJAK

R2 (^) FREIZEIT Freitag, 21. Februar 2020, Nr. 43 DEFGH

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