Focus - 22.02.2020

(Sean Pound) #1
Fotos: Stefan Boness/IPON, dpa Quelle: Insa, 2065 Befragte, Zeitraum 14.-17. Februar 2020, Bewertungsskala von 0 bis 300 Punkte

FOCUS 9/2020 9

M


it seiner überra-
schenden Kandida-
tur für den CDU-
Vorsitz hat Norbert
Röttgen eine neue Debatte
über eine Mitgliederbefra-
gung in der Partei angestoßen.
Die CDU müsse jetzt neue
Konzepte liefern, „wie sie sich
moderne Mitgliederbeteili-
gung vorstellt“, verlangt der
Vorsitzende der Jungen Union
(JU), Tilman Kuban. Die JU
wolle etwa für den Fall, dass
es letztlich mehrere Bewer-
ber gibt, ihre eigenen rund
100 000 Mitglieder befragen.
Röttgen hatte am Dienstag
angekündigt, für den CDU-
Vorsitz zu kandidieren, und
für die Wahl eine Mitglieder-
befragung vorgeschlagen.
Interesse am CDU-Vorsitz
haben ebenfalls NRW-Minis-
terpräsident Armin Laschet,

der frühere Fraktionschef
Friedrich Merz und Gesund-
heitsminister Jens Spahn. Alle
drei sind gegen eine Mitglie-
derbefragung genauso wie die
CDU-Spitze. Stattdessen soll
ein Parteitag entscheiden.
Unterstützung erhält Rött-
gen unter anderem von Partei-
Urgestein Wolfgang Bosbach.
„Eine Mitgliederbefragung
kann die Partei mobilisieren“,
sagt Bosbach. Der CDU-Basis
würde das Gefühl gegeben,
am Entscheidungsprozess
beteiligt zu sein. Die Bun-
destagsabgeordnete Elisa-
beth Motschmann findet es
„richtig, eine Mitglieder-
befragung durchzuführen“,
sollten sich die vier
Bewerber im Vorfeld
nicht auf einen Kan-
didaten einigen. Der
ehemalige EU-Kom-

missar Günther Oettinger
ist zwar „gegen eine offizielle
Mitgliederbefragung, aber
für eine intensive Mitglie-
derberatung“. Die Delegier-
ten sollten in den nächsten
Wochen viele Gespräche mit
CDU-Mitgliedern führen,
„damit deren Meinung bei
der Wahl zum CDU-Chef
berücksichtigt wird“.
CDU/CSU-Fraktionsvize
Gitta Connemann warnt da-
gegen vor einer neuen Debat-
te über Mitgliederbefragun-
gen. Die CDU-Delegierten
hätten auf dem Parteitag 2019
mit deutlicher Mehrheit dage-
gen gestimmt. Niemand solle
sich „leichtfertig über Partei-
tagsbeschlüsse hinwegset-
zen“. Fraktionskollegin Karin
Maag verweist auf die SPD:
„Was bei einer Mitglieder-
befragung herauskommen
kann, sieht man an der
SPD: zwei Vorsitzende,
die weder bei Mitgliedern
der Bundestagsfrak-
tion Gehör finden
noch die Interessen
der Mitglieder ver-
treten.“ jag / jan / jph / ssi

CDU-Machtkampf: Erste Politiker


fordern Mitgliederbefragung


Die Aufs und
Abs der Woche

Kaum kandidiert Norbert Röttgen für den CDU-Vorsitz,
wird wieder über mehr Einfluss der Basis diskutiert

Fakten, Fakten, Fakten – und die Menschen der Woche


Das Institut Insa ermittelt
für FOCUS, welche Politiker
in der Wählergunst („Wer
vertritt Ihre Interessen am
ehesten?“) am stärksten
gestiegen oder gefallen sind.

RAUF

RUNTER

Merz verliert 5 auf 112 Punk-
te. In der Rangliste geht es für
ihn von Platz 2 runter auf 5

Größtes Plus: Der CDU-Vize
gewinnt 11 auf 112 Punkte. Im
Gesamtranking Platz 4 statt 7

Die gesamte Rangliste finden
Sie auf focus.de/ranking

Obwohl die Kanzlerin auf
120 Punkte (– 6) fällt, hält
sie weiter die Spitzenposition

8 Punkte rauf auf 93 für den
SPD-Vize. Er belegt damit
Rang 10 (Vorwoche: 12)

Größtes Minus: AKK büßt 6
auf 73 Punkte ein. Im Ranking
nur noch Platz 19 (statt 15)

Der SPD-Chef legt um 7 auf
86 Punkte zu und steigt vom


  1. auf den 14. Platz


Friedrich
Merz
(CDU)

Armin
Laschet
(CDU)

Angela
Merkel
(CDU)

Kevin
Kühnert
(SPD)

Annegret
Kramp-Karren-
bauer (CDU)

Norbert
Walter-
Borjans (SPD)

Tilman Kuban, 32, Chef der Jungen Union

Spot an
Ex-Minister
Norbert Röttgen,
54, will CDU-
Chef werden

NACHRICHTEN


printmachtstark.com

„Journalismus bedeutet Verantwortung.


Für die Gesellschaft, das Miteinander –


und die Wahrheit. Wir brauchen Journalisten,


die diese Verantwortung ernst nehmen.“


Markus Söder

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