Focus - 22.02.2020

(Sean Pound) #1
Fotos: Peter Rigaud/FOCUS-Magazin, dpa

FOCUS 9/2020 3

EDITORIAL

die Wahrheit hat kein Verfallsdatum. In
der vergangenen Woche meldete sich bei
uns ein Leser, der einst als ranghoher Kri-
minalbeamter für die Terrorfahndung im
Bundeskriminalamt (BKA) zuständig war.
Rainer Hofmeyer hatte unsere Berichter-
stattung über den „Spiegel“-Zeugen von
Bad Kleinen genau verfolgt.
Unter Berufung auf diesen
anonymen Informanten ver-
öffentlichte der Reporter Hans
Leyendecker im Sommer 1993
den Verdacht, ein Polizist habe
einen wehrlosen Terroristen
per Kopfschuss hingerichtet.
Wir konnten jetzt aufzeigen,
dass sich Leyendecker entge-
gen seinen bisherigen Erklä-
rungen damals auf einen
Tippgeber verließ, den er nicht
kannte, den er nicht persön-
lich traf und dessen Glaub-
würdigkeit er nicht geprüft
hatte. Die Lügen des angeb-
lichen Zeugen führten zu den
Rücktritten von Innenminister
Rudolf Seiters und von Gene-
ralbundesanwalt Alexander
von Stahl. Die Falschaussa-
gen trafen auch Hofmeyer. Der nämlich
leitete den Einsatz von Bad Kleinen. Für
sämtliche Fehler (die tatsächlichen und
die vermeintlichen) galt er als hauptver-
antwortlich. Meine Kollegen Josef Hufel-
schulte und Markus Krischer sprachen
mit Hofmeyer – über Bad Kleinen und
eine Wahrheit, die erst jetzt, nach bald
27 Jahren, ans Licht kommt (ab Seite 38).

Im CDU-Machtkampf gab es diese Woche
die nächste Überraschung. Mit Norbert
Röttgen bewirbt sich der erste prominen-
te Politiker offiziell um den CDU-Vor-
sitz. So gut wie niemand im politischen
Berlin hatte den ehemaligen Bundesum-
weltminister auf dem Schirm. Röttgen
hatte früher den wenig schmeichelhaf-
ten Spitznamen „Muttis Klügster“ inne.
Er ist blitzgescheit und ehrgeizig. Doch
nach der Landtagswahl in NRW, die er

2012 als CDU-Spitzenkandidat krachend
verlor, warf ihn Angela Merkel aus dem
Kabinett.
Mit seiner Kandidatur meldet sich Rött-
gen nun fulminant zurück. Und düpiert
damit das Partei-Establishment, allen
voran Annegret Kramp-Karrenbauer. Die
scheidende CDU-Chefin musste einmal
mehr erkennen, dass sie bei der Aus-

wahl ihres Nachfolgers nur noch eine
Statistenrolle spielt. Ihr Plan, den nächs-
ten CDU-Chef in ihrem Büro auszukun-
geln, obwohl jeder weiß, dass sie nicht
mehr viel zu melden hat, ist endgültig
gescheitert. Armin Laschet, der die Kan-
didatur am liebsten auf dem Silbertablett
angetragen bekäme, wirkt immer mehr
wie ein Zauderkönig; CSU-Chef Markus
Söder muss erkennen, dass sich der Poker
um die Kanzlerkandidatur schwer aus
München steuern lässt.
Bei seinem Auftritt vor der Bundespres-
sekonferenz am Dienstag gab sich Rött-
gen weltgewandt. Schonungslos legte er
die Schwächen der CDU offen. Zuweilen
wirkte er wie ein junger Friedrich Merz:
kampfeslustig, schlagfertig, rhetorisch
versiert.
Hat Röttgen eine Chance? In ersten
Umfragen erhielt der verheiratete Vater

Herzlich Ihr

von drei Kindern viel Zuspruch. Ich fin-
de es mutig, dass er antritt – schließlich
belebt Konkurrenz das Geschäft. Ob er
am Ende gewinnt, ist fraglich. Röttgen hat
so gut wie keine Hausmacht in der CDU.
Aber er hat schon jetzt etwas erreicht:
Der Kampf um den Parteivorsitz findet
endlich offen statt und nicht mehr in
Hinterzimmern.

Wie sehr die Politik Hinter-
zimmer liebt, zeigte sich am
Mittwoch. Das Bundeskabi-
nett beschloss die Einführung
der Grundrente zum 1. Januar


  1. Das Projekt mag ehren-
    wert sein. Doch die entschei-
    dende Frage ist ungeklärt:
    Wer bezahlt’s? Ursprünglich
    wollte Finanzminister Olaf
    Scholz (SPD) die Kosten von
    zunächst 1,3 Milliarden Euro
    mit Einnahmen aus einer
    europäischen Finanztransak-
    tionssteuer decken. Doch das
    Projekt liegt auf Eis. Es steht
    sogar kurz vor dem Scheitern.
    Die große Koalition macht
    damit einmal mehr Politik nach
    dem Schmarotzer-Prinzip. Sie
    beschließt ein Projekt – und
    kümmert sich nicht darum, wie es finan-
    ziert wird. Bei der Grundrente ist jedoch
    ziemlich klar, wer einmal mehr die Kosten
    trägt: die Steuer- und Beitragszahler.


Zu unserer Titelstory: Rechtzeitig zum
Beginn der Fastenzeit am 26. Februar zei-
gen wir Ihnen, wie Sie weniger, bewuss-
ter und besser essen. Fasten ist keine
selbst auferlegte Buße. Fasten gehört
zum Lifestyle der Selbstoptimierer. Wenn
ich faste, esse ich Kartoffeln mit Leinöl
(nach der Methode FX Mayr). Welche
Fasten-Art passt zu Ihnen?

Von Robert Schneider, Chefredakteur

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Blitzgescheit und ziemlich mutig Norbert Röttgen düpierte mit seiner
Kandidatur die scheidende CDU-Chefin Kramp-Karrenbauer

Vom Trügerischen des Augenblicks


und der Kraft der Wahrheit


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