Focus - 22.02.2020

(Sean Pound) #1
KULTUR

Fotos: action press/Landmark Media Press and Picture

90 FOCUS 9/2020

Vom „Star Wars“-Rebellen zum Öko-Aktivisten: Hollywood-Legende Harrison Ford erklärt,


warum die alten Rollen immer noch Spaß machen und wo für ihn der Spaß aufhört


„Die Natur braucht uns nicht, aber wir brauchen sie.


Das lernen wir besser sehr schnell“


F


ür seinen ersten Auftritt als
Han Solo erhielt Harrison Ford
1977 gerade mal 1000 Dollar
die Woche – als er 2015 die Rol-
le in „Star Wars – Episode VII:
Das Erwachen der Macht“
noch einmal spielte, kassierte
er gut 35 Millionen Dollar dafür. Der 77-
Jährige, der in dritter Ehe mit der Schau-
spielerin Calista Flockhart verheiratet ist,
fünf Kinder hat und zumeist zurückge-
zogen auf seiner Farm in Wyoming lebt,
hat es also nicht unbedingt nötig, noch
zu arbeiten. Deshalb hat er sich zuletzt
auch eher rargemacht auf der Leinwand:
Er hat neben Sylvester Stallone, Arnold
Schwarzenegger und Mel Gibson im drit-
ten Teil der „Expendables“ mit Alter- und
Action-Image gespielt oder eben seine
ikonischen Rollen aus „Star Wars“ und
„Blade Runner“ wieder aufgenommen.
Und ja, es ist schwer zu glauben: Har-
rison Ford gibt demnächst noch mal Indi-

ana Jones. Dem muss man natürlich auf
den Grund gehen, auch wenn die Schau-
spielerlegende beim Interview eigentlich
die Disney-Produktion „Ruf der Wildnis“
promoten soll. Ebenfalls eine fast iko-
nische Rolle, denn der Jack-London-
Stoff ist schon oft verfilmt worden, und
in der Hauptrolle sah man virile Holly-
wood-Helden wie Clark Gable oder
Charlton Heston.
Der gelernte Schreiner Ford, der in jun-
gen Jahren auch mal als Roadie für die
Doors unterwegs war, erscheint extrem
entspannt zum Gespräch in einem Hotel
in Beverly Hills, leger gekleidet in blauem
Anzug und Hemd, das weit offen steht.

Mr. Ford, Sie sind 77 Jahre alt – und
schlüpfen nun tatsächlich noch mal in eine
Ihrer Paraderollen als „Indiana Jones“.
Ja, und ich freue mich darauf. Das Alter
ist dabei doch egal, solange man eine
vernünftige und glaubhafte Geschichte

erzählen kann. Man hatte schon beim
vierten Teil von „Indiana Jones“ Zweifel,
ob ich nicht zu alt sein könnte. Am Ende
spielte der Film fast 800 Millionen Dollar
ein, und die Leute hatten Spaß daran. Ich
werde nicht vorgeben, etwas zu sein, was
ich nicht mehr bin. Viel wichtiger ist es
mir, die Zuschauer emotional mitzuneh-
men auf eine Abenteuerreise, mit der wir
sie gut unterhalten können.
Große Rollen Ihrer Karriere aus Filmen
wie „Star Wars“, „Blade Runner“ und
eben „Indiana Jones“ wieder aufleben zu
lassen war in den vergangenen Jahren ein
Schwerpunkt Ihrer Arbeit. Aus Wehmut?
Nein, mit Wehmut hatte das nichts zu
tun. Ich betrachte jede Rolle wirklich rein
aus künstlerischer Sicht. Einen fünften
Teil von „Indiana Jones“ gibt es nur, weil
wirklich alles passt: Drehbuch, Team, ein-
fach alles.
Das war also dann bei „Star Wars – Episode
VII: Das Erwachen der Macht“ auch so?

Hallo Bluescreen Die Jack-London-Verfilmung „Ruf der Wildnis“ spielt in Alaska, Hauptdarsteller Harrison Ford brauchte aber für den Dreh das Studio nicht zu verlassen. Die Landschaft wurde später einkopiert. Auch sein Hund ist ein digitales Kunst-Werk, das am Computer entstand
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