Focus - 22.02.2020

(Sean Pound) #1
FILM

FOCUS 9/2020 91

Ja, Han Solo war für mich lange kein
Thema mehr – bis ich das Drehbuch zum
siebten Film gelesen hatte und mich
davon überzeugen ließ, dass es da tat-
sächlich noch eine spannende Geschich-
te zu erzählen gibt. Wenn es nach mir
gegangen wäre, hätte ich Han Solo übri-
gens schon sehr viel früher, nach dem
dritten Film, den Heldentod sterben las-

Märchen gesehen, in dem sich ein Jüng-
ling in eine Prinzessin verliebt und um
ihre Liebe kämpfen muss. Eine ganz klas-
sische Romanze, mit mir in der Rolle des
Antihelden.
Und nun?
Es ist sagenhaft, was daraus entstanden
ist. Wenn ich Kinder sehe, die sich als
„Star-Wars“-Figuren verkleiden, bin ich

gewisse Freiheit bei der Auswahl von
Rollen zu genießen. Mehr als 40 Jahre
später bin ich immer noch im Geschäft
und bekomme Angebote für Filme – ich
verdanke das wohl einer Mischung aus
George Lucas, Steven Spielberg, harter
Arbeit und etwas Glück.
In Ihrem neuen Film verkörpern Sie
John Thornton, die Hauptfigur aus dem

sen. Aber George Lucas wollte das nicht.
Rückblickend bin ich ihm dankbar dafür,
denn ich habe es wirklich genossen, die-
sen Kauz noch mal spielen zu dürfen.
Als der erste „Star Wars“-Film vor mehr
als 40 Jahren in die Kinos kam, hätten
Sie sich da träumen lassen,
dass daraus mal eine der
erfolgreichsten Reihen der
Filmgeschichte entstehen
würde und junge Genera-
tionen heute noch immer im
„Star Wars“-Fieber sind?
Nie im Leben! Ich hatte
mich, im Gegensatz zu Car-
rie Fisher und Mark Hamill,
sogar geweigert, einen Vor-
vertrag für weitere Filme
zu unterschreiben, weil ich
skeptisch war, ob die Leu-
te so was überhaupt sehen
wollen. Ich hatte den ersten
Film als eine Art Weltraum-

schon etwas stolz. Wir haben es offenbar
geschafft, eine emotionale Verbindung zu
den Zuschauern aufzubauen. Das ist für
mich als Schauspieler immer das oberste
Gebot. Dass es im Fall von „Star Wars“
auch nach mehr als vier Jahrzehnten
noch funktioniert, ist schon
was Besonderes.
George Lucas ist als Erfinder
der Filmreihen von „Star
Wars“ und „Indiana Jones“
sozusagen der Architekt Ihrer
langen Action-Karriere?
Die Arbeit mit George und
auch mit Steven Spielberg
hatte ganz klar einen enor-
men Einfluss auf den Ver-
lauf meiner Karriere. Und
dafür bin ich wirklich mehr
als dankbar. Die Erfolge von
„Star Wars“ und „Indiana
Jones“ haben es mir über-
haupt erst ermöglicht, eine

Romanklassiker „Ruf der Wildnis“ von
Jack London – wie schon Clark Gable
1935 und Charlton Heston 1972.
Ich habe sowohl Clarks als auch Charl-
tons Film nicht gesehen. Aber ich habe
das Buch gelesen, als ich in der High-
school war. Darin schreibt Jack London
nicht viel über die Vergangenheit von
diesem John Thornton. In unserem Film
erfährt man, was ihn zur verlorenen Seele
gemacht hat.
Die Geschichte spielt in der Wildnis
Alaskas zu Zeiten des Goldrauschs. Für
die Dreharbeiten haben Sie Los Angeles
allerdings nicht verlassen müssen – dank
moderner Computer-Technologie.
Es war ein bisschen wie bei „Star Wars“:
Da bin ich auch nicht ins Weltall geflogen
für die Dreharbeiten (lacht). Die digitale
Tricktechnik hat sich enorm entwickelt.
Man bewegt sich in einer gebauten Kulis-
se im Studio, und auf der Leinwand sieht
es absolut realistisch aus, als hätten

Hallo Bluescreen Die Jack-London-Verfilmung „Ruf der Wildnis“ spielt in Alaska, Hauptdarsteller Harrison Ford brauchte aber für den Dreh das Studio nicht zu verlassen. Die Landschaft wurde später einkopiert. Auch sein Hund ist ein digitales Kunst-Werk, das am Computer entstand


»
Anstelle
eines Hundes
habe ich einem
Trickspezia-
listen das Ohr
gekrault

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Harrison Ford
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