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05.03.20 Donnerstag,5.März2020DWBE-HP
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2 FORUM DIE WELT DONNERSTAG,5.MÄRZ
S
eit einer Woche bin ich auf Lesbos. Die
Situation ist inzwischen völlig eskaliert.
Nicht wegen der Geflüchteten, sondern
weil rechte Banden Jagd auf Geflüchtete,
Hilfsorganisationen und Journalisten ge-
macht haben. Am Strand konnte ich be-
obachten, wie Menschen nicht gerettet
wwwurden, die in Seenot waren. Es kostete mich Stunden undurden, die in Seenot waren. Es kostete mich Stunden und
viele Anrufe, bis das Boot von der Küstenwache in einen
griechischen Hafen geschoben wurde. Dort warteten rech-
te Demonstranten und bedrohten die Schiffbrüchigen.
Im griechischen Fernsehen werden Militärübungen an
den Grenzen gezeigt. Die Bilder sollen gezielt den Ein-
druck eines Bürgerkriegs vermitteln. Wer die martialische
Rhetorik, die griechische Forderung nach „maximaler Ab-
schreckung“ unterstützt, der gibt dem rechten Mob und
der rassistischen Gewalt recht. Denn wer sagt: „Wir wer-
den angegriffen, die Gewalt an den Grenzen ist notwen-
dig“, der sagt auch: „Schlagt zu, es ist nur Notwehr“. Und
das so kurz nach Hanau.
Gestern erreichte mich ein Video auf dem zu sehen ist,
wie Menschen auf einem Schlauchboot von einem Schiff
der griechischen Küstenwache in Lebensgefahr gebracht
werden. Es fallen Warnschüsse, ein Küstenwächter ver-
sucht ein Loch in das Boot zu stechen. Zunehmend wird
die Politik der maximalen Abschreckung in die Realität
umgesetzt. Tote werden in Kauf genommen.
Die pure Angst vor Schutzsuchenden lähmt die europäi-
sche Politik nun schon zu lange. Wenn man etwas aus 2015
lernen musste, dann dass der Krieg in Syrien auch Europa
betrifft. Und, dass man sich auf die Folgen gut vorbereiten
muss. Fünf Jahre später reden EU-Regierungen, auch die
Deutsche nun immer noch darüber, was sie alles nicht tun
können.
AAAber Politik muss zeigen, was geht. Nicht, was unmög-ber Politik muss zeigen, was geht. Nicht, was unmög-
lich ist. Es geht nicht um die Aufnahme von Millionen
Menschen, sondern um eine außenpolitische Antwort auf
die Syrienkrise. Auch fünf Jahre nach 2015 schaut man in
Syrien zu. Wenn 27 Staaten wegen der Drohung eines
anderen innerhalb von zwei Tagen in krisenhafte Stim-
mung verfallen, noch bevor es überhaupt eine ernsthafte
reale Krise gibt, dann ist das ein Armutszeugnis und keine
Antwort.
Die Situation auf Lesbos ist unhaltbar. Die griechischen
Inseln werden seit Jahren im Stich gelassen. Im Camp
Moria befanden sich 20.000 Menschen in einem Camp für
3 000. Darunter 7000 Kinder. Der für die Insel wichtige
Tourismus ist zusammengebrochen. Die EU hat die Inseln
jahrelang mit der Situation allein gelassen - das war unver-
antwortlich. All das ist keine Entschuldigung für die Ge-
walt, aber es zeigt, dass die EU eine Mitverantwortung hat,
weil sie die Inseln so lange im Stich gelassen hat. Wir Eu-
ropäer haben uns von Erdogan erpressbar machen lassen –
und werden nun auch von Erdogan erpresst. Der türkische
AAAutokrat instrumentalisiert Menschen, um politischenutokrat instrumentalisiert Menschen, um politischen
Druck auf uns auszuüben. Die Bilder, die wir in den letzten
Tagen gesehen haben, sind ein Geschenk für Erdogan.
Genau, das wollte er.
Leider ist die Antwort der EU genauso menschenunwür-
dig wie das Verhalten von Erdogan. Das zeigen uns die
Bilder von Kindern die an der Grenze von griechischen
Grenzbeamten mit Tränengas beschossen werden. Wer den
türkischen Autokraten zurecht dafür kritisiert, dass er die
Geflüchteten missbraucht und das Leid der Menschen in
Kauf nimmt, der darf nicht selbst unmenschlich handeln.
Wir könnten auch anders handeln, Stärke zeigen und dabei
nicht unsere europäischen Werte und Grundrechte aufs
Spiel setzen. Wir können Erdogans Erpressungsversuche
auf ins Leere laufen lassen und Menschlichkeit beweisen.
Es gibt viele Kommunen in Deutschland und Europa, die
bereit sind Menschen aufzunehmen. Wir sollten ihnen das
auch erlauben.
Die Antwort auf die Herausforderungen des 21. Jahr-
hunderts kann nicht lauten, dass wir mit Tränengas auf
Flüchtlingskinder schießen oder das Grundrecht auf Asyl
außer Kraft setzen. Wir müssen jetzt schnell und unbüro-
kratisch Hilfe zur Verfügung stellen. Politik hat immer die
AAAufgabe im Rahmen des Möglichen zu handeln. Wer nunufgabe im Rahmen des Möglichen zu handeln. Wer nun
unkontrolliert Gewalt anwendet, rechten Banden das Feld
überlässt und Erdogan durch eine hausgemachte Krise in
die Hände spielt, der kapituliert vor den aktuellen Heraus-
ffforderungen.orderungen.
Momentan entscheidet Erdogan, wie viele Menschen
nach Europa kommen – und nicht Europa. Europa kann
durch zügige Verteilung der Herausforderung nur die Vo-
raussetzung schaffen, nicht weiter erpressbar zu sein.
Nicht jeder Mensch hat das Recht auf Asyl in Europa, aber
alle haben das Recht auf ein faires Verfahren und men-
schenwürdige Behandlung. Das muss auch heute gelten.
AAAuf diese Situation mit Tränengas, militärischer Abschre-uf diese Situation mit Tränengas, militärischer Abschre-
ckung und Gewalt zu reagieren ist für Europa unwürdig.
TErik Marquardt sitzt für die Grünen im EU-Parlament
und ist derzeit auf Lesbos.
GAST-ESSAY
Erdogan entscheidet,
wer nach Europa kommt
ERIK MARQUARDT
Die Lage auf Lesbos
eskaliert – und die
europäische Gemeinschaft
schaut zu. Nicht jeder
Mensch hat das Recht auf
Asyl in Europa, aber allen
steht ein faires Verfahren
und menschenwürdige
Behandlung zu. Das muss
auch heute gelten
Flüchtlingskinder auf der griechischen Insel Lesbos im Februar 2020
ERIK MARQUARD
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IMPRESSUM
Wir dürfen nicht
vergessen, woher die
Linkspartei stammt
HENRYK M. BRODER
B
ei einem „Strategietreffen“ der Linkspartei in
Kassel über die Frage, wie man „das Land ver-
ändern“ und „einen sozial-ökologischen System-
wechsel“ herbeiführen könnte, ergreift eine Teilnehme-
rin aus dem Publikum das Wort und sagt, wie es „nach
‘ner Revolution“ weitergehen sollte. Mit der Energie-
wende und überhaupt. „Und auch wenn wir das eine
Prozent der Reichen erschossen haben, ist es immer
noch so, dass wir heizen wollen, wir wollen uns fort-
bewegen.“
WWWäre der Karneval nicht längst vorbei, müsste manäre der Karneval nicht längst vorbei, müsste man
annehmen, dass der Satz unter erheblichem Alkohol-
einfluss gezeugt wurde, im Zustand verminderter Zu-
rechnungsfähigkeit. Dem ist aber nicht so. Die Frau lallt
nicht, und sie setzt noch einen drauf: „Na ja, ist so! Wir
müssen mal von dieser Meta-Ebene runterkommen.“ Sie
schafft es nicht mehr zu erklären, was sie mit der „Meta-
Ebene“ meint, von der wir „runterkommen“ müssen, die
Wiedereinführung der Todesstrafe, oder eine sozial-
ökologische Dynamik, die in den 70er-Jahren erfolgreich
von der RAF praktiziert wurde? Ist ja auch egal, solche
Details können bis nach der Revolution warten. Jetzt, in
diesem Moment, müsste im Saal ein Sturm der Empö-
rung ausbrechen. Zu hören sind aber nur ein paar ver-
haltene Klatscher.
AAAuf der Bühne sitzen drei Diskutanten, ganz links deruf der Bühne sitzen drei Diskutanten, ganz links der
VVVorsitzende der Linkspartei, Bernd Riexinger. Er greiftorsitzende der Linkspartei, Bernd Riexinger. Er greift
zum Mikrofon und sagt: „Wir erschießen sie nicht, wir
setzen sie schon für nützliche Arbeit ein.“ Das Publikum
honoriert Riexingers Klarstellung mit Klatschen und
Lachen. Aber es ist keine wirkliche Klarstellung, auch
keine Distanzierung. Es ist eine Drohung zweiten Gra-
des, und das, was Riexinger mit „nützlicher Arbeit“
meint, kann ebenso letal enden wie eine standrechtliche
Exekution.
(Später, als die Sache bekannt wird und ein Video
auftaucht, wird Riexinger sagen, der Kommentar einer
Teilnehmerin der Strategiekonferenz sei „völlig aus dem
Kontext gerissen“, dennoch „inakzeptabel“. Er bedaue-
re, dass er ihn „nicht sofort unmissverständlich zu-
rückgewiesen“ habe.)
So ist das eben, wenn einem im richtigen Moment
nichts oder nicht das Passende einfällt. Wer zu spät
reagiert, den bestraft das Leben. Man sollte freilich
nicht jedes Wort auf die Briefwaage legen. In der Hitze
des Gefechts kann einem schon mal etwas rausrutschen,
das nicht so gemeint war, wie es sich anhörte. Nur: In
der Strategiekonferenz ging es so hitzig zu wie bei
einem Rentnerabend in „Clärchens Ballhaus“.
WWWenn man allerdings mit Sigmund Freud der Ansichtenn man allerdings mit Sigmund Freud der Ansicht
ist, dass es neben dem Ich auch ein Über-Ich und ein Es
gibt, dann muss man das Es ernst nehmen. Kinder und
Betrunkene sagen die Wahrheit, Hardcore-Kommuni-
sten, die von einer Revolution träumen, auch. Die Ge-
nossin, die sich als Sandra Lust, von der „LAG Betrieb
und Gesellschaft“ und der „BAG Klimagerechtigkeit“
vorstellte, hat sich nicht verplappert, nur ihren inneren
Schweinehund von der Leine gelassen. Und Riexinger
hat die Situation „verschlimmbessert“.
Man kann das Ganze aber auch positiv sehen, als
einen Beitrag zur Aufklärung. Wir haben vergessen,
woher die Linkspartei kommt. Sie hat es geschafft, sich
so oft umzubenennen, bis ihre Herkunft im Abgrund der
Geschichte verschwunden war. Von wegen: Die Erinne-
rung ist das Geheimnis der Erlösung. Die Erinnerung ist
ein Stolperstein, den aus dem Weg räumen muss, wer
vorankommen will.
Die Linkspartei ist ähnlich divers wie die AfD. Da wie
dort gibt es vernünftige Leute auf der einen und Re-
aktionäre auf der anderen Seite, die Putin und Maduro
verehren, Amerika hassen und die Geschichte umschrei-
ben wollen. Es muss nicht immer der inzwischen sprich-
wörtliche „Vogelschiss“ sein, der alte und wohl auch
neue Ministerpräsident von Thüringen hat sich vor kur-
zem geweigert, die DDR einen „Unrechtsstaat“ zu nen-
nen, diese Einordnung müsse dem Dritten Reich vor-
behalten bleiben. In der Linksfraktion des Bundestages
sitzt ein Abgeordneter mit einem beachtlichen Stasi-
Hintergrund, der anlässlich des Jahrestages der Befrei-
ung von Auschwitz den Juden vorwarf, den Holocaust zu
missbrauchen.
Die Idee, „das eine Prozent der Reichen“ zu erschie-
ßen, ist, um mit Riexinger zu reden, „inakzeptabel“, sein
taktischer Vorschlag, sie „für nützliche Arbeit“ einzuset-
zen, ist es nicht weniger. Woran erinnert uns das? Ja –
man hätte die Juden nicht vergasen müssen, sie nach
Uganda oder Madagaskar umzusiedeln, wäre humaner
gewesen. Bis jetzt hat Riexinger nur bedauert, dass er
den „Kommentar“ der Genossin Sandra Lust „nicht
sofort unmissverständlich zurückgewiesen“ hat. Seinen
eigenen Kommentar mag er nicht kommentieren. Es
bleibt also bei der Option, dass „Reiche“ für „nützliche
Arbeit“ eingesetzt werden. Wer „reich“ ist und was als
„nützliche Arbeit“ gelten soll, könnte beim nächsten
Strategietreffen der Linkspartei festgelegt werden. Nach
der Revolution, in Riexingers Kellerbar.
KOMMENTAR
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